Schiffsgeschütz
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Schiffsgeschütze sind Geschütze, die an Bord von Kriegsschiffen eingesetzt werden. Sie haben zumeist ein größeres Kaliber als vergleichbare Landgeschütze, da Schiffe größere Lasten tragen können als Landfahrzeuge.
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[Bearbeiten] Geschichte
Sogenannte Feuerlanzen wurden seit deren erster Entwicklung im 11. Jahrhundert auf chinesischen Kriegsschiffen eingesetzt. Damals waren diese Handfeuerwaffen zunächst noch aus Bambusrohr. Mit der Erfindung der Kanone um 1300 waren Feuerwaffen aus Metall. Auch in Europa seit dem frühen 14. Jahrhundert auf Schiffen üblich, ging die Entwicklung der Schiffsgeschütze bis ins 18. Jahrhundert mit der Weiterentwicklung der Kanone einher. Es waren gegossene Metallrohre auf Holzlafetten die eine Reichweite von 200 bis 500 Meter hatten. Um die Feuerkraft zu erhöhen wurden immer größere Schiffe bis zu den Linienschiffen des 18. Jahrhunderts gebaut.
Karronade - auch Carronde, engl. Kriegsschiffe trugen nach 1780 Carronades. Die Carronde wurde 1774 von General Robert Melville entwickelt, die Gießerei Carron Iron Founding and Shipping Company baute den Prototyp Smasher. Ursprünglich für Armeeverwendung entworfen, kam 1779 eine bordverwendungsfähige Version auf Fregatten in Gebrauch. Prinzip: kurzes Rohr mit nach vorn hin erweiterte Seele wie beim Mörser und vergleichsweise kleine Pulvertreibladung, dadurch hatte das Geschoss eine niedrigere Geschwindigkeit als eine normale Kanone gleichen Kalibers, beim Auftreffen im Ziel rief die Kugel der Carronade größere Schäden hervor als das schneller fliegende Geschoss der Kanone und ließ einen Splitterregen auf den Gegner niedergehen.
Die Dahlgrenkanonen waren Schiffsgeschütze, die als Vollzylinder aus Gusseisen gegossen und anschließend aus- und abgedreht wurden. Sie wurden kurz vor und während des Amerikanischen Bürgerkriegs eingesetzt.
Mit der Erfindung der Dampfschiffe und der verbesserten Ballistik im 19. Jahrhundert ging man dazu über, weniger Kanonen mit größerem Kaliber und Reichweite in gepanzerten Stahltürmen oder Kasematten zu bauen. Der Meilenstein in dieser Entwicklung des Kriegsschiff- und Geschützbaus war die Dreadnought der Royal Navy.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war man der Überzeugung, dass immer größere Großkampfschiffe mit immer größeren Kalibern den Seekrieg entscheiden würden. So wurden vor und während des ersten Weltkriegs sehr große Schlachtschiffe gebaut, die aber kaum zum Einsatz kamen. Einzig in der Skagerrakschlacht trafen diese Schiffe in großer Anzahl aufeinander. Es stellte sich heraus, dass die eingesetzten Geschütze von bis zu 38,1 cm bei schlechter Sicht nicht effektiv einsetzt werden konnten, weil dabei die eigenen Granateinschläge beobachtet werden müssen, was bei Nebel oder Regen kaum möglich war. Das System der Beobachtung bestand darin, dass für die einzelnen Geschütztürme verschiedene Farben vorgesehen waren, die bei der Beschießung der Gegner den Granaten hinzugefügt wurden. So konnten die Beobachter die Feuerwirkung der einzelnen Geschütztürme verbessern, bis die Salven im Ziel lagen.
Aus den Erkenntnissen des Ersten Weltkrieges wurden zwischen den Kriegen neue Feuerleitsysteme entwickelt und im Zweiten Weltkrieg die ersten Radar gestützten Systeme genutzt. Der zweite Weltkrieg brachte auch die größten je gebauten Schlachtschiffe mit den größten Geschützkalibern hervor, die Yamato-Klasse hatte 9 Geschütze vom Kaliber 46,0 cm.
Gegen Mitte des Krieges wurde klar, dass Schlachtschiffe nicht mit den größten Kalibern gegen von Flugzeugen abgeworfene Bomben und Torpedos ankämpfen konnten. So wurden viele Schlachtschiffe versenkt, ohne auch nur einen Schuss aus ihrer Hauptartillerie abgefeuert zu haben.
Deshalb wurden die meisten noch verbliebenen Schlachtschiffe nach dem Zweiten Weltkrieg außer Dienst gestellt oder sie dienten dem Küstenbeschuss. Die letzten Schlachtschiffe der Iowa-Klasse der US Navy wurde 1991 außer Dienst gestellt.
Die Entwicklung der Geschütze mit kleineren Kalibern bis 21 cm wurde aber auch nach dem zweiten Weltkrieg fortgeführt.
Heute werden auf den meisten Kriegsschiffen Kanonen bis zum Kaliber 15,5 cm benutzt, die eine automatische Ladevorrichtung haben und deren Schussweite sich nach der verwendeten Munitionsart richtet.
[Bearbeiten] Revolverkanonen
Kanonen im Stil der Gatling-Kanone mit rotierenden Läufen kehrten wegen ihrer hohen möglichen Schussfrequenz in Flugzeugen und seegestützten Raketenabwehrsystemen zurück. Herkömmliche Maschinengewehre erfordern wegen der Überhitzung der Läufe Feuerpausen zum Abkühlen oder ein Auswechseln der Läufe in regelmäßigen Abständen, oder aufwendige Kühlsysteme für die Läufe. Bei der Gatling-Kanone ist das Auswechseln mechanisiert. Der Nachteil des höheren Gewichts kommt nicht so sehr zum Tragen, da sie auf Fahrzeugen oder Flugzeugen montiert wird. Ein Beispiel ist die M61 Vulcan 20mm-Kanone, die von General Electric hergestellt wird. Die Läufe rotieren mit Hilfe eines Elektromotors. Sie hat sechs Läufe und kann mehr als 6000 Schuss pro Minute abgeben. Diese Schussfrequenz kann mit einem herkömmlichen Maschinengewehr nicht erreicht werden.
Close-in-Weapon-System (CIWS) (dt. Nahbereichsverteidigungssystem) und wird hauptsächlich auf Kriegsschiffen gegen anfliegende Flugkörper oder kleine Oberflächenfahrzeuge verwendet.
Die Tendenz geht in Richtung hülsenloser Patronen, das heißt Patronen, bei denen das Treibmittel mit dem Geschoss vergossen ist und eine elektrische Zündung erfolgen kann. Dadurch kann der Zündzeitpunkt bei so enormer Kadenz (100/s) noch genau eingehalten werden und so die Trefferlage verbessert werden. Allerdings reduziert sich dadurch die Dauerfeuerzeit drastisch, da die Messinghülsen der klassischen Gatling-Guns den größten Teil der Abwärme aus der Waffe transportierten.
Dabei steht nicht so sehr der Kampf Schiff gegen Schiff im Vordergrund, da diese meist mit Seezielflugkörpern angegriffen werden. Geschütze dienen der Nahbereichsabwehr von Booten oder zum Küstenbeschuss.
[Bearbeiten] Siehe auch
Kanone - Artillerie - Kanonenkugel - Munition - Geschützturm - Mörser
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Schiffsgeschütze – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |