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Stein von Rosette

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Stein von Rosetta
Stein von Rosetta

Der Stein von Rosette oder Stein von Rosetta oder auch Rosettastein (frz.: la pierre de Rosette) ist eine halbrunde Stele aus Gabbro mit einem in drei Schriften eingemeißelten Text, der maßgeblich zur Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen beitrug.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Details

Der Stein stammt aus dem Jahr 196 v. Chr. und enthält ein eingemeißeltes Dekret des Rates der ägyptischen Priester. Die gesamte Stele ist jedoch stark verwittert und die ganze linke obere Ecke abgesprengt, aber auch an anderen Stellen fehlen größere Textpassagen. Dadurch sind vom Hieroglyphentext zwei Drittel verloren. Dieser Text wurde in drei verschiedenen Schriften geschrieben, so dass ihn drei Bevölkerungsgruppen lesen konnten:

[Bearbeiten] Entdeckung

Während der ägyptischen Expedition Napoléons wurde der Stein am 15. Juli 1799 von einem französischen Offizier namens Pierre François Xavier Bouchard bei Rosette im Niltal gefunden. Der General Menou nahm ihn zunächst in sein Haus nach Alexandria. Von Wissenschaftlern, die Napoléon auf seinem Feldzug begleiteteten, wurde der Stein untersucht und schließlich zusammen mit anderen Kunstschätzen Ägyptens nach Frankreich gebracht. Dort verblieb er bis zum Jahr 1815. Nach dem Fall Napoléons beschloss der Wiener Kongress die Herausgabe aller von Frankreich geraubten Kunstschätze. Der Stein von Rosette wurde jedoch von den Briten beansprucht und ist daher seit 1815 im Britischen Museum in London ausgestellt.

[Bearbeiten] Entzifferung der ägyptischen Schrift

Experten beim Inspizieren des Steins während eines Orientalistenkongresses, 1874
Experten beim Inspizieren des Steins während eines Orientalistenkongresses, 1874
Place des Écritures
Place des Écritures

Der Stein enthält dreimal denselben relativ langen Text und die griechische Version ist gut lesbar. Deswegen bot der Stein – ähnlich wie auch andere Bilinguen – einen Schlüssel zur Entzifferung der ägyptischen Schriften.

[Bearbeiten] Durch Jean-François Champollion

Jean-François Champollion gelang 1822 anhand des Steines die Entzifferung der demotischen Schrift sowie die Entschlüsselung der hieratischen Schrift und die der Hieroglyphen. Er konnte jedoch nicht am Original, sondern nur an einer Abschrift des Steines arbeiten. In seiner französischen Geburtsstadt Figeac befindet sich auf der sogenannten Place des Écritures (Platz der Schriften) eine stark vergrößerte Kopie des Steins von Rosetta.

Nach der Veröffentlichung seiner Entdeckung gelang die Entzifferung weiterer Hieroglyphen relativ schnell. Dadurch wurde es Archäologen möglich, viele weitere ägyptische hieroglyphische Inschriften zu entziffern. Der Stein von Rosetta war daher einer der Anstöße für die moderne Ägyptologie. Tatsächlich wird sein realer Wert für Champollions Arbeit überbewertet, der die Übersetzung nie veröffentlichte.

[Bearbeiten] Durch andere Forscher

Champollion war nicht der Einzige, der sich mit dem Stein von Rosette beschäftigte. Einige Forscher hatten zuvor gewissermaßen die Grundlagen für Champollions Arbeit gelegt:

  • Silvestre de Sacy versuchte anhand des Steins von Rosette, den demotischen Text durch einen graphischen Vergleich mit dem griechischen Teil zu deuten.
  • Dem Schweden Johan David Åkerblad gelang es, die demotischen Namen zu lesen, womit er die Arbeit Sacys fortsetzte.
  • Thomas Young beschäftigte sich ein Jahr lang mit dem Stein von Rosetta. Bis zu seinem Lebensende behauptete er, die Hieroglyphen entziffert zu haben und lehnte gleichzeitig die Forschungsergebnisse von Champollion ab. Er entzifferte im demotischen und hieroglyphischen Teil Königsnamen und Begriffe, die mehrfach im Text vorkamen. Dabei gelang es ihm jedoch nicht, die Struktur der altägyptischen Schrift tatsächlich zu entziffern.

[Bearbeiten] Übersetzung des Textes

Die folgende Übersetzung des griechischen Textes auf dem Stein von Rosette stammt von W. Drumann (siehe Literatur):


1 Als der junge König regierte und die Regierung vom Vater übernahm, der Herr der Königreiche, der preiswürdige, welcher Ägypten und den Dienst der Götter wiederherstellt,

2 der gottesfürchtige, der die Feinde überwunden, durch welchen ein neues Leben unter den Menschen begonnen, der Herr der Zeiten von dreißig Jahren, der Hephästos, der grosse König, wie Helios

3 der grosse König der oberen und unteren Gegenden, der Sohn der Götter Philopatoren, welchen Hephästos würdig gefunden, welchem Helios den Sieg gegeben, das lebendige Bild des Zeus, der Sohn des Helios Ptolemäus,

4 der ewig lebende, welchen Phtha liebt, im neunten Jahre, als Aetos, der Sohn des Aetos, Priester war Alexanders, und der Götter Soteren, und der Götter Adelphen, und der Götter Evergeten und der Götter Philopatoren und

5 des Gottes Epiphanes, des gnadenreichen, als Pyrrha, die Tochter des Philinus, Athlophore des Berenice Evergetis war, Aria, die Tochter des Diogenes, Cenephore der Arsionoe Philadelphus, Irene, die Tochter des Ptolemäus, Priesterin der Arsinoe

6 Philopator, am vierten des Monats Xandicus, am achtzehnten des ägyptischen Mechir haben die Hohenpriester, und die Propheten, und die, welche in das Heiligtum gehen, um die Götter

7 zu kleiden, und die Pterophoren, und die heiligen Schreiber, und alle anderen Priester, welche aus den Tempeln des Landes zum Könige nach Memphis gekommen sind, zu der Feier, als Ptolemäus

8 der ewig lebende, welchen Phtha liebt, der Gott Epiphanes, der gnadenreiche, die Regierung übernahm, welche er von seinem Vater ererbt, sich im Tempel zu Memphis versammelt und an demselben Tage ausgesprochen:

9 da der König Ptolemäus, der ewig lebende, welchen Phtha liebt, der Gott Epiphanes, der gnadenreiche, der Sohn des Königs Ptolemäus und der Königin Arsinoe, der Götter Philopatoren, den Tempeln

10 und deren Dienern und allen seinen Unterthanen viele Wohlthaten erwiesen, er, ein Gott von einem Gotte und einer Göttin entsprossen, wie Horus, der Sohn der Isis und des Osiris, der Rächer seines Vaters Osiris, und da er, stets

11 den Göttern zu spenden, den Tempeln Einkünfte an Gelde und Getreide zugesichert, und grossen Aufwand nicht gescheut, um Aegypten die Ruhe wieder zugeben, und den vorigen Zustand der Tempeln herzustellen,

12 und alle seine Machtfülle zum Heil der Menschen angewandt, und von den in Aegypten bestehenden Staatseinkünften und Steuern einige ganz erlassen, andere vermindert, damit das Volk und alle andern

13 unter seiner Regierung glücklich sein möchten; da er die Rückstände welche der königliche Schatz in Ägypten und in den andern Theilen des Reichs zu fordern hatte, obgleich sie sehr beträchtlich waren, erlassen, da er die, welche sich in den Gefängnissen

14 befanden, oder seit langer Zeit wegen Vergehen belangt ware, freigesprochen, da er auch befohlen hat, dass den Tempeln ihre Einkünfte, und was jährlich an Getreide und an Gelde

15 an sie entrichtet werden muss, ferner der Göttern gebührende Anteil an den Früchten des Weinlandes und der Paradise und an allem andern, was die Götter unter der Regierung seines Vaters erhielten

16 verbleiben sollen; da ferner von ihm verfügt ist, dass die Priester nicht mehr an Abgaben entrichten, als den Ansatz bis zum ersten Jahre der Regierung seines Vaters betrug; da er den heiligen Geschlechtern

17 die jährliche Schifffahrt nach Alexandrien erlassen, und auch verordnet hat, dass sie keinen Beitrag zur Flotte geben, ferner zwei Drittel der Byssus- Zeuge, welche sie sonst in den Schatz lieferten

18 den Tempeln erlassen, auch alles, was in frühern Zeiten abgekommen war nach Herkommen und Recht wieder hergestellt, darauf bedacht, dass den Göttern das Übliche entrichtet werde,

19 wie es sich geziemt, und da er jedem Gerechtigkeit werden lässt, wie Hermes, der grosse und aber grosse; da er auch verfügt hat, das die Krieger und die andern, welche in den Zeiten der Unruhen

20 sich ihm feindlich gezeigt, dann aber zurück gekehrt sind, ihre Besitzungen behalten sollen, und da er veranlasst hat, dass Truppen zu Pferde und zu Fusse und Schiffe gegen die ausgesandt wurden,

21 welche zur See und zu Lande gegen Ägypten heranzogen, und dabei viel Geld und Getreide aufwandte, um die Tempel und alle Einwohner des Landes zu sichern; da er auch

22 gegen Lycopolis im Gebiete von Busiris auszog, welches besetzt, und eine Belagerung ausgehalten, befestigt, und mit Waffen und mit allen andern Bedürfnissen in Überflus versehen war, weil der Aufstand der Frevler,

23 welchen es zum Sammelplatze diente, und die den Tempeln und den Einwohnern von Ägypten viel Übel zufügten, schon lange gedauert hatte;

24 da er vor die Stadt rückte, und sie mit grossen Wällen, Graben und Castellen umgab, und im achten Jahre, bei einer starken Nilschwelle, bei welcher die Ebenen überschwemmt zu werden

25 pflegen, den Flusse dadurch Schranken setzte, dass er die Mündungen der Canäle an vielen Orten mit bdeutendem Geldaufwande verstopfte, und Reiterei und Fussvolk zur Bewachung derselben aufstellte,

26 in kurzem die Stadt mit Sturm nahm, und alle Frevler in ihr vernichtete, wie Hermes und Horus, der Sohn der Isis und des Osiris diejenigen überwanden, welche früher in derselben Gegend

27 abgefallen waren; da er die, welche unter der Regierung seines Vaters den Aufruhr zuerst erregt, die Umgegend verwüstet und die Tempel beraubt hatten, als er sich nach Memphis begab, alle, wie sie es verdient, bestraft

28 und damit den Vater und seine eigene königliche Würde gerächt hat, zu der Zeit, als er sich dort einfand, um auf geziemende und herkömmliche Art die Regierung zu übernehmen; da er auch

29 den Tempeln die nicht unbedeutenden Rückstände an Gelde und Getreide, welche der Schatz bis ins achte Jahr zurück von ihnen zu fordern hatte, und den Werth der nicht an den königlichen Schatz gelieferten Byssus-Gewänder

30 und den Werth der Gewänder, welche geliefert, aber bei der Besichtigung nicht genügend befunden worden, bis zu derselben Zeit zurück erlassen; da er die Tempel von der rücktändigen Artabe von einem Acker Getreideland und eben so von der Leiferung eines Fasses

31 von einem Acker Weinland freigesprochen; da er Apis und Mnevis und den andern heiligen Thieren in Ägypten vieles geschenkt, und für alles, was sie betrifft, stets weit mehr besorgt, als die Könige

32 vor ihm, mit ausgezeichneter Freigiebigkeit gewährt, was sowohl ihr Begräbniss als die ihnen geweihten Tempel mit den Opfern, festlichen Versammlungen und andern Gebräuchen erfordern;

33 da er alles worauf die Ehre und das Ansehen der Tempel in Aegypten beruhet, wie es sein soll, unverändert gelassen, und den Tempel des Apis durch prachtvolle Gebäude erweitert, wozu er eine grosse Menge von Gold und Silber

34 und Edelsteinen verwandt; da er Tempel, Capellen und Altäre errichtet, und die, welche eine Ausbeserung bedurften, wiederhergestellt, wo es das Göttliche gilt, von den Gesiinugnen eines wohlthätigen Gottes

35 beseelt; da er überdies, nachdem er sich darüber berichten lassen, die Tempel während seiner Regierung wieder mit Kostbarkeiten versehen, wie es sichgeziemt, wofür ihm die Götter Gesundheit, Sieg, Stärke und alles Gute gegeben.

36 und das Reich ihm und seinen kindern für alle Zeiten bleibt: so haben die Priester aller Tempel des Lande beschlossen, - mögen die Götter es segnen - zu der [Ehre] welche bisher

37 dem ewig lebenden Könige Ptolemäus, welchen Phtha liebt, dem Gotte Epiphanes, dem gnadenreichen, und eben so zu der, welche seinen Eltern, den Göttern Philopatoren, und seinen Grosseltern, den Göttern Evergeten

38 und den Göttern Adelphen, und den Göttern Soteren erwiesen ist, viel grössere Ehrenerweisungen hinzuzufügen: dem ewig lebenden Könige, Ptolemäus, dem Gotte Epiphanes, dem gnadenreichen, in jedem Tempel, da wo sie am meisten gesehen werden kann, eine Statue zu errichten,

39 welche die Statue des Ptolemäus, des Rächers von Aegypten genannt werden, und neben welcher die Hauptgottheit des Tempels stehen soll, ihm die Siegeswaffe reichend, welcheeees auf eine [angemessene] Art

40 auszuführen ist; drei Mal des Tages sollen die Priester vor diesen Bildern den heiligen Dienst verrichten, und ihnen den heiligen Schmuck anlegen, und auch die übrigens an den [hohen] Festen vollbringen, was zu Ehren der andern Götter

41 eingeführt ist; auch soll dem Könige Ptolemäus, dem Gotte Epiphanes, den gnadenreichen, dem Sohne des Königs Ptolemäus und der Königin Arsinoe, der Götter Philopatoren, in [jedem] Tempel ein Bild und eine Capelle von Gold

42 geweiht und mit den übrigen Capellen in den Heiligtümern aufgestellt, und an den grossen Festen, an welchen die Aufzüge mit den Capellen gebräuchlich sind, auch die des Gottes Epiphanes, des gnadenreichen, umhergetragen

43 werden; damit sie jetzt und in Zukunft kenntlich sei, sollen die zehn goldenen Diademe des Königs auf der Capelle liegen, und eine Schlange hinzugefügt werden

44 [entsprechend] der schlagenförmigen Diademe auf den andern Capellen; in der Mitte derselben soll das Diadem liegen, welches Pschent genannt wird, und welches der König trug als er in [den Tempel zu] Memphis einzog,

45 um unter den herkömmlichen Gebräuchen die Regierung zu übernehmen; auf dem Vierecke, welches die Diademe umgiebt, soll man, neben dem vorhergenannten Diadem goldene Amulette anbringen, [mit der Inschrift:]

46 dieses ist dem Könige geweigt, welcher das obere und untere Land durch Wohlthaten verherrlicht hat; und wie es bereits in den Tempeln eingeführt ist, dass der dreissigste Tag des Mesori, an welchem das Geburtsfest des Königs gefeiert wird, und eben so ----

47 an welchem er die Regierung vom Vater erbte, nach dem Könige benannt werden, weil sie allen viel Gutes gebracht haben, so soll man diese in den Tempeln

48 Aegyptens, jeden in seinem Monat, als Feste feiern, und an diesen Tagen Brand- und Trankopfer bringen, und alles andere beobachten, was an den übrigen Festen gebräuchlich ist, und die Gaben [durch die Priester]

49 in dne Tempeln überreichen; auch soll man dem ewig lebenden, welchen Phtha liebt, dem Könige Ptolemäus, dem Gotte Epiphanes, dem gnadenreichen, jährlich in feierlicher Versammlung ein Fest begeben

50 [im ganzen] Lande, vom Neumonde des Thoth an fünf Tage hindurch, an welchen diejenigen, welche Brand- und Trankopfer bringen, und die übrigen heiligen Gebräuche beobachten, sich bekränzen sollen; nennen soll man sie

51 ausser nach dem Namen der andern Götter, deren Priester sie sind, nach dem Gotte Epiphanes, dem gnadenreichen, und in alle Beschlüsse, und in die ----

52 soll der Name seiner Priester aufgenommen werden; es soll auch den andern, welche nicht Priester sind, erlaubt sein, das Fest zu feiern und die erwähnte Capelle aufzustellen, und sie zu besitzen [zu dieser]

53 jährlichen [Feier]. Damit kund werde, warum die Aegypter verherrlichen und ehren den Gott Epiphanes den gnadenreichen, den König, wie es gebräuchlich ist, so soll [dieser Beschluss auf ein Denkmal von

54 schwarzem,] harten Stein in heiliger, in der Landes- und in griechischer Schrift [eingegraben, und das Denkmal in jedem Tempel] vom ersten und zweiten Range aufgestellt werden.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten, oder Die Inschrift von Rosette. Königsberg 1823

[Bearbeiten] Weblinks

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