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Thomas Brasch - Wikipedia

Thomas Brasch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thomas Brasch (* 19. Februar 1945 in Westow/Yorkshire; † 3. November 2001 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vita

Brasch wurde als Sohn jüdischer Emigranten im englischen Exil geboren, 1947 siedelte die Familie in die sowjetische Besatzungszone über. Hier begann eine steile politische Karriere des Vaters Horst Brasch (* 1922; † 1989), die ihn bis ins Amt des stellvertretenden Ministers für Kultur der DDR beförderte. Thomas Braschs Mutter war Journalistin und veröffentlichte Mitte der 1950er Jahre in einer Cottbuser Lokalzeitung sein erstes Gedicht. 1950 Geburt des Bruders Klaus Brasch († 1980), 1955 Geburt des Bruders Peter Brasch († 2001), 1961 Geburt der Schwester Marion Brasch.

Thomas Brasch besuchte 1956 bis 1961 die Kadettenschule der Nationalen Volksarmee in Naumburg (Saale). Nach dem Abitur arbeitete er als Schlosser, Meliorationsarbeiter und Setzer. 1964-65 studierte er Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Wegen „Verunglimpfung führender Persönlichkeiten der DDR“ wurde er exmatrikuliert und arbeitete erneut u.a. als Kellner und Straßenbauarbeiter.

1966 wurde die Inszenierung seines Vietnamprogramms „Seht auf dieses Land“ an der Berliner Volksbühne verboten. 1967 bis 1968 absolvierte Brasch ein Fernstudium für Dramaturgie an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg. Wegen der Verteilung von Flugblättern gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in der CSSR 1968 musste er sich gemeinsam mit Frank Havemann, Florian Havemann, Rosita Hunzinger, Sanda Weigl, Erika-Dorothea Berthold und Hans-Jürgen Uzkoreit vor Gericht verantworten. Er wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt und 1969 auf Bewährung entlassen.

Auf Vermittlung von Helene Weigel arbeitete er 1971-72 im Brecht-Archiv, seitdem lebte er als freier Schriftsteller. Mehrere Dramen, die zwischen 1970 und 1976 entstanden, wurden wegen ihrer Thematik und ihrer häufig experimentellen Form nicht aufgeführt oder nach kurzer Zeit abgesetzt, so z.B. die gemeinsam mit Lothar Trolle verfassten Lehrstücke „Das beispielhafte Leben und der Tod des Peter Göring“ und „Galileo Galilei - Papst Urban VIII.“. In dieser Zeit Bekanntschaft mit Heiner Müller, dessen Werk Thomas Braschs literarisches Schaffen nachhaltig prägte.

1976 war Brasch Mitunterzeichner der Resolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Nachdem die Publikation von Prosatexten durch staatliche Stellen verweigert worden war, stellte er einen Ausreiseantrag und übersiedelte gemeinsam mit seiner Freundin Katharina Thalbach und deren Tochter Anna Thalbach nach Westberlin. Sein kurze Zeit später bei Rotbuch erschienener Prosaband „Vor den Vätern sterben die Söhne“ wurde ein großer Erfolg und brachte ihm nachhaltige Anerkennung bei den Kritikern.

1978 erhielt er den Ernst-Reuter-Preis und 1979 ein Villa-Massimo-Stipendium. Er wurde 1982 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland und wurde für den Film „Engel aus Eisen“ mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. 1983 lebte er für ein Jahr in Zürich, wo er für den Film „Domino“ den Occhio del Pardo d´argento erhielt. Sein Hörspiel „Robert, ich, Fastnacht und die anderen“ wurde mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. Ab 1986 übersetzte er mehrere Theaterstücke William Shakespeares ins Deutsche. 1992 erhielt er den Kritikerpreis der Berliner Zeitung.

Nachdem Brasch seit dem Fall der Berliner Mauer für viele Jahre verstummt war und sich Gerüchte über Alkohol- und Drogenmissbrauch gemehrt hatten, überraschte er im Jahr 1999 mit seinem neuen Prosaband „Mädchenmörder Brunke“, der aus einem Manuskript von ursprünglich mehr als 10.000 Seiten entstand. Im gleichen Jahr kam es zur Uraufführung der Dramen „Stiefel muß sterben“ und „Die Trachinierinnen des Sophokles oder Macht Liebe Tod“, im Jahr 2000 folgte „Frauenkrieg. Drei Übermalungen“. Sein letztes Stück, „Eine Märchenkomödie aus Berlin“, blieb unvollendet. Thomas Brasch starb am 3. November 2001 in der Berliner Charité an Herzversagen. Das Grab des Schriftstellers befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte.

[Bearbeiten] Werke

  • Sie geht, sie geht nicht“, Theaterstück, 1970
  • Das beispielhafte Leben und der Tod des Peter Göring“, Theaterstück, gemeinsam mit Lothar Trolle, 1971
  • Galileo Galilei - Papst Urban VIII.“, Theaterstück, gemeinsam mit Lothar Trolle, 1972
  • Der Schweinehirt. Die wilden Schwäne“, zwei Hörspiele nach Hans Christian Andersen, Berlin 1975
  • Vom dicken Herrn Bell, der das Telefon erfunden hat“, Hörspiel, Berlin 1974
  • Herr Geiler“, Theaterstück, 1974
  • Lovely Rita“, Theaterstück, 1975
  • Poesiealbum 89“, Berlin 1975
  • Die argentinische Nacht“, Komödie nach Oswaldo Dragún, Berlin 1975
  • Vor den Vätern sterben die Söhne“, Prosa, Berlin 1977
  • Kargo. 32. Versuch auf einem untergehenden Schiff aus der eigenen Haut zu fahren“, Frankfurt (Main) 1977
  • Rotter. Und weiter. Ein Tagebuch, ein Stück, eine Aufführung.“, Frankfurt (Main) 1978
  • Der schöne 27. September“, Gedichte, Frankfurt (Main) 1980
  • Engel aus Eisen“, Buch zum gleichnamigen Film, Frankfurt (Main) 1981
  • Der König vor dem Fotoapparat“, Kinderbuch, Olten 1981
  • Domino“, Buch zum gleichnamigen Film, Frankfurt (Main) 1982
  • Anton Tschechows Stücke“, in der Übersetzung von Thomas Brasch, Frankfurt (Main) 1985
  • Lovely Rita, Lieber Georg, Mercedes“, Theaterstücke, Berlin 1988
  • Lovely Rita, Rotter, Lieber Georg“, Theaterstücke, Frankfurt (Main) 1989
  • Frauen Krieg Lustspiel“, Theaterstück, Frankfurt (Main) 1989
  • Drei Wünsche, sagte der Golem“, Gedichte, Prosa und Theaterstücke, Leipzig 1990
  • Mädchenmörder Brunke“, Prosaband, Frankfurt (Main) 1999
  • Liebe Macht Tod“, Stücke und Materialien, Frankfurt (Main) 2002
  • Shakespeare-Übersetzungen“, Frankfurt (Main) 2002
  • Wer durch mein Leben will, muß durch mein Zimmer“, Gedichte, Frankfurt (Main) 2002

[Bearbeiten] Filmographie

Braschs erster Film für den er 1982 den bayrischen Filmpreis erhielt. Seine Rede zur Feier sorgte für heftige Reaktionen, da der Preis und der Film aus Westdeutschland stammen, Brasch sich aber auch für seinen Ausbildungszeit in der DDR bedankte.

Inhaltsangabe: Der Film spielt zur Zeit der Luftbrücke (1948) in Berlin. Es ist der heißestes Sommer seit 30 Jahren und die Gladowbande um den 17-jährigen Werner Gladow nutzt das politische Chaos der Zeit um Raubüberfälle auszuüben. Werner lernt den Henker Völpel kennen, der durch Beziehungen zur Polizei Baupläne verschiedener Gebäude einsehen kann, damit ermöglicht er der Bande größere Überfälle. Lisa, das einzige weibliche Mitglied der Bande, träumt von einer Karriere als Sängerin und hofft durch ihre Mithilfe auf ein Startkapital. Völpel und Werner planen weitere Coups, doch als der Kriegszustand beendet wird, wissen beide, dass der Alltag und das Gesetz wieder einsetzen. Werner will fliehen, er wird jedoch gefangen und Völpel muss ihn hinrichten. Der Henker, der nie wieder arbeiten wollte, muss nun wieder Akten sortieren. Die einzige, die mit Gewinn aus der Bande, ein neues Leben beginnen kann ist Lisa. Sie kann durch Hilfe ihrer kleinen Tochter fliehen und sogar das Geld aus dem letzten Coup mitnehmen.

Der Film wurde in schwarz-weiß gedreht.

[Bearbeiten] Weblinks

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