Vertrag von Sèvres (Osmanisches Reich)
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Der Vertrag von Sèvres (auch Frieden von Sèvres) vom 10. August 1920 zwischen der Entente1 und dem Osmanischen Reich gehört zu den Pariser Vorortverträgen, die den Ersten Weltkrieg beendeten.
1 Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Indien, Frankreich, Italien, Japan, Armenien, Belgien, Griechenland, Hedschas, Polen, Portugal, Rumänien, Jugoslawien und die Tschechoslowakei.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Vertrag wurde durch Bevollmächtigte (Damat Ferid) des osmanischen Sultans Mehmed VI., der seinen Thron retten wollte, unter heftigem Protest unterzeichnet. Zur Ratifizierung des Vertrages durch das Osmanische Parlement kam es nie, da der Sultan das Parlament auflöste. Der Vertrag wurde auch von der Unabhängigkeitsbewegung im Rest der Türkei abgelehnt. Diese Bewegung unter Führung von Mustafa Kemal nahm diesen Vertrag zum Anlass, sich zur rechtmäßigen Regierung zu erklären. Sie ersetzte die Monarchie in Konstantinopel durch eine Republik in Ankara.
Durch diesen Vertrag verlor das Osmanische Reich einen Großteil seines Territoriums — Hedschas (jetzt Teil von Saudi-Arabien), Armenien, Mesopotamien sollten unabhängig werden. Kurdistan sollte erst autonom, und nach Artikel 64 dann auch eventuell unabhängig werden. Später könnten dann auch die Kurden in Mosul über einen Anschluss an einen kurdischen Staat entscheiden.
Als Völkerbundmandate wurden Mesopotamien (Irak) und Palästina an Großbritannien, Syrien und der Libanon an Frankreich übergeben, Thrakien und Smyrna kamen an Griechenland. Der Bosporus und das Marmarameer sollten entmilitarisiert und internationalisiert werden. Die Regierung in Ankara lehnte den Vertrag ab und leistete der griechischen Armee bei der Invasion der Türkei Widerstand. Der Vertrag ist nie in Kraft getreten, weil er nicht von allen Vertragsstaaten ratifiziert wurde. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919-1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert.
[Bearbeiten] Literatur
- Mustapha Kémal, ou, La mort d'un empire de Benoist-Méchin, édition Albin Michel, 1954, ISBN 2226021957
- L'Empire ottoman : le déclin, la chute, l'effacement de Yves Ternon, édition du Félin, 2002, ISBN 2-86645-425-1
- L'Orient arabe : arabisme et islamisme de 1798 à 1945 de Henry Laurens, édition Albin Michel, 2000, ISBN 2-200-25176-