Mittelgebirge
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Ein Mittelgebirge ist ein Gebirge, das im Gegensatz zum Hochgebirge eine bestimmte Höhe nicht überschreitet, jedoch auch eine gewisse Mindesthöhe haben muss, um sich vom Umland abzuheben. Diese Höhen sind nicht genau festgelegt, sie liegen etwa zwischen 400 und 1.500 m.
Mittelgebirge sind oft alte Rumpfgebirge oder Tafelbergländer und weisen wegen der geringen Höhe keine glazialen Formen auf, so dass flachwellige Oberflächenformen vorherrschen. Im Unterschied zu den Hochgebirgen gibt es wegen der geringen Höhe der Mittelgebirge nur wenige oder gar keine unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation.
Bei einer entsprechenden Exposition der Mittelgebirge zur Hauptwindrichtung sind häufig stark ausgeprägte Steigungsregen zu beobachten.
Das Riesengebirge kann man als Grenzfall zwischen Hoch- und Mittelgebirge einordnen, es überschreitet in mehreren Bereichen die 1.500-m-Marke und weist dort auch eine typische Hochgebirgsvegetation auf, seine Oberflächenformen sind jedoch überwiegend denen von Mittelgebirgen vergleichbar.
Alle Gebirge in Deutschland mit Ausnahme der Alpen sind Mittelgebirge und gehören zur geographischen Großregion Deutsches Mittelgebirge. In Österreich zählen das Böhmische Massiv mit dem Mühlviertel und die teilweise breite Flyschregion in den nördlichen Voralpen zu den Mittelgebirgen. In der Schweiz befinden sich die Erhebungen des Juragebirges und die höheren Lagen des Mittellandes auf Mittelgebirgsniveau.
Das höchste deutsche Mittelgebirge ist seit 1945 der Schwarzwald, vorher war es das zu den Sudeten gehörende Riesengebirge mit der Schneekoppe (1605 m) als höchste Erhebung. Das nördlichste deutsche Mittelgebirge ist das Wiehengebirge.
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[Bearbeiten] Entstehung der deutschen Mittelgebirge
Die deutschen Mittelgebirge gehören nach den skandinavischen und britischen Gebirgen sowie dem Uralgebirge zu den ältesten Gebirgen Europas, auch wenn sich ihr heutiges Aussehen erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit so entwickelt hat. Im Karbon, also vor rund 350 Millionen Jahren bildete sich in Mitteleuropa das Variskische Gebirge. Direkt nach der Entstehung begann die Abtragung des Gebirges als exogener Einfluss während der Zeit des Perms. In der Zeit der Trias, welche vor ca. 225 Millionen Jahren begann, war Mitteleuropa mal Land und mal Meeresgrund. Deshalb finden sich heute in den deutschen Mittelgebirgen verschiedene Sedimentschichten. Meistens wechseln sich Bundsandstein als terrestrische und Keuper sowie Muschelkalk als maritme Sedimentschicht ab. Zur Zeit der Jura wurde besonders viel Kalk und in der Kreidezeit besonders viel Kreide abgelagert. Mit dem Beginn des Neozoikums vor rund 70 Millionen Jahren wandelte sich der Vorgang der Abtragung des variskischen Gebirges. Es kam im Tertiär zur alpidischen Gebirgsbildung. Dadurch entstanden starke Kräfte auf die Reste - also Rümpfe - des variskischen Gebirges. Da die Gesteine schon gefaltet worden waren konnten sie die Spannungen nur durch Risse und "Auseinanderbrechen" aufheben. Es kam zur Entstehung von Bruchschollen. Diese Bruchschollen wurden dann angehoben(Horstscholle - Bsp.: Harz), haben sich abgesenkt (Grabenbruch - Bsp.: Oberrheingraben) oder wurden auf andere aufgeschoben (Pultscholle - Bsp.: Erzgebirge). Wir finden also die verschiedensten Formen in den deutschen Mittelgebirgen. Dies ist auch auf die Abtragung der Sedimente aus dem Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) zurückzuführen. Bei einigen haben sich die damaligen Sedimente relativ gut gehalten, aber in anderen Gebirgen wurden sie völlig abgetragen. Das hängt immer von der geografischen Lage und der damit verbundenen Stärke exogener Vorgänge zusammen. Da man die Gebirge immer nach ihrem letzten Entstehungsvorgang klassifiziert, sind die deutschen Mittelgebirge heute ein Bruchschollengebirge.
[Bearbeiten] Entstehung der Salzlagerstätten im deutschen Mittelgebirge
Vor 200 bis 10 Millionen Jahren entstanden im Mittelgebirge Deutschlands große Salzlagerstätten. Man kann die Entstehung der enormen Menge an Salz nicht auf ein einzelnes Ereignis in der Erdgeschichte zurückführen, doch haben Geowissenschaftler festgestellt, dass ein mehrfach eingetretener Zyklus die Ursache für die Salzanreicherung im deutschen Mittelgebirge darstellt:
Nachdem sich durch Verschiebung und Kollision der Erdplatten unter anderem das deutsche Land bildete (begleitend: Variskische Gebirgsbildung), wurde besonders das Gebiet des heutigen Mittelgebirges von gewaltigen Wassermassen überschwemmt (Transgression). So befand sich mindestens sechs Mal über dem deutschen Mittelgebirge ein vom offenen Meer durch eine flache Schwelle (Barre) abgeschlossenes salzhaltiges Binnenmeer.
Mit der Zeit verdunstete das Wasser und das in ihm gelöste Salz blieb auf dem Meeresgrund, der hauptsächlich aus Salz und kleinen Steinen bestand, zurück. Das nun ausgetrocknete Meer wurde wieder und wieder mit Wasser vom offenen Meer gefüllt und der Verdunstungsvorgang setzte erneut ein. Es ist vorgekommen, dass das Binnenmeer nicht ganz austrocknete, sondern gleich mit Wasser aus dem offenen Meer gefüllt worden ist.
Dieser Zyklus, der seinen Höhepunkt im Perm hatte, wird als Salinarzyklus bezeichnet. Am Ende waren große Teile des Bodens im Mittelgebirge in abwechselnde Schichten von Salzen, Tonlagen und Steinen unterteilt. Diese Schichten wurden durch das Wirken von endogenen und exogenen Kräften verformt und in andere Höhenlagen befördert. Heute sind im Mittelgebirge Chloride (z. B. Steinsalz), Anhydrit, Gips und Kalisalze zu finden.
[Bearbeiten] Inntal
Als Mittelgebirge bezeichnet man auch die eiszeitlich geformten Terrassen des Tiroler Inntales südwestlich und südöstlich von Innsbruck. Sie überragen den Talboden um etwa 100–500 m.
[Bearbeiten] Deutsche Mittelgebirge
Die Geokoordinaten in der folgenden Tabelle geben die Position der höchsten Erhebung an. An den Namen mancher Erhebungen ist zu erkennen, dass manche Mittelgebirge grenzübergreifend sind. Die Tabelle ist nach der Höhe der höchsten Erhebung sortiert.
Gebirgsname | Höchste Erhebung | Höhe (m) | Breite | Länge | Genauigkeit |
---|---|---|---|---|---|
Wiehengebirge | Heidbrink | 320 | N52°17'00" | E08°28'30" | +/- 30" |
Elm (Höhenzug) | Eilumer Horn | 323 | N52°12'00" | E10°45'00" | +/- 30" |
Wesergebirge | Hohenstein | 340 | N52°12'00" | E09°19'30" | +/- 30" |
Bückeberg | Bückeberg | 367 | N52°15'30" | E09°13'00" | +/- 30" |
Deister | Bröhn | 405 | N52°15'11" | E09°29'31" | +/- 1" |
Süntel | Hohe Egge | 437 | N52°10'30" | E09°23'00" | +/- 30" |
Teutoburger Wald | Barnacken | 446 | N51°51'30" | E08°54'30" | +/- 30" |
Vogler | Ebersnacken | 460 | N51°56'00" | E09°34'00" | +/- 30" |
Siebengebirge | Großer Ölberg | 460 | N50°40'56" | E07°14'54" | +/- 1" |
Eggegebirge | Preußischer Velmerstot | 468 | N51°50'00" | E08°57'30" | +/- 30" |
Reinhardswald | Staufenberg und Gahrenberg | 472 | N51°27'00" | E09°34'00" | +/- 30" |
Kyffhäuser | Kulpenberg | 474 | N51°24'42" | E11°04'39" | +/- 1" |
Leinebergland | Bloße Zelle im Hils | 480 | N51°57'30" | E09°41'30" | +/- 30" |
Steigerwald | Scheinberg | 499 | ? | ? | +/- 30" |
Bergisches Land | Homert | 519 | N51°04'39" | E07°41'32" | +/- 1" |
Solling | Große Blöße | 528 | N51°47'00" | E09°26'00" | +/- 30" |
Langenberge | Schwengeberg | 557 | N51°15'00" | E09°20'30" | +/- 30" |
Kaiserstuhl | Totenkopf | 557 | N48°04'51" | E07°40'14" | +/- 1" |
Spessart | Geiersberg | 586 | N49°54'00" | E09°26'00" | +/- 30" |
Habichtswald | Hohes Gras | 615 | N51°18'30" | E09°21'30" | +/- 30" |
Fränkische Schweiz | Kleiner Kulm | 623 | |||
Odenwald | Katzenbuckel | 626 | N49°28'30" | E09°02'30" | +/- 30" |
Knüllgebirge | Eisenberg | 636 | N50°53'14" | E09°31'02" | +/- 1" |
Kaufunger Wald | Hirschberg | 643 | N51°14'30" | E09°46'00" | +/- 30" |
Westerwald | Fuchskaute | 656 | N50°39'30" | E08°06'00" | +/- 30" |
Ebbegebirge | Nordhelle | 663 | N51°08'54" | E07°45'23" | +/- 1" |
Pfälzerwald | Kalmit | 673 | N49°19'08" | E08°04'58" | +/- 1" |
Kellerwald | Wüstegarten | 675 | N51°00'59" | E09°05'03" | +/- 10" |
Nordpfälzer Bergland | Donnersberg | 687 | |||
Fränkische Alb | Hesselberg | 689 | N49°04'00" | E10°32'00" | +/- 30" |
Elbsandsteingebirge | Hoher Schneeberg / Decínský Snežník | 722 | N50°47'30" | E14°07'00" | +/- 30" |
Eifel | Hohe Acht | 746 | N50°23'30" | E07°00'30" | +/- 30" |
Hoher Meißner | Kasseler Kuppe | 754 | N51°14'30" | E09°51'30" | +/- 30" |
Vogelsberg | Taufstein | 773 | N50°31'00" | E09°14'30" | +/- 30" |
Zittauer Gebirge | Lausche | 793 | N50°51'00" | E14°39'00" | +/- 30" |
Frankenwald | Döbraberg | 794 | N50°17'00" | E11°39'00" | +/- 30" |
Hunsrück | Erbeskopf | 818 | N49°44'00" | E07°05'30" | +/- 30" |
Elstergebirge | Pocatecky Vrch (siehe auch: Hoher Brand) | 818 | N50°19'30" | E12°26'30" | +/- 30" |
Linzgau (oberer) | Höchsten | 833 | N47°49'19" | E9°23'58" | +/- 30" |
Rothaargebirge | Langenberg | 843 | N51°16'30" | E08°33'30" | +/- 30" |
Thüringer Schiefergebirge | Großer Farmdenkopf | 869 | N50°30'30" | E11°02'00" | +/- 30" |
Taunus | Großer Feldberg | 879 | N50°13'55" | E08°27'26" | +/- 1" |
Rhön | Wasserkuppe | 950 | N50°29'53" | E09°56'16" | +/- 1" |
Thüringer Wald | Großer Beerberg | 983 | N50°39'29" | E10°44'38" | +/- 5" |
Schwäbische Alb | Lemberg | 1.015 | N48°09'00" | E08°45'00" | +/- 30" |
Oberpfälzer Wald | Schwarzkopf / Cerchov | 1.041 | N49°23'00" | E12°47'00" | +/- 30" |
Fichtelgebirge | Schneeberg | 1.053 | N50°03'30" | E11°51'30" | +/- 30" |
Harz | Brocken | 1.141 | N51°48'00" | E10°37'00" | +/- 30" |
Erzgebirge | Keilberg/Klinovec (siehe auch: Fichtelberg) | 1.243 | N50°24'00" | E12°58'00" | +/- 30" |
Bayerischer Wald | Großer Arber | 1.456 | N49°07'00" | E13°08'00" | +/- 30" |
Schwarzwald | Feldberg | 1.493 | N47°52'25" | E08°00'14" | +/- 1" |
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Mittelgebirge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |