WAZ-Mediengruppe
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Die WAZ-Mediengruppe mit Firmensitz in Essen ist mit Beteiligungen an Zeitungen und Zeitschriften in insgesamt neun europäischen Ländern und einem Gesamtangebot von über 500 Titeln das zweitgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über feste Standbeine im Rundfunk-, Fernseh- und Internetgeschäft. Das Fernsehgeschäft war eine rein finanzielle Beteiligung, die 2005 an Bertelsmann verkauft wurde. Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe sind Bodo Hombach und Dr. Detlef Haaks (bis Ende März 2007). Dr. Erich Schumann, der vom WAZ-Mitgründer Erich Brost adoptiert wurde, fungierte von 1978 bis zu seinem Tod im Januar 2007 ebenfalls als Geschäftsführer.
Aus der in der Nachkriegszeit entstandenen Zeitung ist ein Pressekonzern geworden, dessen Geschäftsschwerpunkt auf Regionalzeitungen und Wochenzeitschriften liegt. Die WAZ-Mediengruppe gilt als "SPD-nah", was angesichts der Mitherausgabe z. B. der konservativen Westfalenpost nicht zutrifft. Genauso gehören zur WAZ-Mediengruppe einige Zeitungen, etwa die Westfälische Rundschau, die über den Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG zu 13,1 % der DDVG, einer Medien-Holding der SPD, gehört.
Die WAZ-Gruppe gehört noch heute den beiden Gründerfamilien Brost und Funke, die auch eine Beteiligung am Otto-Versand besitzen, und gilt laut Schätzungen als der renditestärkste Pressekonzern Deutschlands, wenngleich keine Zahlen veröffentlicht werden.
2003 kam die WAZ-Mediengruppe gleich mehrfach als Aufkäufer verschiedener Medienkonzerne ins Gespräch. Es wurde über eine Übernahme des Axel-Springer-Verlags, der insolventen Kirch Gruppe sowie der finanzschwachen Süddeutschen Zeitung spekuliert.
2003 gründete die WAZ Mediengruppe gemeinsam mit der Verlagsgruppe Holtzbrinck und der Ippen Verlagsgruppe die ISA GmbH & Co. KG. Dieses Unternehmen ist auf Anzeigenportale im Internet spezialisiert und betreibt unter anderem die Portale immowelt.de, stellenanzeigen.de, markt.de und 'trauer.de'.
Ebenfalls ist die WAZ-Gruppe aktiv im Blog-Bereich tätig, wo sie die prominente deutsche Blogger-Größe Katharina Borchert, alias 'Lyssa', für sich gewinnen konnte
Die Gruppe verlegt im In-und Ausland 38 Tageszeitungen, 108 Publikums- und Fachzeitschriften, 133 Anzeigenblätter und 250 Kundenzeitschriften.
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[Bearbeiten] Inland
In Nordrhein-Westfalen gehören die NRZ (Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung), die WP (Westfalenpost) und die WR (Westfälische Rundschau) zur WAZ-Gruppe. Zudem ist die WAZ am IKZ (Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung) als Minderheitseigentümer beteiligt. Im Kerngebiet Essen besitzt die WAZ ferner zwei wöchentlich erscheinende, lokale Kaufzeitungen: die Borbecker Nachrichten und die Werdener Nachrichten. Außerdem besitzt die WAZ drei Regionalzeitungen in Thüringen, nämlich die Thüringer Allgemeine, die Ostthüringer Zeitung und die Thüringische Landeszeitung, und verfügt in deren Verbreitungsgebiet über ein Monopol. Von der Verlegerfamilie Voigt hat die WAZ-Gruppe bereits 75% am Braunschweiger Zeitungsverlag ("Braunschweiger Zeitung") erworben, wobei das Bundeskartellamt noch zustimmen muss. Kurz darauf hat der Essener Verlag die restlichen 25% von der Nord/LB Girozentrale übernommen. Der Kaufpreis soll nach Medienberichten 210 Millionen Euro betragen.
[Bearbeiten] Ausland
Anfang der 1990er-Jahre engagierte sich die Gruppe erstmals auf dem osteuropäischen Markt und besitzt heute mehrere Print-Beteiligungen in Ungarn, Bulgarien, Kroatien (siehe Europapress Holding), Rumänien, Serbien, Montenegro und Mazedonien. Zudem hält die WAZ-Mediengruppe in Österreich Anteile am Boulevardblatt Kronen Zeitung sowie am Kurier.
[Bearbeiten] Kritik
Nach Ansicht der International Federation of Journalists (IFJ) hat das Engagement internationaler Medienkonzerne "verheerende Auswirkungen auf die Medien in Mittel- und Osteuropa." Nach Aussage des IFJ-Generalsekretär Aidan White führe dies nach seiner Meinung zu einer Bedrohung der Medienvielfalt und einer "Ausplünderung der nationalen Medienressourcen". Nach der Studie "wurde das staatliche Zeitungsmonopol durch ein ausländisches Firmenmonopol abgelöst". So würde in Bulgarien nach der Aussage der IFJ der Zeitungsmarkt vollständig von der WAZ-Gruppe kontrolliert, was aber angesichts eines Anteils am Markt von knapp über 33 % wohl nicht so stimmen kann. Gleichzeitig ist aber der IFJ-Studie zu entnehmen, „dass die Meinungsvielfalt in Bulgariens Zeitungen erwiesen ist“. Mehr noch: „Sie sind oft extrem regierungskritisch, eine Haltung, die auch die beiden Zeitungen der WAZ einnehmen.“ Anzumerken sei, dass die WAZ-Gruppe sowie die norwegische Orkla-Media die OSZE-Richtlinien für Pressefreiheit in Südosteuropa als einzige westliche Verlage unterzeichnet haben. Weiterhin unterstützt die WAZ-Mediengruppe die Organisation "Reporter ohne Grenzen". Erhard Busek, EU-Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropas, hob kürzlich im Fachmagazin 'Journalist' die positive Rolle der WAZ-Gruppe beim Aufbau der freien Presse in der Region hervor.
[Bearbeiten] Skandale
Im Zuge eines seit einigen Jahren dauernden Rechtsstreites und eines mittlerweile laufenden Schiedsgerichtsverfahrens zwischen der mit 50 % an der 'Kronen Zeitung' beteiligten WAZ-Gruppe und dem Krone-Hälfteeigentümer Hans Dichand, bei dem es um die Absetzung Dichands als Hauptgeschäftsführer geht, warf sein Sohn Michael Dichand der WAZ-Gruppe vor, in Kroatien mit der "organisierten Wirtschaftskriminalität" zusammenzuarbeiten und den Versuch der "Monopolisierung" und "Teutonisierung" des kroatischen Zeitungsmarktes zu unternehmen. Diese Vorwürfe zielten auf die Beteiligung der WAZ an der Europapress Holding ab, die unter anderem mit Jutarnji List die zweitgrößte Zeitung Kroatiens herausgibt. Obwohl die WAZ-Mediengruppe fernab jeglicher Monopolstellung auf dem kroatischen Zeitungsmarkt ist, wurden deren Partner, Ninoslav Pavić, sowie Vinko Grubišić und vier weitere Personen Ende 2000 wegen angeblicher kartellrechtlicher Verstösse in Haft genommen. Die Vorwürfe waren unbegründet, und daher wurden die Betroffenen in kürzester Zeit wieder aus der Haft entlassen.
Die WAZ-Gruppe erwirkte gegen Michael Dichand eine einstweilige Verfügung, diese Behauptungen zu unterlassen. Diese Verfügung ist in einem Verfahren vor dem Landgericht Wels/Österreich im Januar 2007 strafbewehrt bestätigt worden.
Bei der Auseinandersetzung zwischen Hans Dichand (zur Hälfte Eigentümer der Kronen Zeitung) und der WAZ ist die von Dichand im Februar 2006 ausgesprochene fristlose Kündigung gegen den von der WAZ eingesetzten zweiten Chefredakteur Michael Kuhn vom Oberlandesgericht Wien im Berufungsverfahren entsprechend dem Urteil des Wiener Arbeitsgericht vom August 2006 für rechtsunwirksam erklärt worden. Die Entlassung von Herrn Kuhn hätte nur von beiden Eigentümern gemeinsam erfolgen können, und daher war die allein von Dichand ausgesprochene Kündigung unzulässig. Herr Kuhn wurde seinerzeit von der WAZ als zweiter Chefredakteur bestellt, nachdem Hans Dichand eigenmächtig seinen Sohn Christoph Dichand im Februar 2003 als Chefredakteur eingesetzt hatte.