Al-Chwarizmi
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Abu Abdallah Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi (al Charazmi) (أبو عبد الله محمد بن موسى الخوارزمي) (* um 780; † zwischen 835 und 850) war ein persischer Mathematiker, Astronom und Geograph. Von seinem Namen leitet sich der Begriff Algorithmus ab.
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[Bearbeiten] Leben
Das Geburts- und Todesjahr von Al-Chwarizmi sind nicht genau bekannt, es wird jedoch angenommen, dass er um 780 in Charizm (heute Chiwa in Usbekistan) geboren und zwischen 835 und 850 gestorben ist. Er hat sein ganzes Leben in Bagdad, der Hauptstadt der Abbasiden Kalifen gelebt. Sein hauptsächliches Wirken fiel in die Jahre 813 bis 833; er war Mitglied im Haus der Weisheit (Dar al-Hikma) des Kalifen Al-Ma'mun und verfasste alle seine Werke in arabischer Sprache. Der Historiker al-Tabari nannte ihn einen „Magier“; daraus wird gefolgert, er sei Zoroastrier gewesen. Allerdings deutet das Vorwort zu seinem Meisterbuch Algebra an, dass er ein orthodoxer Muslim war. Vermutlich trifft beides zu und er war ein zum Islam übergetretener Zoroastrier. In einem islamischen Land war das Leben als Muslim leichter, als das eines Dhimmis.
Er gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker, da er sich – anders als etwa Diophant – nicht mit Zahlentheorie, sondern Algebra als elementarer Untersuchungsform beschäftigte. Auch leistete er bedeutende Beiträge als Geograph und Kartograph – dies auch durch Übersetzungen aus dem Sanskrit und dem Griechischen.
[Bearbeiten] Werke
In seinem Werk al-Kitāb al-mukhtaṣar fī ḥisāb al-jabr wa-l-muqābala („Über das Rechnen mit indischen Ziffern“, um 825) stellte al-Chwarizmi die Arbeit mit Dezimalzahlen vor und führte die Ziffer Null (arab.: sifr) aus dem indischen in das arabische Zahlensystem und damit in alle modernen Zahlensysteme ein. Die lateinische Fassung dieser Schrift trug den Titel Algorismi de... („Das Werk des Al-gorismus über...“). Daraus entstand die Bezeichnung „Algorithmus“, mit der generell Rechenverfahren gemeint sind. (Die arabische Urfassung dieses Buches ist verlorengegangen; es blieb nur in einer lateinischen Übersetzung erhalten.)
Im Jahr 830 schloss er die Arbeit an dem Buch Al-kitab al-muchtasar fi hisab al-dschabr wa-l-muqabala („Rechnen durch Ergänzung und Ausgleich“) ab. Es ist eine Zusammenstellung von Regeln und Beispielen. Sein – für die damalige Zeit ungewöhnliches – systematisch-logisches Vorgehen gab den Lösungsansätzen linearer und quadratischer Gleichungen eine völlig neue Richtung, nämlich der geometrischen Bearbeitung dieser Gleichungen, was zu einer neuen Form von Verständnis für diese Aufgabenklasse führt. Diese „bildhafte“ Darstellung mathematischer Probleme macht das Thema nicht nur greifbarer, sondern führt zu einer Art der Erkenntnissgewinnung, welche für „Laien“ weitaus nachvollziehbarer ist. Die Leistung besteht also auch darin, dass er damit ein sehr effizientes mathematisches „Werkzeug“ geschaffen hat. Das Buch wurde vom 12. Jahrhundert an mehrfach ins Lateinische übersetzt; dabei wurde der Begriff „Algebra“ aus dem Titel dieses Werkes (siehe oben) abgeleitet. Es hatte großen Einfluss auf die Mathematik im Vorderen Orient und dann auch auf die weitere Entwicklung im Westen.
Im Auftrag des Kalifen schrieb er auch über die Astronomie und die Geografie des Ptolemäus (wobei er einige von dessen Irrtümern bereinigte) und das indische Werk Sindhind. Außerdem schrieb er ein Buch über „Das Bild der Erde“ (Kitab Surat al-Ard), beteiligte sich maßgebend an der Erstellung einer Erdkarte für den Kalifen und an einer verbesserten Bestimmung des Erdumfanges. Weiter beschäftigte er sich mit dem Jüdischen Kalender (Istichradsch Tarich al-Yahud), Kalendern allgemein (Kitab al-Tarich) und Sonnenuhren (Kitab al-Ruchmat). Auch die von ihm erstellten trigonometrischen Tabellen hatten bedeutende Auswirkungen auf die westliche Mathematik.
[Bearbeiten] Namensträger
In der Sowjetunion wurde 1983 eine Briefmarke mit seinem Bildnis herausgegeben. In Chiwa (Usbekistan) wurde ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet. In Tunesien trägt ein öffentliches Forschungsinstitut seinen Namen. Im Iran gibt es seit über 40 Jahren das „Festivel Kharamzi“ (pers. jashnvare e Kharazmi), in dem Preise für erfinderische Forschungen an Jugendliche vergeben werden.
[Bearbeiten] Schreibweise
Der Name Chwarizmi wird unterschiedlich transkribiert. Neben Khwarizmi existieren die Varianten Kharazmi, Khowarizmi und Khawarizmi, sowie seltener auch Chorezmi und Choresmi.
[Bearbeiten] Literatur
- Kurt Vogel: Mohammed ibn Musa Alchwarizmi's Algorismus. Das früheste Lehrbuch zum Rechnen mit ind. Ziffern. Zeller, Aalen 1963
- Menso Folkerts: Die älteste lateinische Schrift über das indische Rechnen nach al-Ḫwārizmī, Verl. der Bayer. Akad. der Wiss., München 1997, ISBN 3-7696-0108-4, Text und Übersetzung der „Dixit Algorismi“-Handschriften in New York (Hispanic Society of America, HC 397/726) und Cambridge (University Library, Ii. 6.), Faksimile (s/w) aus der New Yorker Handschrift
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Al-Chwarizmi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Overbay, Schorer, und Conger: Al-Khwarizmi (engl.)
- Denkmal (franz.)
- Forschungsinstitut (franz.)
Commons: Muhammad ibn Musa al-Chwarizmi – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Personendaten | |
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NAME | Abu Abdallah Muhammad ibn Musa al-Khwarizmi |
ALTERNATIVNAMEN | Khwarizmi |
KURZBESCHREIBUNG | Arabischer Mathematiker |
GEBURTSDATUM | um 780 |
GEBURTSORT | unbekannt, aber eventuell Chiwa in Usbekistan oder al-Qutrubbulli in Irak |
STERBEDATUM | zwischen 835 und 850 |
STERBEORT | Bagdad, Irak |