Charles Chaplin
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Sir Charles Spencer Chaplin K.B.E. (* 16. April 1889 in London; † 25. Dezember 1977 in Vevey, Schweiz, bekannt als Charlie Chaplin) war ein englischer Regisseur, Produzent, Schauspieler, Komiker und Komponist.
[Bearbeiten] Leben und Werk
[Bearbeiten] 1889-1913: Kindheit und Jugend
Charles Chaplin wurde am 16. April 1889 in London als Sohn von Hannah Chaplin (geb. Hill) und Charles Chaplin sen. geboren. Die Eltern waren beide Künstler an der Music Hall, seine Mutter als die beliebte Tänzerin und Imitatorin Lily Harley. Kurz nach der Geburt des kleinen Charles trennten sich die Eltern. Charles Chaplin sen. starb 1901 durch Alkoholmissbrauch. Hannah Chaplin litt schon seit der Kindheit ihres später so berühmt gewordenen Sohnes – offiziell etwa seit 1895 – unter psychischen Problemen, so dass der kleine Charles und sein Halbbruder Sydney („Sid“) nicht nur bei ihrer Mutter, sondern auch in Heimen und Internaten aufwuchsen.
Chaplin begann seine Karriere mit fünf Jahren am Theater in England, wo er erfolgreich den Gassenjungen spielte, bis er für diese Rolle zu alt war. Seine erste Titelrolle bekam er 1901.
[Bearbeiten] 1913-1919: Der Beginn der Filmkarriere
1913 wurde Chaplin auf seiner zweiten USA-Tournee (zusammen mit Stan Laurel) von der Keystone-Filmgesellschaft entdeckt. Er fing in der Truppe Mack Sennetts für 150 Dollar in der Woche an. Chaplin, der nicht sehr groß war, sollte den voluminösen Fatty Arbuckle ergänzen. Bald ergaben sich allerdings künstlerische Differenzen zwischen Sennett und ihm, denn Chaplin wollte mehr Betonung auf den Charakter der Figur legen und sich nicht nur auf körperliches Spiel beschränken.
Er entwickelte in den folgenden Filmen den „Tramp“-Charakter, der ihn später weltberühmt machte. Er lieh sich ein altes Paar Schuhe von Ford Sterling und eine Hose von Arbuckle (die ihm viel zu groß war), eine Melone von Arbuckles Stiefvater, eine zu kleine Jacke von Charles Avery und den falschen Bart von Mack Swain. Die Sachen hatte er alle aus der Garderobe von Keystone.
Sennett passte dieser individuelle Stil zwar überhaupt nicht ins Konzept, aber der Erfolg gab Chaplin Recht, und daher gewährte ihm das Studio einen größeren Einfluss auf seine Filme. Chaplin übernahm Regie, Drehbuch und Schnitt.
Seine Beliebtheit wuchs rasant, er konnte sich vor Angeboten kaum noch retten. 1915 ging er für 1.250 Dollar pro Woche und eine Einmalzahlung von 10.000 Dollar zu Essanay, 1916 für 10.000 pro Woche plus einmalig 150.000 zur Mutual Corporation. Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, begann eine politische Kampagne gegen Chaplin (Brite), weil er sich nicht freiwillig als Soldat gemeldet hatte.
Er wechselte zur „First National“ und war damit nur kurz vor Mary Pickford der erste Star, der einen Vertrag über eine siebenstellige Summe abschloss. Seine Freiheiten gingen jetzt so weit, dass er seine Filme sogar selbst produzierte und auch die Rechte an ihnen hielt. Sein erstes so zustandegekommenes Werk war zugleich auch sein erster Langfilm: am 6. Februar 1921 wurde The Kid uraufgeführt, ein Stummfilm von 51 Minuten mit teils autobiografischen Zügen. Im September 1921 startete Chaplin eine Europareise und schrieb ein Buch mit dem Titel „My Trip Abroad“ dazu.
1918 heiratete der 28-jährige Chaplin Mildred Harris, die erst 16 war. Beide hatten einen gemeinsamen Sohn, der aber drei Tage nach der Geburt starb.
[Bearbeiten] 1919-1927: Gründung der United Artists
Nachdem das Engagement bei der „First National“ auslief, gründete Chaplin mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks sen. und D. W. Griffith die United Artists Filmstudios.
1920 reichte Mildred die Scheidung ein. 1924 verliebte sich Chaplin bei den Vorbereitungen zu The Gold Rush (Goldrausch) in die 16-jährige Lita Grey, die als seine Filmpartnerin vorgesehen war. Lita Grey erwartete von ihm ein Kind, Charles Spencer Chaplin Jr. Die Ehe wurde 1927 geschieden, nachdem 1926 Sydney Earle Chaplin geboren worden war. Die Scheidung wurde zum öffentlichen Skandal und in allen Details ausgebreitet.
[Bearbeiten] 1936: Moderne Zeiten
1936 erschienen der Film „Moderne Zeiten“, bei dem Chaplin für beinahe alles verantwortlich zeichnete, sogar für die Filmmusik. Der Film geriet in den USA unter heftigen Beschuss, er wurde als systemfeindlich und antikapitalistisch verurteilt.
1936 heiratete Chaplin heimlich die Schauspielerin Paulette Goddard.
[Bearbeiten] 1940-1942: Der große Diktator
Im Oktober 1940 war die Premiere Chaplins ersten Tonfilms „The Great Dictator (Der große Diktator)“. Chaplins satirische slapstick comedy des Faschismus richtete sich symbolisch auch gegen die US-Staatsmacht und den Militarismus allgemein. Diesen Anti-Hitler-Film wollte die US-amerikanische Zensurbehörde zuerst nicht genehmigen. Die Konservativen Amerikas unterschätzten anfangs Hitlers Machtwahn und hielten ihn für einen großartigen Politiker, da er das Kriegsgeschäft ankurbelte und quasi ein Verbündeter in Europa gegen den Bolschewismus bzw. den Kommunismus Stalins war. Chaplins Film passte ihnen also gar nicht ins Konzept.
Chaplin hat auf die Angriffe von Nationalsozialisten, die ihn (fälschlicherweise) als Juden titulierten (z.B. in dem 1940 gedrehten antisemitischen Propagandafilm „Der ewige Jude“), aus Solidarität mit den Verfolgten nie reagiert.
1942 wurde die Ehe mit Paulette Goddard geschieden. Kurz danach lernte Chaplin Oona O’Neill, die Tochter des Dramatikers Eugene O’Neill kennen und lieben. Mit ihr fand Chaplin sein Eheglück. Die beiden heirateten am 16. Juni 1943, Oona war damals 17 Jahre alt. 1944 wurde als ältestes der acht gemeinsamen Kinder die Tochter Geraldine geboren, 1946 folgte Michael Chaplin.
[Bearbeiten] 1947-1952: Politische Probleme und die Ausweisung aus den USA
Im Oktober 1947 musste Chaplin wiederholt vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten (House Un-American Activities Committee, HUAC) aussagen, und FBI-Chef J. Edgar Hoover, ein erbitterter Gegner Chaplins, versuchte, diesem die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Im Dezember 1947 veröffentlichte der Filmstar in einer englischen Wochenzeitung den Artikel „Ich erkläre Hollywood den Krieg!“.
Obwohl Chaplin seine größten Erfolge in den USA errang, behielt er seine britische Staatsangehörigkeit. Er selbst sah sich als Weltbürger. Charles Chaplin war liberal und kritisch und passte daher nicht ins Idealbild der Regierung von einem Filmstar. Auch stieß man sich an seinem Lebenswandel.
Chaplin war in der Bevölkerung überaus beliebt und parodierte hintergründig auch die amerikanische Gesellschaft; deshalb war er für den Staatsapparat verdächtig. Ihm wurde mangelnde Verfassungstreue vorgeworfen. In den 1930er/1940ern konnte man in den USA schon durch die spöttische Hinterfragung der herrschenden Gesellschaftsordnung als marxistisch oder kommunistisch verdächtigt werden.
1949 und 1951 bekamen die Chaplins zwei weitere Kinder: Josephine Chaplin und Victoria Chaplin.
Am 18. September 1952, zu Beginn der „McCarthy-Ära“, verließ Chaplin die Vereinigten Staaten für einen Kurzbesuch in England. Anlass war die Weltpremiere seines dort spielenden Films Rampenlicht. Als Hoover davon erfuhr, verhinderte er durch ein Verfahren (wegen subversiver Tätigkeiten) Chaplins Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Dieser beschloss, in Europa zu bleiben, zog im Dezember 1952 in die Schweiz und ließ sich im Anwesen Manoir de Ban oberhalb Corsier-sur-Vevey am Genfer See nieder.
[Bearbeiten] 1953-1957: Ein König in New York
1953 und 1957 wurden Eugene Chaplin und Jane Chaplin geboren.
1957 verarbeitete Chaplin seine bitteren Erfahrungen mit den USA in der Satire Ein König in New York (A King in New York.) In diesem Film prangert er auch den frühen Obskurantismus in den USA an. Chaplin: „America is so terribly grim in spite of all that material prosperity.“[1]
[Bearbeiten] 1959-1977: Die Gräfin von Hong Kong und Chaplins letzte Jahre
1959 und 1962 wurden Annette-Emilie Chaplin und Christopher Chaplin geboren.
1967 drehte Chaplin den Film Die Gräfin von Hongkong (A Countess from Hong Kong), in dem er selbst nur in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist. Nach Vervollständigung des Filmes traten immer öfters körperliche Beschwerden auf, sein robuster Gesundheitszustand wich der Gebrechlichkeit der letzten Jahre.
1972 kehrte er noch einmal kurz zur Verleihung des Ehrenoscars in die USA zurück. [2]
Chaplin verstarb während des Schlafes am 25. Dezember 1977 in Vevey in der Schweiz im Alter von 88 Jahren.
[Bearbeiten] Nach dem Tod
Zwei Monate nach Chaplins Tod wurde seine Leiche vom Friedhof in Corsier-Sur-Vevey (Schweiz) gestohlen. Die Täter wollten von den Hinterbliebenen Geld erpressen. Der Plan scheiterte, sie wurden gefasst und Chaplins sterbliche Überreste wurden erneut beerdigt. Nach dem Tod seiner Witwe Oona hat man das Grab zubetoniert.
Eine Skulptur Charlie Chaplins, geschaffen von dem englischen Bildhauer John Doubleday, steht an der Seepromenade in Vevey, Genfer See.
Ein Spazierstock des Weltstars wurde bei einer Auktion von Filmrequisiten in London 2004 für 47.800 Pfund versteigert. Zwei Schnurrbärte zum Film „Der große Diktator“ erzielten knapp 12.000 Pfund bzw. rund 18 000 Pfund.
[Bearbeiten] Filme (Auswahl)
- 1914: Man schlägt sich durch (Making a Living) - erster Filmauftritt
- 1916: Der Ladenaufseher (The Floorwalker)
- 1916: Der Feuerwehrmann (The Fireman)
- 1916: Der Vagabund (The Vagabond)
- 1916: Ein Uhr nachts (One A.M.)
- 1916: Der Graf (The Count)
- 1916: Das Pfandhaus (The Pawnshop)
- 1916: Hinter der Leinwand (Behind the Screen)
- 1916: Die Rollschuhbahn (The Rink)
- 1917: Easy Street (Easy Street)
- 1917: Die Kur (The Cure)
- 1917: Der Einwanderer (The Immigrant)
- 1917: Der Abenteurer (The Adventurer)
- 1918: Ein Hundeleben (A Dog's Life)
- 1918: The Bond
- 1918: Gewehr über (Shoulder Arms)
- 1919: Sunnyside
- 1919: A Day's Pleasure
- 1921: Der Vagabund und das Kind (The Kid)
- 1921: Die feinen Leute (The Idle Class)
- 1922: Pay Day
- 1923: Der Pilger (The Pilgrim)
- 1923: Die Nächte einer schönen Frau (A Woman of Paris) - in diesem Film hat Chaplin nur eine Statistenrolle
- 1925: Goldrausch (The Gold Rush)
- 1928: Der Zirkus (The Circus)
- 1931: Lichter der Großstadt (City Lights)
- 1936: Moderne Zeiten (Modern Times)
- 1940: Der große Diktator (The Great Dictator)
- 1947: Monsieur Verdoux
- 1952: Rampenlicht (Limelight)
- 1957: Ein König in New York (A King in New York)
- 1967: Die Gräfin von Hongkong (A Countess From Hong Kong) - in diesem Film hat Chaplin nur eine Kleinstrolle
Seit Jahren restauriert die Cineteca di Bologna in Italien die Filme Chaplins im Auftrag der Chaplin Association.
Insgesamt gibt es genau 92 Filme mit Charles Chaplin
[Bearbeiten] Preise, Ehrungen und Auszeichnungen
- 1925 - Kinema Jumpo Award (Japan) als bester künstlerischer Film für Der Zirkus
- 1927 - Kinema Jumpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Goldrausch
- 1929 - Ehrenoscar für „Vielseitigkeit und Genie in Bezug auf Schauspiel, Regie, Drehbuch und Produktion“ bei Der Zirkus
- 1940 - New York Film Critics Circle Awards für Der große Diktator (Chaplin lehnte die Annahme des Preises ab)
- 1941 - Oscar-Nominierung für Der große Diktator (bester Film, bestes Original-Drehbuch, beste Hauptrolle)
- 1948 - Oscar-Nominierung für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bestes Original-Drehbuch)
- 1949 - Bodil Award (Dänemark) für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bester amerikanischer Film)
- 1953 - Blue Ribbon Award (Japan) für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bester fremdsprachiger Film)
- 1953 - Silver Ribbon (Bester ausländischer Film/Miglior Film Straniero) des Italian National Syndicate of Film Journalists für Rampenlicht
- 1953 - Kinema Jumpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris
- 1954 – Internationaler Friedenspreis des Weltfriedensrates
- 1959 - Bodil Award (Dänemark) (Ehren Award)
- 1961 - Kinema Jumpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Der große Diktator
- 1962 – Ehrendoktor der Universität Oxford
- 1971 – Mitglied der französischen Ehrenlegion
- 1972 – Ehrenoscar für seine „unschätzbaren Verdienste um die Filmkunst“
- 1972 - Gala Tribute der „Film Society of Lincoln Center“
- 1972 - Goldener Löwe der Filmfestspiele von Venedig für sein Lebenswerk
- 1973 – Oscar für die beste Originalmusik für Rampenlicht (Limelight)
- 1974 - Honorary Life Member Award der Directors Guild of America
- 1974 - Jussi Awards (Finnland) als Best Foreign Filmmaker für Moderne Zeiten und Der große Diktator
- 1975 – Zum Ritter geschlagen durch Königin Elisabeth II. von England (Knight Commander of the British Empire)
- 1977 - BAFTA-Award („Academy Fellowship“)
[Bearbeiten] Autobiographie
- Charles Chaplin: Die Geschichte meines Lebens. Fischer-Verlag, 1964
- Charlie Chaplin Die Wurzeln meiner Komik in: Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 3. März 67, gekürzt: wieder ebd. 12. April 2006, S. 54
[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)
- Robert Payne: Der große Charlie. Suhrkamp-Verlag, 1979. ISBN 3-518-37069-3
- David Robinson: Chaplin: sein Leben, seine Kunst. Diogenes-Verlag, 1989. ISBN 3-257-01806-1
- Joe Hembus: Charlie Chaplin. Seine Filme – sein Leben. Heyne, München 1989, ISBN 3-453-86033-0
- Joe Hembus: Charlie Chaplin und seine Filme. Eine Dokumentation. Heyne, München 1978, ISBN 3-453-00830-8
- Dorothee Kimmich: Charlie Chaplin. Eine Ikone der Moderne. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-39952-7
[Bearbeiten] Werke über Chaplin
- Charlie Chaplin - A tramp's life, Dokumentarfilm von Peter Jones, USA 1997, 90 Minuten
- Chaplin heute - Der große Diktator, Dokumentarfilm von Serge Toubiana, Frankreich 2003, 26 Minuten
- Der Mann im Mond. Ein Radioballett mit Charlie Chaplin, Hörspiel von Evelyn Doerr (UA: WDR 2002; SWR, NDR, DeutschlandRadio 2003; Radio Bremen, MDR 2004)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Charlie Chaplin – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Literatur von und über Charles Chaplin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographieeintrag zu Charles Chaplin bei LeMO (Deutsches Historisches Museum und Haus der Geschichte)
- Vollständige Filmliste bei ARTE
- Charles Chaplin in der Internet Movie Database
- Das Zitat Chaplin, Charles, Spencer, Sir (Biografie)
- Biografie auf film-zeit.de
- Bilder
- Biografie auf cosmopolis.ch
- Who was Charlie Chaplin? (engl.)
- Classic Movies (1939 - 1969): Charles Chaplin
Personendaten | |
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NAME | Chaplin, Charles Spencer |
ALTERNATIVNAMEN | Charlie Chaplin |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Regisseur, Produzent, Schauspieler und Komiker |
GEBURTSDATUM | 16. April 1889 |
GEBURTSORT | London, England |
STERBEDATUM | 25. Dezember 1977 |
STERBEORT | Vevey, Schweiz |