Geschichte Lettlands
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Seit dem 9. Jahrhundert siedelten Letten im Gebiet des heutigen Lettland. Sie lebten unter lokalen Fürsten, hatten aber keine einheitliche Regierung, was aufgrund der dadurch bedingten politischen und militärischen Schwäche schwedische, Kiewer, polnische und deutsche Interessen anzog.
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[Bearbeiten] Deutscher Orden
Die Niederlage von 1237 des Schwertbrüderordens gegen Litauen führte zur Übernahme Lettlands durch den Deutschen Orden und der Angliederung Livlands an den Ordensstaat, wobei einige Landesteile in der Hand des Bischofs von Riga beziehungsweise der Stadt Riga blieben.
Mit der Unterwerfung der Stämme der Liven, Kuren und Semgallen durch den Deutschen Orden kamen deutsche Einwanderer nach Livland. Diese deutsche Oberschicht stellte jahrhundertelang das Stadtbürgertum und den Großgrundbesitz und somit auch die gesamte Intelligenz.
[Bearbeiten] Hanse
Im Mittelalter verbanden sich die livländischen Städte Riga usw. in der livländischen Konföderation mit der Hanse und waren wirtschaftlich durch die Ostseehandels-Verbindungen nach Dänemark, Skandinavien und Russland geprägt.
[Bearbeiten] Reformation
In Folge der Reformation wurde der Ordensstaat ein Herzogtum; Livland wurde dabei lutherisch. Livland (als Teil des Ordensstaates) wurde nach Ende des livländisch-litauischen Krieges im Vertrag von Wilna (28. November 1561) aufgeteilt: Estnische Landesteile gingen an Schweden, einige kleinere Gebiete fielen an Dänemark oder kamen unter polnische Hoheit; Kurland wurde als Erbherzogtum vom letzten Deutschordensmeister Herzog Gotthard Kettler unter polnischer Oberherrschaft geführt, der restliche Teil kam zum vereinten Polen-Litauen. Riga kam nach kurzer Unabhängigkeit, ebenso wie einige der dänischen Besitzungen, ebenfalls zu Polen.
[Bearbeiten] Schweden und Polen
1629 eroberte Schweden Livland. Kurland blieb ein selbständiges Herzogtum unter polnischer Oberhoheit. Auch der südöstlichste Teil Livlands um Dünaburg blieb polnisch. Der Große Nordische Krieg von 1700 bis 1721 brachte dann einen erneuten Herrschaftswechsel. Durch den Frieden von Nystad wurden Livland und Estland russische Provinzen. Durch die Dritte Teilung Polens 1795 kam auch Kurland und Polnisch Livland (Lettgallen) zu Russland. Kurland und Livland bildeten gemeinsam mit Estland die Ostseegouvernements, die eine gewisse Sonderstellung hatten: sie waren von deutschen Oberschichten geprägt und protestantisch; die städtische Selbstverwaltung war stärker ausgeprägt.
[Bearbeiten] Unabhängigkeitsbewegung
Ein erwachendes Nationalgefühl der von Russland dominierten Letten führte zu Unabhängigkeitsbewegungen. Im Jahre 1917 wurden Gebiete im Baltikum umstrukturiert: Livland trat seinen estländischen Teil an Estland ab, bekam dafür aber im Süden Kurland angegliedert. Nach der deutschen Besatzung am Ende des Ersten Weltkrieges kam es zur Unabhängigkeitserklärung (18. November 1918) durch den Lettischen Volksrat. Die Rote Armee konnte den Anspruch der Sowjetunion gegen das von Esten und Deutsch-Balten unterstützte Lettland nicht durchsetzen und musste sich aus dem Baltikum zurückziehen. Einem gescheiterten Putschversuch der deutsch-baltischen Minderheit folgte dann eine lettische Regierung, die am 11. August 1920 im Friedensvertrag von Rīga auch die Anerkennung durch Russland erreichte. Die in diesem Vertrag durch die Sprachgrenze bestimmte Grenzziehung spricht Lettland auch Lettgallen zu. Das damals über eine tolerante Minderheitsgesetzgebung verfügende Land erlebte eine wirtschaftliche wie kulturelle Blüte.
Am 15. Juni 1921 wurde vom Parlament der Beschluss über die Flagge und die Wappen Lettlands getroffen. Diese Insignien wurden von diesem Tag an von allen staatlichen Einrichtungen entsprechend verwendet.
[Bearbeiten] Diplomatische Anerkennung
Mit Stand vom 15. Juni 1921 hatte das unabhängige Lettland in den nachstehenden Ländern und Orten seine diplomatischen Vertretungen:
China: | Konsulat in Harbin: Consulat de Charbine, Representative of Latvia, Manchuria, China Diplomatische Vertretung in Shanghai: 20 Haskell Road, Schanghai |
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Dänemark: | Konsulat in Kopenhagen: Droning Olgas, vej. 6, København F. |
Deutschland: | Botschaft in Berlin: Victoriastr. 31, Berlin Generalkonsulat in Berlin: 5, W. Belle-Alliance-Str. 14a, 1 Konsulat in Klaipėda: Memel, Friedrich-Wilhelm-Str. 14-15 |
England: | Botschaft in London: 24 Gledhow Gardens, London S.W. 5 Konsulat in London: Bank Chambers 329, High Hotborn W.C.J |
Estland: | Botschaft in Reval: Legation de Reval, Klinki nul 4 |
Finnland: | Botschaft in Helsingfors: Hotel Feonia |
Frankreich: | Botschaft in Paris: 2 rue, Lyautey Paris XVI |
Holland: | Konsulat in Amsterdam: Spuistraat 96 |
Italien: | Botschaft in Rom: Palazzo della Vedova, Legazione della Lettonia. 198 via Germanica Roma |
Litauen: | Botschaft in Kaunas: Laisvos Aleja 25, Keistucio Visbutis, Kaunas |
Norwegen: | Botschaft in Kristiania: Stordingsgade 16 VI |
Polen: | Botschaft in Warschau: Latevska Jasna 26, Hotel Victoria |
Russland: | Konsulat in Petrograd: Prospekt 25. oktjabrja Nr. 8, Generalkonsulat in Moskau: Consulat gènèral de Moscou |
Schweden: | Botschaft in Stockholm: Stradvaegen 9, V Stockholm |
Schweiz: | Lettische Telegrafische Agentur in Bern: case postale 14615 |
Slowakei: | Bratislava, Palisadenweg 47 |
USA: | Konsulat in New York: World Building room 309, New York City Nr. 4 |
Wladiwostok: | Konsulat in Wladiwostok: Branatsche, kap 7 |
[Bearbeiten] 1934-45
1934 endete diese Zeit durch einen Staatsstreich, nach dem Karlis Ulmanis autoritär regierte. Während der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg sah sich Lettland dann zunehmend unter Druck der Sowjetunion und Deutschlands. Am 5. Oktober 1939 zwingt die Sowjetunion Lettland ein Beistands- und Stützpunktabkommen auf. Am 31. Oktober 1939 wurde ein Umsiedelungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Lettland unterzeichnet, von dem 48.600 Deutschbalten betroffen waren. Die Aktion wird am 15. Dezember 1939 für abgeschlossen erklärt.
Lettland geriet im Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes in die Einflusssphäre der Sowjetunion und musste der Stationierung von Sowjettruppen unter Gewaltandrohung zustimmen, welche Lettland am 17. Juni 1940 besetzten. 100.000 Letten wurden nach Sibirien deportiert. Die verbliebenen Reste der deutschen Minderheit, die jahrhundertelang die Bildungsschicht des Landes gestellt hatte, wurden ausgesiedelt.
Eine prosowjetische Regierung ersuchte um Eingliederung in die Sowjetunion - ein Vorgang, der international als Okkupation und Annexion betrachtet und nicht anerkannt wurde.
Von 1941 bis 1945 besetzte die deutsche Wehrmacht Lettland. Das Land trat als Generalbezirk Lettland im Rahmen des Reichskommissariats Ostland unter deutsche Zivilverwaltung, vom 25. Juli 1941 westlich der Düna (ohne Riga) und ab dem 1. September 1941 auch östlich davon.
Lettische SS-Verbände aus Freiwilligen, später auch zwangsrekrutierte Soldaten kämpften im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion. Im Herbst 1944 wurde das Land fast völlig von der Roten Armee besetzt. Daraufhin erfolgte eine erneute Verschleppung von Letten ins Innere der Sowjetunion. Bis 1953 wurden rund 120.000 Letten, vor allem Mitglieder der Ober- und Mittelschicht und Kollaborateure, getötet, inhaftiert oder deportiert. Zehntausende entzogen sich diesem Schicksal durch Flucht in den Westen, v.a. nach Deutschland, Schweden, und später weiter in die USA und nach Australien. In diesen Ländern entstanden diverse Exilanten-Gemeinden.
Während der deutschen Besetzungszeit fanden Vernichtungsaktionen der deutschen Besatzungsmacht gegen Juden statt, die zur fast völligen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Lettlands führten.
[Bearbeiten] Lettische SSR
In der Nachkriegszeit wurde eine Lettische SSR errichtet, die vom Westen zwar nicht anerkannt, aber hingenommen wurde. Anfänglicher Widerstand durch als „Waldbrüder“ bezeichnete Partisanen wurde bald gebrochen. In der Folge versuchte die sowjetische Zentralregierung, die lettische Bevölkerung gezielt zur Minderheit in ihrem eigenen Land zu machen und siedelte Bürger aus anderen Regionen der UdSSR in Lettland an. Deshalb lebten 1989 nur noch 52% Letten, aber 34% Russen, 4,5% Weißrussen, 3,5% Ukrainer, 2,3% Polen, 1,3% Litauer im Lande. 1935 lebten 77% Letten, 8,8% Russen, etwa 5% Juden, etwa 4% Deutsche, 2,5% Polen, 1,4% Weißrussen und nur 0,1% Ukrainer im Lande.
[Bearbeiten] Wiederherstellung der Unabhängigkeit
Am 4. Mai 1990 erklärte Lettland seine Unabhängigkeit für wieder hergestellt. Dieser Vorgang (auch als Singende Revolution bezeichnet) wurde seitens der Sowjetunion am 21. August 1991 gemeinsam mit der Unabhängigkeit Litauens und Estlands anerkannt. Anfangs galt Lettland politisch und wirtschaftlich als instabil. Insbesondere die zunächst restriktive Minderheitenpolitik wurde international wiederholt bemängelt. Im Laufe der 90er Jahre wurde diese jedoch europäischen Normen angepasst und die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung. Am 20. September 2003 stimmten in einem Referendum 67% der Letten für den Beitritt ihres Landes am 1. Mai 2004 zur EU, 32% stimmten dagegen und 0,7% enthielten sich bei einer Wahlbeteiligung von 72,5%. Am 29. März 2004 wurde Lettland auch Mitglied der NATO.
[Bearbeiten] Historisches Kartenmaterial
Historisches Kartenmaterial zu den baltischen Staaten aus dem Atlas To Freeman's Historical Geography, Edited by J.B. Bury, Longmans Green and Co. Third Edition 1903 ist von der Universität zu Texas (Austin) für Bildungszwecke frei abrufbar:
- Baltic Lands 1000 A.D. (332K)
- Baltic Lands 1220 A.D. (323K)
- Baltic Lands 1270 A.D. (332K)
- Baltic Lands 1350-1360 A.D. (383K)
- Baltic Lands 1400 A.D. (366K)
- Baltic Lands 1478 A.D. (434K)
- Baltic Lands 1563 A.D. (332K)
- Baltic Lands 1617 A.D. (332K)
- Baltic Lands 1701 A.D. (417K)
- Baltic Lands 1772 A.D. (366K)
- Baltic Lands 1795 A.D. (357K)
- Baltic Lands 1809 A.D. (374K)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Kurlands Wort, No. 134, 16.6.1921 mit Liste der Vertretungen Lettlands im Ausland
- histoire du pays sur le site de l'institut de Lettonie