Hauskaninchen
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Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens. Hauskaninchen werden sowohl als Nutztiere zur Fleisch- und Pelzproduktion als auch als Heimtiere gehalten, wofür sich vor allem die Zwergrassen eignen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Wie die Wortgeschichte zeigt, ist das Kaninchen ein relativ junges Haustier: Am Anfang auch der deutschen Bezeichnung steht das lat. cuniculus (Kaninchen; unterirdischer Gang, wie er von Kaninchen erbaut wird). Dieses Wort - und damit das bezeichnete Tier selbst - ist im Latein erst seit der Zeit Ciceros belegt; Plinius der Ältere bezeichnet das Kaninchen in seiner naturalis historia (Naturgeschichte) als aus Spanien kommend.
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Das lat. Wort lebt unter anderem im Altfranzösischen in den beiden Formen conil und conin fort; letztere wurde (möglicherweise über das Niederländ. conijn) im 16. Jahrhundert als kanin ins Mittelhochdeutsche übernommen, zu dem dann die Verkleinerungsform Kanin-chen gebildet wurde.
Auf anderem Weg war das lat. Wort auch schon als mittelhd. küniclin entlehnt worden. Da dieses Wort an künic „König“ bzw. dessen Verkleinerungsform küniclin anklingt, wurde es durch Volksetymologie auch als „kleiner König“ interpretiert, woraus die landschaftliche Bezeichnung Königshase (bair. kiniglhaas) hervorgegangen ist.
Dazu passt der reale Befund, denn bewusst gezüchtet wird das Kaninchen erst seit dem späten Mittelalter. In Klöstern wurden die Tiere in Käfigen gehalten, da die neugeborenen Jungen als Fastenspeise anerkannt waren. Schon im 16. Jahrhundert züchtete man verschiedene Rassen von Hauskaninchen als Nutztiere. Die Zucht der Rassen wie sie heute bekannt sind begann etwa ab 1800 in Frankreich. In Deutschland nahm die Kaninchenzucht nach dem Deutsch-Franzöischen Krieg 1870/71 größeren Aufschwung. Zum einen hatten deutsche Soldaten in Frankreich die moderene Form der Kaninchenhaltung kennengelernt, insbesondere die Haltung den typischen Kaninchenställen, die eine Kontrolle und Steuerung der Fortpflanzung erlaubte. In Deutschland hielt man Kaninchen zu dieser Zeit meist noch freilaufend in den Großviehställen. Auch die einsetzende Industrialisierung begünstigte die Kaninchenhaltung, da Kaninchen häufig die einzige Tierart war, die in beengten Platzverhältnissen zur Selbstversorgung gehalten werden konnte. Folgerichtig entwickelten sich besonders Industriegebiete zu Hochburgen der Rassekaninchenzucht (Sachsen, Ruhrgebiet).
[Bearbeiten] Rassen
[Bearbeiten] In Deutschland zugelassene Rassen
Der in Deutschland wie auch weltweit wohl größte Kaninchenzuchtverband ist der Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter e. V. (folgend ZDRK genannt) mit ungefähr 185.000 organisierten Mitgliedern. (Siehe auch: Kaninchenzucht in Deutschland) Ein kleinerer Verband mit etwa 60 Mitgliedern und eigenem Rassestandard ist der BDK.
Der ZDRK hat in Deutschland 88 Rassen in 370 Farbenschlägen anerkannt, die in 7 Abteilungen geordnet sind.
- Abteilung I
- Große Normalhaar-Rassen [Gewicht über 5,5 kg]: Deutsche Riesen, grau bzw. andersfarbig -- Deutsche Riesen, weiß -- Deutsche Riesenschecken -- Deutsche Widder (Widder = Kaninchen mit Hängeohren)
- Abteilung II
- Mittelgroße Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 5,5 kg]: Meißner Widder -- Helle Großsilber -- Großchinchilla -- Mecklenburger Schecken -- Englische Widder -- Deutsche Großsilber -- Burgunder -- Blaue Wiener -- Blaugraue Wiener -- Schwarze Wiener -- Weiße Wiener -- Graue Wiener-- Weiße Hotot -- Rote Neuseeländer -- Weiße Neuseeländer -- Große Marderkaninchen -- Kalifornier -- Japaner -- Rheinische Schecken -- Thüringer -- Weißgrannen -- Hasenkaninchen (Körperbau ähnelt dem Hasen) -- Alaska -- Havanna
- Abteilung III
- Kleine Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 3,75 kg]: Kleinschecken -- Separator -- Deutsche Kleinwidder -- Kleinchinchilla -- Deilenaar -- Marburger Feh -- Sachsengold -- Rhönkaninchen -- Luxkaninchen -- Perlfeh --Kleinsilber -- Englische Schecken -- Holländer -- Lohkaninchen -- Marderkaninchen -- Siamesen -- Schwarzgrannen -- Russen -- Kastanienbraune Lothringer (Brun marron de Lorrain)
- Abteilung IV
- Normalhaar-Zwergrassen [Gewicht bis 2 kg]: (Widderzwerge) -- Zwergschecken -- Hermelin -- Farbenzwerge
- Abteilung V
- Haarstruktur-Rassen [seidig glänzendes Fell und Gewicht bis 4 kg]: Satin-Elfenbein -- Satin-Schwarz -- Satin-Blau -- Satin-Havanna -- Satin-Rot -- Satin-Feh -- Satin-Kalifornier -- Satin-Hasenfarbig -- Satin-Thüringer -- Satin-Chinchilla -- Satin-Siamesen -- Satin-Castor -- Satin-Lux
- Abteilung VI
- Kurzhaarrassen (Rex-Kaninchen) [Haarlänge weniger als 20 mm]: Chin-Rexe -- Blau-Rexe -- Weiß-Rexe -- Dreifarben-Schecken-Rexe -- Dalmatiner-Rexe -- Gelb-Rexe -- Castor-Rexe -- Schwarz-Rexe -- Havanna-Rexe -- Blaugraue Rexe -- Feh-Rexe -- Lux-Rexe -- Loh-Rexe -- Marder-Rexe -- Russen-Rexe -- Rhön-Rexe -- Zwerg-Rexe (Rexzwerge)
- Abteilung VII
- Langhaarrassen [Haarlänge mehr als 40 mm]: Angora, weiß (werden regelmäßig geschoren) -- Angora, farbig (werden regelmäßig geschoren) -- Fuchskaninchen, farbig -- Fuchskaninchen, weiß -- Jamora -- Zwergfuchskaninchen, farbig (Fuchszwerge, farbig) -- Zwergfuchskaninchen, weiß (Fuchszwerge, weiß)
Hauptartikel: Genetik des Hauskaninchens,
Die Rassestandards anderer Länder führen weitere Rassen, die dort gezüchtet werden. Für Europaschauen gilt der Europastandard.
[Bearbeiten] Rassen des Europäischen Verbandes
Zur 25. Europaschau des Europäischen Verbandes für Geflügel-, Tauben -, Kaninchen- und Caviazucht (Entente Europeenne D´Aviculture et de Cuniculture) 2006 in Leipzig waren folgende Rasen zugelassen:
- Große Rassen
- Riesen -- Riesen, weiß, -- Weißer Bouscat--Riesenschecke -- Mährisches Blaues Kaninchen -- Widder -- Blaue von St. Niklas -- Blauer von Hamm
- Mittlere Rassen
- Weiße von Dendermonde -- Champagne -Silber (Schweiz) -- Champagne-Silber (Frankreich) -- Belgischer Silber -- Groß-Silber (hell)-- Groß-Silber (andere Farben) -- Groß-Chinchilla -- Mecklenburger Schecken -- Meißner Widder -- Weiße Neuseeländer --Zempliner Kaninchen -- Englische Widder -- Weiße Landkaninchen (Orestad) -- Blaue Wiener -- Scharze Wiener -- Graue Wiener -- Grauer Burbonnais -- Original rötlicher Burgunder -- Burgunder -- Hotot -- Groß Russen --Tschechisches Albino Kaninchen --Kalifornier -- Wiener, weiß -- Groß-Marder - Rote Neuseeländer -- van Beveren -- Normänner -- Weißer Vendee -- Japaner -- Dreifarbenschecken -- Hasen -- Weiße Hasen -- Loh Hasen -- Ziegenkaninchen -- Thüringer -- Weißgrannen -- Mittelgroße Chuinchilla -- Tschechische Schecke -- Mährisches Weißes braunäugiges Kaninchen -- Blesser von Liptov -- Alaska -- Tronder -- Schwedisches Fellkaninchen -- Havanna -- Sallander -- Sussex
- Kleine Rassen
- Sable des Vosges -- Kleine Widder-- Gouwenaar -- Beige (Separator) -- Deilenaar -- Marburger Feh -- Marder -- Blauer Holicer -- Siberian -- Sachsengold -- Golden Glavcot-- Orange -- Schwarzgrannen -- Siamesen -- Rhönkaninchen -- Perlfeh -- Englische Schecken -- Lux -- Kleine Silber -- Holländer -- Kleine Chinchilla -- Squirrel -- Loh -- Steinkaninchen -- Thrianta -- Hulslander -- Russen -- Pergraue von Halle -- Kastanienbraune Lothringer
- Zwergrassen
- Zwergwidder -- Zwergwidder Rex -- Zwerg-Schecken -- Zwerghasen --
Hermelin --Lutterbacher Hermelin -- Farbenzwerge
- Haarstrukturrassen
- Rex-- Opossum -- Angora-- Satin -- Fuchs -- Jamora -- Angora --Rexzwerge-- Fuchszwerge
Darüber hinaus bemüht sich insbesondere der BDK (Bund Deutscher Kaninchenzüchter e. V. von 1892) um das vom Aussterben bedrohte Belgische Bartkaninchen, welches von diesem Verband bereits anerkannt wird.
Kaninchen waren in der Vergangenheit auch wichtigerer Wirtschaftsfaktor als heute. Neben der Nutzung des Fleisches spielten die Felle eine bedeutende Rolle. Neben der direkten Verarbeitung nutzte man Kaninchenfelle zur Imitation edlerer Pelze. Kaninchenhaar wurde in der Hutproduktion eingesetzt. Auch die Produktion und Weiterverarbeitung von Angora-Wolle spielten eine Rolle. Insbesondere in Kriegs- und Notzeiten stieg die Bedeutung der Kaninchenhaltung stark an und wurde dann in verschiedenen Ländern auch staatlich gefördert. Heute werden Kaninchen, insbesondere die Zwergkaninchen, häufig auch als Heimtiere gehalten.
[Bearbeiten] Besondere Eigenschaften
Im Unterschied zum Menschen verfügen Kaninchen nicht über drei, sondern nur über zwei unterschiedliche Typen von Lichtsinneszellen für die Farberkennung. Sie sind also rotgrünblind, das heißt: Sie nehmen rot und grün als eine einzige Farbe wahr.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Kaninchen kleiner Rassen werden mit 3 -5 Monaten, mittelgroße mit 4-8 und große Rassen mit 7-12 Monaten geschlechtsreif. Die Literaturangaben dazu schwanken recht stark. Die Geschlechtsreife ist nicht gleichzusetzen mit dem Beginn der Zuchtreife, die bei kleinen Rassen mit etwa 7 und mittelgroßen mit 8 Monaten erreicht wird, große Rassen gelten mit 9 Monaten als zuchtreif. Die Häsin wirft nach 31 Tagen Tragzeit in der Regel zwischen 4 und 12 Jungen, Zwergkaninchen haben häufig kleiner Würfe.
Eine Besonderheit der Tierart ist ihre sprichwörtliche Fähigkeit zur Fortpflanzung, welche in der freien Wildbahn das Überleben dieser als Beutetier sehr begehrten Tiere sicherstellt. Gleich zwei Mechanismen sichern eine optimale Reproduktionsleistung. Zum einen sorgt die kopulationsinduzierte Ovulation dafür, dass bei einem Deckakt gleichzeitig ein Eisprung erfolgt, was die Paarung sehr effektiv macht. Eine weitere Einrichtung ist der Uterus duplex, mit welchem die Tiere quasi über zwei voneinander unabhängige Fortpflanzungsorgane verfügen. Zur Vererbung der Kleinwüchsigkeit bei Zwergkaninchen siehe auch Genetik des Hauskaninchens.
Kaninchen, fälschlicherweise oft als Hasen bezeichnet oder mit diesen gleichgestellt, lassen sich nicht mit Hasen kreuzen, da diese eine andere Art darstellen.
Man sollte allerdings immer bedenken, dass die Vermehrung von Kaninchen („Kinderzimmerzucht“) den Kaninchen in Tierheimen und in Schutzorganisationen die Vermittlung erschwert. Denn jedes neu „produzierte“ Kaninchenjungtier nimmt einem Kaninchen im Tierheim die Chance auf ein neues, artgerechtes Zuhause weg.
[Bearbeiten] Haltung
In der Haltung von Kaninchen ist prinzipiell zu unterscheiden zwischen der Haltung als Heimtier, der Haltung in Kleinbeständen zur Zucht von Ausstellungstieren oder/und zur Selbstversorgung, sowie der kommerziellen Haltung zur Erzeugung von Schlachttieren oder Angorawolle.
[Bearbeiten] Ernährung
Kaninchen sind reine Pflanzenfresser und brauchen eine entsprechende Ernährung. Der Verdauungstrakt der Tiere ist auf eine gleichmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Unterbrechungen in der Nahrungszufuhr über einen längeren Zeitraum sind als Notfall zu betrachten und können sich lebensbedrohlich auswirken. Der Verdauungsapparat ist auf die Verwertung von Gräsern ausgerichtet; kohlenhydratreiche Nahrung, wie z. B. Getreide, in zu großen Mengen kann langfristig Schäden verursachen. Grundsätzlich sollte die Futterzusammensetzung daher dem in freier Natur vorhandenen Nahrungsangebot ähneln und mindestens 16 % Rohfaser enthalten. Futterumstellungen sollten in kleinen Schritten vollzogen werden.
Die Ernährung mit kommerziellen Trockenfuttermitteln für den Heimtierbereich entspricht in der Regel nicht den physiologischen Bedürfnissen von Kaninchen, da die angebotenen Produkte als wesentliche Inhaltsstoffe verschiedene Getreidearten, Melasse oder Honig enthalten und zu energiereich sind. Handelsübliche Mischfuttermittel werden nur in geringem Umfang (maximal ein Teelöffel pro Tag) vertragen. Deren leichte Verdaulichkeit hat verschiedene negative Effekte: neben der Tatsache, dass die Tiere infolge des zu hohen Energieangebotes verfetten, kommt es durch den geringen Gehalt an Rohfasern zu einer „Unterforderung“ des Darmes, die zu bakteriellen Fehlbesiedlungen (Dysbakterie) und damit verbundenen Durchfallerkrankungen führen kann. Der zu geringe Zahnabrieb begünstigt die Entstehung von schwerwiegenden Maulhöhlenerkrankungen. Die Verfettung bei übermäßiger Kraftfuttergabe führt zu weiteren Problemen wie Kreislaufschwäche oder wunden Läufen. Zwergkaninchen kann man ausreichend mit Frischfutter und Heu ernähren. Für größere Tiere ist die zusätzliche Gabe eines pelletierte Alleinfuttermittels und/oder eines Strukturfutters (viel Eiweiß und Rohfaser, wenig Stärke) eher zu empfehlen, als die der "bunten Müslis" aus dem Zooladen.
Für die Haltung in kommerziellen Beständen oder privaten Zuchten werden pelletierte Alleinfuttermittel angeboten, die auf die Ernährungsphysiologie des Kaninchens abgestimmt sind. Es exitieren verschiedene Futtersorten, die auf bestimmmte Nutzungsformen des Kaninchens abgestellt sind (Diätfutter, Absetzfutter, Erhaltungsfutter, Mastfutter, Futter für tragende und säugende Häsinnen).
In den Haltungen der Rassekaninchenzüchter und Selbstversorger bildet die Verwertung geeigneter Küchen- und Gartenabfälle, sowie die Nutzung selbst angebauter Futterpflanzen (z. B. Mais, Rüben, Topinambur, Markstammkohl, Kartoffeln, Klee, Luzerne,) eine wichtige Grundlage der Kaninchenernährung.
Grundlegender Nahrungsbestandteil von Kaninchen sind Heu und Wasser. Heu aus jungem Pflanzen enthält viel Eiweiß und Nährstoffe, Heu aus älteren Pflanzen dagegen viel Rohfaser. Das Heu sollte einen wesentlichen Anteil von Wiesenkräutern haben. Um Verschmutzungen der Nahrung zu vermeiden, bietet sich die Verwendung entsprechender Vorratsbehältnisse (Raufe, Trinkflasche) an. Die Wasseraufnahme hängt vom Grünfutteranteil ab.
Neben Heu und Wasser ist Frischfutter für Kaninchen der zweite wesentliche Nahrungsbestandteil. Es sollte stets frisch sein. Übliche Nahrungsbestandteile sind Fenchel, Möhren, Gurke, Apfel, Feldsalat, Knollensellerie, rote Beete, Petersilie, Löwenzahn, Schafgarbe, Johannisbeerblätter, Kohlrabiblätter und andere frische Kräuter. Frisches Gras-Wildkräutergemisch kann nach der Gewöhnung in großen Mengen angeboten werden. Der Obstanteil sollte den Gemüseanteil aufgrund seines hohen Zuckergehaltes nicht übersteigen. Kohlrabiblätter, Luzerneprodukte, Petersilie und Broccoli sollten nur in Maßen verfüttert werden, da der hohe Kalziumgehalt der Blätter zumeist zur Ausfällung von Kalziumkristallen in der Harnblase führt. Diese können zur Bildung von Blasensteinen führen, welche nur operativ entfernt werden können. Sämtliche Kohlarten wie Weißkohl und Rotkohl können Blähungen bis hin zur oftmals tödlich verlaufenden Trommelsucht verursachen und sollten daher anfangs nur sparsam verfüttert werden.
Die Lust am Knabbern ist für Kaninchen arttypisch. Deshalb sind Hauskaninchen für den unbeaufsichtigten Freilauf in der Wohnung ungeeignet, zumal wenn Kabel für die Tiere erreichbar sind. Kabel sollten so angebracht sein, dass das Kaninchen sie nicht erreichen kann. Die Krallen der Kaninchen müssen regelmäßig geschnitten werden. Die Abnutzung der Zähne erfolgt durch die normalen Kaubwegungen bei der Futteraufnahme, sofern keine Fehlstellung der Zähne vorliegt. Da eine Fehlstellung der Zähne mit erheblichen Beeinträchtigungen für das Tier verbunden ist, sollte die schmerzlose Tötung durch einen Tierarzt erwogen werden. Zur Zucht dürfen solche Tiere nicht eingesetzt werden, um eine Vererbung der Fehlstellung zu vermeiden.
[Bearbeiten] Pflege
Die „Lust“ am Knabbern ist für Kaninchen arttypisch. Deshalb sind Hauskaninchen für den Freilauf in der Wohnung ungeeignet, zumal wenn irgendwelche Kabel für die Tiere erreichbar sind. Kabel sollten so angebracht sein, dass das Kaninchen sie nicht erreichen kann. Falls dies nicht möglich ist, muss es beim Auslauf beaufsichtigt werden.
Die Krallen, der Kaninchen müssen regelmäßig geschnitten werden.
[Bearbeiten] Haltung
Die Haltung von Kaninchen sollte sich genau wie die Fütterung an den natürlichen Verhaltensmustern der Tiere orientieren. Kaninchen leben in freier Wildbahn in größeren Gruppen, zeigen eine ausgeprägte soziale Hierarchie und Revierverhalten; als Rückzugsraum dienen selbst gegrabene Höhlen. Die Haltung eines einzelnen Kaninchens ohne entsprechende Beschäftigung ist daher streng genommen tierschutzwidrig. Für die häufig praktizierte Form der gemeinsamen Haltung eines Kaninchens und eines Meerschweinchens trifft diese Aussage gleichfalls zu. Bei einer reinen Käfighaltung ohne Auslauf kann das Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht befriedigt werden. Im Allgemeinen rechnet man pro Kaninchen 2 m2 Platz und 4 Stunden Auslauf an. Außerdem ist zu beachten, dass im Gegensatz zu anderen Zwergkaninchen Löwenköpfchen besonders viel Auslauf benötigen. Da das viele Leute nicht beachten, werden die Tiere wenig später im Tierheim abgegeben.
Grundbedürfnisse:
- Sozialkontakt mit Artgenossen
- Bewegung, Nagen, Graben, Versteckmöglichkeiten/Unterschlupfe
- Überblick
- Abwechslung, Ruhepausen
- Abwechslungsreiche Nahrung, Heu zur ständigen Verfügung
Wirklich artgerechte Kaninchenhaltung ist anspruchsvoller, aufwändiger und teurer als konventionelle Käfighaltung.
[Bearbeiten] Außenhaltung
Hobbyzüchter praktizieren zumeist die Außenhaltung in hölzernen Stallanlagen, die mehrere Einzelbuchten über- und nebeneinander aufweisen. Die Kaninchen sitzen entweder auf Stroh-Einstreu oder es werden Ställe mit Kotschubladen verwendet, wobei die Tiere auf einem Gitter-Rost gehalten werden, durch den die Ausscheidungen in eine flache Kunststoffwanne fallen, die zum Entmisten herausgezogen und entleert wird.
Für die Haltung von Kaninchen werden folgende Boxengrößen angeben:
- Große Rassen: 100 cm breit 80 cm tief, 70 cm hoch
- Mittlere Rassen 90 cm breit, 80 cm tief, 60 cm hoch
- Kleine Rassen Rassen 80 cm breit, 80 cm tief, 50 cm hoch
[Bearbeiten] Kanin-Hop
Eine relativ neue Freizeitbeschäftigung, die dem Bewegungsdrang des Tieres entgegenkommt, sind die Wettbewerbe im Kaninchenspringen, bei dem die Tiere einen Parcours mit Hindernissen bewältigen müssen. Dies sollte dem Kaninchen in erster Linie Spaß machen und nicht unter Zwang geschehen.
[Bearbeiten] Soziale Bedürfnisse
Eine tierschutzgerechte Haltung von Kaninchen bedingt die gemeinsame Unterbringung von mindestens zwei dieser Tiere. Aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens kann es bei der Integration eines neuen Tieres zu Rangkämpfen kommen, welche durch verschiedene Maßnahmen wie Zusammenführung auf neutralem Territorium oder komplette Umgestaltung des bisherigen Lebensraumes gemildert werden können. Die Integration eines neuen Tieres in eine Gruppe kann bis zu einem Monat, im Extremfall bis zu einem halben Jahr dauern.
Weitere häufig zu beobachtende Verhaltensstörungen sind sexuell motivierte Aggressionen, welche sich vor allem unter männlichen, unkastrierten Kaninchen entladen und mit schwerwiegenden Verletzungen einhergehen können. Diese Verhaltensmuster lassen sich per Kastration beheben, da das Sozialverhalten nichts mit dem Sexualverhalten zu tun hat.
Grundsätzlich sind Rangkämpfe normal und sollten nur bei ernsthaften Beeinträchtigungen eines der Tiere unterbunden werden.
Am unproblematischsten erweist sich oft die Haltung einer Häsin in Kombination mit einem kastrierten Rammler, die etwa gleich alt oder ein Geschwisterpaar sind.
[Bearbeiten] Zucht
[Bearbeiten] Zucht in Deutschland
In Deutschland gibt es zur Zeit ca. 185.000 Kaninchenzüchter, die in rund 6.800 Vereinen organisiert sind. An der Spitze steht der Präsident des ZDRK (Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter). Darunter folgen die 20 Landesverbände, die sich aus etwa 500 Kreisverbänden zusammensetzen. Niedersachsen ist in zwei Landesverbände unterteilt: Landesverband Hannover, Landesverband Weser-Ems. Ähnlich ist es in Hessen: Hessen-Nassau und Kurhessen. In den Landesverbänden gibt es wiederum Kreisverbände und darunter folgen die Ortsvereine. Daneben gibt es den "kleinen Bruder": BDK (Bund Deutscher Kaninchenzüchter e. V. von 1892), welcher sich hauptsächlich auf den Raum Niedersachsen konzentriert.
[Bearbeiten] Kennzeichnung der Tiere
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass Kaninchen zur Kennzeichnung tätowiert werden. Ihnen werden mit einer Zange Zahlen und Buchstaben ins Ohr gedrückt und danach werden die Ohren mit Tinte beschmiert. Die Tinte bleibt dann in den eingeprägten Nummern haften und wächst ins Ohr ein. Diese Nummer könnte zum Beispiel so aussehen:
- linkes Ohr: 4.6.50
- rechtes Ohr: F 523
Der Buchstabe steht für den jeweiligen Landesverband. Die Zahl steht für den Ortsverein. Die erste Zahl gibt den Geburtsmonat an, die zweite das Geburtsjahr und die letzte Zahl gibt die laufende Nummer der Rasse an
Für die oben genannte Nummer heißt das: Landesverband Hannover, Ortsverein Gnarrenburg. Das Tier ist im April 2006 geboren und ist das fünfzigste Tier einer Rasse, das tätowiert wurde.
[Bearbeiten] Ausstellungen
Der jährliche Höhepunkt für einen Züchter sind neben vielen vitalen Jungtieren in den Nestern die meist in Herbst stattfindenden Kaninchenausstellungen, wo man in den Wettbewerb mit anderen tritt. Diese beginnen meistens mit den Lokalschauen der Vereine, darauf folgen die Kreis- Bezirks- und Landesschauen sowie die alle 2 Jahre stattfindende Bundesschau im jährlichen Wechsel mit der Bundesrammlerschau (hier dürfen nur männliche Tiere präsentiert werden). Mit ca. 25.000 Kaninchen ist die in Deutschland stattfindende Bundesschau, die größte Kaninchenschau der Welt. Hier wird der Titel Deutscher Meister vergeben. Ziel eines jeden Züchters ist es, einmal Deutscher Meister zu werden.
[Bearbeiten] Krankheiten
[Bearbeiten] Infektionskrankheiten
- Kokzidiose, starker Kokzidienbefall verursacht Blähungen und schwächt die Tiere durch Schädigung des Verdauungskanals so sehr, dass sie unbehandelt schnell sterben.
- Chinaseuche (Rabbit hemorrhagic disease, RHD), Viruserkrankung. Sehr ansteckend. Bei Ausbruch kann die ganze Gruppe innerhalb weniger Tage ausgestorben sein. Die Erkrankung ist 100 % letal. Eine Impfung ist möglich.
- Myxomatose, eine durch Pockenerreger ausgelöste Viruserkrankung. Etwa 40 bis 60 Prozent der infizierten Tiere sterben. Eine Impfung ist möglich.
- Encephalitozoon cuniculi. Auffälligstes Symptom sind schwerwiegende neurologische Störungen, die sich durch eine Kopfschiefhaltung und Gleichgewichtsschwierigkeiten und Nierenfunktionsstörungen äußern. Eine Impfung gegen E.C. gibt es nicht.
- Kaninchensyphilis (Spirochätose): durch Deckakt übertragene Krankheit, gekennzeichnet durch Bläschen und Krusten an den Genitalien oder am Kopf.
- Ansteckender Kaninchenschnupfen: bakterielle Infektionskrankheit der Atemwege, die tödlich enden und vor allem in größeren Beständen erhebliche Verluste verursachen kann.
[Bearbeiten] Erkrankungen des Verdauungstraktes
- Mit Verkürzung des Oberkiefers einhergehendes Hechtgebiss, welches ein übermäßiges Zahnwachstum nach sich zieht.
- Trommelsucht, eine Magenblähung bei Kaninchen
[Bearbeiten] Kaninchen und andere Tiere
Es wurde bereits dargelegt, dass Meerschweinchen und Kaninchen keine füreinander geeigneten Partner sind. Trotzdem stellt sich immer wieder die Frage, mit welchen Tierarten Kaninchen sich vertragen.
Eine Haltung im selben Zimmer und auch Auslauf unter Aufsicht funktioniert auf alle Fälle mit den meisten Meerschweinchen.
Eine Haltung im selben Zimmer funktioniert auch mit kleineren Sittichen wie Wellen- und Nymphensittichen, auch mit Prachtfinken gibt es hier keine Probleme.
Allerdings sollten diese so unterschiedlichen Tierarten nicht unbedingt in engen Kontakt miteinander kommen, da sie sich gegenseitig verletzen oder mit Parasiten anstecken können.
Nicht im selben Zimmer sollten nach Möglichkeit Tiere wie Hamster und Chinchillas leben, da sie im Gegensatz zu Kaninchen nachtaktiv sind. Die Kaninchen stören tagsüber die Ruhe von Hamster oder Chinchilla, nachts stören dagegen Hamster oder Chinchilla die Ruhe der Kaninchen.
Große Papageienarten sollten ebenfalls nicht in der Nähe von Kaninchen untergebracht werden. Die Verletzungsgefahr für die Kaninchen ist nicht zu verachten; zudem neigen viele Papageien zu Eifersucht. Auch die Geräuschkulisse, die Papageien produzieren, ist für Kaninchenohren unangenehm.
Hund und Katze sollten genauso nur unter Aufsicht in die Nähe von Kaninchen gelassen werden. Man kann ihnen zwar beibringen, dass Kaninchen zur Familie bzw. zum Rudel gehören und nicht als Mittagessen gedacht sind. Es besteht aber immer die Gefahr, dass schreckhaftes Verhalten den Jagdinstinkt des Raubtieres Hund oder Katze auslöst und ein Spiel dadurch so entgleist, dass das Raubtier ernsthaft zubeißt.
[Bearbeiten] Literatur
- Dorn, F.K.; März, G.: Rassekaninchenzucht, 5. Auflage, Neumann-Verlag, Leipzig-Radebeul, 1981
- W. Schlohlaut: Das große Buch vom Kaninchen. 2. Auflage, DLG-Verlag, Frankfurt, 1998, ISBN: 3-7690-0554-6
- Rudolph, W.; Kalinowski, T.: Das Hauskaninchen, Die neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1982, ISSN 0138-1423