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Katharina II. (Russland) - Wikipedia

Katharina II. (Russland)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Katharina II.
Katharina II.

Katharina II., genannt Katharina die Große (russisch Екатерина Великая, * 2. Mai 1729 in Stettin; † 17. November 1796 in Zarskoje Selo), war ab dem 9. Juli 1762 Zarin des Russischen Reiches und außerdem Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorf.

Falls nicht anders angegeben, beziehen sich alle Daten auf den – damals in Russland nicht gebräuchlichen – gregorianischen Kalender.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Anfänge

Katharina II. wurde 1729 als Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg, in Stettin geboren. Sie war eine Tochter von Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst, dem damaligen preußischen Gouverneur von Stettin. Im Februar 1744 traf Prinzessin Sophie in Sankt Petersburg ein, um den russischen Thronfolger Großfürst Peter Fjodorowitsch, den späteren Zaren Peter III., zu ehelichen. Schon bald hatte sie die Sympathie des russischen Hofes, aber auch großer Teile des Volkes gewonnen. Durch ihr aufgeschlossenes Wesen gelang es ihr, sich schnell an die russische Lebensweise und den Glauben anzupassen.
Am 9. Juli 1744 konvertierte sie vom evangelischen zum orthodoxen Glauben und bekam zu Ehren Jekaterinas I., der Mutter der regierenden Zarin Elisabeth Petrownas den Namen Jekaterina Alexejewna. Am 1. September 1745 begannen die zehntägigen Hochzeitsfeierlichkeiten.

Die Ehe zwischen den beiden war nicht harmonisch. Großfürstin Katharina war eine lebensfrohe und intelligente Frau, die sich schnell in ihre neue Umgebung einpasste. Sie musizierte gern und las viel, mit Vorliebe historische Werke, um so ihr Verständnis für die Politik zu schärfen. Vor allem war sie stets über die Vorgänge am Hof informiert. Sie besuchte jeden Gottesdienst und nahm am religiösen Leben teil. Währenddessen schuf sich Großfürst Peter seine eigene Welt in Oranienbaum (heute Lomonossow) und pflegte seine Freundschaft mit Preußen.

Am 1. Oktober 1754 brachte Katharina nach neunjähriger Ehe einen Sohn zur Welt. Obwohl es Gerüchte um eine Liebschaft der Großfürstin gab, erkannte Elisabeth das Kind Pawel Petrowitsch als legitim an. Dessen Erziehung, sowie die der Tochter Anna, die am 9. Dezember 1757 zur Welt kam und am 9. März 1759 starb, übernahm Elisabeth selbst.

Katharina II. pflegte eine rege Korrespondenz mit Voltaire, den sie sehr schätzte. Er nannte sie den Strahlendsten Stern des Nordens und sah in ihr eine Philosophin auf dem Thron. Ihre tiefe Zuneigung und Bewunderung zeigte sich, als sie seine Vorstellungen in ihre "Große Instruktion" mit einfließen ließ. Darüber hinaus unterstützte sie ihn finanziell und kaufte nach seinem Tod seine ganze Bibliothek mit all seinen Werken auf, welche sich jetzt in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg befindet.

[Bearbeiten] Staatsstreich gegen Peter III.

Peter III., Katharina II. mit Sohn Paul
Peter III., Katharina II. mit Sohn Paul

Am 24. Dezember 1761 starb Elisabeth. So kam Katharinas Ehemann als Zar Peter III. an die Macht. Noch während der Trauertage benahm sich Peter III. unangemessen albern. Dies verärgerte sowohl Katharina als auch große Teile des Russischen Volkes; Katharina forderte ihren Gatten zur Mäßigung auf, auch und im Besonderen in der Politik. Doch die ersten Staatshandlungen Peters III. waren ein Sonderfrieden mit Preußen und die Einführung eines umfangreichen Reformprogrammes, womit er sich die Feindschaft der konservativen Kräfte des Landes zuzog.

Katharina und ihre Vertrauten planten daraufhin einen kühnen Staatsstreich. Sie versicherte sich zuerst der Unterstützung einiger Garderegimenter, in denen u.a. auch die Gebrüder Orlow dienten, dann ließ sie sich am 9. Juli 1762 zur Kaiserin ausrufen, währenddessen Zar Peter III. für abgesetzt erklärt wurde. Während Peter flüchtete, wurde Katharina noch am gleichen Tag in der Kasaner Kathedrale durch den Metropoliten Setschin zur Alleinherrscherin Russlands erklärt. Peter III. wurde gefangen genommen und am 17. Juli 1762 ermordet. Nachdem sich die Lage im Lande nach Peters Tod wieder beruhigt hatte, wurde Katharina II. am 23. September in der Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kremls zur Zarin von Russland gekrönt, worauf sie das Land 34 Jahre lang regierte.

[Bearbeiten] Innenpolitik

Schon bald nach ihrer Machtübernahme, am 4. Dezember 1762, erließ Katharina ein Manifest, mit dem sie tausenden deutschen Bauern die Ansiedlung in den Ebenen beiderseits der Wolga ermöglichte. Sie versprach den Siedlern Religionsfreiheit, Steuerfreiheit und das Verfügungsrecht über ihr Land.
Ihr Verdienst war eine einheitliche Verwaltung mit Statthalterschaften, Provinzen und Kreisen. Sie gründete erste Volksschulen und Gymnasien in den Städten, sowie Ingenieurfachschulen. Sie begründete Wohlfahrtsprojekte wie die Einrichtung von Hospitälern und Obdachlosenasylen.

Katharina II. pflegte einen regen Briefwechsel mit Voltaire, Montesquieu und Cesare Beccaria über Fragen der Gewaltenteilung und eine Reformierung des Strafrechts.
1767 berief sie eine Kommission zur Abfassung eines Projekts für ein neues Gesetzbuch, in die gewählte Vertreter aus allen Landesteilen berufen wurden. Aufgabe war die Schaffung einer einheitlichen Rechtsprechung für die unterschiedlichen Völker des riesigen Reiches. Die Kommission wurde bei Ausbruch des türkisch-russischen Krieges 1768 ergebnislos aufgelöst, allerdings verlieh sie Katharina ein Jahr zuvor noch die Titel „die Große“ und „Mutter des Vaterlandes“.

Im Toleranzedikt vom 17. Juni 1773 versprach sie die Duldung aller religiösen Bekenntnisse. Davon ausgenommen war allerdings die große Zahl von Juden, die seit der Ersten Teilung Polens ihre Untertanen waren.

Obwohl sie der Gedankenwelt der Aufklärung nahestand und Russland für die europäische Kunst und Literatur öffnete, konnte sie in ihrem politischen Alltag nur in eng gesteckten Grenzen handeln.

Sie verschärfte die Leibeigenschaft und weitete sie auf die bis dahin freien Bauern in der Ukraine aus. Gleichzeitig stärkte sie die Privilegien des Adels. Das führte zu massiven sozialen Unruhen, die 1773 im Aufstand der Donkosaken unter Pugatschow gipfelten.

[Bearbeiten] Außenpolitik

Katharina II. (Russland)
Katharina II. (Russland)

Katharina II. baute den Machtbereich Russlands in einem Maße aus, wie kein russischer Herrscher vor ihr. In zwei russisch-türkischen Kriegen 1768–1774 sowie 1787–1792 eroberte sie den Zugang zum Schwarzen Meer und weite Küstengebiete. Im Ergebnis der drei Teilungen Polens gewann Russland 1 Million km² Landgebiete und 6 Millionen Menschen dazu. Katharinas „Griechisches Projekt“, d. h. die Eroberung Konstantinopels und die Neugründung des byzantinischen Reiches unter russischer Herrschaft, scheiterte am Widerstand Preußens und Österreichs. Auch auf dem diplomatischen Parkett Europas konnte Katharina II. Erfolge erzielen. Durch ihre Vermittlerrolle im Frieden von Teschen wurde der bayerische Erbfolgekrieg beendet. Seither nahmen an allen bedeutenden Fürstenhöfen Europas russische Gesandte die Interessen ihres Landes wahr. 1796 entsandte sie 40.000 Infanteristen, 22.000 Reiter und 100 Kanonen zu einer Strafexpedition gegen Persien, das zuvor Georgien verwüstet hatte. Durch den Tod Katharinas wurde diese Expedition jedoch abgebrochen.

[Bearbeiten] Bedeutung

Sie war die einzige Regentin, welcher in der Geschichtsschreibung der Beiname die Große verliehen wurde. Ihr haftet zudem bis heute der Ruf an machtgierig, kriegslüstern, selbstherrlich und sexbesessen gewesen zu sein.

[Bearbeiten] Liebhaber

Offiziell sind mehr als zwanzig Liebhaber bekannt, hinzu kommen noch unzählige sexuelle Kurzliebschaften. Die meisten langfristigen Beziehungen gingen nach wenigen Jahren zu Ende. Das Besondere an Katharina der II. war jedoch, dass sich nur die wenigsten ihrer Liebhaber in die Politik der Kaiserin einmischen durften, obwohl sie es oft versuchten. Trotzdem wurde keiner ihrer Liebhaber nach der Trennung verfolgt, bestraft oder benachteiligt; im Gegenteil: die meisten von ihnen bekamen von Katharina großzügige Geschenke.

Unter den Liebhabern und Günstlingen Katharinas ragen einige hervor:

  • Graf Saltykow, ihr erster Liebhaber und wahrscheinlicher Vater ihres Sohnes Paul.
  • Stanislaus II. August Poniatowski, der durch Katharinas Unterstützung König von Polen wurde. Im Gegenzug willigte er in die erste Teilung Polens 1772 ein, wobei Russland große Gebiete dazugewann.
  • Graf Grigori Orlow, der zusammen mit seinem Bruder Alexei maßgeblich am Sturz des Zaren Peter III. beteiligt war. Er schenkte später Katharina den berühmten, nach ihm benannten Orlow-Diamanten, der in das Zepter der russischen Zaren eingesetzt wurde.
  • Fürst Potjomkin, er machte eine steile Karriere im Staatsdienst, war Mitglied des Reichsrates und Präsident des Kriegskollegiums. Potjomkin baute die Schwarzmeerflotte auf und gründete die Städte Sewastopol und Cherson. Er gilt als ihre große Liebe. Die beiden heirateten sogar heimlich.
  • Fürst Platon Alexandrowitsch Subow, Katharinas letzter Liebhaber. Als sie am 17. November 1796 im Alter von 67 Jahren starb, war er noch nicht einmal 40 Jahre alt.

[Bearbeiten] Literatur

  • Johann Gottfried Seume: Über das Leben und den Karakter der Kaiserin von Russland Katharina II. : Mit Freymüthigkeit und Unparteylichkeit . - Altona [i.e. Leipzig] : [Goeschen] , 1797.
  • Vincent Cronin: Katharina die Große - Lebensläufe Claassen Verlag, ISBN 3-546-00098-6
  • Konstantin Jireček: Poselství republiky Dubrovnické k císařovně Kateřině v roce 1771, 1893
  • Reinhold Neumann-Hoditz, Katharina II. die Große. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten., Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek, ISBN 3-499-50392-1
  • Dieter Wunderlich: Vernetzte Karrieren. Friedrich der Große, Maria Theresia, Katharina die Große, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2000, ISBN 3-7917-1720-0, 286 S., 17 Abb.
  • Katharina die Große/Voltaire: Monsieur - Madame Manesse Verlag, ISBN 3-7175-8186-4
  • Katharina die Große - Kaiserin von Russland, Hans Kneifel, Weltbild ( www.sammelwerke.de )
  • Jekaterina, Anatoli Marienhof, Rowohlt Taschenbuch Verlag, ISBN 3-499-23786-5

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Katharina die Große – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
Vorgänger
Peter III.
Liste der russischen Herrscher Nachfolger
Paul I.

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