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Kosaken

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Orenburger Kosaken
Orenburger Kosaken
Orenburger Kosak
Orenburger Kosak

Kosaken (russisch казаки, in der Einzahl казак     Aussprache ?/i, auf ukrainisch козаки́) waren ursprünglich entflohene, leibeigene russische und ukrainische Bauern und desertierte Tataren, die seit dem 15. Jahrhundert in der südrussischen Steppe eigene Siedlungen und Gemeinschaften gründeten und zu Wehrbauern wurden, die sich gegen die häufigen Überfälle asiatischstämmiger Reiternomaden verteidigen mussten. Bis in das 18. Jahrhundert waren sie vom russischen Zarenreich teilweise unabhängig. Dann wurden sie nach und nach als freie Kavallerieverbände in die russische Armee eingegliedert. Hauptsiedlungsgebiete der Kosaken waren der Ural, das Don- und das Dnjepr-Gebiet. Traditionell sind die Kosaken hierarchisch unter Atamanen oder Hetmanen organisiert. Ural- und Orenburger Kosaken waren maßgeblich an der Kolonisierung Sibiriens beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Ukrainische Kosaken

Ein Mann, der einen ukrainischen Kosaken mit dem charakteristischen Haarschnitt spielt, spielt eine Bandura
Ein Mann, der einen ukrainischen Kosaken mit dem charakteristischen Haarschnitt spielt, spielt eine Bandura

Ab dem 15. und 16. Jahrhundert war das ukrainische Gebiet aufgeteilt in das polnische und litauische Reich. Von den Resten der Goldenen Horde, die zum Niedergang der Kiewer Rus beigetragen hatte, lösten sich die Krimtataren als eigenständiges staatliches Gebilde, das die gesamte Ostukraine beherrschte.

Es gab sehr wenige befestigte Punkte und eine schutzlose Grenzadministration. Das Gebiet der Ostukraine war durch die Angriffszüge bald stark entvölkert. Die Bewohner der Grenzgebiete mussten selbst für ihren Schutz sorgen, wehrhafte Bauern waren ein gewohntes Bild um diese Zeit. Dennoch lag östlich und südöstlich der litauischen/polnischen Vorposten Kaniw und Tscherkassy nur noch die unbewohnte, aber fruchtbare, fisch- und wildreiche ukrainische Steppe.

Die feudale und religiöse Unterdrückung durch die katholischen polnischen Herrscher veranlasste viele zur Flucht in dieses gefährliche, aber freie Gebiet. Um den Tatarenangriffen begegnen zu können, schloss man sich zu bewaffneten Gruppen (Watagen) zusammen, die die frostfreie Jahreszeit an den Ufern der Dnipro-Nebenflüsse mit Jagd und Fischerei verbrachten, ihre Ausbeute dann beispielsweise in Kiew verkauften und schließlich in den befestigten Siedlungen wie Kaniw oder Tscherkassy überwinterten. Dieses Leben machte aus den Männern erfahrene Krieger, deren Zahl bis Ende des 15. Jahrhunderts stark angewachsen war. Sie erhielten den Namen „Kosaken“ (Kозаки).

Bis ins 16. Jahrhundert bildeten die Kosaken keine spezielle soziale Schicht, sie definierten sich vielmehr durch ihre Tätigkeit; sowohl Adlige als auch Bauern und Bürger waren Kosaken.

Schon bald wurden einige von ihnen in den Dienst der polnisch/litauischen Grenzverwaltung gestellt, diese setzte sie für kleinere Feldzüge und zum Schutz der Grenzbezirke ein. Bekannt wurde zum Beispiel der Starost von Tscherkassy, Ostap Daschkewytsch, der durch seine enge Zusammenarbeit mit den Kosaken mehrmals bis zur Krim vordringen konnte und auch 1532 einer Belagerung seiner Stadt standhalten konnte.

Zu einem polnischen Nationalhelden wurde später der Deutsch-Schlesier Bernhard von Prittwitz ("Terror Tartarorum", † 1561), der in den Jahren 1530-1550 zunächst als königlich polnischer Rittmeister, später (1540-1552) als Starost (Bezirkshauptmann) von Bar mit seinen Kosaken-Reiterscharen äußerst erfolgreich die Tataren bekämpfte. Seine damals neuartige Abwehr- und Kampftechnik wurde später von allen Kosaken nachgeahmt und übernommen. Prittwitz war einer der ersten großen Kosaken-Führer. Ukrainische Kosaken sollen noch viele Jahre später in ihren Kriegsliedern den „Schrecken der Tataren“ besungen haben.

[Bearbeiten] Die Saporoger Kosaken und die Sitsch

In den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts baute der mit den Kosaken eng verbündete Fürst Dmytro Wyschneweckyj eine Festung auf der Dnipro-Insel Mala Chortyzja, um einen Stützpunkt für Angriffe auf die Tataren zu haben. Dabei wurde er sowohl von der litauischen als auch von der Moskauer Obrigkeit unterstützt. Diese Festung diente den Kosaken von dieser Zeit an als Vorbild für die Saporoger Sitsch und weitere Festungsanlagen. Diese Festungen bildeten einen Wendepunkt im Bewusstsein der Kosaken, da sie jetzt einen von der Verwaltung unabhängigen Mittelpunkt hatten. Hier entstand das Bild der rauhen, trinkfesten Männergesellschaft, dem sowohl mönchische (weil Frauen keinen Zugang zur Sitsch hatten) als auch ritterliche Züge angedichtet wurden. In der Tat errangen die Kosaken jetzt eine gewisse Unabhängigkeit von der polnisch-litauischen Regierung, was von dieser den Türken und Tataren gegenüber auch bestätigt wurde, wenn von jener Seite Klagen über die Angriffe kamen. Gegen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts war das Kosakentum organisiert und in seiner Stellung gefestigt. Versuche der polnischen Könige Sigismund II., August I. und Stephan Báthory, die Kosaken in ihren Dienst zu nehmen, waren nur vorübergehend und eingeschränkt erfolgreich. Die Kosaken bildeten zu dieser Zeit einen eigenen Stand mit unabhängiger Rechtsprechung und Obrigkeit. Ökonomisch blieben sie jedoch sowohl vom polnischen als auch vom russischen Staat abhängig. Die Kosaken erhielten für ihre Dienste als Verteidiger der russischen südwestlichen, bzw. der polnischen südöstlichen Grenze Lebensmittel und Geld, auf das sie angewiesen waren. Diese ökonomische Abhängigkeit einerseits und die politische Unabhängigkeit andererseits führten nicht selten zu Auseinandersetzungen mit den sich festigenden Staaten Russland und Polen-Litauen um Herrschaftsrechte- und Pflichten. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts war es dem polnischen Staat gelungen, große Teile der Oberschicht der Kosaken in den polnischen Adel, die Szlachta zu integrieren. So kam es zu inneren sozialen Auseinandersetzungen. Die einfachen Kosaken sahen sich mehr und mehr in ihren Rechten beschnitten. Sie waren meist Wehrbauern und gelangten in eine immer tiefere Abhängigkeit von polnischen Großgrundbesitzern. Hinzu kam, dass der polnische Staat Versuche unternahm, die orthodoxen Kosaken zum katholischen Glauben zu bekehren. Die Gegensätze polnisch-kosakisch, orthodox-katholisch, Großgrundbesitzer-einfacher Bauer wurden bestimmend für die Herausbildung des Mythos um die Kosaken.

Im Jahre 1648 setzte sich der Hetman der Saporoger Kosaken, Bogdan Chmelnizki (ukrainisch: Хмельницький/Chmel'nyc'kyj), an die Spitze eines großen Kosakenaufstandes gegen die polnisch-litauische Herrschaft. Seine Gefolgsmänner plünderten weite Teile des polnisch-litauischen Reiches, wobei es unter Beteiligung der dortigen christlichen Bevölkerung zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung kam. Den Juden wurde unterstellt, sie stünden unter dem besonderen Schutz des polnischen Königs. Diese Pogrome kosteten möglicherweise bis zu hunderttausend Juden das Leben. Chmelnicki wird auch heute noch in der Ukraine als eine Art Nationalheld betrachtet. Um der Niederlage gegen Polen-Litauen zu entgehen leisteten die Kosaken 1654 mit Chmelnicki an der Spitze auf der Kosakenrada von Perejaslaw dem Moskauer Zaren den Treueid. Die historische Deutung dieses Treueides ist seither zwischen der Ukraine und Russland umstritten; so wurde der Vertrag von 1654 in der sowjetischen Historiographie als (Wieder-)Vereinigung der Ostslawen gedeutet und 1954 feierlich begangen (etwa durch die Umbenennung der ukrainischen Stadt Proskuriw in Chmelnyzkyj).

Lange Zeit mussten die Kosaken für den Zaren als leichte Reiterei in den Krieg ziehen, und ihr Können wurde v.a. durch ihr Auftreten in den Napoleonischen Kriegen legendär. Sie gehörten zu den letzten Reitern Europas, die den schwierigen Kampf mit der Lanze noch perfekt beherrschten. Manchmal kämpften sie aber auch abgesessen mit Feuerwaffen.

Nebenartikel: Hetmanat

[Bearbeiten] Russische Kosaken

Kosakenfrau aus der Region Orenburg in Tracht um 1870
Kosakenfrau aus der Region Orenburg in Tracht um 1870
Kosaken Mitte des 19.Jhdt
Kosaken Mitte des 19.Jhdt

1577 wurde am Terek im Kaukasus ein Kosakenheer gegründet; zum Ende des 16. Jahrhunderts gründeten Kosaken in Westsibirien die Städte Tobolsk, Beresow, Surgut, Tara, Obdorsk und Narym.

Anfang des 17. Jahrhunderts erreichten russische Kosaken den ostsibirischen Fluss Jenissei. Während der Herrschaft Michael Fjodorowitschs, des ersten Zaren aus der Dynastie Romanow, erschlossen russische Kosaken Ostsibirien und gründeten die Siedlungen Jenisseisk, Kusnezk, Krasnojarsk und Jakutsk. Sie erreichten das Ochotskische Meer (Pazifischer Ozean).

1645 erforschte der Kosake Wassili Pojarkow den Fluss Amur und entdeckte die Nordküste der Insel Sachalin. 1648 erreichte der Kosake Semjon Deschnjow aus der Mündung des Flusses Kolyma im Nordpolarmeer die Mündung des Flusses Anadyr im Pazifik und entdeckte die Straße zwischen Asien und Amerika.

Von 1697 bis 1699 erforschte der sibirische Kosak Wladimir Atlassow die Halbinsel Kamtschatka.

Auch bei der Eroberung und Russifizierung des Kaukasus spielten die Kosaken eine entscheidende Rolle.

[Bearbeiten] Kosaken in der Sowjetzeit

Kurz vor der Revolution gab es etwa 4,5 Millionen Kosaken. Im darauf folgenden Russischen Bürgerkrieg beteiligte sich ein großer Teil der Kosaken auf der Seite der zaristischen "Weißen". Unter Lenin (1920) und danach Stalin wurde die Mehrheit der Kosaken daher kollektiv als Anti-Bolschewisten verfolgt. Viele Kosaken - insbesondere die gehobenen Schichten - flohen nach Frankreich, dessen Sprache sie bereits sprachen. Sie leben heute voll integriert in Frankreich. Es gab aber auch Kosaken auf Seiten der Bolschewiken; einer ihrer berühmtesten Vertreter war Semjon Budjonny. Der Roman „Der stille Don“ von Michail Scholochow beschreibt die Haltung der Kosaken während der Revolution eindringlich. Es hat viele Kosaken gegeben, die öfter die Seiten gewechselt haben.

[Bearbeiten] Kosaken im Zweiten Weltkrieg

Wie während der Revolution fanden sich die Kosaken während des Kriegs auf beiden Seiten wieder, wobei ein großer Teil aufgrund ihrer antibolschewistischen Einstellung offene Sympathien für das nationalsozialistische Deutschland hegte, welches sie als Bollwerk gegen Stalin betrachteten. So beglückwünschte der Exil-Kosakenführer Iwan Poltawez-Ostrjanyzja Hitler bereits 1933 zu seiner Kanzlerschaft. Im Vorrücken der deutschen Wehrmacht glaubte man eine Möglichkeit zu erkennen, alte Rechte und Privilegien wieder zu erhalten bzw. ihre orthodoxe Religion wieder offen zelebrieren zu können. Deshalb boten sie Hitler ihre Dienste an. Dieser schlug zunächst das Angebot aus, betrachtete er sie entsprechend der nationalsozialistischen Rassenideologie doch als "Untermenschen". Es gab deshalb sogar Bemühungen, ihre Volkszugehörigkeit nicht den Slawen, sondern den Germanen zuzurechnen. So erklärte Poltawez-Ostrjanyzja, dass die Kosaken in Wirklichkeit Nachfahren der Goten seien. So kam es im April 1943 dann auch zur Aufstellung der 1. Kosaken-Kavallerie-Division unter dem deutschen General Helmuth von Pannwitz. Dieser Verband, der im Laufe des Krieges zu einem Armeekorps anwachsen sollte, bestand aus kosakischen Freiwilligen, die sich der deutschen Wehrmacht unterstellt hatten, weil sie hofften, mit deutscher Hilfe ihre Heimat vom Bolschewismus befreien zu können, unter dem sie seit der Oktoberrevolution für Jahrzehnte gelitten hatten.

Einsatzgebiet für die 1. Kosaken-Kavallerie-Division wurde aber Jugoslawien, wo die Kosakeneinheiten fern ihrer Heimat im Rahmen des äußerst grausam verlaufenden Partisanenkriegs eingesetzt wurden. Im Zuge der Partisanenbekämpfung kam es auf beiden Seiten zu Greueltaten, wovor auch die Kosaken nicht zurückschreckten, wenn die Zivilbevölkerung verdächtigt wurde, auf der Seite der Partisanen zu stehen. Ihrem Kommandeur, dem Generalleutnant Helmuth von Pannwitz unterstand schließlich ab Februar 1945 das XV.Kosaken-Kavallerie-Korps, bestehend aus der 1. Kosaken-Kavallerie-Division (Kommandeur Oberst von Baath), der 2. Kosaken-Kavallerie-Division (Kommandeur Oberst Hans-Joachim von Schultz) und der Plastunbrigade (Kommandeur Oberst Ivan Kononow), sowie die im Aufbau begriffene 3. Kosakendivision. Allerdings gab es zum Ende des Krieges Bestrebungen die Kosakeneinheiten der Waffen-SS zu unterstellen. Am 26. August 1944 kam es deswegen zu einer Unterredung zwischen Himmler und Pannwitz. Die Aussicht auf bessere Ausrüstung und Bewaffnung ließ Pannwitz einwilligen, die Kosaken-Einheiten hinsichtlich Versorgung und Nachschub, einschließlich der Lieferung von schweren Waffen, rein verwaltungsmäßig der Waffen-SS zu unterstellen. Die tatsächliche Eingliederung in die Waffen-SS wurde aber de facto bis zum Kriegsende nicht vollzogen, auch wegen der ablehnenden Haltung von General von Pannwitz und seines Offizierskorps, die eine weitgehende Eigenständigkeit als Truppenteil der Wehrmacht wahren wollten.

Bedingt durch den Rückzug der Wehrmacht sahen sich bald auch die Familien der Kosaken gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Nach monatelangen Irrwegen wurde den Kosaken-Stans unter ihren aus der Zarenzeit berühmten Anführern, wie den Atamanen und Generalen Krasnow, Kulakoff, Skuro, dem Sultan Klytsch, oder Vasilieff und Domanow, neue Siedlungsgebiete in der oberitalienischen Provinz Friaul, in der Gegend von Tolmezzo in Karnien, als ein neues "Kosakia", von der deutschen Reichsregierung zugewiesen. Unter dem Druck italienischer Partisanenbewegungen und um sich mit den nach Österreich ausweichenden Kosakeneinheiten des Kosaken-Kavallerie-Korps zu vereinigen, flüchteten die Kosaken-Stans in riesigen Trecks mit Pferd und Wagen nach Norden in das Gebiet von Oberkärnten und Osttirol, wo sie vom Zusammenbruch des Deutschen Reichs eingeholt werden sollten. Auf Betreiben Stalins wurden die Kosaken von den britischen Truppen an die Sowjetunion ausgeliefert und dort vielfach deportiert und zu Zwangsarbeit verurteilt. Der deutsche General Helmuth von Pannwitz, von den Kosaken noch kurz vor Kriegsende zum Obersten Feldataman gewählt, wurde in der Sowjetunion zum Tode verurteilt und am 16. Januar 1947 in Moskau hingerichtet.

[Bearbeiten] „Lienzer Kosaken“

Die bevorstehende Niederlage Deutschlands brachte die Kosaken als Kämpfer auf Seiten Deutschlands in arge Bedrängnis. Stalin betrachtete sie als Nazikollaborateure und Verräter und bedrohte sie mit dem Tod. Um nicht in Gefangenschaft der Roten Armee bzw. der Titoarmee zu gelangen, flüchteten die Kosaken-Stans Anfang Mai 1945 über den Plöckenpass. Von hier gelangten sie weiter in das Gebiet von Oberkärnten und Osttirol. In Lienz wurde das Hauptquartier aufgeschlagen und in den Wiesen und Wäldern rund um die Dolomitenstadt lagerten ca. 25.000 Männer, Frauen und Kinder, der Großteil von ihnen bestand aus Angehörigen der Kampfeinheiten. Dazu kamen noch mehr als 5.000 Pferde, die innerhalb kurzer Zeit die Wiesen kahl fraßen. Dies erklärt die zurückhaltende und angsterfüllte Aufnahme durch die Einheimischen, die sich durch die Anwesenheit der Kosaken oft bedroht fühlten.

Entgegen anderslautenden Zusagen verluden die Briten, nachdem die Kosakenoffiziere bereits einige Tage zuvor durch eine fingierte Konferenz in Spittal an der Drau vom übrigen Stan getrennt worden waren, die Kosaken und Kaukasier gewaltsam auf LKW und Eisenbahnwaggons. Man berief sich auf den Vertrag von Jalta, in dem unter anderem die Rückführung aller Sowjetbürger in die Sowjetunion vereinbart worden war, die sich zu Kriegsende in alliierter Gefangenschaft befanden. Die britische Regierung befürchtete, dass Stalin die beim Vormarsch durch die Sowjets befreiten britischen Kriegsgefangenen als Faustpfand zurückbehalten könnte, solange die Kosakeneinheiten nicht repatriiert worden wären. Das gleiche galt auch für zehntausende von jugoslawischen Bürgern und Soldaten, die - vor allem in den Reihen der faschistischen kroatischen Ustascha-Verbände - auf deutscher Seite gestanden hatten.

In den Lagern um Lienz und Oberdrauburg spielten sich im Zuge der Auslieferung erschütternde Szenen ab. Mütter sprangen mit ihren Kindern in selbstmörderischer Absicht in die hochwasserführende und eiskalte Drau. Männer erschossen oder erhängten sich. Die Ereignisse gingen als „Tragödie an der Drau“ in die Geschichte ein.

Der Großteil der Kosaken und Kaukasier wurden in Judenburg den sowjetischen Truppen übergeben. Viele überlebten den Sommer 1945 nicht mehr. Andere nahmen sich aus Furcht vor der Verfolgung durch die sowjetischen Organe das Leben bzw. töteten ihre Kinder und Verwandten oder überlebten die Transporte in die Gefangenenlager nicht. Offiziere wurden in der Regel nach kurzen Prozessen hingerichtet, General von Pannwitz wurde am 16. Januar 1947 in Moskau mit fünf weiteren Kosakengeneralen und Atamanen hingerichtet. Am 23. April 1996 erfolgte seine (wenige Jahre später wieder aufgehobene) Rehabilitierung durch den Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation in Moskau. In der damaligen Urkunde zur Begründung hieß es: "Es liegen keine Beweise vor, daß von Pannwitz oder die ihm unterstellten Einheiten Gräueltaten gegen die sowjetische Zivilbevölkerung und die gefangengenommenen Rotarmisten zugelassen haben." Heute wird vermutet, dass ein weiterer Grund für die Auslieferung der Kosaken die Rückführung der SS-Division „Galizien“ gewesen sein könnte, weil sich Churchill von deren Einsatz im aufkommenden Kalten Krieg Vorteile erwartet hatte (Lit.: Sanders et. al, S. 86f. und S. 92f.).

In Lienz erinnert heute der Kosakenfriedhof in der Peggetz und ein Gedenkstein für den General Helmuth von Pannwitz und das XV. Kosakenkavallerie-Korps in Tristach an das damalige tragische Geschehen. Jährlich finden dort Gedenkfeiern der Überlebenden und der Nachkommen statt, die das Schicksal in die ganze Welt verstreut hat. Der James-Bond-Film „Golden Eye“ bezieht sich auf diese Episode am Ende des Zweiten Weltkriegs: Der Gegenspieler Bonds erklärt sich als Sohn eines Lienzer Kosaken (in der deutschsprachigen Version wird fälschlicherweise von „Linzer Kosaken“ gesprochen).

Die Bewertung des Kampfeinsatzes der Kosaken an der Seite Hitlerdeutschlands und ihre gewaltsame "Repatriierung" durch die Briten gibt bis heute Anlass zu Kontroversen. Während die Auslieferung der Kosaken 1945 eine bedeutende Rolle im rechtsextremen Geschichtsdiskurs (Revisionismus) spielt, wird von anderer Seite kritisiert, dass in der Betonung der Opferrolle bewusst der Aspekt ausgeblendet werde, dass der Kampf der Kosaken an der Seite der deutschen Wehrmacht bedeutete, dass sie sich an Hitlers Vernichtungskrieg beteiligten. Ganz unabhängig von der Frage ihrer ursprünglichen Motivation, da sie aus Sicht Stalins seit der Oktoberrevolution als Feinde des sowjetischen Systems galten und von diesem in ihrer Mehrheit als Anti-Bolschewisten verfolgt wurden. Von daher hatten sie während des Krieges, aus ihrer Sicht, keine Wahl als sich gemeinsam mit den Deutschen gegen Stalin zu stellen, wenn sie überleben wollten.

[Bearbeiten] Kosakeneinheiten der Roten Armee

Auch auf sowjetischer Seite bildeten Kosakenverbände, vor allem die Kuban- und Terek-Kosaken, einen wesentlichen Bestandteil der mobilen Streitkräfte der Roten Armee im Südabschnitt der Ostfront. Bereits 1936 hatte die Rote Armee begonnen wieder Kosakenverbände aufzustellen, die auch die alte Kosakentracht trugen. Nach Kriegsausbruch wurden Freiwillige aus den traditionellen Kosakengebieten zur Aufstellung von vier Kosaken-Divisionen herangezogen (12. und 13. Kuban-Kosaken, 14. und 15. Don-Kosaken) die zusammen das 17. Kosaken-Kavallerie-Korps der Roten Armee bildeten. Für seine Leistungen wurde das Korps später zum 4. Garde-Kosaken-Kavallerie-Korps erhoben.

Der Kriegseinsatz der Kosaken auf Seiten der Roten Armee trug sicherlich mit dazu bei, dass - im Gegensatz zu „unzuverlässigen“ Ethnien, wie Krim-Tataren, Wolgadeutsche oder Tschetschenen - die Kosaken als Gruppe keine systematischen Verfolgung mehr durch die sowjetische Führung erlitten. Anführer von Kollaboration und Anti-Bolschewiken wurden daher als "Weißgardisten" bzw. "deutsche Agenten" angeklagt, während die Loyalität der Kosaken per se nicht in Frage gestellt wurde. [1]

[Bearbeiten] Kosakentum in der nachsowjetischen Ära

Während der Ära Gorbatschow kam es zu einer Wiederbelebung und Reorganisation des Kosakentums. Nach der Auflösung der Sowjetunion gliederten sich die Kosaken gemäß der Einteilung in neue Nationalstaaten, neben der historisch begründeten Einteilung in ukrainische und russische Kosaken entstand nun auch eine weißrussische Kosakenorganisation. [2] [3].

In Russland wurde 1990 der gesamtrussländische Kosakenbund wiedergegründet; auf lokaler Ebene wurden die zwölf Heere, die es zur Zarenzeit gab wiederbelebt. Boris Jelzin versuchte 1993 die Kosaken in seine Politik einzubinden, indem er ihnen Funktionen des Grenzschutzes übertrug. [4]

Am 5. Dezember 2005 trat in Russland das Gesetz "Über den Staatsdienst des Russischen Kosakentums" in Kraft.[5] Darin wird den Kosaken zugestanden, ihren Dienst in der russischen Armee in der Regel in Einheiten zu leisten, die traditionelle Kosakenbezeichnungen tragen. Die Vereinigungen der Kosaken organisieren die "militärisch-patriotische Erziehung" der künftigen Rekruten und betreuen ihre Mitglieder, die als Reservisten der russischen Armee dienen. Sie helfen in Not- und Katastrophensituationen, aber auch bei der Zivil- und Territorialverteidigung und der Aufrechterhaltung öffentlicher Ordnung. Darüber hinaus können sie Vereinbarungen über andere Tätigkeiten mit verschiedenen Organen der Exekutive treffen, von der Organen der gesamten Russischen Föderation bis zu der Selbstverwaltung vor Ort. Die Kosaken-Organisationen werden in ein staatliches Register eingetragen.

Heute gibt es zirka vier bis fünf Millionen Kosaken.

[Bearbeiten] Gruppen von Kosaken

[Bearbeiten] Bekannte Kosakenführer

[Bearbeiten] Kosakentum

  • Shashka = Kosakensäbel
  • Nagaika = geflochtene Peitsche der Kosaken
  • Stanitsa = Kosakensiedlung, aber auch Einheit der Kosaken
  • Kasatschok (auch Cossachok) = Tanz der Kosaken
  • Traditionsuniform = Tracht der Kosaken, entstammt der Tracht der Tscherkessen

[Bearbeiten] Literatur

  • Jana Bürgers: Bohdan Chmel’nyc’kyj und der Kosakenmythos in der postsowjetischen Ukraine. In: Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 50 (2002), H. 1. S. 62-86.
  • Andreas Kappeler: Die Kosaken-Aera als zentraler Baustein der Konstruktion einer national-ukrainischen Geschichte: Das Beispiel der Zeitschrift Kievskaja Starina 1882-1891. In: Robert O. Crummey, Holm Sundhaussen, Ricarda Vulpius (Hg.): Russische und Ukrainische Geschichte vom 16.-18. Jahrhundert. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2002 (Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Bd. 58). S. 251-262. ISBN 3-447-04480-2
  • Stefan Karner: Zur Auslieferung der Kosaken an die Sowjets 1945 in Judenburg, in: Johann Andritsch (Hg.): Judenburg 1945 in Augenzeugenberichten. Judenburger Museumsschriften XII. Judenburg 1994, S. 243-259.
  • Erich Kern - General von Pannwitz und seine Kosaken, Göttingen 1964
  • James D. Sanders - Mark A. Sauter - R. Cort Kirkwood: Soldiers of Misfortune. The Cold War Betrayal and Sacrifice of American POWs. New York 1994, S. 86f. und 92f.
  • Carsten Kumke: Führer und Geführte bei den Saporoger Kosaken. Struktur und Geschichte kosakischer Verbände im polnisch-litauischen Grenzland (1550-1648). Berlin; Wiesbaden: Harrassowitz, 1993 (Forschungen zur osteuropäischen Geschichte; Band 49). ISBN 3-447-03374-6
  • Susanne Luber: Die Herkunft von Zaporoger Kosaken des 17. Jahrhunderts nach Personennamen. Berlin: Otto Harrassowitz (Wiesbaden), 1983 (Veröffentlichungen der Abteilung für slawische Sprachen und Literaturen des Osteuropa-Instituts an der Freien Universität Berlin, Bd. 56). ISBN 3-447-02381-3
  • Harald Stadler, Martin Kofler, Karl C. Berger: Flucht in die Hoffnungslosigkeit. Die Kosaken in Osttirol. Studienverlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2005 ISBN: 3-7065-4152-1
  • Günter Stökl: Die Entstehung des Kosakentums. München, Isar-Verlag 1953 (Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München, Bd. 3).
  • Andreas Hilger/G.Wagenlehner: Sowjetische Militärtribunale, Köln, Böhlau 2001

[Bearbeiten] Quellen

  1. Peter Hollquist "Cossack Identity in the 20th Century" in Russia at the Crossroads: History, Memory and Political Practice, Routledge 1998. S.107
  2. Webseite der weißrussischen Kosaken (russisch)
  3. Webseite der ukrainischen Kosaken (ukrainisch)
  4. Roland Götz/Uwe Halbach: Politisches Lexikon Russland, Verlag C.H. Beck, München 1994 ISBN 3406351778
  5. Gesetzestext in der Rossiskaja Gaseta (russisch)

[Bearbeiten] Siehe auch

Wehrbauern, Kosakenchor, Geschichte der Ukraine, Geschichte Russlands, Tschetnik

[Bearbeiten] Weblinks

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