Kleidung
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Kleidung ist im allgemeinsten Sinne die Gesamtheit der stofflichen Gegenstände, die am Körper, am Kopf, sowie an Händen und Füßen getragen werden. Schmuckgegenstände, wie Ohrringe, Haarreife, und durch Farbe aufgetragene Nachahmungen von Kleidungsstücken, zählen im Allgemeinen nicht dazu.
Die Kleidung als Ganzes bildet eine schützende künstliche Hülle unmittelbar um den Körper des Menschen (seltener von Tieren) und prägt dessen äußere Erscheinung. Als Maßnahme der Körpergestaltung ist sie - bewusst oder unbewusst - ein Mittel nonverbaler Kommunikation und hat sich entsprechend in verschiedenen Kulturen und Zeiten sehr unterschiedlich entwickelt.
Eine eindeutige Definition des Begriffs Kleidung ist schwierig. Die Abgrenzung zu anderen künstlichen Hüllen um den (menschlichen / tierischen) Körper ist fließend (z.B. Schlafsack mit Ärmeln). In der Regel gilt eine künstlichen Hülle dann als Kleidung, wenn der Mensch sie mit sich herumträgt (im Gegensatz zu z.B. o.g. Schlafsack, einem Zelt oder Architektur allgemein).
Menschen der meisten Regionen weltweit tragen in den meisten Situationen zumindest ein Minimum an Kleidung. Bei Tieren ist es eher die Ausnahme: Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts ziehen manche auch ihren Haustieren, wie Hunden und Katzen, insbesondere bei kaltem Wetter etwas an.
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[Bearbeiten] Funktionen
Kleidung schützt den menschlichen Körper vor unerwünschten Einflüssen der Außenwelt, vor Kälte, Nässe und Hitze; weiter beispielsweise vor Blicken, Gewalt und Verletzung (Helm, Rüstung), vor Bakterien (Hygiene) (siehe auch Schutzkleidung). Die Schutzfunktion wird heute in der Regel als ihre grundlegende Funktion angesehen. (Historiker bezweifeln allerdings, dass das auch die historische Ursache für die Entstehung von Kleidung war.)
Kleidung hat darüber hinaus häufig auch eine Markierungsfunktion. Kleidung spezifiziert ihren Träger, sie wird Kommunikationsmittel und Zeichen. Was die Kleidung kommuniziert, umfasst ein breites Spektrum. Eine sehr einfache Form ist die schlichte Markierung / Kennzeichnung als beachtenswertes Objekt: z.B. orange-farbene Warn-Westen von Straßenarbeitern verhindern es, dass ein Arbeiter übersehen wird.
Häufig kennzeichnet Kleidung die Mitglieder einer Gruppe als Angehörige dieser Gruppe, z.B. als Angehörigen einer Mannschaft im Sport. Werden diese Kennzeichnungen spontan vor einem Spiel vereinbart, so dienen sie nur der Unterscheidung, sagen wenig über die Mannschaft oder die Individuen aus. Das ist bei anderer gruppenspezifischer Kleidung deutlich anders. Beispiele dafür sind die Präsentation von Berufsrollen, Rang- (etwa Uniform des Militärs) und Standesunterschiede (die Abgrenzung bzw. Zugehörigkeit von anderen gesellschaftlichen Gruppen bzw. Individuen).
Weitere Markierungsfunktionen der Kleidung sind ästhetischer Art (teils unbewusst): das sich Ausdrücken-Wollen oder das Schmücken des Trägers, aber auch das ästhetische-ironische Spielen und Experimentieren mit etablierten Formen der Kennzeichnung.
Darüber hinaus hat Kleidung oft auch noch eine sinnliche Erlebnisfunktion. Kleidung ist Genussmittel oder sogar Spielzeug. Darunter fällt der sinnliche Genuss an bestimmten Materialien, Formen und Farben und am Spielen und Experimentieren mit Formen, Farben, Materialien. Beispiele: das Kuscheln in weichen Materialien und die erotisch-sexuell stimulierende Wirkung bei Materialfetischismen (siehe auch Fetischismus), sowie der Genuss einer anmutigen Erscheinung.
[Bearbeiten] Bedeutung von Kleidung
Die Bedeutung, die Kleidung im Leben eines einzelnen Menschen hat, ist individuell sehr unterschiedlich, auch abhängig vom gesellschaftliche Umfeld (und dessen Rollenerwartungen an den einzelnen). Für den einen ist sie unwichtige Äußerlichkeit bzw. pragmatischer Gebrauchsgegenstand, für andere wesentlicher Bestandteil ihres Lebens.
Aber auch in der Art der Bedeutung, die der einzelne der Kleidung beigemisst, bestehen erhebliche Unterschiede. Sie schlagen sich nieder in den sehr unterschiedlichen Aspekten, auf die der einzelne bei der Wahl seiner Kleidung vorrangig achtet: Mode- Marken-, Stil-, Schönheitsbewusstsein; Gebrauchsfunktionalität; Wohlfühlkomponenten etc. Dahinter können ganz unterschiedlich - je und /oder: Pragmatismus, Genussstreben, Wunsch nach Integration durch Assimilation, Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen, Wunsch nach Wohlbefinden, Imponierverhalten, Ausdruck des eigenen Lebensstils, Nonkonformismus, Rebellion und anderes stecken. Der geschichtliche Zeitpunkt, ab dem Menschen regelmäßig Kleidung trugen, lässt sich aus dem Auftreten der Kleiderlaus schätzen. Aktuelle Genanalysen deuten auf einen Entstehungszeitraum vor etwa 75.000 Jahren hin.[1]
[Bearbeiten] Ähnliche, aber nicht synonyme Begriffe
Wenn von Kleidung die Rede ist, werden oft auch andere Begriffe mit nicht identischer Bedeutung verwendet:
- Textilien: Textilien beschreiben allgemein Gegenstände aus Faser- bzw. Webstoff (z.B. Leinen, Wolle, Nylon). Nicht alle sind Kleidungsstücke (z.B. Bettwäsche); nicht alle Kleidungsstücke sind Textilien (z.B. Lederjacken).
- Wäsche
- Garderobe
- Outfit: Die Gesamtheit der bewussten Gestaltung der äußeren Erscheinung: Kleidung, Schuhe, Schmuck, Frisur etc.
- äußere Erscheinung: Schließt neben Outfit auch das Aussehen des Körpers selbst mit ein.
- Mode
- Tracht
- Bekleidung
- Klamotten: sallopp, salonfähiges Wort, selten abwertend
[Bearbeiten] Möglichkeiten der Unterteilung
Siehe auch: Liste der Kleidungsstücke
Kleidung lässt sich unterscheiden durch:
- unterschiedliche Materialien (z. B. Leder, Pelz, Webstoff, künstlicher Faserstoff mit unterschiedlichem Design),
- Lage der Kleidung (Oberbekleidung und Unterbekleidung (Unterwäsche)
- unterschiedliche Formen (z. B. Jacke, Hose, Rock, Mantel, Kleid, Bluse, Schuhe etc.)
- unterschiedliches Beiwerk der Kleidung (Accessoires und Schmuck)
- Geschlecht und Alter der Träger: Branchenbezeichnung DOB (Damenoberbekleidung) und HAKA (Herren und Knaben); Kinderkleidung
- unterschiedliche Moden der einzelnen Epochen oder Jahrzehnte
- die gesellschaftlichen Gründe für die Ausprägung: Gesellschaftliche Distinktion
- durch Marken
- durch Abgerissenheit (in Lumpen gehen) - vgl. Lumpenproletariat
[Bearbeiten] Zeichenhaftigkeit
Die Gründe der Abgrenzung durch Kleidung können gruppenspezifisch sein. So kann man anhand der Kleidung unterscheiden:
- den Volksstamm (stammesspezifische Kleidung),
- die Nation (Nationaltracht, z.B. Burnus, Tunika oder Toga)
- die Funktion als Amtsträger (Uniform, Amtstracht, Dienstkleidung) oder als Angehöriger eines Unternehmens bzw. einer Organisation (z. B. Kluft)
- die Religion (religionsspezifische Kleidung), z.B. Kopftuch, Burka,
- den Beruf (Berufskleidung) und darin unterschiedliche Funktionen oder Ränge (z. B. Arztkittel, OP-Kittel, Pflegepersonal-Kasak) - zum Teil mit Schutzkleidungsfunktion
- die Vereinszugehörigkeit, (Tracht, Couleur) etc., die jeweils bestimmte Gattungen und Ränge markiert.
- eine Stimmung, z.B. Trauerkleidung
Kleidung kann geschlechtsspezifisch, altersspezifisch oder auch standes-/klassen-/kastenspezifisch sein. In den westlichen Industriestaaten begründen die verschiedenen Lebensstile die unterschiedlichen Ausprägungen von und Abgrenzungen durch Kleidung. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kleidung erfolgt durch die volkskundliche Kleidungsforschung.
[Bearbeiten] Kennzeichnung von Kleidung
Um die Auswahl und Pflege der Kleidung zu erleichtern, werden im oder auf dem konfektionsmäßig hergestellten Kleidungsstück meist einige Angaben gemacht:
- die Marke
- die Zusammensetzung der Materialien
- die unterschiedlichen Größen moderner Kleidung, in Konfektionsgrößen gegliedert.
- Textilpflegesymbole für die Orientierung, wie Kleidung gereinigt werden soll
- die Modellbezeichnung des einzelnen Kleidungsstückes.
[Bearbeiten] Gefahren
Unzweckmäßige Kleidung kann gesundheitsgefährdend sein. Die Ursachen hierfür sind verschieden: (1) ungünstiger Schnitt kann zu engen oder zu fest anliegenden Kleidern führen, die auf Blutgefäße, Nerven oder leicht verletzliche Organe drücken, und die die erforderliche Ventilation und Wärmeregulierung verhindern (z.B. beim Schnüren); (2) Benutzung giftiger Substanzen zum Färben (Schweinfurter Grün, Chromgelb und bestimmte Anilinfarben), sie sind besonders gefährlich, wenn sie nur lose mit Stärke aufgelegt sind, wie bei Schleiern und Seidenzeug; (3) Aufnahme organischer Krankheitskeime und Übertragung auf Gesunde (Flanell und dünne Wollstoffe aufgrund ihrer rauen Oberfläche).
[Bearbeiten] Literatur
- Hans-Joachim Hoffman: Kleidersprache. Eine Psychologie der Illusion in Kleidung, Mode und Maskerade, Ullstein Ffm 1985
- Rene König: "Die zweite Haut", Berlin Elefantenpress, 1987
- Ingrid Loschek: "Mode - Verführung und Notwendigkeit", München, Bruckmann 1991
- Ingrid Loschek: Reclams Mode- und Kostümlexikon, Stuttgart, Reclam 5. Aufl. 2005
- Richard Sennett, "Der Körper als Kleiderpuppe" in: "Verfall und Ende des öffentlichen Lebens", Ffm, Fischer, 1982
- Roland Barthes: Die Sprache der Mode (deutsche Übersetzung), Suhrkamp, Ffm, 1985
- Philipp Zitzlsperger: Kostümkunde als Methode der Kunstgeschichte, in: Kritische Berichte, 1, 2006, S. 36-51.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Kategorie:Kleidung – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Kleidung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Intelligente Textilien ermöglichen Messung des Blutdrucks Der Beitrag ist ein Auszug aus Rolf Froböse/ Klaus Jopp: Fußball, Fashion, Flachbildschirme. Die neueste Kunststoffgeneration Wiley-VCH Verlag, Weinheim, ISBN 3527314113