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Perspektive - Wikipedia

Perspektive

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt die Perspektive im geometrischen Sinn und in der bildlichen Darstellung, weitere Bedeutungen siehe Perspektive (Begriffsklärung)
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2-Fluchtpunktperspektive: Ein Fluchtpunkt liegt rechts, der andere links neben dem Bild.
2-Fluchtpunktperspektive: Ein Fluchtpunkt liegt rechts, der andere links neben dem Bild.

Perspektive (lat. perspicere, hindurchsehen) fasst die Möglichkeiten zusammen, dreidimensionale Objekte auf einer zweidimensionalen Fläche so abzubilden, dass dennoch ein räumlicher Eindruck entsteht.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Arten von Perspektiven

  • Geometrische Projektionsverfahren
    • Zentralprojektion: Sehstrahlen gehen von einem Augpunkt aus, raumparallele Kanten scheinen in der Projektion in einem Punkt zu fluchten
      • Zentralperspektive: Zentralprojektion, eine Raumfläche liegt parallel zur Bildebene, diese wird bildparallel abgebildet, die andere orthogonal dazu – deren Raumflächen fluchten in einem Punkt
      • 2-Punktperspektive (Übereckperspektive): Zentralprojektion, die horizontparallelen Raumkanten sind nicht bildebenenparallel und fluchten in ihrem jeweiligen Fluchtpunkt, die Vertikalen werden bildparallel abgebildet.
      • Froschperspektive: Zentralprojektion, es gibt keine bildebenenparallelen Raumkanten, der Augpunkt liegt unter dem abgebildeten Gegenstand
      • Vogelperspektive: Zentralprojektion, es gibt keine bildebenenparallelen Raumkanten, der Augpunkt liegt über dem abgebildeten Gegenstand
    • Fischaugenprojektion: sphärische Projektion. Linien, die nicht durch das Zentrum gehen, werden gekrümmt, Flächen am Rand kleiner abgebildet, als in Bildmitte, der Blickwinkel erreicht 180 Grad und mehr.
    • Parallelprojektion: Sehstrahlen verlaufen parallel, raumparallele Kanten werden in der Projektion ebenfalls parallel abgebildet.
    • Panoramabild: Beim Panoramabild erfolgt die Abbildung zunächst auf eine zylinderförmige Fläche, die dann in eine Ebene aufgerollt werden kann. Es gibt aber auch große Panoramen, die als Zylinder aufgestellt sind. Parallele Linien werden nur im Sonderfall parallel abgebildet. Man erreicht einen Blickwinkel von 180 Grad und mehr (bis 360 Grad).
  • Bedeutungsperspektive, Begriff in der Malerei. Die Größe der dargestellten Figuren und Gegenstände hängt von deren Bildbedeutung ab, nicht von den räumlich-geometrischen Gegebenheiten.
  • Luft- und Farbperspektive: die Farb- und Helligkeitskontraste nehmen in die Ferne ab – Farben erscheinen matter, meistens heller und ins blau verschoben

[Bearbeiten] Geschichte

Um räumliche Situationen darzustellen oder abzubilden waren perspektivische Verfahren bereits den Römern bekannt. In Pompeji wurden Wandfresken gefunden, die den Raum in einen gemalten Garten fortsetzen sollten. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde dieses Wissen nicht weiterentwickelt; die frühchristliche und mittelalterliche Malerei bediente sich fast ausschließlich der Bedeutungsperspektive, d.h. die Größe der dargestellten Personen und Gegenstände wurde durch deren Bedeutung im Bild bestimmt, nicht durch ihre räumliche Anordnung. Räumliche Wirkung erzielte man fast ausschließlich durch die Kulissenwirkung. In der Renaissance wurde die Zentralperspektive (im Zusammenhang mit der Camera Obscura) (wieder-) entdeckt, die in etwa dem Sehen mit einem Auge oder einer verzerrungsfreien fotografischen Abbildung entspricht. Malerarchitekten wie Filippo Brunelleschi, Leon Battista Alberti und Giotto schufen Werke, die Motive der christlichen Ikonographie in räumlich korrekt konstruierten Architekturkulissen zeigten.

 Abb. aus Dürers Unterweysung..., 1525
Abb. aus Dürers Unterweysung..., 1525

Anfänglich wurden die der Zentralperspekive, die unser Auge produziert, in ihren Gesetzmässigkeiten nicht erkannt, und die Darstellung erfolgte mittels einer Schnur, die, von eine festen Punkt ausgehend, über ein einfaches Raster in Form eines Drahtgitters zu den abzubildenden Objekten gespannt wurde. Der Zeichner saß neben dem Gitter und übertrug die Messungen in das Raster seiner Zeichenfläche („perspekivisches Abschnüren“). In einem Buch aus dem Jahre 1436 erläuterte Leon Battista Alberti die mathematischen Methoden, mit denen auf Gemälden eine perspektivische Wirkung zu erzielen sei. Albrecht Dürer veröffentlichte 1525 sein Buch Underweysung der messung mit dem zirckel un richtscheyt, das die erste Zusammenfassung der mathematisch-geometrischen Verfahren der Zentralperspektive darstellte und damit auch die Grundlagen der Darstellenden Geometrie bildet.

[Bearbeiten] Beispiele für Perspektiven

[Bearbeiten] Isometrische Projektion

Militärperspektive
Militärperspektive

In technischen Darstellungen werden bevorzugt Parallelprojektionsverfahren (wie z.B. die Isometrie) verwendet. Bei einer isometrischen Projektion werden die Einheiten aller drei Koordinatenachsen im gleichen Maßstab dargestellt, d.h. Strecken, die parallel zu den Koordinatenachsen liegen, werden maßstabsgetreu abgebildet. Ein Beispiel ist die Militärperspektive, bei der der Grundriss unverzerrt ist. Linien, die in der Wirklichkeit parallel verlaufen, werden bei der Abbildung gleichfalls parallel dargestellt. Dadurch wird ein Zusammenlaufen der Linien in Richtung der Fluchtpunkte vermieden, so dass die abgebildeten Flächen gut erkenntlich bleiben. Dieser Effekt ist z.B. von Architekten erwünscht, die bezwecken, dass die Ansichten von Häusern unabhängig vom Blickwinkel immer gleich deutlich sind. Architekten sprechen hier von "Parallelperspektive".

[Bearbeiten] Axonometrische Darstellung

Kavalierperspektive
Kavalierperspektive

Bei einer axonometrischen Darstellung sind die Maßstäbe längs der Achsen unterschiedlich. Als Beispiel sei die Kavalierperspektive genannt, bei ihr ist der Aufriss unverzerrt, Strecken, die hierzu senkrecht verlaufen, werden (im Bild mit dem Faktor 0,5) verkürzt dargestellt.

Diese Perspektive wird traditionell in der chinesischen Malerei verwendet.

Sie wird auch Kabinett-Perspektive genannt.


[Bearbeiten] Zentralperspektive

Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt
Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt

In der Architektur und zur Veranschaulichung wird die sog. Zentralperspektive benutzt. In der Zentralperspektive werden raumparallele Kanten nicht abbildungsparallel dargestellt, sondern vereinigen sich in einem scheinbaren Punkt, dem sog. Fluchtpunkt, der bei der Fluchtpunktperspektive ausgenutzt wird. Die einfachste Form der Perspektive bildet die Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt.

Die dem Betrachter zugewandten Flächen des Objektes sind bildparallel, während die in die Tiefe des Raumes führenden Raumkanten sich scheinbar in einem Fluchtpunkt am Horizont vereinigen.

Weitere Varianten stellen die Perspektiven mit zwei – auch Über-Eck-Perspektiven genannt – oder drei Fluchtpunkten dar. Da bei einer Perspektive mit drei Fluchtpunkten der Horizont notwendigerweise nach oben, bzw. unten wandert, nennt man die jeweiligen Abbildungen auch Froschperspektive oder Vogelperspektive.

zwei Fluchtpunkte
zwei Fluchtpunkte
drei Fluchtpunkte – Vogelperspektive
drei Fluchtpunkte – Vogelperspektive
drei Fluchtpunkte – Froschperspektive
drei Fluchtpunkte – Froschperspektive

[Bearbeiten] Zylindrische Projektion

Verschiedene Künstler wie z.B. M. C. Escher haben mit weiteren Varianten der Perspektive experimentiert, wie z.B. der zylindrischen Projektion. Mit dieser Perspektive sind Panoramen von 180° und mehr perspektivisch real darstellbar, dabei verzerren sich gerade Linien jedoch zu gekrümmten Kurven. Ein Beispiel dafür ist Eschers Lithografie Treppenhaus I aus dem Jahr 1951 (mit „Krempeltierchen“).

[Bearbeiten] Reliefperspektive

Diese Perspektivart führt nicht zu einer kompletten 2D-Darstellung, sondern verkürzt nur eine Dimension des 3D-Raums stark. Dabei verändert sich das Aussehen der aus einem festen Augpunkt betrachteten Objekte nicht, da hinten liegende Objekte bei einem exakten Relief auch entsprechend verkleinert werden.

[Bearbeiten] Umgekehrte Perspektive

Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow
Dreifaltigkeitsikone von Andrej Rubljow

Mit zwei Augen sieht man im Nahbereich näher liegende Gegenstände schmaler, als weiter entfernt liegende. Der Effekt entsteht durch das zweiäugige (räumliche) Sehen. Wenn man nur mit einem Auge sieht, entspricht das Sehen der normalen Perspektive. Die geometrische Perspektive berücksichtigt nur das Sehen mit einem Auge. Im Fernbereich spielt der Augenabstand keine Rolle und man sieht wie bei der geometrischen Perspektive.

Die umgekehrte Perspektive wurde zum Beispiel in der byzantinischen Ikonenmalerei angewandt, zusammen mit der Bedeutungsperspektive. Dabei laufen parallele Linien in Bildteilen auf den Betrachter zu, wie es bei den Fußbänken der Dreifaltigkeitsikone zu sehen ist.

Bei fotografischen Abbildungen kann man die dort vorhandene Perspektive durch Anwendung einer mathematischen Transformation mittels „umgekehrter Perspektive“ (inverse perspective mapping) kompensieren, so dass parallele Linien wieder parallel erscheinen und die ursprünglichen Größenverhältnisse wieder eintreten.


[Bearbeiten] Bedeutungsperspektive

 Kaiser Otto III. mit Reichsfürsten und Bischöfen, München, Bayr. Staatsbibliothek
Kaiser Otto III. mit Reichsfürsten und Bischöfen, München, Bayr. Staatsbibliothek

In der Zeit vor der Wiederentdeckung der geometrischen Perspektive wurden in Tafelbildern die sogenannte Bedeutungsperspektive benutzt. Die Größe und Ausrichtung der im Bild dargestellten Personen wurde nach deren Bedeutung gewählt: wichtige Protagonisten erschienen groß, weniger wichtige wurden kleiner dargestellt, auch wenn diese sich räumlich vor der anderen Person befinden. In dem Bildbeispiel rechts bezieht sich die quasi-isometrische Perspektive der Fußbänke nur auf die jeweilige Figur – in grafisch-kompositorischer Hinsicht ermöglicht diese Anordnung die (flächige) Öffnung des Bildraumes zum Hintergrund. Die Bedeutungsperspektive wurde in der Ikonenmalerei genutzt und ist auch heute noch in der naiven Malerei zu finden. Auch in der altägyptischen bildenden Kunst gab es die Bedeutungsperspektive schon. Während der Pharao nebst Gemahlin in voller Größe dargestellt wurde, zeigte man Sklaven und Hofstaat sehr viel kleiner. Dies ist aber nicht so sehr als bewusste künstlerische Entscheidung zu werten, sondern meist eine Folge der Art, in der unser Gehirn Bilder interpretiert.

[Bearbeiten] Luft- und Farbperspektive

Ein Beispiel für Luftperspektive in der Fotografie
Ein Beispiel für Luftperspektive in der Fotografie

Luft- und Farbperspektive müssen unterschieden werden.

Bei der Luftperspektive wird ein Tiefeneindruck erzeugt, indem die Kontraste von vorne nach hinten abnehmen und die Helligkeit von vorne nach hinten zunimmt.

Die Farbperspektive sorgt für einen Tiefeneindruck, indem im Vorder-, Mittel- und Hintergrund unterschiedliche Farbtöne dominant eingesetzt werden. Im Vordergrund dominieren warme Farben (gelb, orange, rot, braun), im Mittelgrund Grüntöne und im Hintergrund Blautöne. Stattdessen kann auch eine Grün- bzw. Blaustichigkeit vorliegen.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Rudolf Wiegmann: Grundzüge der Lehre von der Perspektive. Zum Gebrauch für Maler und Zeichenlehrer. Düsseldorf 1846.

[Bearbeiten] Weblinks


wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Perspektive – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
commons:Hauptseite
Commons
Commons: Kategorie:Perspektive – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

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