Sacha Baron Cohen
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Sacha Noam Baron Cohen (* 13. Oktober 1971 in Hammersmith, London, Vereinigtes Königreich)[1] ist ein englischer Komiker und Schauspieler, der besonders für die durch ihn verkörperten Charaktere Ali G, Borat und Bruno bekannt ist.
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Leben
Kindheit und Jugend
Sacha Baron Cohen wuchs, als zweiter von drei Söhnen, mit seinen Brüdern Amnon und Erran in einer jüdischen Mittelklasse-Familie auf. Sein Vater, Gerald Baron Cohen, stammt aus Wales und führte einen Kleiderladen am Piccadilly Circus.[2] Seine Mutter, Daniella Weiser, ist eine gebürtige Israelin, deren Familie ursprünglich aus dem Iran kam.[3] Der Namensteil „Baron“ ist nicht als Adelstitel zu verstehen, sondern ist Teil des zusammengesetzten Nachnamens, der eine englische Ableitung des hebräischen Wortes „Baruch“, zu deutsch „gesegnet“, darstellt. Seine Schulzeit verbrachte Baron Cohen auf der exklusiven Haberdashers' Aske's Boys' School.[4] Bereits dort zeigte sich sein Talent und seine Sprachgewandtheit, als er mit acht Jahren einen Aufsatzwettbewerb in The Times gewann, indem er die korrekte Verwendung der englischen Sprache anmahnte.[5] In seiner Jugend war Baron Cohen aktives Mitglied bei der jüdischen Jugendorganisation Habonim Dror. Dort sammelte er in einer Theatergruppe auch erste schauspielerische Erfahrungen in Neil Simons Biloxi Blues.[6] Eines seiner Hobbys war Breakdance, das ihm die Hip-Hop-Szene näher brachte, die er später persiflieren wird.[2]
Zeit in Cambridge
Nachdem Baron Cohen das Christ's College in Cambridge besuchte, lebte er für ein Jahr in Israel und arbeitete im Rosh Hanikra Kibbuz.[7] Danach kehrte er nach Großbritannien zurück und studierte Geschichte an der Cambridge University, wo sein Cousin Simon Baron-Cohen heute Direktor des Autismus-Forschungszentrums ist.[8]In Cambridge spielte er bei der Theatergruppe 'Footlights' in Stücken wie Cyrano de Bergerac und Fiddler on the Roof. Dort spielte auch sein Jugendfreund Dan Mazer,[2] der ihn später dauerhaft als Autor und Produzent unterstützten sollte. Im Jahre 1992 fährt Baron Cohen zu einer Studienfahrt nach Amerika, wo er den Bürgerrechtler Robert Parris Moses trifft.[9]In seiner positiv aufgenommenen Abschlussarbeit "The Black-Jewish Alliance: A Case of Mistaken Identity" untersuchte er die Kultur afroamerikanischer Mitbürger und Juden, deren Rolle in der Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre und beschäftigt sich insbesondere mit der wechselseitigen Beziehung von Schwarzen und jüdischen Bürgerrechtlern.[9]Besondere Berücksichtigung fanden dabei die Morde an Michael Schwerner, James Earl Chaney und Andrew Goodman[10] Er beendet sein Studium mit der Note 2:1.[9] Im Jahr 1994 jobbte er als Model.[5]
Anfänge der Karriere als Komiker
Schon während seines Studiums übernahm Baron Cohen diverse Filmrollen. Nach seinem Abschluss konzentrierte er sich auf seine Laufbahn als Komiker und trat mit seinem Bruder regelmäßig in einem Comedy-Club im Londoner Stadtteil West Hampstead auf. Erste Auftritte vor der Kamera hatte er im relativ unbekannten Paramount Comedy Cable Channel, wo er mit dem Charakter Bruno, einem schwulen österreichischen Modejournalisten, auftrat.[7] 1995 war er Gast in der „Jack Dee and Jeremy Hardy Show“ auf Channel 4.[6] Im Jahre 1995/1996 moderierte er die Kabelsendung Pump TV und F2F.[5] Harry Thompson und Andrew Newman, die Produzenten der „Eleven O' Clock Show“ auf Channel 4, werden auf Baron Cohen aufmerksam. Harry Thompson erkannte Baron Cohens Fähigkeit, mit seiner Form der Komik die eigentlichen Motive der Menschen zu entlarven.[5]
Durchbruch als Komiker
Den Durchbruch erreichte Baron Cohen 1998, als er in der „Eleven O' Clock Show“ zum ersten Mal als Ali G auftrat. Seit 2000 tritt Baron Cohen als Ali G in Großbritannien in der gleichnamigen Show auf. Das Konzept der Auftritte Ali Gs bestand darin, dass Baron Cohen, alias Ali G, Politiker, Prominente oder Leute interviewte, durch deren Kontrast zu Ali Gs sozialem Milieu sich witzige Situationen ergeben. Als Ali G interviewte er unter anderem den Astronauten Edwin Aldrin, den Autor Gore Vidal, den Immobilienmogul Donald Trump, den ägyptischen Millionär Mohamed Al-Fayed, den ehemaligen Sprecher des U.S.-Repräsentantenhauses Newt Gingrich, den politischen Kommentator Pat Buchanan oder Linguisten Noam Chomsky. Ebenfalls 2000 chauffierte er Madonna im Musikvideo zu ihrer Single „Music“. Die Rolle des Ali G brachte Baron Cohen den British Comedy Award für den besten Newcomer ein.[11] 2001 wurde die Show mit dem BAFTA Award für die beste Comedy-Serie ausgezeichnet. In jenem Jahr moderierte Ali G die MTV Europe Music Awards in Frankfurt am Main.[12] 2002 drehte er seinen ersten Kinofilm „Ali G in da House“, der in Deutschland knapp eine halbe Million Kinobesucher anzog.[13] Zudem veröffentlichte er mehrere Musik-Titel auf dem zugehörigen Soundtrack, u. a. den mit Shaggy produzierten Song „Me Julie“. Ab Februar 2003 wurde „Da Ali G Show“ auf dem Sender HBO in den USA ausgestrahlt und auch dort positiv aufgenommen.[7]
Weitere Rollen
Für den Film Madagascar spielte Baron Cohen 2005 den Song „I Like To Move It“ (ursprünglich von Reel 2 Real) ein und war zugleich als Synchronsprecher in der Rolle des Lemuren-Königs Julien tätig. Im Jahr 2005 moderiert Baron Cohen zum zweiten Mal, diesmal als Borat Sagdiyev, die MTV Europe Music Awards in Lissabon. Im Jahr 2006 kam der Film „Borat - Kulturelle Lernung von Amerika um Benefiz für glorreiche Nation Kasachstan zu machen“ in die Kinos, der aus dem Charakter Borat aus der „Da Ali G Show“ entstand. Der Film, bei dem Baron Cohen neben der Hauptrolle auch am Drehbuch mitgearbeitet hatte, löste einerseits breite Zustimmung, andererseits aber auch heftige Kontroversen aus. Zudem war Baron Cohen auch im Film Ricky Bobby – König der Rennfahrer zu sehen.
Privates
Privat gilt Sacha Baron Cohen als höflicher, warmherziger und witziger Mensch. Der praktizierende Jude[4] Baron Cohen wohnt in Los Angeles und ist mit der australischen Schauspielerin Isla Fisher liiert.[6] Mit seiner Verlobten drehte er 2003 den 8-minütigen Kurzfilm „Spyz“ als James Bond-Parodie, die zu Werbezwecken als Pilot zur Ali G Show in den USA genutzt wurde.[14]
Stil des Humors
Vorgehensweise
Baron Cohens Humor besteht aus der Entwicklung von Alter Egos, die dann, oft ohne dass andere von der Fiktivität der Charaktere wissen, durch provokative Fragen und Handlungen den Habitus, die sozialen Normen und Werte der Interviewpartner offenlegen. Typisch ist ein Verhalten der Charaktere Baron Cohens, das in bestimmten Situationen gerade nicht angebracht ist oder nicht politisch korrekt ist.[7] So fragt Baron Cohen (als Borat) eine Feministin, ob es nicht vielleicht ein Problem sei, dass Frauen ein kleineres Gehirn hätten. Durch sexistische (Ali G, Borat) oder antisemitische (Borat) Charaktere entlarvt Baron Cohen häufig auch solche Vorurteile bei seinen Interviewpartnern.[15] Dies ist von Baron Cohen auch genau so intendiert. Über den Charakter Borat sagt Baron Cohen:
“By himself being anti-Semitic, he lets people lower their guard and expose their own prejudice, whether it's anti-Semitism or an acceptance of anti-Semitism.”
– Sacha Baron Cohen[2]
„Dadurch, dass er selbst antisemitisch auftritt, nimmt er Menschen ihre Hemmungen ihre eigenen Vorurteile zur Schau zu stellen, unabhängig davon, ob es sich dabei um eigenen Antisemitismus oder die Akzeptanz fremden Antisemitismus' handelt.“
Baron Cohens kritische Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus wurde auch durch sein Studium in Cambridge geformt. Besonders eine Aussage des Historikers Ian Kershaw hat ihn beeinflusst, der erklärte „The path to Auschwitz was paved with indifference“ (deutsch: „der Weg nach Auschwitz war mit Gleichgültigkeit gepflastert“). Solch eine Gleichgültigkeit ist es, so Baron Cohen, die Borat entlarvt.[2]
Vergleich mit anderen Komikern
Die Verwendung Alter Egos in der Komik ist nicht neu, der Komiker Andy Kaufman spielte z. B. häufig den miserablen Nachtclubsänger Tony Clifton, Hape Kerkeling tritt häufig als Horst Schlämmer oder als Schwabe Siggi Schwäbli auf. Rod Hull, mit dem Baron Cohen verglichen wird,[6] konnte seine aggressive Interviewtechnik über sein Alter Ego, die Handpuppe eines Emus, umsetzen. Durch die Verwendung von Alter Egos kann Baron Cohen sich relativ gut vor öffentlicher Kritik schützen:
“First, and most obviously, it is the character of Ali G − and not the actor playing him − that makes the outrageous remarks and therefore insulates Baron Cohen from public hostility. In this way, the actor can raise his hands and (appear) to dissociate himself from Ali G’s more objectionable opinions, lifestyle and behaviour.”
– Richard Howells[16]
„Es ist ganz offensichtlich der Charakter 'Ali G', der die empörenden Dinge äußert und nicht der Schauspieler, der ihn spielt, was Baron Cohen vor Feindseligkeiten der Öffentlichkeit abschirmt. So kann der Schauspieler seine Hände in Unschuld waschen und sich von Ali Gs verwerflichen Meinungen, Lebensstil und Verhalten distanzieren.“
Wegen seiner Wandlungsfähigkeit wird Baron Cohen mit dem Komiker Peter Sellers verglichen[6], Cohen sagt selber, dass der Komiker Sellers ihn, neben der Komikergruppe Monty Python, schon in seiner Kindheit inspiriert hat.[2] Mit Michael Moore wird Baron Cohen wegen des Films Borat verglichen, weil auch Moore auf satirische Weise gesellschaftliche Missstände in den USA aufdeckt.
Postmoderner Humor
Baron Cohens Humor wird als postmodern beschrieben, da die Charaktere und Situationen häufig einen vieldeutigen Sinn produzieren. So führte der unklare ethnische Hintergrund des Charakters Ali G zu medialen Kontroversen.[7] [17] Der Charakter Borat ist einerseits homophob, neigt aber andererseits zu homoerotischen Handlungen.
Diese Sinnoffenheit wird noch dadurch verstärkt, dass Baron Cohen selten Interviews gibt und seine Charaktere wenig kommentiert und sie dadurch selbst deutet.[18] Selbst Kontroversen um die Charaktere, wie den Rassismusvorwurf bezüglich Ali G oder den Antisemitismusvorwurf und den Vorwurf Kasachstan zu verunglimpfen gegenüber Borat kommentiert Baron Cohen nur in der Rolle seiner Charaktere [9][19]
“I'd like to state I have no connection with Mr Cohen and fully support my Government's decision to sue this Jew. Since the 2003 reforms, Kazakhstan is as civilised as any other country in the world. Women can now travel on inside of bus, homosexuals no longer have to wear blue hats, and age of consent has been raised to eight years old.”
– Sacha Baron Cohen[20]
„Ich möchte festhalten, dass zwischen mir und Mister Cohen keinerlei Verbindung existiert, und unterstützte die Entscheidung meiner Regierung vollends, den Juden zu verklagen. Seit den Reformen von 2003 ist Kasachstan so zivilisiert wie jedes andere Land der Welt. Frauen dürfen nun im Inneren von Bussen reisen, Homosexuelle müssen nicht länger blaue Hüte tragen, und das Alter für die Heiratsfähigkeit wurde auf acht Jahre angehoben.“
In der Zeitschrift Rolling Stone äußerte sich Baron Cohen, wohl auch wegen der z. T. massiven Kritik gegenüber dem Film Borat, zu den Kontroversen um den Film.[2] Hier wurde deutlich, dass Baron Cohen den gesellschaftskritischen und entlarvenden Aspekt seine Komik bewusst einsetzt. Auch die klischeebelastete Darstellung Kasachstans durch den Charakter Borat ist nach Baron Cohen nicht gegen Kasachstan gerichtet, sondern gegen diejenigen die sich Kasachstan oder andere ehemalige Sowjet-Staaten gemäß jener Stereotypen vorstellen.
„The joke is not on Kazakhstan. I think the joke is on people who can believe that the Kazakhstan that I describe can exist“
– Sacha Baron Cohen[2]
„Nicht Kasachstan wird der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern die Leute, die fähig sind zu glauben, dass das Kasachstan, das ich beschreibe, wirklich existieren könnte.“
Sprache
Eine weitere Eigenschaft von Baron-Cohens Humor bezieht sich aus der Sprache seiner Charaktere.[21] Die von ihm entwickelten Charaktere sprechen alle in einem spezifischen Dialekt (Bruno spricht in österreichischem Dialekt, Borat mit osteuropäischen, und Ali G in kreolischem Dialekt). Dabei entwickelte er insbesondere für den Charakter Borat eigene Redewendungen (Hand Party als Begriff für Masturbation, Sexy Time für Geschlechtsverkehr) oder quasi fiktive Wörter, wie „Khram“ für die männlichen Genitalien, angelehnt an das russische Slang Wort „хрен“ („khrien“). Durch deren häufige Verwendung bekommen die Redewendungen den Charakter eines Running Gags. Für den Charakter Ali G verwendet er einen eigenen Dialekt, der sich an kreolischen Dialekten, die im englischen Süd-Osten verbreitet sind, anlehnt und insbesondere durch jamaikanische Immigranten geprägt wurde. Dieser Sprachstil ist durch relativ viele Einflüsse geprägt und lässt sich deshalb auch nicht einfach einordnen. Dem Linguist Mark Sebba zufolge handelt es sich um einen eigenständigen Sprachstil, der sich aus einer Mischung von Working-Class-Englisch mit dem kreolischen Englisch der zweiten Generation karibischer Einwander ergibt, aber nicht an eine ethnische Gruppe gebunden, sondern eher als Jugendsprache zu verstehen ist.[21] Dieser Dialekt wurde durch den Charakter Ali G weiter popularisiert und in jüngerer Zeit auch als Jafaican bezeichnet.
Charaktere
Ali G
Ali G (Alistair Leslie Graham) ist mit Borat der bekannteste Charakter, den Sacha Baron Cohen verkörpert. Der Charakter kommt aus Staines, wobei Baron Cohen den spießigen, kleinbürgerlichen Ruf der Stadt nutzt, um den inneren Widerspruch seines Protagonisten zu verdeutlichen, der sich selbst für einen gefährlichen „Gangsta“ aus dem Ghetto hält. Baron Cohen porträtiert in parodistischer Weise die britische Kultur pakistanischer und karibischer Immigranten, deren Imitation durch britische Jugendliche und vor allem die Hip-Hop- und Gangsta-Rap-Szene. Ali G ist mit Absicht als ethnisch ambivalenter Charakter angelegt, was ihn weniger angreifbar machen soll und ihm eine zusätzliche Komik verleiht.[7] Die ethnische Herkunft des Charakters führte zu drei „Theorien“:[7]
- Es handelt sich bei 'Ali G' um einen schwarzen Charakter, über den sich ein weißer Komiker lustig macht.
- Es handelt sich um einen asiatischen Charakter, der versucht einen Schwarzen zu imitieren, über den sich ein Weißer lustig macht.
- Es handelt sich um einen weißen Charakter, der versucht einen Schwarzen zu imitieren, über den sich ein Weißer lustig macht.
Die Entwicklung der Darstellung von Ali G kann in drei Phasen eingeteilt werden.[17]
- Als Ali G noch weitgehend unbekannt war, tritt der Charakter als Hoax-Interviewer für britisches Jugendfernsehen auf. Der Humor ergibt sich aus dem Aufeinanderprallen eines „Straßen-Habitus“ mit dem Establishment.
- Ab der zweiten Serie Ali G ist der Charakter zu bekannt, so dass die Interviewpartner wissen, dass er fiktiv ist. Die Komik ergibt sich dennoch aus den Fragen Ali Gs, wie z. B. im Interview mit David Beckham und Victoria Beckham.
- Schließlich ist Ali G in dem Film Ali G in da House ein fiktiver Charakter in einer fiktiven Umgebung. In dem Film gelangt Ali G in die britische Politik. Er wird von einem intriganten Finanzminister als Kandidat aufgestellt, um der eigenen Partei zu schaden. Überraschenderweise wird der Politiker Ali G sehr beliebt.
Mit Ali G in da USAiii versuchte Baron Cohen wieder die Möglichkeit des Hoax zu verwenden, da er in den USA weitgehend unbekannt war.
Borat
Der Charakter entwickelte sich aus „Kristo“, einem Charakter, der aus Albanien stammt. Dabei handelte es sich ebenfalls um einen fiktiven TV-Reporter.[5] Borat Sagdiyev (Борат Сагдиев, dt. Transkription Borat Sagdijew) ist in dem Film Borat ein kasachischer Journalist mit offensichtlich antisemitischem und chauvinistischem Gedankengut, der nach seinen Reportagen über Großbritannien in die Vereinigten Staaten geschickt wurde, um sämtliche Facetten des „American Way of Life“ zu dokumentieren. Borat verliebt sich in Amerika in die Schauspielerin Pamela Anderson, die er im Fernsehen sieht. Der Film ist eine sog. Mockumentary und mischt fiktive, inszenierte Szenen mit realen Szenen. Die Szenen des Films, in denen man Borats Heimatdorf sieht, wurden in der rumänischen Ortschaft Glod gedreht.[22]
Bruno
Bruno (manchmal auch „Brüno“) stellt einen homosexuellen österreichischen Modejournalisten und Reporter für „Austria gay-TV (OJRF)“ dar, der durch Suggestivfragen bei seinen Interviews peinliche Antworten provoziert.[23] Thematisch drehen sich seine Interviews um Bereiche der Mode, Unterhaltung, Prominente und Homosexualität, wobei die Interviews in ihrem Verlauf gezielt auf das Thema der Homosexualität geleitet werden. Er trägt sein Haar als eine Art Irokesenschnitt oder gescheitelt und vollblondiert. Auch seine Kleidung ist extravagant und grell. Oft trägt er zu ärmellosen Schnürhemden weitere Accessoires wie Gürtel und Armbänder. Bruno spricht Englisch mit einem gespielten deutschen Akzent, benutzt erfundene deutsche Wörter, lässt aber auch echtes Deutsch einfließen. In den Interviews zeigt er stets eine positive Einstellung, so dass er Aussagen seiner Interview-Partner oft mit Kommentaren wie "that's great" („das ist großartig“) unterstützt und sie zum Fortsetzen der Interviews animiert.
Bruno war das erste von Baron Cohens Alter Egos, wobei eigene Erfahrungen im Modelbereich ihn für den Charakter inspirierten.[5] Bruno's Beiträge der Ali G Show laufen unter dem Titel „Funkyzeit mit Bruno“. Der zugehörige Titelsong „Crank it up“ entstammt Scooters Album „Our Happy Hardcore“. Ein Spielfilm mit Bruno in der Hauptrolle ist für 2008 geplant.[24] Hierfür konnte sich Universal Pictures die weltweiten Verwertungsrechte zum Preis von rund 42,5 Millionen US-Dollar sichern und stach dabei DreamWorks SKG, Sony Pictures Entertainment, Warner Bros. sowie 20th Century Fox aus.[25]
Kontroversen um die Charaktere
Die Reaktionen auf Baron Cohens Charaktere Ali G und Borat waren kontrovers: die Darstellung stieß sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung. Simon Weaver teilt, auf Basis eines Konzepts von Zygmunt Bauman, die Reaktionen auf Ali G in zwei Gruppen: ‘proteophile’, also das Fremde und unbekannte einschließende und aufnehmende und ‘proteophobe’, also das Unbekannte ablehnende und ausschließende Reaktionen.[17]
Positiv wurde Ali G so gedeutet, dass der Charakter durch seine satirische Darstellung die Absurdität des Imports der amerikanischen Ghettokultur in die britischen Vorstädte hinterfragt:
“Likeable Ali shows that the globalised American thug life is ridiculously inappropriate to the life of marginal young Brits.”
– Paul Gilroy: Professor an der London School of Economics and Political Science[26]
„Der liebenswerte Ali zeigt, dass das globalisierte amerikanische Gangsterleben in lächerlicher Weise inkompatibel zum Leben junger Briten aus den Unterschichten ist.“
Es wird auch anerkannt, dass der Charakter des Ali G durchaus liebenswerte Seiten hat:
“Ali is not homophobic, macho, aggressive or anti-social. He obeys the speed limit, believes in the healing power of god's green herb and has identified the terminal duplicity of all forms of politricks.”
– Paul Gilroy[26]
„Ali ist nicht homophob, machistisch, aggressiv oder anti-sozial. Er hält sich an das Tempolimit, glaubt an die Heilkraft von Gottes grünem Kraut und hat die tödliche Doppelzüngigkeit aller Arten politischer Spielchen erkannt.“
Einige Interviewpartner reagieren ähnlich positiv auf Ali G und versuchen seine Anerkennung zu gewinnen:
“Sometimes they totally forget who they are. And they come out with a totally different side of themselves. Some try to appear cool with Ali G and down with the kids… Boutros Boutros-Ghali kept on telling me he used to be a bit of a bully in school, and used to muck around. They want Ali G's approval. They're in the room with a total idiot, and yet they're seeking his approval. As if it somehow makes them cooler.”
– Sacha Baron Cohen[27]
„Manchmal vergessen sie ganz, wer sie sind und es kommt eine ganz andere Seite von ihnen zum Vorschein. Manche versuchen so zu erscheinen, als seien sie cool mit Ali und wüssten, was bei den Kids abgeht… Boutros Boutros-Ghali hat mir die ganze Zeit erzählt, dass er in der Schule ein kleiner Schläger war und herumgegammelt hat. Sie wollen Anerkennung von Ali G. Sie sitzen da mit einem totalen Idioten und wollen doch seine Anerkennung. Als ob sie das irgendwie cooler macht.“
Auch auf den Charakter Borat gibt es von den Interviewpartnern „positive“ Reaktionen, beispielsweise wenn er auf einer Ranch in Texas auf die Jagd geht und mit dem Interviewpartner rassistische und antisemitische Vorurteile austauscht.
In Großbritannien gab es gegen Baron Cohen als Ali G bzw. gegen seine Zuschauer einen relativ moderaten Vorwurf des Rassismus.[28] Relativ zurückhaltend blieb der Vorwurf wohl auch, weil Baron Cohen für viele nicht die Kultur der Schwarzen, sondern die Nachahmung dieser durch entsprechende Subkulturen satirisch darstellt. Besonders populär ist in diesem Zusammenhang Ali Gs Frage: „Is it 'cause I is black?“ (etwa: „Liegt es daran, dass ich schwarz ist?“), obwohl Baron Cohen ganz offensichtlich nicht schwarz ist.[7] [29] Zu starken Kontroversen führte der Auftritt Ali Gs auf BBC Radio 1. Der Charakter Ali Gs wurde als obszön und verkommen kritisiert sowie sein schlechter Einfluss auf Jugendliche beklagt.[30] Kontrovers wurde in den britischen Medien auch ein Interview Ali Gs mit dem Politiker Neil Hamilton im Jahr 2000 diskutiert, in dem Hamilton einen von Ali G offerierten angeblichen Joint annahm und rauchte.[31]
Heftige Kritik löste auch der Charakter Borats aus: Er sei „ein Schwein von einem Mann: dumm, streitsüchtig, ohne jeden Charme“, kritisierte Erlan Idrissow, der kasachische Botschafter in Großbritannien.[32] Das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung hat gegen Sacha Baron wegen der Darstellung des Borat Strafanzeige erstattet. Besonders kritisiert wurde eine Szene, in der Borat einen Autoverkäufer fragt, ob ein Hummer-Jeep es unbeschadet überstehen werde, wenn er in eine Gruppe „Zigeuner“ fahre.[33] In Russland bekam der Film keine Vorführgenehmigung.[34] Mehrere Darsteller des Films haben sich beschwert, unter falschen Vorgaben zur Mitwirkung überredet worden zu sein. Zwei Studenten, die in dem Film gemeinsam mit Borat ein Sexvideo mit Pamela Anderson anschauen, haben gegen die DVD-Veröffentlichung des Filmes geklagt, die Klage wurde jedoch abgewiesen.[35] Harsche Kritik ist insbesondere aus Glod zu vernehmen, einer rumänischen Ortschaft, die die Kulisse für Borats fiktive kasachische Heimatstadt „Kuzcek“ darstellt, die nach Angaben von Baron Cohen in der Nähe von Almaty liege.[36] [37] Wenig erfreut über diese Parodie war darüber hinaus die kasachische Regierung. Im September 2006 hat sich US-Präsident George W. Bush mit den provokativen Äußerungen von Baron Cohen alias Borat beschäftigt. Hintergrund war ein Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew, bei dem sich dieser über Baron Cohens rassistische Äußerungen beschwerte. Baron Cohen hatte mit dem durch ihn verkörperten Charakter Borat Kasachstan als einen hinterwäldlerischen Kommunistenstaat dargestellt, in dem Prostitution, Waffenschieberei und die Diskriminierung von Minderheiten an der Tagesordnung seien. US-Präsident George W. Bush versprach, weitere diplomatische Zwischenfälle zu vermeiden.[38] [39] Sie protestierte und sperrte zunächst den Internetauftritt von Borat, der über die kasachische Domain „borat.kz
“ lief.[40] Darigha Nazarbaeva, Tochter des kasachischen Präsidenten, verteidigte als eine der ersten in Kasachstan öffentlich die Figur Borat.[41] Nach dem weltweiten Anlaufen des Kinofilms wurde der kasachischen Führung inzwischen die große Werbewirksamkeit der Figur bewusst und Baron Cohen wurde mittlerweile offiziell nach Kasachstan eingeladen.[42] Auch das Internetangebot soll wieder frei zugänglich werden.
Filmographie
- 1995: Jack and Jeremy's Police 4 (TV-Special)
- 1996: Punch (Kurzfilm)
- 1998: Live from the Lighthouse (TV-Special) als Ali G
- 1998–1999: The 11 O'Clock Show (Fernsehserie) als Ali G
- 2000: Da Ali G Show (Fernsehserie) als Ali G, Borat Sagdiyev
- 2000: The Jolly Boys' Last Stand als Vinnie
- 2002: Ali G in da House als Ali G, Borat Sagdiyev
- 2003: Spyz (Kurzfilm) als Ali G/James Bond
- 2003 bis 2004: Da Ali G Show als Ali G, Borat Sagdiyev, Bruno
- 2005: Madagascar als Synchronstimme von Julien
- 2005: Lass es, Larry! (Curb Your Enthusiasm") (Fernsehserie) als Larry's Guide #2, Gastauftritt Folge 5.10
- 2006: Ricky Bobby – König der Rennfahrer als Jean Girard
- 2006: Borat: Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen (Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan) als Borat Sagdiyev
- 2006: Night of Too Many Stars: An Overbooked Event for Autism Education (TV-Special) als Borat Sagdiyev
Auszeichnungen
- 1999: British Comedy Award (Bester Newcomer)
- 2000: Ethnic Multicultural Awards (Beste Unterhaltungssendung)
- 2000: TV Quick Award (Personality of the Year)
- 2001: BAFTA Award (Beste Comedy-Serie)
- 2006: Deutscher Comedypreis (Bester internationaler Comedian)
- 2006: Los Angeles Film Critics Association Award (Bester Schauspieler)
- 2006: San Francisco Film Critics Circle Award (Bester Schauspieler)
- 2007: Golden Globe Award (Bester Hauptdarsteller – Komödie/Musical)
Literatur
- Howells, Richard (2006): „Is it Because I is Black?“ Race, humour and the polyemiology of Ali G. Historical Journal of Film, Radio and Television Vol.26, S.155-177.
- Sebba, Mark (2003): Will the real impersonator please stand up? Language and identity in the Ali G websites. AAA. Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 28, no.2, S.279-304.
Quellen
- ↑ BFI Film & TV Database
- ↑ a b c d e f g h Strauss, Neil: Sacha Baron Cohen - The Real Borat - Finally SpeaksRolling Stone
- ↑ Biographie bei movies.yahoo.com
- ↑ a b Newsweek.de Gordon, Devin: The Brain Behind Borat - Fiercely private. Deeply funny. A closer look at a mystery man.
- ↑ a b c d e f Channel 5, 27. März 2002: Ali G Before he was massiv
- ↑ a b c d e The Guardian, Kirsty Scott, 29. September 2006
- ↑ a b c d e f g h Howells, Richard (2006): „Is it Because I is Black?“ Race, humour and the polyemiology of Ali G. Historical Journal of Film, Radio and Television Vol.26, S.155-177.
- ↑ Empathizing with Simon Baron-Cohen's cousin, August 04, 2004
- ↑ a b c d The Times, 15. Januar 2000: Ali G star is leading civil rights scholar
- ↑ Interview mit Robert Siegel bei National Public Radio
- ↑ allocine.co.uk, „All about cinema“
- ↑ dreiteiliger Videobeitrag bei YouTube: Teil 1, Teil 2, Teil 3
- ↑ filmstarts.de, Kritik zum Kinofilm Ali G. in da House, David Bergmann
- ↑ Inhaltsangabe in der IMDb und Video von „Spyz“ bei YouTube
- ↑ Interview mit Sue Leetch, Direktorin des Centre for Gender Research bei YouTube bzw. als Transkript: shanemcdonald.com
- ↑ Howells, Richard (2006), S. 164
- ↑ a b c „With regard to the claim of racism, the character proves theoretically difficult to analyse and critique because he produces both racist and non-racist meanings simultaneously.“ (PDF) − Weaver, Simon: Comprehending Ambivalence Ali G and conceptualisations of the ‘other’
- ↑ Ausnahmen sind ein Interview in The Daily Show (Video) mit Jon Stewart, bei Late-Night-Show (Video) mit David Letterman und ein Interview mit Robert Siegel bei National Public Radio
- ↑ „British comic responds to legal threat against ‚Borat‘“
- ↑ telegraph.co.uk, „Kazakhstan launches propaganda campaign against Borat“, New York, Harry Mount, 15. September 2006
- ↑ a b Sebba, Mark (2003): Will the real impersonator please stand up? Language and identity in the Ali G websites. AAA. Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik 28, no.2, S.279-304.
- ↑ Interview mit Dan Mazer, Produzent der Ali G Show, 30. Oktober 2006
- ↑ aon. 30. Oktober 2006, aon.at
- ↑ kurier.at, 30. Oktober 2006
- ↑ The Hollywood Reporter, 30. Oktober 2006, Borys Kit
- ↑ a b Ali G and the Oscars, Rene Gilroy, 1. November 2004
- ↑ bullz-eye.com
- ↑ In „New Nation“, einer Zeitschrift für schwarze Kultur, erschien ein Artikel, in dem sechs schwarze Komiker zu ihrer Einstellung zu Ali G befragt wurden. Viele bewerteten ihn positiv, kritisch äußerte sich Curtis Walker: „I don't like the concept of a white guy playing a black guy anyway and when he is playing to a stupid stereotype it is even worse. People have to ask themselves just what it is they are laughing at.“, Ross Slater, Ross (Januar 2000): Should We Laugh at Ali G, New Nation, S. 6.
- ↑ Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehjournalisten Andy Rooney bei YouTube
- ↑ Lee-Potter, L. (2002) ‘Who can find this vile man amusing?’ S. 13, Daily Mail. 2. Februar.
- ↑ BBC News, „Hamilton 'shared joint' with Ali G]“, 18. Januar 2000
- ↑ Ein Schwein von einem Mann, Spiegel Online, Christian Stöcker, 25. Oktober 2006
- ↑ Vom Witz zur Justiz, Spiegel Online, Anne Meyer-Gatermann, 2. November 2006
- ↑ „Borat“ muss draußen bleiben, Spiegel Online, 9. November 2006
- ↑ [http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=k&ressort=kf&id=604657 „Borat“: DVD-Stopp abgewiesen], Die Presse, 12. Dezember 2006
- ↑ Poor Romanian villagers not amused by Borat success at their expense, William J. Kole, Associated Press, 15. November 2006
- ↑ Rumänische Dorfbewohner empört, Spiegel Online, 14. November 2006
- ↑ oe24. 13. September 2006, oe24.at
- ↑ Kino.de. 13. September 2006, Washington, kino.de
- ↑ intern.de, 15. Dezember 2005
- ↑ Nazarbaev's Daughter Defends Comic Character Borat, RadioFreeEurope/RadioLiberty, Reuters, 21. April 2006
- ↑ Focus, 44/2006, 30. Oktober 2006, S. 72
Weblinks
Personendaten | |
---|---|
NAME | Baron Cohen, Sacha |
ALTERNATIVNAMEN | Ali G; Borat |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Komiker |
GEBURTSDATUM | 13. Oktober 1971 |
GEBURTSORT | Hammersmith, London, England |
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