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Schlossinsel Barmstedt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Barmstedter Schlossinsel im Rantzauer See bei Barmstedt in Schleswig-Holstein gründet sich auf die Reste einer mittelalterlichen Befestigungsanlage und bildet heute den Mittelpunkt eines idyllischen Naherholungsgebiets.

Das Schlossgefängnis und das Gerichtsschreiberhaus
Das Schlossgefängnis und das Gerichtsschreiberhaus

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Schlossinsel in Barmstedt

Barmstedt wurde das erste Mal 1140 urkundlich erwähnt, der Ort scheint, nach Überlieferungen aus der Zeit, allerdings schon um das 10. Jahrhundert besiedelt zu sein. Zwischen dem 12. und dem 13. Jahrhundert, eine genaue Datierung ist bisher nicht möglich, wurde in der Nähe der Siedlung in der Krückau die Befestigungsanlage gegründet, deren Reste noch heute als so genannte Schlossinsel erhalten sind. Erbauer dieser Wasserburg waren die Ritter von Barmstede, die dem Ort ihren Namen gaben und in dieser Region Holsteins walteten; so waren sie an der Stadtgründung Krempes ebenso beteiligt wie an der Errichtung des Klosters in Uetersen.

[Bearbeiten] Die Insel

Lageplan der Schlossinsel um 1840
Lageplan der Schlossinsel um 1840

Für den Burgbereich wurde die Krückau so in Gräben aufgestaut, dass sich drei Inseln bildeten, wovon die letzte, das eigentliche Schloss tragende Insel, zusätzlich von einem Wallring umgeben war. Reste dieses Ringes lassen sich noch heute an der halbmondförmigen Insel zwischen Wassermühle und Herrenhaus erkennen. Ob die gesamte Anlage noch von einem Außenwall umgeben war, ist bisher nicht gesichert. Es ist durchaus möglich, dass sich an dieser Stelle der Krückau bereits kleine Inseln im Fluss befanden, die dann zur benötigten Größe aufgeschüttet wurden; dies würde den unregelmäßigen Grundriss des Burggeländes ebenso wie die Entfernung zum Siedlungskern erklären. Die einzelnen Inseln bestanden bis ins 19. Jahrhundert und waren durch Zugbrücken voneinander getrennt, erst ab 1823 wurden Teile der Gräben zugeschüttet. Die Schlossinsel und diejenigen, die das Schlossgefängnis, das Gerichtsschreiberhaus und deren Vorgängerbauten trugen, wurden durch das Verfüllen der Gräben vereint. Den ungefähren Bereich des Schlossgartens markiert heute die Straße „Rantzau“, wo sich auch noch Reste des einstigen Grabens finden lassen, die hier heute einen kleinen Teich bilden. Zwischen der Schlossinsel und dem Garten hat sich ursprünglich eine Vorburg befunden, über deren Gestalt es jedoch keine Hinweise mehr gibt.

[Bearbeiten] Die Geschichte der Insel

Nachdem die Ritter von Barmstede um 1300 ausstarben, kamen der Ort und die kleine Burg in den Besitz der Schauenburger Grafen, welche für ihre Grafschaft einen Amtmann einsetzten, der von der Schlossinsel aus Barmstedt, sowie Elmshorn und Hörnerkirchen verwaltete. Um 1640 fällt die Burg an die Gottorfer Herzöge, die wiederum Ort und Burg 1649 an Christian Reichsgraf zu Rantzau veräußern. Unter den Rantzauern, die hier zeitweise residierten, wurden die Gebäude der Schlossinsel umgebaut und auch die "Heiligen-Geist-Kirche" im nahen Ort neu errichtet - in der Kirche zeugt besonders der Grafenstuhl, eine persönliche, heizbare Loge, von den adeligen Herren. 1721 wurde Christian Detlef Rantzau im Wald in der Nähe des Schlosses, angeblich durch seinen Bruder ermordet, woran ein Gedenkstein am Tatort bis heute erinnert. Die Grafschaft wurde anschließend vom dänischen Königshaus beschlagnahmt und bis zur Eingliederung Schleswig-Holsteins in den preußischen Staat 1867 durch dänische Administratoren verwaltet. Der heutige Gebäudebestand stammt hauptsächlich aus dieser Zeit. Während der Zeit als preußische Provinz wurde die Schlossinsel schließlich zum Sitz des Richters und des Amtsgerichts, das hier bis 1975 verblieb. Ab 1936 staute man die Krückau weiter zum Rantzauer See auf, welcher durch den Reichsarbeitsdienst ausgehoben wurde. 1984 erhielt die Stadt Barmstedt die Schlossinsel vom Land Schleswig-Holstein zum Geschenk, mit der Auflage, sie in das Naherholungsgebiet zu integrieren. Eine Zeitlang war hier auch ein kleiner Vogelpark eingerichtet. Die Schlossinsel und der Rantzauer See werden im Jahr von bis zu 100.000 Gästen aufgesucht.

[Bearbeiten] Die Gebäude der Schlossinsel

Das Gebäudeensemble, wie es sich heute darstellt, stammt aus des 19. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.

[Bearbeiten] Das Schloss Rantzau

Das Herrenhaus der Schlossinsel
Das Herrenhaus der Schlossinsel

Über die Vorgängerbauten ist nur wenig überliefert, es gab, mit dem heutigen Bau, nacheinander mindestens zwei, eventuell drei schlossartige Gebäude auf dem Gelände. Über das Schloss der Rantzaus weiss man, dass es sich um einen einfachen, in Fachwerk errichteten Bau von rechteckigem Grundriss handelte, dessen Baubeginn nicht genau zu datieren ist. Um 1657 wurden durch Auftrag Christian Rantzaus am Außenbau dieses Hauses hölzerne Galerien angebracht, es ist gesichert, dass das Schloss über eine Tafelstube, eine große Diele und mehrere heizbare Wohn- und Wirtschaftsräume, sowie über eine Freitreppe verfügte. Von 1757 bis 1758 wurden zwei kleinere Trakte angebaut, so dass eine annähernd dreiflügelige Anlage entstand. Obwohl das Schloss als wohnlich und als gut ausgestattet - unter anderem mit Ledertapeten und großen Kaminen - beschrieben wurde, dürfte es architektonisch eher schlicht gewesen sein. Es war nicht als großes Residenzschloss geplant und ausgeführt, sondern genügte als Land- und Jagdsitz der Rantzauer einfacheren Ansprüchen.

Die Stelle des ehemaligen Schlosses, welches sich in stilisierter Form im Wappen der Stadt Barmstedt wieder findet und das Ende des 18. Jahrhunderts durch einen Brand entweder zerstört, oder zumindest unbewohnbar wurde, nimmt bis heute das so genannte Herrenhaus von 1806 ein. Dieses Gebäude ist zum Teil auf den Fundamenten des Vorgängerbaus errichtet, die Tiefe des ehemaligen Schlosses wurde für das Herrenhaus übernommen, auch wenn dieses um ein Drittel kürzer ausgeführt wurde. Es handelt sich hierbei um einen bescheidenen, siebenachsigen Bau aus Backstein, der im Stile des Klassizismus errichtet wurde. Den einzigen Schmuck, neben dem schönen Portal, bildet ein Fries in Form des Laufenden Hundes, der das Haupt- vom Obergeschoss trennt. Das Herrenhaus liegt in einer kleinen Sichtachse der Nebengebäude am Ende der Schlossinsel. Da es sich im Privatbesitz befindet und bewohnt wird, ist es nicht öffentlich zugänglich.

[Bearbeiten] Das Gerichtsschreiberhaus

Das Gerichtsschreiberhaus ist ein ebenfalls klassizistischer, einstöckiger Bau von 1826 mit einem Krüppelwalmdach und einem großen Portal mit Oberlicht. Dieses Gebäude, das früher als Amtsstube diente und noch heute teilweise als Büro genutzt wird, beherbergt nun verschiedene Ausstellungen zeitgenössischer Künstler und ist von daher für Besucher geöffnet.

[Bearbeiten] Das Gerichtsdienerhaus und heutige Schlossgefängnis

Bei dem Haus des Gerichtsdieners, das auch als Schlossgefängnis bezeichnet wird, handelt es sich um einen rechtwinkligen Backsteinbau aus dem Jahre 1836, welcher mit einem kleinen Dachreiter mit Glockenstuhl verziert ist. Das Haus beherbergte nicht nur den jeweiligen Amtsdiener des Gerichtes, sondern konnte auch als Gefängnis genutzt werden. Von dieser Verwendung zeugen noch heute zwei kleine erhaltene Zellen im Inneren, die 1927 das letzte Mal mit einem Insassen belegt waren. Da das Schlossgefängnis sowohl ein Café beinhaltet als auch verschiedene Ausstellungen präsentiert, ist es für Besucher geöffnet und zugänglich.

[Bearbeiten] Das ehemalige Amtsgericht und Museum der Grafschaft Rantzau

Das schöne Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts aus dem Jahre 1863 hat 1984 das Museum der Grafschaft Rantzau aufgenommen. Dieses Heimatmuseum widmet sich vor allem der Geschichte der Stadt Barmstedt und ihrer Ämter und Kirchspiele von der Frühgeschichte bis heute. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei das Handwerk, speziell das der Schuhmacherei, welches im 19. Jahrhundert in Barmstedt der am weitesten verbreitete Erwerbszweig war.

[Bearbeiten] Die Remise und die Wassermühle

Das kleinste und älteste Gebäude der Insel ist die in Fachwerk errichtete Remise, welche vermutlich noch aus dem 18. Jahrhundert stammt, und in der heute Kunsthandwerk erworben werden kann.

In unmittelbarer Umgebung steht die funktionstüchtige Wassermühle aus dem 19. Jahrhundert, die jährlich am Deutschen Mühlentag in Betrieb genommen wird. Da die Mühle ein Geschäft für Töpfereibedarf beherbergt, ist ein Teil der Innenräume für Besucher begehbar.

[Bearbeiten] Galerie

[Bearbeiten] Literatur

  • Hans Dössel, Barmstedt, eine geschichtliche Schau, Husum-Verlag, 1988
  • Richard Haupt, Barmstedt und Rantzau, Vollbehr & Riepen, ca. 1920

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 53° 46′ 57" n. Br., 9° 45′ 37" ö. L.

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