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Wasserturm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Wasserturm ist ein Gebäude, das zwei Zwecken dient. Zum einen enthält er einen Behälter zur Speicherung von (Trink-)Wasser und zum anderen sorgt die erhöhte Lage der Speicherbecken für einen konstanten Druck im Wassernetz der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Funktionsprinzip

Funktionsprinzip: 1. Pumpe, 2. Wasserspeicher, 3. Endverbraucher
Funktionsprinzip: 1. Pumpe, 2. Wasserspeicher, 3. Endverbraucher

Die Gebäude der Stadt werden allein durch die Schwerkraft mit Wasser versorgt. Der Behälter hängt wie ein normaler Abnehmer am Netz. Bei geringem Trinkwasserverbrauch wird er aufgefüllt, bei Verbrauchsspitzen leert er sich. Auf diese Weise wird der Druck im Netz immer konstant gehalten. Es werden keine weiteren Pumpen benötigt als die, die den Turm befüllen. Damit das System funktioniert, darf kein Abnehmer höher als der oberste Einspeisungspunkt des Turmes liegen (Prinzip der kommunizierenden Röhren bzw. Hydrostatisches Paradoxon).

[Bearbeiten] Konstruktion/Bauformen

Wassertürme unterscheiden sich sowohl in Hinblick auf die Behälter als auch in der äußeren Erscheinung. Es gibt massive Türme (aus Backstein oder Beton); im industriellen Bereich kamen allerdings hauptsächlich Stahl-Skelett-Konstruktionen zum Einsatz.

[Bearbeiten] Rechteckbehälter

Die ersten Wassertürme (ab 1830) besaßen rechteckige Wasserbehälter mit flachem Boden. Zur Verstärkung der Wände mussten innenliegende Zuganker eingesetzt werden, die anfällig für Korrosion waren und eine Reinigung des Behälters erschwerten. Später wurden die Behälter rund ausgeführt, sodass nur noch der weiterhin flache Boden zusätzlich durch eine Balkenlage unterstützt werden musste. Diese Bauform wurde fast ausschließlich in Gebäude integriert.

[Bearbeiten] Hängebodenbehälter

Eine konstruktive Verbesserung entstand ab 1860 in Frankreich. Die sogenannten Hängebodenbehälter besaßen einen Klöpperboden, dessen Verbindung mit der runden Behälterwand als Druckring fungierte. Die Ausdehnung des Druckrings führte aber immer wieder zu Beschädigungen der Anschlusskonstruktionen. Äußeres Erkennungsmerkmal dieser Bauart ist ein das Ständerbauteil nur wenig überragender Wasserbehälter.

[Bearbeiten] Intze-Behälter

Die Problematik der Ausdehnung des Druckrings löste der Ingenieur Otto Intze 1883 durch ein Konstruktion, die als das Intze-Prinzip bekannt wurde. Der Druckring wird weiter unter dem Behälter angeordnet und der Boden aus einem äußeren Kegelstumpf und einem inneren Klöpperboden zusammengesetzt. Hierdurch werden alle waagerecht wirkenden Kräfte ausgeglichen und können keine schädlichen Spannungen weiterleiten. Eine besondere Bauform waren die Schornsteinbehälter, die ab 1885 ringförmig um vorhandene oder neugebaute Industrieschornsteine gebaut wurden.

Schornsteinbehälter in Bochum-Dahlhausen
Schornsteinbehälter in Bochum-Dahlhausen

[Bearbeiten] Barkhausen-Behälter

Mit dem sogenannten Barkhausen-Behälter entwickelte Georg Barkhausen 1898 einen Behälter mit halbkugelförmigem Behälterboden. Durch den stetigen Übergang zwischen Wandung und Boden wird der Stützring überflüssig. Die Barkhausen-Behälter wurden von der Dortmunder Firma Aug. Klönne gebaut.

[Bearbeiten] Klönne-Behälter

1898 erhielt August Klönne ein Patent auf einen kugelförmigen Behälter mit kegelförmiger Abstützung. Ab 1906 wurden dann hauptsächlich Wasserbehälter der Bauart Klönne gebaut. Die am Umfang des Kugelbehälters angreifenden Stützen sind in der Regel wie bei den Barkhausen-Behältern tangential mit der Behälterwand verbunden. Sie verjüngen sich zum Ständer hin. Ab 1926 wurden Wasserhochbehälter nur noch aus aus Stahlbeton oder Spannbeton gebaut.

[Bearbeiten] Geschichte

Wassertürme entstanden in Deutschland in großer Zahl seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beginnend mit der Notwendigkeit der Wasserversorgung der Dampflokomotiven auf dem sich ab 1840 rasant über den deutschen Staaten ausbreitenden Gleisnetz, entstanden die ersten Wasserhochbehälter. Diese waren noch keine selbstständigen Turmbauten, sondern als bloße Vorratsgefäße in Bahnhofsbauten integriert.

Die öffentliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser wurde in der Gründerzeit, der Zeit der zunehmenden Verstädterung und damit einhergehend der Verschlechterung der Lebensumstände, zum Problem. Die in dieser Zeit errichteten Wasserwerke mit großen Reservoirs und Hochbehältern trugen in Verbindung mit Versorgungs- und Abwasserleitungen wesentlich dazu bei, Epidemien vorzubeugen. Ohne die Versorgung der Industriestädte mit ihren häufig sehr beengt lebenden proletarischen Bevölkerungsmassen und große Mengen von Abwasser erzeugenden Betrieben kam es zuvor immer wieder zu Epidemien großen Ausmaßes.

[Bearbeiten] Umnutzung von Wassertürmen

Heute sind die noch erhaltenen Wassertürme nicht selten eindrucksvolle bauliche und technische Denkmäler. Ihr Erhalt ist jedoch gefährdet, da sie zunehmend durch erdnahe Speicherbecken mit Pumpanlagen ersetzt werden. Verfall oder Abbruch sind die Folge.

Eine Alternative zum Abriss ist die Umnutzung der Wassertürme. Zwar gehen dadurch oft die technischen Einbauten (Speicherbecken und Pumpenanlagen) verloren, aber so kann wenigstens die Hülle erhalten werden. Die Erhaltungkosten des Gebäudes stehen bei einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes in (einigermaßen) reellem Bezug zum Nutzen.

[Bearbeiten] Über die eigentliche Funktion hinausgehende Nutzung

Manche Wassertürme werden auch als Aussichtsturm genutzt. Es gibt sogar Wassertürme mit einem Turmrestaurant wie dem Goldbergturm in Sindelfingen. Im Regelfall gelangen bei Wassertürmen mit Aussichtsplattform die Besucher mit einem Aufzug zur Aussichtsplattform.

Weit verbreitet ist auch die Nutzung von Wassertürmen als Standort von Sendeeinrichtungen im UKW-Bereich mit kleiner Leistung, wie für den nichtöffentlichen Landfunkdienst und den Mobilfunk.

Der Heidelberger Fernsehturm diente ursprünglich auch als Wasserturm. Heute dient er noch als Grundnetzsender des SWRs für UKW und TV, nachdem 2002 auch seine Aussichtsplattform wegen einer dringend nötigen Sanierung geschlossen werden musste.

Auch der Sendeturm in Waldenburg wird als Wasserturm genutzt.

Wasserturm von Otto Techow auf dem Fichtenberg  in Berlin: Umnutzung als Wetterstation des Meteorologischen Instituts der FU
Wasserturm von Otto Techow auf dem Fichtenberg in Berlin: Umnutzung als Wetterstation des Meteorologischen Instituts der FU

Unter der Begründung, Wassertürme könnten auch als „Target Reference Points“[1] für Terroristen dienen bzw. als in der Landschaft stehende markante Punkte, die der Zielerfassung von Waffen z.b. Mörser dienen, werden Wassertürme im Irak von der US-Armee zerstört[2].

[Bearbeiten] Beispiele

Umgenutzte Wassertürme:

Daneben existiert auch die Möglichkeit der Umnutzung als Funkturm. In diesem Fall sieht man dem Bauwerk nicht an, ob es noch als Wasserturm genutzt wird oder nicht, da die Nutzung als Funkturm auch eine Zusatznutzung sein kann.

Genutzte Wassertürme:

Der Wasserturm im Hamburger Sternschanzenpark wird zu einem Hotel umgebaut.

[Bearbeiten] Literatur

  • Thomas Wieckhorst: Wassertürme neu genutzt. Meininger Verlag, 1996, ISBN 3-87524-112-6
  • Jan Werth: Ursachen und technische Voraussetzungen für die Entwicklung der Wasserhochbehälter. München 1971

Einen guten Überblick über die Geschichte, Funktion (und Zerstörung) vieler Wassertürme in Norddeutschland und Hamburg erhält man in den beiden aktuellen Büchern:

Berliner Wassertürme, Stefan Karner u.Peter j. Wichniarz, Berlin 1987, ISBN 3-433-02100-7

[Bearbeiten] Siehe auch

Aussichtsturm, Fernsehturm, Fernmeldeturm

  1. http://www.globalsecurity.org/military/library/policy/army/fm/3-21-71/apph.htm
  2. LiveLeak.com Video - Zerstörung eines Wasserturms in Mosul

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Wassertürme – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Wasserturm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen
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