Wasserturm
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Ein Wasserturm ist ein Gebäude, das zwei Zwecken dient. Zum einen enthält er einen Behälter zur Speicherung von (Trink-)Wasser und zum anderen sorgt die erhöhte Lage der Speicherbecken für einen konstanten Druck im Wassernetz der Stadt.
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[Bearbeiten] Funktionsprinzip
Die Gebäude der Stadt werden allein durch die Schwerkraft mit Wasser versorgt. Der Behälter hängt wie ein normaler Abnehmer am Netz. Bei geringem Trinkwasserverbrauch wird er aufgefüllt, bei Verbrauchsspitzen leert er sich. Auf diese Weise wird der Druck im Netz immer konstant gehalten. Es werden keine weiteren Pumpen benötigt als die, die den Turm befüllen. Damit das System funktioniert, darf kein Abnehmer höher als der oberste Einspeisungspunkt des Turmes liegen (Prinzip der kommunizierenden Röhren bzw. Hydrostatisches Paradoxon).
[Bearbeiten] Konstruktion/Bauformen
Wassertürme unterscheiden sich sowohl in Hinblick auf die Behälter als auch in der äußeren Erscheinung. Es gibt massive Türme (aus Backstein oder Beton); im industriellen Bereich kamen allerdings hauptsächlich Stahl-Skelett-Konstruktionen zum Einsatz.
[Bearbeiten] Rechteckbehälter
Die ersten Wassertürme (ab 1830) besaßen rechteckige Wasserbehälter mit flachem Boden. Zur Verstärkung der Wände mussten innenliegende Zuganker eingesetzt werden, die anfällig für Korrosion waren und eine Reinigung des Behälters erschwerten. Später wurden die Behälter rund ausgeführt, sodass nur noch der weiterhin flache Boden zusätzlich durch eine Balkenlage unterstützt werden musste. Diese Bauform wurde fast ausschließlich in Gebäude integriert.
[Bearbeiten] Hängebodenbehälter
Eine konstruktive Verbesserung entstand ab 1860 in Frankreich. Die sogenannten Hängebodenbehälter besaßen einen Klöpperboden, dessen Verbindung mit der runden Behälterwand als Druckring fungierte. Die Ausdehnung des Druckrings führte aber immer wieder zu Beschädigungen der Anschlusskonstruktionen. Äußeres Erkennungsmerkmal dieser Bauart ist ein das Ständerbauteil nur wenig überragender Wasserbehälter.
[Bearbeiten] Intze-Behälter
Die Problematik der Ausdehnung des Druckrings löste der Ingenieur Otto Intze 1883 durch ein Konstruktion, die als das Intze-Prinzip bekannt wurde. Der Druckring wird weiter unter dem Behälter angeordnet und der Boden aus einem äußeren Kegelstumpf und einem inneren Klöpperboden zusammengesetzt. Hierdurch werden alle waagerecht wirkenden Kräfte ausgeglichen und können keine schädlichen Spannungen weiterleiten. Eine besondere Bauform waren die Schornsteinbehälter, die ab 1885 ringförmig um vorhandene oder neugebaute Industrieschornsteine gebaut wurden.
[Bearbeiten] Barkhausen-Behälter
Mit dem sogenannten Barkhausen-Behälter entwickelte Georg Barkhausen 1898 einen Behälter mit halbkugelförmigem Behälterboden. Durch den stetigen Übergang zwischen Wandung und Boden wird der Stützring überflüssig. Die Barkhausen-Behälter wurden von der Dortmunder Firma Aug. Klönne gebaut.
[Bearbeiten] Klönne-Behälter
1898 erhielt August Klönne ein Patent auf einen kugelförmigen Behälter mit kegelförmiger Abstützung. Ab 1906 wurden dann hauptsächlich Wasserbehälter der Bauart Klönne gebaut. Die am Umfang des Kugelbehälters angreifenden Stützen sind in der Regel wie bei den Barkhausen-Behältern tangential mit der Behälterwand verbunden. Sie verjüngen sich zum Ständer hin. Ab 1926 wurden Wasserhochbehälter nur noch aus aus Stahlbeton oder Spannbeton gebaut.
[Bearbeiten] Geschichte
Wassertürme entstanden in Deutschland in großer Zahl seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beginnend mit der Notwendigkeit der Wasserversorgung der Dampflokomotiven auf dem sich ab 1840 rasant über den deutschen Staaten ausbreitenden Gleisnetz, entstanden die ersten Wasserhochbehälter. Diese waren noch keine selbstständigen Turmbauten, sondern als bloße Vorratsgefäße in Bahnhofsbauten integriert.
Die öffentliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser wurde in der Gründerzeit, der Zeit der zunehmenden Verstädterung und damit einhergehend der Verschlechterung der Lebensumstände, zum Problem. Die in dieser Zeit errichteten Wasserwerke mit großen Reservoirs und Hochbehältern trugen in Verbindung mit Versorgungs- und Abwasserleitungen wesentlich dazu bei, Epidemien vorzubeugen. Ohne die Versorgung der Industriestädte mit ihren häufig sehr beengt lebenden proletarischen Bevölkerungsmassen und große Mengen von Abwasser erzeugenden Betrieben kam es zuvor immer wieder zu Epidemien großen Ausmaßes.
[Bearbeiten] Umnutzung von Wassertürmen
Heute sind die noch erhaltenen Wassertürme nicht selten eindrucksvolle bauliche und technische Denkmäler. Ihr Erhalt ist jedoch gefährdet, da sie zunehmend durch erdnahe Speicherbecken mit Pumpanlagen ersetzt werden. Verfall oder Abbruch sind die Folge.
Eine Alternative zum Abriss ist die Umnutzung der Wassertürme. Zwar gehen dadurch oft die technischen Einbauten (Speicherbecken und Pumpenanlagen) verloren, aber so kann wenigstens die Hülle erhalten werden. Die Erhaltungkosten des Gebäudes stehen bei einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes in (einigermaßen) reellem Bezug zum Nutzen.
[Bearbeiten] Über die eigentliche Funktion hinausgehende Nutzung
Manche Wassertürme werden auch als Aussichtsturm genutzt. Es gibt sogar Wassertürme mit einem Turmrestaurant wie dem Goldbergturm in Sindelfingen. Im Regelfall gelangen bei Wassertürmen mit Aussichtsplattform die Besucher mit einem Aufzug zur Aussichtsplattform.
Weit verbreitet ist auch die Nutzung von Wassertürmen als Standort von Sendeeinrichtungen im UKW-Bereich mit kleiner Leistung, wie für den nichtöffentlichen Landfunkdienst und den Mobilfunk.
Der Heidelberger Fernsehturm diente ursprünglich auch als Wasserturm. Heute dient er noch als Grundnetzsender des SWRs für UKW und TV, nachdem 2002 auch seine Aussichtsplattform wegen einer dringend nötigen Sanierung geschlossen werden musste.
Auch der Sendeturm in Waldenburg wird als Wasserturm genutzt.
Unter der Begründung, Wassertürme könnten auch als „Target Reference Points“[1] für Terroristen dienen bzw. als in der Landschaft stehende markante Punkte, die der Zielerfassung von Waffen z.b. Mörser dienen, werden Wassertürme im Irak von der US-Armee zerstört[2].
[Bearbeiten] Beispiele
Umgenutzte Wassertürme:
- Wasserturm Belvedere in Aachen → Büroräume und Restaurant
- Wasserturm in Delmenhorst → Stadtverwaltung
- Wasserturm in Bebra → Museum
- Wasserturm am Obersee in Berlin-Alt-Hohenschönhausen → Weinstube/Bar und Wohnung
- Wasserturm in Berlin-Steglitz → Wetterstation der Freien Universität Berlin
- Wasserturm in Bocholt → Schulgebäude
- Wasserturm in Plön → Ferienwohnung
- Wasserturm von Braunsdorf (Niederwiesa) → Wohnung
- Wasserturm in Dessau → Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt
- Wasserturm des Dortmunder Südbahnhofs → Büroräume, Ladengeschäft, Ausstellungsräume
- Wasserturm in Essen-Steele → Private Galerie
- Wasserturm in Hamburg im Stadtpark → Planetarium
- Wasserturm in Köln → Hotel
- Wasserturm in Lüneburg → soziales Zentrum
- Aquarius-Wassermuseum in Mülheim an der Ruhr → Museum
- Wasserturm in Neunkirchen (Saar) → Kulturzentrum
- Wasserturm in Solingen → Lichtturm, Labor und Veranstaltungsort
- Wasserturm Favoriten in Wien → Ausstellungsraum
- Wasserturm in Bexbach → Museum
- Wasserturm in Nörvenich-Wissersheim → Einfamilienwohnhaus
- Wasserturm in Kirchberg (Hunsrück) wird zur Zeit für eine gastronomische Nutzung umbebaut
- Wasserturm in Uevekoven→ Wohnung und Architekturbüro
- Wasserturm In Uetersen→ Baudenkmal
- Wasserturm in Spremberg→ Wohnungen
Daneben existiert auch die Möglichkeit der Umnutzung als Funkturm. In diesem Fall sieht man dem Bauwerk nicht an, ob es noch als Wasserturm genutzt wird oder nicht, da die Nutzung als Funkturm auch eine Zusatznutzung sein kann.
Genutzte Wassertürme:
- Goldbergturm
- Rathausturm in Kornwestheim
- Wasserturm Ravensberg in Kiel
- Wasserturm an der Viersener Straße in Mönchengladbach
- Wasserturm in Groitzsch
- Wasserturm auf dem Giersberg in Braunschweig
Der Wasserturm im Hamburger Sternschanzenpark wird zu einem Hotel umgebaut.
Wasserturm auf der Nordseeinsel Langeoog, auch genutzt als Seezeichen |
Wasserturm Nord in Halle (Saale) |
Wasserturm als Wohnhaus in Nörvenich-Wissersheim |
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Wasserturm in Rastatt |
Wasserturm in Mönchengladbach |
Wasserturm in Arsbeck |
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Wasserturm in Unterpörlitz |
Wasserturm (1912) der Grube Carolus Magnus, Übach-Palenberg |
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Wasserturm Belvedere auf dem Aachener Lousberg |
Wasserturm in Leipzig-Lindenthal |
Wasserturm in Frankfurt-Eschersheim |
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Der Uetersener Wasserturm (1926) |
Wasserturm in Göttelborn |
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Wasserturm in Darmstadt |
Wasserturm in Sankt Petersburg |
Die „Alte Dame“ in Szeged |
Wasserturm im Polnischen Ciechanów |
Wasserturm in Tønder, Dänemark |
[Bearbeiten] Literatur
- Thomas Wieckhorst: Wassertürme neu genutzt. Meininger Verlag, 1996, ISBN 3-87524-112-6
- Jan Werth: Ursachen und technische Voraussetzungen für die Entwicklung der Wasserhochbehälter. München 1971
Einen guten Überblick über die Geschichte, Funktion (und Zerstörung) vieler Wassertürme in Norddeutschland und Hamburg erhält man in den beiden aktuellen Büchern:
- Jens U. Schmidt: Wassertürme in Hamburg. 1. Auflage, 2003, ISBN 3-932292-44-8
- Nils Aschenbeck, Jens U. Schmidt: Wassertürme im Nordwesten. 1. Auflage, 2003, ISBN 3-89995-006-2
Berliner Wassertürme, Stefan Karner u.Peter j. Wichniarz, Berlin 1987, ISBN 3-433-02100-7
[Bearbeiten] Siehe auch
Aussichtsturm, Fernsehturm, Fernmeldeturm
- ↑ http://www.globalsecurity.org/military/library/policy/army/fm/3-21-71/apph.htm
- ↑ LiveLeak.com Video - Zerstörung eines Wasserturms in Mosul
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Wassertürme – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Wasserturm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Archiv deutscher Wassertürme
- zum Wohnen umgebauter Wasserturm in Spremberg von Matthias Steinicke- komplette Baudokumentation
- Wasserturm am Obersee von Martin Kroemer
- Bildergalerie von Wolfgang Rau
- www.zagermann.de - Bauformen von Wasserhochbehältern
- Structurae: Wassertürme
- Wassertürme in Baden-Württemberg
- Wassertürme in Ungarn
- Thomas Wieckhorst: Wassertürme - neu genutzt (Víztornyok újrahasznosítása)
- Wetter(Wasser)Turm Berlin-Steglitz