Arbeiter-Samariter-Bund
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Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist eine politisch und konfessionell unabhängige Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation, die historisch auf Initiativen von Arbeitern und Handwerkern zur Selbsthilfe im Bereich der Notfallrettung und der Ausbildung in Erster Hilfe zurückgeht.
Die Leistungen des Arbeiter-Samariter-Bund werden sowohl in Deutschland als auch in Österreich von freiwilligen Helfern, hauptberuflich beschäftigten Mitarbeitern, Mitarbeitern im FSJ und von Zivildienstleistenden erbracht. Es bedarf in jedem Fall einer entsprechenden Ausbildung, um für die verschiedensten Tätigkeiten eingesetzt werden zu können.
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[Bearbeiten] Aufgaben
Zu den Kernaufgaben zählen:
- Rettungsdienst: Notfallrettung, Luftrettung, Wasserrettung, Rettungshunde, Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen
- Krankentransport
- Schnelleinsatzgruppe
- Alten- und Behindertenbetreuung, Ambulante Pflege, Hauskrankenpflege, Rufhilfe (Hausnotruf)
- Essen auf Rädern
- Angebote für die Generation 50+
- Sozialpsychiatrische Einrichtungen
- Ausbildung: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Erste Hilfe, Betriebssanitäter, Sanitäts- und Katastrophenschutz-Helfer, Rettungssanitäter, Rettungsassistenten
- Katastrophenschutz
- Sanitätsdienst
- Jugendarbeit
- Rückholdienste
- Auslandshilfe
- Flüchtlingsbetreuung
- Kindergärten
- Schulbetreuung
[Bearbeiten] Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V.
Der Arbeiter-Samariter-Bund wurde in Deutschland 1888 gegründet. Deutschlandweit gibt es 16 Landesverbände und 228 regionale Gliederungen (Regional-, Kreis- und Ortsverbände). Derzeit sind ca. 1,1 Mio. Menschen Mitglied beim ASB. Die Bundesgeschäftsstelle hat ihren Sitz in Köln. Der ASB hat im Jahr 2006 ca. 18.400 hauptamtliche und 10.600 ehrenamtliche Mitarbeiter. Weiterhin werden ca. 1800 Zivildienstleistende beschäftigt.
Mit 102 Altenheimen, über 260 Pflegediensten und zahlreichen anderen Angeboten gehört der ASB zu den größten deutschen Anbietern in der Altenhilfe.
Im Jahr 2005 leistete der ASB in Deutschland über 435.200 Einsätze der Notfallrettung und über 312.800 Krankentransporte; dazu kommen noch 5.500 Einsätze der Primärluftrettung und fast 6.000 Einsätze im Interhospitaltransfer.
Seit 1985 ist die SPD-Politikerin und ehemalige Bundestagspräsidentin Annemarie Renger Präsidentin des ASB.
[Bearbeiten] ASJ, die Arbeiter-Samariter-Jugend
Die Arbeiter-Samariter-Jugend, abgekürzt ASJ, ist der Jugendverband des Arbeiter-Samariter-Bundes. Ihre Anfänge reichen bis in die zwanziger Jahre zurück. Sie ist integrierter und integrierender Bestandteil des Erwachsenenverbandes, hat aber innerhalb der Gesamtorganisation eine Sonderstellung. Diese ist in den zur Satzung des ASB gehörenden Richtlinien festgeschrieben. Eine eigene Mitgliedschaft in der ASJ gibt es nicht, da sie kein eigenständiger Verein ist. Junge Menschen im ASB bis einschließlich 26 Jahren gehören der ASJ in Deutschland an.
Entsprechend seinem Erwachsenenverband gliedert sich die ASJ in Orts-, Kreis-, bzw. Regionalverbände, Landesverbände und in den Bundesverband. Die jeweilige ASJ Organisationsstufe trägt den Namen des entsprechenden ASB-Verbandes bzw. des Landes. Auf Bundesebene trägt sie den Namen ASJ Deutschland.
Heute sind die jungen Samariter/ -innen mit mehr als 80.000 Mitgliedern in allen 16 Bundesländern vertreten. Die ASJ legt Wert auf zeitgemäße Freizeitangebote, die Toleranz, Selbstbewusstsein, Verständnis und Mitmenschlichkeit fördern. Die Attraktivität der ASJ-Programme liegt darin, dass sie durch gemeinsames Handeln diese Werte für Jugendliche erlebbar machen - mit Spiel, Spaß, Seminaren, Ausflügen, Parties etc.
Alle zwei Jahre gibt es ein ganz großes Ereignis: Den Bundesjugendwettbewerb der ASJ. Drei Tage lang ermitteln ASJ-Gruppen aus allen Bundesländern ihre Einzel- und Gruppensieger/ -innen in den Bereichen Allgemeinwissen/ Kultur und erste Hilfe. Teilnehmen können jeweils die Siegermannschaften der Landesjugendwettbewerbe. Im Wechsel mit dem Bundesjugendwettbewerb finden alle zwei Jahre Kindertage für die Sechs- bis Zwölfjährigen der ASJ statt, die Spaß und Freude daran haben, mit vielen anderen Kindern ein paar schöne Tage zu verbringen.
Durch Ferienfreizeiten und Internationale Jugendbegegnungen ermöglicht die ASJ ihren Mitgliedern vielerlei Einblicke in Lebensweise und Kultur von Jugendlichen anderer Nationen.
Alle vier Monate erscheint das Bundesjugendinfo, die Zeitschrift der Arbeiter-Samariter-Jugend mit Neuigkeiten zur Jugendarbeit, Hintergrundbeiträgen, Berichten von Freizeiten, Tipps und Hinweisen. Im "ASJ auf Zack", das alle sechs bis acht Wochen erscheint, informiert das Bundesjugendbüro der ASJ die einzelnen Jugendgruppen regelmäßig über alles Wissenswerte rund um die Jugendarbeit.
[Bearbeiten] Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs
Der österreichische Samariterbund (kurz ASBÖ) ist in allen neun Bundesländern, insbesondere in den städtischen Ballungsräumen, aktiv. Am stärksten ist die Präsenz in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Wien. Die einzelnen Ortsgruppen sind als eigenständige Vereine konstituiert und vergleichsweise lose in einer föderalen Struktur mit einem Bundesverband und neun Landesverbänden organisiert.
Bundesweit bildet der Samariterbund nach dem Roten Kreuz die zweitgrößte Rettungsorganisation, in einigen städtischen Ballungsräumen ist er führend. Das Spektrum der Einsatzbereiche reicht hiebei vom klassischen Rettungs- und Krankentransport über Hauskrankenpflege, Seniorenalarm und Essen auf Rädern („Vitalmenüs“) bis hin zu Wasserrettung, Katastrophenhilfe, Flüchtlingsbetreuung und Rettungshundestaffeln.
Während in weiten Teilen Nieder- und Oberösterreichs der ASB die alleinige rettungsdienstliche Versorgung übernimmt, führen andere Ortsgruppen den Rettungsdienst gemeinsam mit anderen Organisationen durch oder beschränken sich auf Krankentransporte, Fahrtendienste oder einzelne soziale Dienste bzw. die Ausbildung in Erster Hilfe.
Trotz des teilweise heftigen Widerstandes ortsansässiger Rettungs- und Krankentransportdienste werden laufend weitere Gruppen in allen Bundesländern gegründet bzw. deren Tätigkeitsfelder ausgedehnt, insbesondere in Tirol und der Steiermark.
In Wien verfügen Bundes- und Landesverband über eigene Fuhrparks, wodurch die einzelnen Gruppen weniger Fahrzeuge benötigen. Der Samariterbund als größte Rettungsorganisation der Stadt stellt - in enger Zusammenarbeit mit dem städtischen Rettungsdienst MA 70 (Wiener Rettung) - täglich ein bis zwei Notarztwagen, zwei bis drei Rettungswagen und bis zu 70 Krankentransportwagen, welche zu einem großen Teil mit hauptamtlichen Mitarbeitern und Zivildienern besetzt werden.
Der 1954 gegründete Arbeiter-Samariter-Bund Floridsdorf-Donaustadt (kurz ASBÖ 921) mit seinem Stützpunkt an der Wiener Donaucity ist - gemessen an der Zahl der aktiven Freiwilligen - mit Abstand die größte Gruppe des Wiener Samariterbundes und eine der größten in Österreich. Mit einer fast ausschließlich auf rund 300 ehrenamtlichen Mitarbeitern und 100 Zivildienern basierenden Struktur stellt dieser täglich - zusätzlich zu den Fahrzeugen des Bundesverbandes - bis zu zehn Fahrzeuge für den Krankentransport sowie weitere Rettungswägen für die Wiener Rettung ab, die insbesondere die Donauinsel sowie die Bezirke 2, 20, 21 und 22 versorgen.
Der derzeitige Präsident des ASBÖ ist der ehemalige Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache und nunmehrige Sicherheitschef des Magna-Konzerns Franz Schnabl.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Gründung
Die Industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts führte zu einer dramatischen Zunahme an Arbeitsunfällen. 1877 entstand daher in England die "St. John’s Ambulance Association" des Johanniterordens. In vielen Städten wurden Sanitätsschulen eingerichtet und freiwillige Helfer ausgebildet.
Im Sommer 1881 lernte der deutsche Chirurg Prof. Friedrich von Esmarch (1823 - 1908) in London diese Organisation kennen und gründete nach seiner Rückkehr nach Deutschland eine "Samariter-Schule". Zahlreiche Lehrschriften des "Deutschen-Samariter-Bundes" entstanden. Sie richteten sich jedoch in erster Linie an leitende Beamte des Gesundheitswesens und waren für die breite Masse der Arbeiter unerschwinglich.
1888 ergriffen sechs Berliner Zimmerleute die Initiative und setzten gegen viele Widerstände den ersten "Lehrkursus über die Erste Hilfe bei Unglücksfällen" durch. Die Berliner Zimmerleute waren nicht nur die Gründerväter des heutigen ASB; durch ihre Initiative haben sie auch der Notfallrettung in Deutschland wesentliche Impulse gegeben. Bald wurden diese Schulungen zu einer regelmäßigen Einrichtung des Vereines, der 1895 seinen Namen in "Samariterkursus für Arbeiter und Arbeiterinnen" änderte und ab 1896 als "Arbeiter-Samariter" in der Öffentlichkeit auftrat.
[Bearbeiten] Deutschland
1909 schlossen sich auf einer Gründerversammlung in Magdeburg 11 Arbeiter-Samariter-Kolonnen zum Arbeiter-Samariter-Bund zusammen. Erster Sitz des Bundes war Berlin. 1923 wurden die beiden Chemnitzer Samariter Theodor Kretzschmar und Eugen Richter zum Bundesvorsitzenden und Bundesschatzmeister des ASB gewählt. Damit ging die Verlegung des Sitzes des ASB nach Chemnitz einher. Im dortigen Bundeshaus wurde auch die ASB-eigene Sanitätstasche, die "Chemnitz-Tasche" hergestellt. 1933 waren im ASB etwa 50.000 Mitglieder aktiv.
Nach der Machtübernahme durch Hitler wurde der ASB unter nationalsozialistische Leitung gestellt. Da viele Mitglieder jedoch nicht bereit waren, sich gleichschalten zu lassen, traten viele aus dem Bund aus, was am 1. August 1933 zu dessen Verbot führte.
In Ostdeutschland wurde die Wiedergründung nach 1945 durch die Sowjets unterdrückt. In Westdeutschland hingegen fand im April 1952 die Neugründung statt. Der Sitz mit neuem Bundeshaus wurde Köln-Sülz.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands (1990) entstand der ASB in den neuen Bundesländern neu.
[Bearbeiten] Österreich
In Österreich entstand die Samariter-Bewegung 1924 als Sanitätseinheit des Republikanischen Schutzbundes. Bei der Sanitätsüberwachung der "Arbeiter-Olympiade" 1931 wurde erstmals die Bezeichnung "Arbeiter-Samariter-Bund" verwendet.
Wie beim deutschen Pendant stand die Ausbildung in Erster Hilfe im Vordergrund, dazu kamen aber auch die Versorgung von Verletzten bei Demonstrationen und beim Bürgerkrieg 1934.
Gemeinsam mit anderen sozialdemokratischen Organisationen wurde der ASBÖ 1934 von Kanzler Dollfuß verboten und dessen Eigentum enteignet.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde, insbesondere in der Amerikanischen Besatzungszone, ein großer Teil dieses ehemaligen Besitzes endgültig dem Roten Kreuz einverleibt, sodass der Samariterbund sich völlig von Neuem konstituieren musste, ohne auf bestehende Einrichtungen zurückgreifen zu können. Dennoch kam es bereits 1946 zu Kontakten zwischen österreichischen und Schweizer Samaritern, die 1947 zur Wiedergründung des ASBÖ und im Jahr darauf zur Entstehung der ersten Gruppe nach dem Krieg, Wien-Leopoldstadt, führten, der rasch viele weitere folgten.
Heute versteht sich der Samariterbund als parteiunabhängige Organisation, was sich insbesondere auch darin widerspiegelt, dass - unter formaler Aufrechterhaltung des Namens "Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs" - auf Uniformen und Fahrzeugen die Bezeichnungen "Samariterbund Österreich" bzw. "Die Samariter" vorherrschen.
[Bearbeiten] Weitere Staaten
Als erste Organisation außerhalb Deutschlands entstand 1907 in Dänemark der "Samariter-Verein der Arbeiter", aus dem sich 1923 der "Arbejdernes-Samariter-Forbud (ASF) Dänemark" bildete. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der ASF zu einem Wohlfahrtsverband mit dem Namen "ASF-Dansk-Folkehjaelp" umgestaltet.
Die ehemals deutschen ASB-Kolonnen im Elsass, die nun zu Frankreich gehörten, gründeten 1921 die "Federation des Sociétés Samaritaines Ouvriers de France". 1964 schlossen sich die Samariter der seit 1892 bestehenden Organisation der französischen Samariter vom Weißen Kreuz ("Secouristes Francais - Croix Blanche") an.
Der 1923 zunächst als Anhang der französischen Samariter gegründete Schweizer Arbeiter-Samariter-Bund verbreitete sich ab 1926 über die Schweiz, ist heute aber – verglichen mit dem bereits 1888 gegründeten „Schweizer Samariterbund“ − praktisch bedeutungslos.
Der Kongress der "Luzerner Sportinternationale" beschloss im September 1927, in allen Ländern eigene Sanitätsorganisationen nach dem Beispiel des deutschen ASB zu gründen. Am 10. November 1929 fand in Prag die erste Konferenz des ASB der Tschechoslowakei statt. 1931 wurde in Stockholm der ASB-Schweden gegründet und 1932 in Oslo der ASB Norwegen.
Weitere Samariter-Organisationen existieren in Gambia, Italien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Slowenien, Südafrika, Tschechien, Ukraine und in Ungarn.
[Bearbeiten] SAINT
Seit 1994 sind die europäischen Samariter-Organisationen unter der Bezeichnung Samaritan International (SAINT) in einem Dachverband zusammengeschlossen.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Deutschland
[Bearbeiten] Österreich
[Bearbeiten] International
- SAINT (Samaritan International)
- ASB Deutschland – Auslandshilfe Südosteuropoa (in Englisch)
- ASCR (Asociace Samaritanu CZ, Samariter in der Tschechischen Republik )