Luftrettung
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Die Luftrettung ist der Einsatz von Rettungsmitteln über den Luftweg in der Notfallmedizin. Die Luftrettung kommt dann zum Einsatz wenn aufgrund der Lage ein schnelleres Eingreifen als durch bodengebundene Rettungsdienste möglich ist. Das kommt meist in ländlichen Gebieten vor, wo dann meist ein Rettungshubschrauber verwendet wird; es fliegt aber z. B. in Australien im Outback der Flying Doctor Service Notfall- und auch reguläre ärztliche Einsätze mit Flugzeugen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vor- und Nachteile
Aufgrund der Einschränkungen des Hubschraubers (nachts nur sehr bedingt einsetzbar, keine Flüge bei Nebel oder Eisregen) versteht sich das System der Luftrettung als sinnvolle Ergänzung zum bodengebundenen Rettungsdienst, nicht jedoch als Ersatz oder gar Konkurrenz. Der wesentliche Vorteil des Hubschraubers ist seine enorme Flächenwirkung aufgrund der Schnelligkeit, die heutigen Hubschraubertypen fliegen im Schnitt mit etwa 240 km/h.
Ob der Transport dabei im Rettungswagen erfolgt (der durch das Hinzusteigen des Notarztes zum Notarztwagen wird) oder im Hubschrauber erfolgt, hängt von mehreren Faktoren ab. Der Faktor Zeit spielt dabei eine Rolle, jedoch auch der Zustand des Patienten. So wird man beispielsweise einen Patienten mit Herzinfarkt nur sehr ungerne fliegen, da die psychische Belastung eines Fluges als höher einzuschätzen ist, als eine Fahrt im Notarztwagen. Außerdem sind die Interventionsmöglichkeiten im Hubschrauber - bei auftretenden Komplikationen - aufgrund der Enge sehr begrenzt. Der Hubschrauber selbst stellt eine weitgehend erschütterungsfreie, jedoch sehr beengte Intensivstation dar, die nur eingeschränkte Zugriffsmöglichkeiten auf den Patienten erlaubt. Deshalb, und weil die Verständigung mit dem Patienten, aufgrund der Fluggeräusche sehr schwierig ist, wird versucht alle erforderlichen Maßnahmen zur Versorgung des Patienten vor Beginn des Fluges zu treffen.
[Bearbeiten] Einsatzarten
[Bearbeiten] Primäreinsatz
Das Heranführen des Notarztes und Rettungsassistenten (Deutschland) bzw. Notfallsanitäters (Österreich) zum Notfallort zum Durchführen lebensrettender Maßnahmen und zur Herstellung der Transportfähigkeit wird als Primäreinsatz bezeichnet.
Der Transfer von Notfallpatienten vom Ort des Geschehens in das nächste geeignete und aufnahmebereite Krankenhaus unter Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit und Vermeidung weiterer Schäden fällt ebenfalls unter den Begriff Primäreinsatz.
Beim Primäreinsatz ist zu unterscheiden, ob der Patient im Zuge einer Außenlandung aufgenommen werden kann, ob die Helfer abgeseilt werden müssen um den Patienten vor Ort zu versorgen, bevor er im Flug aufgenommen werden kann. Dies ist vor allem in unwegsamen Gelände, wie den Alpen häufig der Fall. Manchmal ist auch ein Transport bis zu einem geeigneten Außenlandeplatz an einem Tau notwendig, wo der Gerettete entweder eingeladen werden oder einem bodengebundenen Rettungsmittel (Rettungswagen) übergeben werden kann.
[Bearbeiten] Sekundäreinsatz
Merkmal des Sekundäreinsatzes ist, dass der Einsatzort ein Krankenhaus ist. Beim Sekundäreinsatz geht es um eine Weiterverlegung eines medizinisch versorgten intensivpflichtigen Notfallpatienten aus einem Krankenhaus (mit weniger Versorgungsmöglichkeiten) in ein anderes, spezialisierteres Krankenhaus mit erweiterten Interventionsmöglichkeiten (z.B. Herzkatheteruntersuchung, spezielle Operationen usw.).
[Bearbeiten] Tertiäreinsatz
Blut, Medikamente, Transplantate oder Amputate werden in seltenen Fällen geflogen. Diese Einsatzart wird mitunter auch als Tertiäreinsatz bezeichnet.
[Bearbeiten] Dual Use
Mitunter werden die Maschinen aber auch sowohl für Rettungseinsätze, als auch Intensivverlegungsflüge eingesetzt (als RTH/ITH, sog. dual use-System), zum Beispiel die RTH aus Regensburg und Murnau (Bayern), der Christoph77 aus Mainz oder die RTH/ITH in Baden-Württemberg.
[Bearbeiten] Besatzung
Besetzt werden die Hubschrauber entweder zu dritt: mit einem Piloten, einem Notarzt und einem HEMS Crew Member (Deutschland) bzw. einem speziell ausgebildeten Notfallsanitäter (Österreich) oder zu viert (wie zuvor, zusätzlich noch mit einem Bordtechniker, zweiten Piloten oder - vor allem in den alpinen Regionen in Österreich - einem Bergretter).
[Bearbeiten] Luftrettung in Deutschland
DIN-Normen definieren folgende Begriffe für den Hubschraubereinsatz:
- Rettungshubschrauber (RTH): Ein zur Durchführung von Primäreinsätzen im Rettungsdienst für notfallmedizinische Aufgaben ausgerüsteter und ausgestatteter Hubschrauber. Er führt auch Sekundäreinsätze im regionalen Bereich durch.
- Intensivtransporthubschrauber (ITH): Ein für den Transport intensivüberwachungs- und intensivpflichtiger Patienten ausgerüsteter und ausgestatteter Hubschrauber. In Ausnahmefällen kann er auch für die Durchführung von Primäreinsätzen von der Leitstelle herangezogen werden.
Weitere Formen von medizinisch ausgestatteten Hubschraubern sind:
- Großraum-Rettungshubschrauber (GRH): primär für militärische Einsätze gedacht, aber auch bei zivilen Katastrophen und Großunfällen einsetzbar
- Notarzteinsatzhubschrauber (NEH), kleinerer Hubschraubertyp der verringerte Ausrüstung mit sich führt, dient nur der schnellen Zubringung eines Notarztes, vergleichbar einem Notarzteinsatzfahrzeug. Es kommt mittlerweile deutschlandweit nur noch ein NEH zum Einsatz.
- Als Ambulanzhubschrauber (AHS) werden gelegentlich Hubschrauber bezeichnet, welche im Regelfall für kommerzielle Luftfahrtdienstleister im Einsatz sind und nötigenfalls eine medizinische Ausstattung erhalten können. Aufgrund der Umrüstzeiten und nicht genormten Charakteristika kommen AHS im Regelfall ausschließlich zum Einsatz um Nicht-Notfallpatienten luftgebunden zu verlegen. Da dies nicht Teil der Notfall-Luftrettung als Bestandteil des Rettungsdienstes ist, werden die AHS aber oftmals nicht als Bestandteil der Luftrettung gewertet. Sie sind auch nicht Teil der öffentlich-rechtlichen Luftrettung Deutschlands. Viele medizinische Fachgremien (z.B. "Konsensgruppe Luftrettung" des Ausschusses "Rettungswesen") sehen keine medizinische Indikation für AHS-Einsätze und lehnen deren Vorhaltung deswegen ab.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Etablierung der Luftrettung in Deutschland resultierte aus den erschreckend ansteigenden Zahlen der Unfalltoten Ende der sechziger Jahre. Diese war wesentlich auf den Anstieg des Automobilverkehrs bei schwacher Ausprägung der Sicherungsvorkehrungen zurückzuführen. Zudem war es dem noch strukturell eher schwachen Rettungsdienst und den Feuerwehren in vielen Fällen nicht möglich, die Einsatzstellen innerhalb einer aus medizinischer Sicht akzeptabler Zeitspanne zu erreichen. Als zusätzliche Schwierigkeiten ergaben sich Schwächen in der damaligen Organisation der präklinischen Notfallmedizin. Den Rettungsdiensten kam in erster Linie eine Transportfunktion zu, während vor Ort kaum medizinische Maßnahmen ergriffen wurden. Eine erhebliche Mortalität der Patienten war die Folge.
Aufgrund dieser Fakten wurden Ende der sechziger Jahre erstmals Feldversuche im Einsatz von Hubschraubern zur Notfallrettung nach Unfällen durchgeführt. Internistische Indikationen wie der Herzinfarkt oder der apoplektische Insult (Schlaganfall) wurden dabei als Einsatzbereich für Hubschrauber-Notfallrettung noch nicht bedacht. Aufgrund teils beachtlicher Erfolge der Feldversuche organisierte Dr. med. Hans Burghart ab Pfingsten 1970 zunächst zusammen mit der Bundeswehr, die einen Hubschrauber vom Flugplatz Oberschleißheim stellte, an den Wochenenden und in den Ferien einen luftgebundenen Notarztdienst. Als sich die Bundeswehr aus wirtschaftlichen Gründen zurückziehen musste, sprang der ADAC mit Unterstützung des Landes Bayern, dem Bundesverkehrsministerium und der Allianz-Versicherung in die Bresche. So begann der erste Dauerbetrieb eines Rettungshubschraubers in Deutschland am städtischen Krankenhaus München-Harlaching als Christoph 1 am 1. November 1970. Über fast 10 Jahre war Christoph 1 eine Station des Katastrophenschutzes, bevor der Standort wieder durch den ADAC mit einem eigenen Hubschrauber betrieben wurde.
Es folgte im November 1971 die Einrichtung eines sogenannten Test-Rettungszentrums der Bundeswehr in Ulm. Die Luftwaffe stellte in Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm einen notfallmedizinisch ausgerüsteten Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D auch dem zivilen Rettungsdienst zur Verfügung. Ab Ende 1971 beschaffte dann auch das deutsche Bundesinnenministerium aus Mitteln des erweiterten Katastrophenschutzes Hubschrauber. Diese wurden für den Zivilschutz und den Rettungsdienst ausgerüstet und so den Bundesländern als Ausstattungspotential bis 1996 an 22 Stationen zur Verfügung gestellt. Die Länder setzen diese Hubschrauber in ihrem Rettungsdienst ein. Es folgte eine reduzierung um 6 Stationnen und 2005/2006 noch einmal um vier, so dass heute an 12 Standorten geflogen wird. Die abgegebenen Luftrettungszentren wurden nahtlos von der ADAC-Luftrettung und der DRF weitergeführt.
Am 19. März 1973 stationierte die Deutsche Rettungsflugwacht e.V. in Stuttgart einen Rettungshubschrauber vom Typ Alouette III. Dies stellt das erste private Luftrettungszentrum in Deutschland dar. Die DRF ist maßgeblich am Aufbau der Luftrettung in Deutschland beteiligt.
1974 stellte der Begründer der deutschen Luftrettung Dr. Hans Burghart auf einem Kongress in den USA die deutsche Luftrettung vor und erntete Erstaunen - so eine Lösung gab es in dem Flächenstaat noch nicht. Die Idee fand jedoch sehr schnell Anklang.
Nach der Wende wird auch die Luftrettung in den neuen Bundesländern neu strukturiert. Die DRF ist ab 1990 maßgeblich an der Weiterentwicklung der Luftrettung im Osten Deutschlands beteiligt. Die 1991 übernommene Station in Zwickau ist das erste Luftrettungszentrum der DRF in den neuen Bundesländern. In den folgenden Jahren kommen weitere hinzu, z.B. Greifswald, Bad Saarow, Suhl, Dresden, Magdeburg und Nordhausen (Flugbetrieb).
Der ADAC stellte 1997 den ersten kombinierten Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber in Dienst. Dieser fliegt unter der Kennung Christoph 77 (EC 145) und ist am Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stationiert.

Ein weiterer Meilenstein in der Luftrettung wurde 1999 in Koblenz gelegt: Am dortigen Bundeswehrzentralkrankenhaus wurde das erste zivil-militärische Gemeinschaftsprojekt gestartet. Der ADAC stellt in diesem Fall die Maschine (Christoph 23, EC 135) und das Flugpersonal, das medizinische Personal wird von der Abteilung Notfallmedizin des BwZK gestellt. Auch in Ulm findet zwischenzeitlich diese Kooperation statt. Der SAR 71 (UH-1D der Luftwaffe)am Rettungszentrum Bundeswehrkrankenhaus Hamburg wurde am 19. Januar 2006 von einem Hubschrauber Bell 212 des Bundesinnenministeriums (Zivilschutz) abgelöst; in Neustrelitz wurde die Luftwaffe am 1. Juli 2006 von der ADAC-Luftrettung abgelöst. Damit betreibt die Luftwaffe keinen Hubschrauber mehr an einem Luftrettungszentrum.
Diese vier genannten Institutionen sind bis heute in der Luftrettung aktiv. Weitere Anbieter sind im Laufe der Zeit hinzugekommen, das Standortnetz wurde stetig erweitert. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde in den neuen Bundesländern nach westdeutschem Vorbild innerhalb nur weniger Jahre ebenfalls ein Luftrettungsnetz aufgebaut. Die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.) hat sich mit ihren Partnern im TEAM DRF zu Europas führender Luftrettungsallianz entwickelt.
Bislang waren die Rettungshubschrauber der öffentlich-rechtlichen Luftrettung stets gedacht als Ergänzung des bodengebundenen Notarztsystems. In jüngster Zeit zeichnet sich ab, dass in einigen Gebieten aufgrund struktureller Probleme der präklinischen Notfallmedizin Hubschrauber schon fast zu einem Teil der rettungsdienstlichen Regelversorgung geworden sind. Zudem wird der Ruf nach mehr nachtflugbereiten Stationen lauter.
Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese Entwicklungen Einfluss auf das Einsatzspektrum der Hubschrauber haben werden.
[Bearbeiten] Betreiber
In Deutschland ist der Rettungsdienst Ländersache und wird daher durch Landesrettungsdienstgesetze geregelt. Zur Durchführung der Luftrettung greifen die Länder dabei auf unterschiedliche Organisationen zurück.
Derzeit gibt es 53 Rettungshubschrauber-Stationen in Deutschland, welche in erster Linie in die primäre Luftrettung eingebunden sind. Das bedeutet, dass sie hauptsächlich sowohl als schneller Notarzt-Zubringer und Ersatz eines Notarzt-Einsatzfahrzeugs genutzt werden, jedoch auch Transporte eigenständig durchführen können, wenn zum Beispiel eine weiter entfernte Spezialklinik angeflogen werden muss oder kein Rettungswagen vorhanden ist.
Hinzu kommen die Intensiv-Transport-Hubschrauber der Sekundärluftrettung sowie weitere Hubschrauber, wie etwa die des militärischen Such- und Rettungsdienstes. Sie haben nicht die Primärluftrettung als offiziellen vorrangigen Auftrag, können aber in der Regel auch dazu genutzt werden, wenn erforderlich.
Anzahl | Betreiber (Stand: Januar 2007) |
---|---|
29 | ADAC Luftrettung GmbH |
15 | Bundesministerium des Innern (mit für den Katastrophenschutz beschafften Hubschraubern) |
19 | Deutsche Rettungsflugwacht e.V. (DRF) der Björn-Steiger-Stiftung |
0 | Bundeswehr |
1 | Elbe Helicopter Rainer Zemke GmbH & Co. KG, Bautzen (Tochter des ADAC) |
Die Bundesrepublik Deutschland verfügt über ein nahezu flächendeckendes Luftrettungssystem, das in über 30 Jahren als Ergänzung zum bodengebundenen Rettungs- und Notarztdienst geschaffen wurde. Es hat sich als äußerst wirksam erwiesen. Der hohe Stellenwert ist heute unbestritten.
Seit der Etablierung der Luftrettung durch den ADAC wurden in Deutschland bis heute (2005) mehr als 1 Million Einsätze geflogen, davon allein nahezu 310.000 Einsätze von der gemeinnützigen ADAC-Luftrettung GmbH. Die ADAC-Luftrettung GmbH betreibt 26 Rettungshubschrauberstationen, davon eine in Österreich; Die Flotte der ADAC-Luftrettung umfasst zur Zeit 38 Hubschrauber. Die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.)verfügt mit ihren Partnern über eine Flotte von über 50 Hubschraubern. Sie hat seit ihrer Gründung 1972 über 350.000 Rettungseinsätze geleistet. Im Jahr 2006 wiesen die TEAM DRF-Luftretter einen Einsatzrekord auf: Insgesamt starteten sie zu 36.499 Einsätzen.
[Bearbeiten] Finanzierung
Die Finanzierung wird in Verträgen mit dem Bundesland und den Kostenträgern (Krankenkassen) geregelt. Die Investitionen und die laufenden Kosten trägt in der Regel der Betreiber und/oder das Land, die Kosten für medizinische Versorgung und den Transport werden von der Krankenversicherung des Patienten erstattet. Die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.) ist als gemeinnützige Organisation auf die Unterstützung von Förderer angewiesen. Die Kosten der Luftrettung werden bundesweit nicht im vollen Umfang durch die gesetzlichen Krankenkassen getragen. Für rund 1/4 der Kosten muss die DRF selbst aufkommen.
[Bearbeiten] Luftrettung in Österreich
In Österreich werden RTH als Notarzthubschrauber (NAH) bezeichnet und großteils vom ÖAMTC bzw. dem Christophorus Flugrettungsverein und dem Roten Kreuz betrieben. In Vorarlberg ist die Vorarlberger Bergrettung für die Organisation und den Betrieb der Flugrettung verantwortlich. Sie werden sowohl bei Verkehrsunfällen als auch bei Akuterkrankungen und bei Alpinunfällen eingesetzt. Alarmiert werden sie jeweils über die jeweiligen Rettungsleitstellen. Zudem gibt es noch einige private Betreiberfirmen von Rettungshubschraubern. Viele Standorte sind, wegen des hohen Einsatzaufkommens in den Skigebieten nur im Winter besetzt. Dadurch ergibt sich eine wahrscheinlich weltweit einzigartige Hubschrauber-Dichte. Allein in Tirol mit 687.000 Einwohnern sind im Winter 2005/2006 13 Rettungshubschrauber stationiert. Der ÖAMTC reagiert darauf, indem er seinerseits in Zusammenarbeit mit privaten Betreibern eine Reihe von Winter-Standorten errichtet hat.
[Bearbeiten] Diskussion um NAH-Standorte
Die auffallend hohe Zahl von NAH, vor allem in den Bundesländern Salzburg und Tirol, wird zunehmend kritisiert, einigen Betreibern wird Geschäftemacherei vorgeworfen. In Gegenden mit hoher Hubschrauber-Dichte kommen NAH mittlerweile auch bei Bagatell-Verletzungen auf der Skipiste zum Einsatz. Laut Österreichischem Alpenverein werden für eine Hubschrauber-Rettung dem Patienten im Schnitt 3.000 Euro in Rechnung gestellt. Die normale deutsche Krankenversicherung übernimmt die Kosten für Bergungs-Einsätze nicht oder nur zum Teil. Daher müssen Patienten die Kosten mitunter aus eigener Tasche zahlen. Damit soll jedoch nicht bestritten werden, dass in Österreich aufgrund seiner Geographie ein dichtes Hubschrauber-Netz benötigt.
[Bearbeiten] Geschichte
Die erste Luftrettung in Österreich wurde bereits während des zweiten Weltkrieges mit einem Fieseler Storch durchgeführt. Die organisierte Luftrettung begann mit Flächenflugzeugen im Jahr 1954 durch das Innenministerium.
1982 wurde gesetzlich beschlossen, in Österreich ein flächendeckendes Netz einzuführen.
1983 wurde vom ÖAMTC in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Innsbruck der erste Rettungshubschrauber Österreichs - Christophorus 1 - in Betrieb genommen. Der zweite Hubschrauber, Martin 1, wurde von der AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) gemeinsam mit dem Innenministerium im September 1983 in Dienst gestellt.
Darauf folgten in kurzen Abständen weitere Hubschrauberstandorte, das Bundesheer unterhielt einen Stützpunkt in Aigen.
2001 zogen sich Innenministerium und Bundesheer aus der Flugrettung zurück, die Stützpunkte wurden vom ÖAMTC übernommen. In Vorarlberg wurden vom ÖAMTC lediglich die Aufgaben des BMI (Bereitstellung des Fluggerätes und der Piloten) übernommen.
Seitdem hat der ÖAMTC mit Suben am Inn, Ybbsitz / Ötscherland in Niederösterreich und Oberwart im Südburgenland drei weitere Hubschrauber-Standorte aufgebaut. "Christophorus Europa 3" ist in Suben bei Schärding, unmittelbar an der deutschen Grenze stationiert und deckt eine Versorgungslücke in Niederbayern (Raum Passau) mit ab. Die Station wird im Wechsel für jeweils sechs Monate vom ÖAMTC und der deutschen Partnerorganisation ADAC besetzt. Das Rettungspersonal kommt dementsprechend vom Österreichischen und vom Bayerischen Roten Kreuz.
[Bearbeiten] Luftrettungs-Standorte des ÖAMTC
Name | Standort | Bemerkung |
---|---|---|
Christophorus 1 | Innsbruck | |
Christophorus 2 | Krems an der Donau | |
Christophorus 3 | Wiener Neustadt | auch ITH |
Christophorus 4 | Kitzbühel | im Sommer in St.Johann |
Christophorus 5 | Zams/Tirol | |
Christophorus 6 | Salzburg | |
Christophorus 7 | Lienz | |
Christophorus 8 | Ludesch/Vorarlberg | |
Christophorus 9 | Wien | |
Christophorus 10 | Linz-Hörsching | |
Christophorus 11 | Klagenfurt | |
Christophorus 12 | Graz | |
Christophorus 14 | Niederöblarn/Stmk. | |
Christophorus 15 | Ybbsitz/NÖ. | seit 2004 |
Christophorus 16 | Oberwart/Burgenland | neu seit 2005 |
Christophorus Europa 3 | Suben | gemeinsam mit dem ADAC |
(Anmerkung zu Christophorus 8:
Für diesen Stützpunkt stellt der ÖAMTC das Fluggerät und die Piloten zur Verfügung. Im Auftrag des Landes Vorarlberg ist die Vorarlberger Bergrettung für die Organisation und den Betrieb sowie für Flugretter und Ärzte zuständig.)
[Bearbeiten] Luftrettungs-Standorte anderer Betreiber
Rufname | Standort | Betreiber | Bemerkung |
---|---|---|---|
Heli 1 | Waidring/Tirol | SHS | nur Winter |
Heli 3 | Kufstein/Tirol | SHS | ganzjährig |
Heli 4 | Kaltenbach/Zillertal | SHS | ganzjährig |
Robin 1 | Schruns (Montafon) | Schenk-Air | nur Winter |
Robin 3 | Ischgl-Idalp /Tirol | Schenk-Air | nur Winter |
RK 1 | Fresach/Kärnten | ARA (DRF) | ganzjährig |
RK 2 | Reutte/Tirol | ARA (DRF) | ganzjährig |
Alpin 1 | Patergassen/Kärnten | HAT | nur Winter |
Alpin 2 | Sölden/Tirol | HAT | nur Winter |
Alpin 3 | St. Anton/Tirol | HAT | nur Winter |
Gallus 1 | Zürs/Vorarlberg | Bergrettung Vorarlberg, Partner Wucher/HAT | nur Winter |
Alpin 5 | Hintertux/Tirol | HAT | nur Winter |
Alpin-Heli 6 | Zell am See | ÖAMTC/SHS | ganzjährig |
(Alpin 7) | (Ehrwald/Tirol) | HAT | offenbar nicht mehr in Betrieb |
Martin 1 | St. Johann im Pongau | Knaus Helicopter | ganzjährig |
Martin 2 | Karres/Tirol | Knaus Helicopter | ganzjährig |
Martin 6 | Saalbach/Salzburg | Knaus Helicopter | nur Winter |
Martin 7 | Obertauern/Salzburg | Knaus Helicopter | nur Winter |
Martin 8 | Hochgurgl/Tirol | Knaus Helicopter | ganzjährig |
Martin 9 | Saalbach/Salzburg | Knaus Helicopter | nur Winter ("Pilot Projekt 2007") |
(Die Standorte des "HAT" (Heli Ambulance Team) werden vom ÖAMTC zusammen mit dem Hubschrauber-Betreiber Wucher aus Vorarlberg betrieben.)
Quelle: http://www.leitstelle-tirol.at/internet/webcontent/publishi.nsf/Content/Notarzthubschrauber
NAH in Tirol aktuell: http://leitstelle-tirol.at/internet/webcontent/publishi.nsf/Content/NAH-Aktuell
[Bearbeiten] Luftrettung in der Schweiz
In der Schweiz werden Rettungshubschrauber mehrheitlich von der Schweizerischen Rettungsflugwacht (kurz "Rega"),einer gemeinnützigen privaten Stiftung für Luftrettung oder deren Partnergesellschaften betrieben. Die Rega und ihre Partner können in der Schweiz über die Alarmnummer 1414 angefordert werden. Für den Einsatz in Süddeutschland wird die REGA über die jeweiligen Rettungsleitstellen alarmiert.
Die Rega betreibt zehn Luftrettungsstationen, dazu kommen drei Helikopter der Rega-Partner. Die Standorte werden im Artikel über die Rega beschrieben. Eine Ausnahme bildet der Kanton Wallis, in dem die Air Zermatt und die Air Glaciers für die Luftrettung zuständig sind.
[Bearbeiten] Internationale Projekte in Europa
Es gibt Projekte, an denen Organisationen mehrerer Staaten beteiligt sind. Zu nennen sind in diesem Kontext besonders:
- Christoph Europa 1, der von Aachen-Merzbrück aus Einsätze in Deutschland, Belgien und den Niederlanden fliegt

- Christoph Europa 2, der in der Stadt Rheine stationiert ist und auch in den Niederlanden problemlos aktiv werden kann
- Christophorus Europa 3 fliegt seit 2002 als europaweit erster Notarzthubschrauber, der von den zwei Ländern, Bayern und Oberösterreich gemeinsam organisiert wird.
- Christoph Europa 5, stationiert in Niebüll, fliegt auch in Dänemark (v.a. Südjütland).
Siehe auch Hauptartikel: Christoph Europa
- Christoph 9 aus Duisburg fliegt bei Bedarf auch in den Niederlanden.
- Lifeliner 3 aus Nijmegen (Niederlande) fliegt bei Bedarf auch in Deutschland.
- Lifeliner Europa 4, der in Groningen (Niederlande) an einem dortigen Klinikum steht, und auch für Einsätze in Deutschland angefordert werden kann. Der Standort wird von der ADAC Luftrettung betrieben, nicht vom niederländischen ANWB.
- Die Luxembourg Air Rescue fliegt bei Bedarf in Deutschland, Frankreich und Belgien. air-rescue 1 ist abwechselnd an einem der 3 Krankenhäuser in Luxemburg (Stadt) stationiert, air-rescue 2 in Ettelbrück und air-rescue 3 am Flughafen Luxemburg (Findel). air-rescue 3 wird für Intensivverlegungen in Luxemburg genutzt. In Deutschland dient der air-rescue 3 als Primär-RTH für Rheinland-Pfalz und Saarland. Zuständig ist die Leitstelle Trier.
- Die grenznah stationierten Rega-Hubschrauber aus der Schweiz fliegen ebenfalls häufig Einsätze in Deutschland. So liegt mehr als die Hälfte der Einsatzorte von Rega 2 (Basel) in Südbaden.
[Bearbeiten] Literatur
- Holger Scholl: Luftrettung. Stumpf und Kossendey, Edewecht Wien 2002, ISBN 3-932-750-77-2
- Hubertus Bartmann: Luftrettung am Wasser, Ecomed 2005, 84 Seiten. ISBN: 3609669284
[Bearbeiten] Siehe auch
- Luftrettung in Italien
- Luftrettung in den Niederlanden
- Luftrettung in Frankreich
- Luftrettung in Tschechien
- Rettungshubschrauber
- Intensivtransporthubschrauber
- Notarzt-Einsatz-Hubschrauber
- Rettungsdienst
- Christoph Europa
[Bearbeiten] Weblinks
- Umfangreiche Bildergalerien aus allen Bereichen der Luftrettung mit Hubschrauber
- Offizielle Homepage der österreichischen ÖAMTC Luftrettung
- ADAC-Luftrettung
- DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.)
- Deutsche Informationsseite zu Rettungstransporthubschraubern
- Gesamtliste aller deutschen RTH/ITH
- Fotos von Luftrettungsmitteln (international)
- Seite mit Bildern und Videos deutscher Rettungshubschrauber