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Brigitte Mohnhaupt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Brigitte Margret Ida Mohnhaupt (* 24. Juni 1949 in Rheinberg) ist eine deutsche Ex-Terroristin und ehemaliges Mitglied der Rote Armee Fraktion (RAF). Sie galt als einer der führenden Köpfe der sogenannten „zweiten Generation” und war maßgeblich an den Planungen der Anschläge des Deutschen Herbstes beteiligt. Nach ihrer Verhaftung 1982 wurde sie wegen neunfachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs zu fünfmal lebenslänglich plus 15 Jahre verurteilt. Nach Verbüßung der gerichtlich festgelegten 24 Jahre Mindesthaftzeit wurde sie am 25. März 2007 auf Bewährung entlassen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihre Kindheit verlebte die Tochter eines Verlagskaufmannes in Rheinberg als Einzelkind in bürgerlichen Verhältnissen. Nach der Scheidung ihrer Eltern 1960 blieb Brigitte Mohnhaupt bei ihrer Mutter. Einer der Lehrer am Schönborn-Gymnasium in Bruchsal, an dem sie 1967 ihren Abschluss machte, beschrieb sie als „eine leistungsmäßig gute, ja sogar eigentlich sehr gute Schülerin, allerdings nicht übermäßig fleißig und auch nicht übermäßig interessiert“ [1]. Nach dem Abitur wollte Mohnhaupt Journalistin werden und schrieb sich an der Philosophischen Fakultät der Universität München für ein Studium der Zeitungswissenschaften und Geschichte ein. Dort bekam sie Kontakt zur linken Szene und zog mit ihrem Freund Rolf Heißler, ebenfalls ein späteres RAF-Mitglied, in die Kommune in der Metzstraße 15 ein. Sie lernte dort die „Prominenz“ der linken Szene kennen und war bald selbst eine bekannte Persönlichkeit [2]. Am 8. Juni 1968 heiratete sie Rolf Heißler; die Ehe wurde nach zwei Jahren geschieden.

Terrorismus

Mitwirkung in der RAF

Im Jahre 1971 schloss sie sich der RAF an und beteiligte sich an Organisation, Logistik und Waffenbeschaffung.[3] Am 9. Juni 1972 wurde sie in Berlin wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes verhaftet und zu einer Haftstrafe von vier Jahren und acht Monaten verurteilt. Die letzten Monate dieser Haft verbrachte sie in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim zusammen mit den Häftlingen der ersten RAF-Generation, die sie instruierten, die RAF nach ihrer Haftentlassung neu zu organisieren.

Rolle in der zweiten Generation

Nach ihrer Entlassung am 8. Februar 1977 nahm sie Kontakt zu anderen RAF-Mitgliedern, unter anderem Christian Klar, auf. Sie selbst sah sich dabei von Anfang an in einer leitenden Position, und auch Andreas Baader bestätigte in einem aus dem Gefängnis geschmuggeltem Dokument, „dass die Mohnhaupt jetzt 'ne Art Befehlsgewalt hat“. Die Unterstützung durch die erste RAF-Generation und ihr Auftreten führten dazu, dass sie sich zur Führungsperson der zweiten Generation entwickelte [4]. Im Verlauf des Jahres werden die Pläne zur so genannten „Offensive 77” entwickelt mit dem Ziel, die Freilassung der noch inhaftierten Mitglieder zu erpressen.

Am 7. April 1977 war Mohnhaupt an der Ermordung des Generalbundesanwaltes Siegfried Buback und seiner beiden Begleiter beteiligt. Am 30. Juli 1977 erschoss sie gemeinsam mit Christian Klar den Bankier Jürgen Ponto. In beiden Fällen konnte jedoch nicht eindeutig geklärt werden, wer die tödlichen Schüsse abgegeben hatte. Mohnhaupt und Klar schweigen in diesem Fall bis heute zum Tathergang. Diese Attentate markierten den Beginn des so genannten Deutschen Herbstes. Auch an dem gescheiterten Anschlag auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe soll sie beteiligt gewesen sein [5]. Während der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer, bei der auch vier seiner Begleiter ermordet wurden, trat Mohnhaupt als Rädelsführerin auf.

Nach der Schleyer-Entführung wuchs der Fahndungsdruck auf die RAF, so dass Mohnhaupt und andere RAF-Mitglieder unter anderem nach Paris und Bagdad auswichen. Am 11. Mai 1978 wurde Mohnhaupt zusammen mit Sieglinde Hofmann, Rolf Clemens Wagner und Peter-Jürgen Boock in Jugoslawien verhaftet. Für die Auslieferung nach Deutschland forderte Jugoslawien den Austausch von acht Exilkroaten, was die Bundesregierung ablehnte. Am 17. November 1978 durften die Gefangenen auf Beschluss des Belgrader Kreisgerichts in ein Land ihrer Wahl ausreisen, worauf diese sich nach Aden, die damalige Hauptstadt des Südjemen, ausfliegen ließen [6].

Mohnhaupt reiste später verdeckt nach Deutschland zurück und beteiligte sich am 15. September 1981 in Heidelberg am Attentat auf den US-General Frederick Kroesen, der dabei verletzt wurde.

Verhaftung und zweite Gefängnisstrafe

Am 11. November 1982 wurde Brigitte Mohnhaupt beim Aufsuchen eines von der Polizei observierten RAF-Erddepots in einem Waldstück bei Heusenstamm verhaftet. Das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilte sie am 2. April 1985 wegen Beteiligung an den neun Morden des Jahres 1977, wegen des versuchten Mordes an Frederick Kroesen und seinen drei Begleitern sowie wegen der versuchten Ermordung von mindestens fünf Staatsanwälten zu fünf lebenslangen Einzelfreiheitsstrafen und einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren [7]. Aufgrund der zwischenzeitlich geänderten Rechtslage wurde die ursprüngliche Strafe auf Beschluss des Bundesgerichtshofes vom 16. Juli 1986 zur einer lebenslangen Freiheitsstrafe als Gesamtstrafe zusammengefasst.

Wegen der besonderen Schwere der Schuld wurde die Mindesthaftstrafe vom OLG Stuttgart am 15. März 2006 auf 24 Jahre festgesetzt. Brigitte Mohnhaupt befand sich zuletzt bis zu ihrer Entlassung in der JVA Aichach, in der sie insgesamt 22 Jahre ihrer Strafe verbüßte.

Vorzeitige Haftentlassung auf Bewährung

Ein Gesuch auf vorzeitige Entlassung Mohnhaupts wurde am 21. Februar 2006 nach einer Anhörung durch die Staatsanwaltschaft des Bundesgerichtshofs vorerst wegen der vorliegenden „besonderen Schwere der Schuld“ abgelehnt.[8] Daraufhin stellte sie einen erneuten Antrag auf Haftentlassung auf Bewährung, dem stattgegeben wurde, so dass sie am 25. März 2007 aus der Haft entlassen wurde.

Zusammen mit Christian Klar, der momentan in der JVA Bruchsal inhaftiert ist und ebenfalls seit 1982 einsitzt, war sie das am längsten inhaftierte ehemalige RAF-Mitglied. Nach Mohnhaupts Entlassung sind Christian Klar, der ein Gnadengesuch gestellt hat, Eva Sybille Haule und Birgit Hogefeld die letzten noch inhaftierten RAF-Terroristen.

Quellen

  1. Volker Wagener: Wer ist Brigitte Mohnhaupt? In: Deutsche Welle, 12. Februar 2007
  2. Butz Peters: Die Mordmaschine. In: Rheinischer Merkur, 1. Februar 2007
  3. rafinfo.de: Brigitte Mohnhaupt
  4. Thomas Holl: Baaders Bevollmächtigte. In: FAZ, 12. Februar 2007
  5. Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg: „Rote Armee Fraktion“ Chronologie
  6. Wolfgang Gast: Baaders Bevollmächtigte. In: die tageszeitung, 13. Februar 2007
  7. Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 2. April 1985, Aktenzeichen 5-1 StE 1/83
  8. Mainhardt Graf von Nayhauß: Kann man der RAF verzeihen? Für und Wider. In: Netzeitung, 28. September 2006

Weblinks

n:
WikiNews
Wikinews: Gerichtsentscheid: Frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt wird bald freigelassen – Nachrichten
n:
WikiNews
Wikinews: Frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt ist frei – Nachrichten
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