Cighid
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Cighid ist eines der bekanntesten Kinderheime in Rumänien, das kurz nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceauşescu durch die internationale Presse einige Bekanntheit erlangte. Das Heim liegt an der ungarisch-rumänischen Grenze nahe der Stadt Oradea (dt. Großwardein). Bis 1990 waren dort über 100 Babys und Kinder mit körperlicher und geistiger Behinderung sowie Entwicklungsverzögerungen unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht.
[Bearbeiten] Hintergründe
In den Jahren nach 1970 wollte der rumänische Diktator Nicolae Ceauşescu sein Volk vergrößern. Daher erließ er ein Gesetz, das die Anzahl der Kinder pro Familie auf mindestens fünf festlegte. Verhütung und Schwangerschaftsabbruch wurden verboten und mit Freiheitsstrafe bedroht. Selbst Not leidende oder kranke Mütter mussten ihren Nachwuchs gegen ihren Willen zur Welt bringen. Viele versuchten, die Föten mit Drähten oder Medikamenten abzutreiben.
Massenhaft wurden behinderte Kinder geboren und in Sozialwaisenhäuser abgeschoben. Auch schlicht ungewollte Kinder wurden von ihren Eltern in diese Institutionen eingewiesen, manchmal wurden auch Kinder von sog. Zigeunern (rum. tigani) oder Kinder von politisch oder sozial Unzuverlässigen zwangsweise in Heimen untergebracht. Im Alter von drei Jahren wurden sie von einer Ärztekommission begutachtet. Die Stärksten („Sterne unserer Zukunft“ genannt) rekrutierte das Ehepaar Ceauşescu für seine Präsidentengarde (so genannte „Falken des Vaterlandes“). Danach suchten sich die Führer der Geheimpolizei Securitate ihre Rekruten.
Die Kinder mit Geburtsschäden, mit Behinderungen, mit chronischen Erkrankungen und mit Entwicklungsverzögerungen wurden als „Unwiederbringliche“ bezeichnet und in Heime abgeschoben. Ganz Rumänien war mit solchen Ärztekommissionen und Kinderheimen durchzogen. Viele Kinder starben bereits nach wenigen Wochen an Hunger, Erfrierungen, Unterkühlung, an Krankheiten und an mangelnder Hygiene.
[Bearbeiten] Das neue Leben der Kinder von Cighid
Im Frühjahr 1990 wurde das Kinderheim Cighid (sowie die Anstalt in Badacin und noch weitere Heime) von westlichen Reportern entdeckt; die Bilder erschienen in allen Zeitungen und im Fernsehen. Spendengelder wurden gesammelt und ehrenamtliche Helfer gingen nach Rumänien und renovierten das Heim. Inzwischen wurde auf dem Gelände des Kinderheims Cighid eine Thermalquelle entdeckt, die für das Heizungssystem und für ein Therapiebecken genutzt wird. Vor einigen Jahren wurde mit dem Bau des Internates Cighid begonnen. In Bukarest entstand das größte Ambulatorium Osteuropas. In Oradea, zu dessen Einzugsbereich auch Cighid gehört, entstand eine Einrichtung für behinderte Erwachsene mit betreuten Wohnmöglichkeiten. Damit die Kinder aus den Kinderheimen später nicht in die rumänische Psychiatrie müssen, wurde das Projekt 18 plus gegründet. Auch in anderen rumänischen Städten sollen die psychiatrischen Anstalten, die Kinderheime und Krankenhäuser renoviert werden.
Aber das Kinderheim Cighid (und die weiteren Einrichtungen) ist noch weit davon entfernt, ohne ausländische Hilfe auskommen zu können.