Erich Hartmann
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Erich Alfred „Bubi“ Hartmann (* 19. April 1922 in Weissach bei Stuttgart; † 20. September 1993 in Weil im Schönbuch), Sohn eines Arztes und einer luftfahrtbegeisterten Mutter, war ein Luftwaffenoffizier der deutschen Wehrmacht und ein Flieger-Ass im Zweiten Weltkrieg. Mit 352 bestätigten „Luftsiegen“ war er der militärisch erfolgreichste Jagdflieger in der Geschichte des Luftkampfs.
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[Bearbeiten] Jugendjahre
Mit 14 Jahren war er ein ausgezeichneter Segelflieger mit Schein. Bis zum Ende des Jahres 1937 hatte er seine A- und B-Segelflugscheine abgelegt und wurde mit seinem C-Schein Segelfluglehrer in der Flieger-HJ. Erich Hartmann legte an der Oberschule in Korntal das Abitur ab. Ursprünglich wollte er in die Fußstapfen seines Vaters treten und ebenfalls Arzt werden. Hier lernte Hartmann auch seine zukünftige Frau Ursula "Usch" Paetsch kennen, beide besuchten zudem den gleichen Tanzkurs. Er war ein durchschnittlicher Schüler, der seine Schulpflichten ohne Schwierigkeiten oder Ehrgeiz erfüllte. Zeitweise besuchte er eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola). Seine Anstrengungen gingen nur so weit, wie es für die Ablegung der Examina notwendig war. Mit 18 Jahren meldete sich Hartmann 1940, ein Jahr nach Beginn des Zweiten Weltkrieges, freiwillig als Offiziersanwärter bei der deutschen Luftwaffe.
[Bearbeiten] Pilotenausbildung
Am 15. September 1940 begann er die Grundausbildung zum Jagdflieger beim Ausbildungsregiment 10 der Luftwaffe in Neukuhren, 15 km von Königsberg in Ostpreußen entfernt. Die Flugausbildung fand an der Luftkriegsschule in Berlin-Gatow und an der Luftfliegerschule II statt. Am 5. März 1941 ging Hartmann auf seinen ersten militärischen Ausbildungsflug. Seinen ersten Alleinflug absolvierte er am 24. März 1941 nach insgesamt 73 Schulflügen. Die fliegerische Grundausbildung wurde am 14. September 1941 abgeschlossen, und er wurde zum Fortgeschrittenen-Kurs am 15. September 1941 nach Zerbst/Anhalt zur Jagdfliegerschule versetzt. Hier wurde er auf dem Flugzeugtyp ausgebildet, auf dem er später eingesetzt wurde: die Messerschmitt Bf 109. Mit 20 Jahren, am 31. März 1942 wurde er Leutnant. Bei seinem 1. Luftschießen am 30. Juni 1942 erzielte er 24 Treffer bei nur 50 Schuß Munition! Als er noch in Gleiwitz diente, flog er am 24. August 1942 nach Zerbst und demonstrierte über dem Flugplatz einige von Oberstleutnant Hohagens (sein ehemaliger Fluglehrer in Zerbst und Kunstflugmeister) Kunstflugfiguren. Nach seiner Ankunft in Gleiwitz brauste er heulend in 10 m Höhe im Rückenflug über den Flugplatz Gleiwitz. Nach der Landung musste er sich sofort beim Kommandeur melden und erhielt einen deftigen Anpfiff. Hartmann wurde zu einer Woche Stubenarrest verdonnert, und außerdem wurden zwei Drittel seines Wehrsoldes für 90 Tage einbehalten! Diese Impulsivität, die seine Lehrer schon festgestellt hatten, war durch den militärischen Drill nicht ausgemerzt worden. Die Bestrafung hatte auch eine postive Seite, so Hartmann: "Diese Woche Stubenarrest rettete mir das Leben. Nach Plan sollte ich an diesem Nachmittag einen Schießeinsatz fliegen. Mein Stubenkamerad übernahm den Flug an meiner Stelle in dem Flugzeug, das ich sonst flog. Kurz nachdem Start hatte er einen Motorschaden und machte neben der Eisenbahnstrecke Hindenburg - Kattowitz eine Bauchlandung. Dabei kam er ums Leben. " ("Holt Hartmann vom Himmel", Motorbuchverlag S.40) Als seine Ausbildung zu Ende war, hatten alle Fronten dringenden Bedarf an Jagdfliegern. Er brachte es fertig, vor der Verlegung an die Ostfront 3 Tage Urlaub zu Hause herauszuschinden. Es gab eine Abschiedsfeier zu seinen Ehren und zu seiner Freundin Usch sagte er, dass er sie nachdem Krieg gerne heiraten würde, wenn sie denn auf Ihn wartet; Sie erwiderte deutlichst, "Ja Erich ich werde warten". Die herkömmliche Meinung der Bevölkerung, der Krieg ginge nicht mehr lange, bekräftige wohl damals die Entscheidung der beiden Verliebten. Am folgenden Tag nahm er den Zug nach Krakau, wo die Luftwaffe eine große Nachschubbasis unterhielt.Daraufhin wurde er am 8. September 1942, ein Jahr nach Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, zum Jagdgeschwader 52 an die kaukasische Front versetzt.
[Bearbeiten] Kampfeinsatz
Sein erster Feindflug endete in einer Katastrophe. Hartmann, in völligem Übereifer, löste sich mehrmals von der Formation und flog durch die Schusslinien der anderen Flieger. Dennoch blieb er fest entschlossen, ein so genanntes Fliegerass zu werden. Es gelang ihm zunehmend, die Anforderungen zu erfüllen, und er erzielte am 5. November 1942 seinen ersten so genannten Luftsieg. Er entwickelte für sich eine Angriffstaktik, die Methode der vier Schritte: Sehen – Entscheiden – Angreifen - Abdrehen oder Pause.
Am 20. August 1943, nach 300 Einsätzen und 90 Luftsiegen, wurde Hartmann unter Flakfeuer zur Notlandung gezwungen und von Soldaten der Roten Armee gefangen genommen. Er täuschte zunächst eine Verwundung vor und sprang später von dem LKW, der ihn zum nächsten russischen Gefechtsstand bringen sollte. Nach einer mehrstündigen Flucht in Richtung Westen gelangte er schließlich zu den eigenen Linien.
Im September 1943 übernahm er seine erste eigene Staffel. Am 29. Oktober des gleichen Jahres, als er über Kirowograd eine Lawotschkin und eine Airacobra abschoss und seinen 147. und 148. Luftsieg meldete, wurde ihm das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Nachdem Hartmann im Herbst 1943 auf 150 Luftsiege gekommen war, wurde er bei Freund und Feind langsam zum Begriff. In deutschen Zeitungen erschien sein Bild öfter zusammen mit dem anderer führender Jagdflieger des Jagdgeschwaders 52. Bei der Roten Armee wurde er - nach seinem F/T-Rufzeichen - zuerst als Karaya1 bezeichnet. Später wurde er auf sowjetischer Seite als der „Schwarze Teufel des Südens“ berüchtigt. Die Legende vom schwarzen Teufel nahm ihren Anfang, als Hartmann die Nase seines Flugzeuges mit einem auffallenden, schwarz gezackten Muster ähnlich einer Tulpe bemalen ließ. Dies war im Kampf leichter zu erkennen. Die sowjetischen Flieger bemerkten schnell die Gefährlichkeit dieses Gegners und gingen ihm aus dem Weg. Angeblich schoss Hartmann nie vorbei, was durch die kurze Kampfdistanz, die er meist wählte, teilweise erklärlich ist. Bei diesen Angriffen, bei denen er auf weniger als 50 Meter an den Gegner herankam, passierte es mehrmals, dass die gegnerische Maschine explodierte und Hartmann in die Trümmer hineinflog. Angeblich sollen 10.000 Rubel auf den Kopf des "Schwarzen Teufels" ausgesetzt worden sein. Jagdflieger der Roten Armee, die mit dem auffallend bemalten Flugzeug zusammentrafen und es erkannten, wichen jedoch dem Luftkampf fast immer aus. Hartmanns Abschusszahlen gingen zurück. Daraufhin überließ er das schwarz bemalte Flugzeug unerfahrenen Fliegern seines Geschwaders, um sie zu schützen.
Am 2. März 1944 erzielte er seinen 202. Abschuss und erhielt das Eichenlaub zum Ritterkreuz.
Am 1. Juli schoss er den 250. Gegner ab und erhielt dafür die Schwerter zum Eichenlaub. Die Beförderung zum Oberleutnant erfolgte am selben Tag.
Am 25. August meldete er seinen 300. Abschuss und bekam am selben Tag die Brillanten zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern.
Am 1. September 1944 wurde er zum Hauptmann befördert.
Am 8. Mai 1945, dem Tag der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches, erzielte Hartmann über Brünn seinen 352. Luftsieg. Dieser Abschuss wird von vielen Militärhistorikern als der letzte deutsche Luftsieg überhaupt angesehen. Insgesamt flog Erich Hartmann 1.404 Einsätze und bestritt 825 Luftkämpfe. Die Beförderung zum Major erfolgte ebenfalls am letzten Kriegstag.
Hartmann bevorzugte vor allen anderen Flugzeugtypen die Messerschmitt Bf 109, die den ganzen Krieg hindurch eingesetzt wurde. Er hielt an diesem Typ auch noch fest, nachdem er die Gelegenheit gehabt hatte, die als revolutionär angesehene Me 262 zu fliegen.
Erich Hartmann ist bis heute der mit großem Abstand militärisch erfolgreichste Jagdflieger in der Geschichte des Luftkampfes: 352 registrierte Abschüsse in 30 Monaten (in der Zeit vom 5. November 1942 bis 8. Mai 1945) verbuchte er an der Ostfront in erster Linie gegen die Flieger der Roten Armee für sich.
Während der gesamten Zeit als Jagdflieger wurde nur einmal ein Rottenkamerad von Erich Hartmann abgeschossen: Major Capito, ein ehemaliger Bomberpilot, der erst kurz zuvor auf das Jagdflugzeug umgeschult worden war, wurde abgeschossen, als er die Anweisung Hartmanns, eine enge Abwehrkurve zu fliegen, missachtete. Er überlebte diesen Abschuss aber unverletzt und wurde anschließend mit dem LKW zurück zum Flugplatz gebracht.
[Bearbeiten] Nachkriegsjahre
Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 befand sich das Geschwader in der Nähe von Brünn. Zusammen mit mehreren Zivilisten, die sich aus Furcht vor Racheakten von Tschechen in den Schutz der Truppe begeben hatten, zog der Verband in Richtung Westen und ergab sich den vorgerückten US-Truppen. Diese lieferten am 17. Mai 1945 alle Soldaten und Zivilisten geschlossen an die sowjetische Seite aus, wodurch Hartmann in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet und als angeblicher Kriegsverbrecher mit fingierten Begründungen zu insgesamt 50 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurde. Erst nach mehr als zehnjähriger Haft in verschiedenen Lagern in Sibirien wurde Hartmann zusammen mit den letzten deutschen Kriegsgefangenen entlassen.
Erich Hartmann trat im Jahre 1956 der im Zuge der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik neu aufgestellten Bundeswehr bei und wirkte maßgeblich an der Schulung junger Flugzeugführer und an der Aufstellung neuer Einheiten mit. 1959 übernahm er als Geschwaderkommodore das Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ in Ahlhorn/Oldenburg (seit 1963: Wittmund /Ostfriesland), das erste Düsenjäger-Jagdgeschwader der neuen Luftwaffe, deren Flugzeuge er selbst flog. Hartmann setzte sich in dieser Zeit intensiv für die Ausbildung der Flugzeugführer ein.
Er wurde am 12. Dezember 1960 zum Oberstleutnant und am 26. Juli 1967 zum Oberst befördert.
Als die Bundesregierung sich für die Beschaffung des Starfighter entschied sprach er sich dagegen aus, da die Maschine aus seiner Sicht nicht den Anforderungen entsprach. Als sich in der Folge die Flugunfälle auf F-104 häuften und die Starfighter-Affäre entstand nahm der unbequeme, aber nach eigener Aussage gänzlich unpolitische Hartmann eine kritische Haltung gegenüber seinen Vorgesetzten und der politischen Führung ein und schied als Oberst der Luftwaffe vorzeitig aus dem Dienst, während andere, die ebenfalls im Zweiten Weltkrieg gedient hatten, weiterhin herausgehobene Positionen bekleideten (so zum Beispiel Generalleutnant Steinhoff). Im Gegensatz zu anderen Fliegerhelden der Ära ließ sich Hartmann von der politischen Rechten nicht instrumentalisieren.
Von 1971 bis 1974 war er als hauptamtlicher Fluglehrer in Hangelar bei Bonn tätig.
Im Januar 1997, mehr als drei Jahre nach seinem Tod, wurde Erich Hartmann von russischer Seite rehabilitiert und von allen gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entlastet. Ferner stellte die russische Kommission ausdrücklich fest, dass Hartmann zu Unrecht abgeurteilt worden war.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Raymond F. Toliver & Trevor J. Constable: Holt Hartmann vom Himmel!. Die Geschichte des erfolgreichsten Jagdfliegers der Welt. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001 (60. Auflage), ISBN 3-87943-216-3
- Raymond F. Toliver & Trevor J. Constable: The Blond Knight of Germany: A Biography Of … Erich Hartmann. TAB-Aero, 1986, ISBN 0-83068-189-2
- Edward H. Sims: Jagdflieger – Die Großen Gegner von Einst. Motorbuch Verlag, ISBN 3-87943-115-9
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt a.M. 2002. ISBN 3-596-13086-7.
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Hartmann, Erich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Luftwaffenoffizier und Fliegerass |
GEBURTSDATUM | 19. April 1922 |
GEBURTSORT | Weissach bei Stuttgart |
STERBEDATUM | 20. September 1993 |
STERBEORT | Weil im Schönbuch |