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Rudelsburg - Wikipedia

Rudelsburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Burgruine Rudelsburg liegt am Ostufer der Saale auf einem felsigen Bergrücken aus Muschelkalk, ungefähr 85 Meter über dem Fluss oberhalb von Saaleck, einem Ortsteil der Stadt Bad Kösen im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt, Deutschland. Erbaut im Hochmittelalter vom Bischof von Naumburg diente sie der Sicherung der Handelswege durch das Saaletal.

Sie befand sich im Spannungsfeld der Interessen der Naumburger Bischöfe und der Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin. Zeitweise diente sie auch verschiedenen Adelsfamilien als Wohnsitz, bis sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde und daraufhin verfiel. Als „schönste aller Saaleburgen“ wurde die Ruine der Rudelsburg schon früh im 19. Jahrhundert im Zuge der Burgenromantik und des Wandertourismus als Ausflugsziel entdeckt. Als alljährlicher Treffpunkt der aus dem gesamten deutschsprachigen Raum anreisenden Delegierten des Kösener SC-Verbandes, des ältesten Dachverbandes von Studentenverbindungen, erreichte die Rudelsburg ab 1855 überregionale Bekanntheit. Bis heute stellt sie als Ausflugsziel und Veranstaltungsort eine besondere Attraktion dar.

Rudelsburg
Rudelsburg

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Baustruktur

Verteidigungsanlagen der Rudelsburg: Ecktürme (a, b, c), Zwinger (zz), Torgebäude (t), Halsgraben (D), Reste der Vorburg (V)
Verteidigungsanlagen der Rudelsburg: Ecktürme (a, b, c), Zwinger (zz), Torgebäude (t), Halsgraben (D), Reste der Vorburg (V)
Bauaufnahme der Rudelsburg von 1879
Bauaufnahme der Rudelsburg von 1879

Die Rudelsburg bestand im Mittelalter aus einer in mehreren Abschnitten errichteten Kernburg und einer Vorburg. Besonders die Vorburg wurde im 18. Jahrhundert als Steinbruch genutzt und ist heute nicht mehr zu erkennen, nur Reste der Ringmauer im Osten und Süden sind noch erhalten. Die Vorburg der Rudelsburg ist ein seltenes Beispiel für eine Vorburg, die höher als die Kernburg gelegen war.

Die Kernburg, von einem tiefen Halsgraben von der Vorburg getrennt, hat einen rund 20 Meter hohen Bergfried, einen querrechteckigen Palas sowie mehrere Wohnbauten und ist von einer Ringmauer umgeben. Der Innenhof ist sehr klein.

Der Bergfried hat einen annähernd quadratischen Grundriss (7,60 mal 8,20 Meter) und ist mit einem steinernen pyramidenförmigen Turmhelm bekrönt, der der Burg ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Im Untergeschoss des Bergfrieds befindet sich ein Verlies. Vom Burghof aus führt ein Kanal durch die Mauer des Bergfrieds, durch den vermutlich auf bequeme Weise die Verpflegung für die Gefangenen in das Untergeschoss gereicht werden konnte.

Die äußeren Zwingermauern im Osten wurden im 13. Jahrhundert errichtet, die ringsum führenden mit den als Rondellen ausgeführten Ecktürmen im 15. Jahrhundert. Der Zwinger der Rudelsburg, der sich zwischen Kernburg und Vorburg befindet, war offensichtlich bereits von Anfang an beim Bau der Burg mit angelegt und gilt in der Literatur als Beleg dafür, dass die Idee des Zwingers nicht erst durch die Kreuzzüge nach Europa gelangt ist.

Aufgrund der Lage auf einem steilen Felsen über der Saale bot die Westseite potenziellen Angreifern am wenigsten Angriffsfläche. Dort befinden sich außer der Ringmauer keine weiteren Befestigungseinrichtungen. Auch der Palas ist hier angelegt.

Am Nordrand der Burg ist die Ringmauer – im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Höhenburgen – nicht bis an den steil abfallenden Felsrand herangebaut worden, vermutlich um bei einem eventuellen Abbrechen der aus brüchigem Kalkstein bestehenden Felskante ein Einstürzen der Ringmauer zu verhindern. Hier besteht ein Abstand von etwa anderthalb Metern, was den späteren Bau eines vorgerückten Eckturms an der Nordostseite notwendig machte, um ein Vorrücken potenzieller Feinde auf diesen Absatz abwehren zu können.

Die nur durch ein kleines Tal geschützte Südseite hat eine vorgeschobene Zwingermauer, die von zwei Ecktürmen flankiert wird. Der stärkste Eckturm steht an der Südostseite. Die Ostseite zeigt zur Vorburg hin. Hier schützen der Graben, ein Zwinger und der Bergfried.

Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde auf einem runden Burgturm eine Windmühle errichtet, die auf vielen Darstellungen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen ist. Die Mühle wurde 1864 durch einen Brand zerstört.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Militärische Befestigung und Adelssitz

Einzige bekannte Darstellung mit Resten der Vorburg (vor 1770)
Einzige bekannte Darstellung mit Resten der Vorburg (vor 1770)

Die Burg wurde im Jahre 1050 als Grenzbefestigung errichtet und um 1150 mit Haupt- und Vorburg erweitert. Nicht weit entfernt auf einer westlichen Vorkuppe befindet sich die Ruine Saaleck. Im Jahre 1171 wurde die Rudelsburg mit dem Namen Rutheleibisberg erstmals urkundlich erwähnt.

Vom Bischof von Naumburg erhielten 1238 die Markgrafen von Meißen die Burg als Stiftslehen und siedelten verschiedene Ministerialengeschlechter dort an.

Am 22. April 1348 eroberten und brandschatzten die Naumburger Bürger unter ihrem Capitaneus Johann von Trautzschen die Vorburg der Rudelsburg. Mit der modernen Belagerungstechnik wurde ein Pulvergeschütz verwendet [1], was als einer der ersten Einsätze von Feuerwaffen bei Belagerungen in Europa gilt.

1383 kam die Burg in den Besitz der Schenken von Saaleck aus dem Haus Vargula. Die Herren von Bünau wurden dann 1441 von den Herzögen von Sachsen aus der Hause Wettin mit der Burg belehnt.

Im Sächsischen Bruderkrieg zwischen Friedrich und Wilhelm von Sachsen wurde die Rudelsburg 1450 belagert und zerstört.

Rudolph von Bünau auf Teuchern und Günther von Bünau auf Gröbitz verkauften 1580 die Rudelsburg und die dazugehörigen Vorwerke Kreipitzsch und Krölp oder Krulpe wegen Schulden an Hans Georg von Osterhausen. Dieser und sein Sohn Georg Bastian von Osterhausen ließen die Burg jedoch veröden und verfallen. 1640 wurde die Rudelsburg gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden gebrandschatzt.

Seitdem war die Burg unbewohnt. Im Jahre 1770 ließ der Besitzer des Gutes Kreipitzsch aus der Familie der Edlen von Creutz(en) die Mauern der Vorburg abreißen, um Steine für den Bau des Gutes zu gewinnen. Durch einen Arbeitsunfall wurde ein Arbeiter schwer verletzt und trug eine dauerhafte Behinderung davon. Das wurde als böses Omen gewertet und die Arbeiten wurden eingestellt. Die Vorburg war zu dem Zeitpunkt aber bereits fast vollständig vernichtet. Vermutlich nur durch diesen Unfall blieb die Ruine der Kernburg erhalten .

[Bearbeiten] Wanderziel und Touristenattraktion

1849: Innenhof der Rudelsburg mit dem ersten Rudelsburgwirt Gottlieb „Samiel“ Wagner
1849: Innenhof der Rudelsburg mit dem ersten Rudelsburgwirt Gottlieb „Samiel“ Wagner

Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Rudelsburg zum Treffpunkt romantisch gesinnter Wanderer, besonders der Studenten aus Jena, Leipzig und Halle.

Der Zustand des Gebäudes war desolat, Infrastruktur nicht vorhanden. Es gab keine Zufahrt und im Innenhof der Kernburg gab es keine geschlossenen Räumlichkeiten, sondern nur Schutt und Trümmer. Im Jahre 1818 beschrieb der emeritierte Cantor Johann Friedrich Förtsch die Rudelsburg:

Der innere Hof der Burg ist mit dem Schutt von zusammengestürzten Prunkzimmern, Sälen, Waffen- und Vorrathskammern, Küchen, unterirdischen Gewölben, Kellern und Gängen angefüllt. Daher kann man auch jetzt nicht genau beurteilen, wie Alles angelegt gewesen.

Trotzdem kamen immer mehr Besucher. Burgherren waren damals die Freiherren von Schönberg, die am Südhang der Burg Wein anbauten. Einer ihrer ehemaligen Weinbergarbeiter, Gottlieb Wagner, genannt „Samiel“, kümmerte sich als Burgwart zuerst um das verfallene Gemäuer und begann im Jahre 1824, die Besucher vom Gut Kreipitzsch aus zu bewirten.

In dieser Zeit, im Jahre 1826, dichtete Franz Kugler, Berliner Student aus Stettin, auf der Burg das berühmte Lied An der Saale hellem Strande, als er während einer Saalewanderung hier Rast machte:

An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen stolz und kühn,
Ihre Dächer sind zerfallen,
Und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen d'rüber hin.
Franz Kugler
Franz Kugler


1880: Im Burghof der Rudelsburg, im Vordergrund mit Bierkrug in der Hand  Gottlieb Wagner
1880: Im Burghof der Rudelsburg, im Vordergrund mit Bierkrug in der Hand Gottlieb Wagner

In diesem Lied sind die Saaleburgen verfallene Ruinen, die nur Phantasien von alten Zeiten wecken. Von Trinken und Feiern und von der Rudelsburg als Veranstaltungsort ist noch nicht die Rede.

Die Attraktivität der Burg wurde aber durch die Bewirtung derart gesteigert, dass im Jahre 1827 der Landrat des Kreises Naumburg beim Gutsbesitzer Friedrich von Schönberg anfragen ließ, ob es nicht möglich sei, die Burg offiziell für Besucher zu öffnen. In Folge wurde sogar wieder ein Fahrweg auf die Burg gebaut.

Ostern 1827 richtete Gottlieb Wagner die erste Schenke auf der Burg ein, die jedoch anfänglich nur sonntags geöffnet war. Als sich diese Neuerung bei den Studenten herumgesprochen hatte, zogen sie von Jena heran und besetzten mit lautem Jubel drei Tage lang die Burg. Dem Burgbesitzer wurde aus Dankbarkeit ein Fackelzug dargebracht.

Die verbesserte Infrastruktur und das gastronomische Angebot erhöhte die Attraktivität der Burg weiterhin und lockte auch Besucher aus größerer Entfernung an, so zum Beispiel die Studenten aus Leipzig und Halle an der Saale.

Als im Jahre 1853 ein größeres preußisches Militärmanöver in der Gegend abgehalten wurde, luden die sächsischen Provinzialstände König Friedrich Wilhelm IV. zu einem Frühstück auf die Burg ein. Vermutlich aus diesem Anlass entstand in dem Jahr die Trinkhalle im Innenhof, die aus einer überdachten Sitzfläche bestand, die zum Burghof hin offen war. Diese Halle löste das alte Strohdach ab, das von einfachen Baumstämmen gestützt wurde.

Im Jahre 1863 schuf Hermann Allmers aus Rechtenfleth bei Bremen (kein Student, aber in studentischer Gesellschaft im Saaletal unterwegs) das Studentenlied „Dort Saaleck, hier die Rudelsburg“, in dessen Text schon das neue Leben in den Mauern anklingt.

Dort Saaleck, hier die Rudelsburg,
und unten tief im Tale
da rauschet zwischen Felsen durch
die alte liebe Saale;
und Berge hier und Berge dort,
zur Rechten und zur Linken –
|: Die Rudelsburg, das ist ein Ort
zum Schwärmen und zum Trinken. :|
Das wissen die Studenten auch
in Jena und in Halle
und trinken dort nach altem Brauch,
im Hof und auf dem Walle.
umringt von moosigem Gestein,
wie klingen da die Lieder!
|: Die Saale rauscht so freudig drein,
die Berge hallen wider. :|
Hermann Allmers
Hermann Allmers


In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Rudelsburg zum regelmäßigen Treffpunkt der studentischen Corps, die in Jena 1848 ihren Dachverband, den Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) gegründet hatten, den ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Der Tagungsort wurde bald nach der Gründung nach Bad Kösen verlegt. 1855 fand erstmals ein Treffen der Corpsstudenten auf der Rudelsburg statt. Seit damals dient die Rudelsburg den Kösener Corpsstudenten als geselliger Treffpunkt während der Tagung in Bad Kösen. Eine Ausnahme bildeten die Jahre 1954 bis 1994, als zu Zeiten der DDR der Kösener Congress in Würzburg tagte.

Seit 1987 ist die Rudelsburg auch der jährliche Treffpunkt der vor 1990 in der DDR gegründeten Studentenverbindungen, die sich 1990 zur Rudelsburger Allianz zusammenschlossen.

Siehe auch: DDR-Studentenverbindung

Bis heute gilt das Lied Dort Saaleck, hier die Rudelsburg den Kösener Corpsstudenten sowie den Allianzverbindungen als Erkennungslied.

Im Jahre 1913 schrieb Paul Schreckenbach den historischen Roman Die letzten Rudelsburger, dessen Handlung im 14. Jahrhundert angesiedelt ist und in dem sich die preußisch-konservative Wertvorstellungen der wilhelminischen Epoche spiegeln.

[Bearbeiten] Erhaltung, Forschung und Nutzung

Innenhof der Burg heute
Innenhof der Burg heute

Von 1868 bis 1870 wurden Teile der Burg instandgesetzt und gesichert. Trotzdem kam es im 20. Jahrhundert zum Einsturz von Teilen der Burg. Nach der deutschen Wiedervereinigung fand dann von 1991 bis 1992 eine umfassende Restaurierung und Sicherung der Burgruine statt.

Seit 2005 laufen u. a. im Bereich der Vorburg archäologische Untersuchungen durch den Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Projekt („Die Höhensiedlungen der Mikro- und Makroregion - ökonomische, politisch-soziale, administrative und kultische Zentralorte“, Modul A3 „Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas“) wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Unter den stellenweise bis zu 3,50 Meter mächtigen mittelalterlichen Kulturschichten ließen sich in den anstehenden Löß eingetiefte vorgeschichtliche Befunde dokumentieren. Zudem zeigte sich anhand von vorgeschichtlichem, darunter auch aunjetitz-zeitlichem Keramikmaterial in den mittelalterlichen Schichten, dass mit einer erheblichen Störung, wenn nicht Zerstörung der vorgeschichtlichen und damit auch der aunjetitz-zeitlichen Befunde zu rechnen ist. Das Projekt wird 2007 abgeschlossen.

Die Ruine der Rudelsburg wird bis heute gastronomisch genutzt. Der Innenbereich der Burg und der Bergfried sind während der Öffnungszeiten der Gaststätte zugänglich. Vom Bergfried bietet sich eine Aussicht über das Tal der Saale. In den unteren Räumen des Bergfrieds sind einige Vitrinen mit Ausstellungsstücken über Corpsstudenten angebracht.

In der Burg befindet sich für Trauungen eine Außenstelle des Standesamts der Stadt Bad Kösen.

Gefallenensäule
Gefallenensäule
Kaiser-Wilhelm I.-Obelisk
Kaiser-Wilhelm I.-Obelisk
Bismarck-Denkmal
Bismarck-Denkmal
Löwendenkmal
Löwendenkmal
Allianzstein auf der Rudelsburg
Allianzstein auf der Rudelsburg

[Bearbeiten] Denkmäler

Im Laufe der Jahrzehnte wurden mehrere Denkmäler an der Rudelsburg errichtet. Allein die Kösener Corpsstudenten erbauten auf dem Weg von der Stadt Bad Kösen zur Rudelsburg, auf dem ehemaligen Gelände der Vorburg, vier bedeutende Denkmäler.

[Bearbeiten] Gefallenensäule

Zu Pfingsten 1872 wurde die Gefallenensäule zu Ehren der im Deutsch-Französischen Kriege 1870/71 gefallenen Corpsstudenten geweiht. Die aktiven Studenten errichteten dieses Denkmal noch ohne die Hilfe der „Alten Herren“, deren Verband noch nicht gegründet war. Es handelt sich dabei um das erste studentische Denkmal Deutschlands überhaupt. Es bestand aus einem Unterbau aus Treppen, einer Plattform mit Balustrade, einem vier Meter hohen, quadratischen Postament und einer Säule mit gekröntem Reichsadler. 1953, während der Zeit der DDR, wurde das Denkmal zerstört.

[Bearbeiten] Kaiser-Wilhelm-I.-Obelisk

Am 25. Mai 1890 wurde der Kaiser-Wilhelm-I.-Obelisk zu Ehren des im Jahre 1888 verstorbenen ersten Deutschen Kaisers Wilhelm I. übergeben. Zu Zeiten der DDR 1953 zerstört, wurde dieses Kaiser-Wilhelm-Denkmal nach der deutschen Wiedervereinigung jedoch wieder errichtet.

Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Denkmäler.

[Bearbeiten] Jung-Bismarck-Denkmal

Das Jung-Bismarck-Denkmal von 1895/96 wurde als erste Gemeinschaftsleistung des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) errichtet, und zwar aus Anlass des 80. Geburtstages von Fürst Otto von Bismarck, selbst Alter Herr des Corps Hannovera Göttingen. Von den unzähligen Bismarck-Denkmälern Deutschlands war dies das einzige, das den ersten kaiserlichen Reichskanzler in Bronze als lässig dasitzenden jungen Mann mit dem Couleurband um die Brust und einem studentischen Korbschläger in der Hand zeigte. Das Konzept, Bismarck als jungen Mann in legerer Haltung darzustellen, erzeugte kontroverse Diskussionen, war aber von ihm selbst am 27. April 1895 genehmigt worden. Die Ausführung erfolgte durch den Bildhauer Prof. Norbert Pfretzschner. In der DDR wurde dieses Denkmal 1951/1952 durch die FDJ zerstört. Der Grundstein mit Urkunden und der Studentenmütze Bismarcks wurde noch zu DDR-Zeiten von ostdeutschen Verbindungsstudenten aus dem Sockel geborgen und nach der Wiedervereinigung dem KSCV übergeben. Am 29. Mai 1998 haben Corpsstudenten des Corps Hannovera Göttingen an der Stelle des alten Bismarck-Denkmals ein Erinnerungsmal gestiftet.

Ein Nachguss des ursprünglichen Denkmals wurde am 1. April 2006 durch den KSCV in Beisein von Curt Becker, dem Justizminister von Sachsen-Anhalt, eingeweiht. Bildhauer war Andreas Belser aus Traunstein, die Gussarbeiten hatte die Kunstgießerei Otto Strehle in Winhöring bei Altötting ausgeführt. Bei der feierlichen Einweihung waren zahlreiche Mitglieder des Corps Hannovera anwesend, die auch maßgeblich an der Realisierung und der Finanzierung des Nachgusses beteiligt waren. Durch Souvenirjäger oder Vandalismus wurde das Denkmal jedoch bereits wieder beschädigt.

Siehe auch: Bismarck-Denkmal.

[Bearbeiten] Löwendenkmal

Im Jahre 1926 wurde das Löwendenkmal errichtet zum Andenken an die 2.360 Kösener Corpsstudenten, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Es zeigt im Relief einen überdimensionalen von Lanzen getroffenen, sterbenden Löwen. Geschaffen wurde das Löwendenkmal durch den Berliner Bildhauer Professor Hermann Hosaeus (1875–1958). Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde das eingewachsene Denkmal wieder restauriert und mit neuen Gedenktafeln für die Gefallenen beider Weltkriege versehen.

[Bearbeiten] Allianzstein

Von den Mitgliedsverbindungen der Rudelsburger Allianz wurde 1997 ein Gedenkstein zum zehnjährigen Jubiläum des ersten öffentlichen Auftritts von Studentenverbindungen in der DDR auf der Rudelsburg errichtet. Bereits 1987 war neben dem Bismarck-Denkmal ein kleiner Betonstein gegossen worden. Dieser „alte Allianzstein“ befindet sich auch heute noch an der ursprünglichen Stelle.

Siehe auch: Liste der Burgen und Schlösser

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Pro Leipzig eV (Hrsg.): Im Elsterland zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau. In Zusammenarbeit mit den Städten Zwenkau, Groitzsch und Pegau hrsg. v. Pro Leipzig e. V., Leipzig 2002, S. 178

[Bearbeiten] Literatur

  • Otto Piper, Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen zunächst innerhalb des deutschen Sprachgebietes, 3. Auflage, Würzburg 1912, Seiten 10, 12, 13, 85, 134, 149, 192, 223, 249, 289, 293, 391, 392, 401, 454, 456, 584
  • Deutsche Burgenvereinigung (Hrsg.), Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch, Stuttgart 1999
    • Band I Bauformen und Entwicklung, Seiten 227, 244, 272, 275
    • Band II Geschichte und Burgenlandschaften, Seiten 190, 192, 193, 201, Abb. 84
  • Reinhard Schmidt: Zur Geschichte und Baugeschichte der Rudelsburg, Burgenlandkreis. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt 14 (2005), S. 75-153.
  • August von Cohausen, Die Befestigungsweisen der Vorzeit und des Mittelalters, Würzburg 2003
    • III. Teil Mittelalterliche Befestigungen deutscher Burgen, Seite 156; Figur 196
  • Rüdiger Kutz, Die Chronik der Rudelsburg und ihrer Denkmäler, München 1993. In: Einst und Jetzt Sonderheft 1993 (Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung)

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Rudelsburg – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 51° 6' 33" N, 11° 42' 25" O

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