Kurpfälzische Dialekte
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Kurpfälzisch (auch Badisch-Pfälzisch) ist eine Untergruppe der zur rheinfränkischen Dialektgruppe gehörenden vorderpfälzischen Dialekte und die einzige rechtsrheinische Dialektgruppe des Pfälzischen. Lexikographisch erfasst und bearbeitet werden die kurpfälzischen Dialekte vom Badischen Wörterbuch.
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[Bearbeiten] Verbreitung und Abgrenzung
Das Kurpfälzische wird in der rechtsrheinischen Kurpfalz gesprochen, der Unterschied zum linksrheinischen Vorderpfälzischen ist minimal. Eigentlich sind die Vorderpfalz und die Kurpfalz als ein Sprachraum zu sehen, umrahmt von den eher singenden Versionen in Odenwald und Pfälzer Wald. Das kurpfälzische Sprachgebiet erstreckt sich von Mannheim und Viernheim im Norden über Weinheim, Heidelberg und Wiesloch nach Bruchsal im Süden; im Osten reicht es in den badischen Odenwald hinein über Neckargemünd bis nach Eberbach, Mosbach und Sinsheim. Es wird also von ca. 750.000 Personen gesprochen.
In den östlichen Teilen des badischen Odenwaldes spricht man einen südrheinfränkischen Dialekt, das so genannte Odenwäldische. Der auffälligste Unterschied zwischen dem kurpfälzischen Dialekt und dem ähnlich aufgebauten, aber trockener klingenden Dialekt des hessischen Odenwaldes (Odenwälderisch) im Norden ist das typische kurpfälzische "Singen", das oft die Betonung am Ende eines Satzes oder gemeinhin unbetonter Satzteile ansteigen lässt.
Im Südosten grenzt das Kurpfälzische an das Ostfränkische im nördlichen Württemberg, im Süden an das südfränkische (Nordbadische). Allerdings ist die Abgrenzung des Kurpfälzischen nach Süden und Osten nicht ganz eindeutig festgelegt. Linguistisch korrekt ist es die Speyerer Linie, Mainlinie oder "Appel/Apfel-Linie", die das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen trennt (siehe auch unten), allerdings klassifizieren die meisten Bewohner der Gebiete um Sinsheim, Bruchsal und Mosbach, die zur historischen Kurpfalz gehörten, ihren Dialekt selbst als Kurpfälzisch.
Aufgrund der historischen Entwicklung der Region hatte die französische Sprache einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung der kurpfälzischen Dialekte („Droddwaa“ = Trottoir, „Schässlong“ = Chaiselongue, „alla/allé“ = Allez, „mallad“ = malade). Ebenso hinterließen das Rotwelsche und Jiddische deutliche Spuren. So ist es für einen (Kur)Pfälzer recht unproblematisch, das jiddische Radioprogramm Israels zu verstehen. Auch mit den Amischen (USA), die teilweise heute noch das vom Pfälzischen abstammende Pennsilfaanisch Deitsch sprechen, ist eine Verständigung relativ einfach möglich.
[Bearbeiten] Besonderheiten in der Aussprache
Dabei ist das Kurpfälzische von seinen Nachbardialekten stark beeinflusst und weicht so teilweise vom restlichen Pfälzisch ab; für "ich" wird großenteils "isch" verwendet, wie westlich des Rheins ausschließlich, aber auch wie im Badisch-Schwäbischen "i".
Der für das Westmitteldeutsche und Pfälzische so typische Erhalt des "p" in Wörten wie "Palz", "Parrer", "Appl", Peif", "Pund", "Plaum" im Gegensatz zum hochdeutschen "pf" infolge der Zweiten Lautverschiebung ist im Kurpfälzischen als Übergangsdialekt von Ort zu Ort verschieden: In Schwetzingen und Heidelberg heißt es "Appl", "Plaum" und "Pund", in Leimen, Nußloch, Wiesloch und Hockenheim schon "Apfl", in St. Leon-Rot, Oberhausen-Rheinhausen und Bammental auch "Pflaum", in Dielheim, Tairnbach, Mühlhausen, Bad Schönborn und Sinsheim dann auch "Pfund". Diese und andere kleinräumige Unterschiede sind für Fremde oft sehr verwirrend, allerdings gibt es auch hier Tendenzen zur regionalen Vereinheitlichung des gesprochenen Dialekts.
In einigen Dialekten gibt es ein langes offenes o, das hochdeutschem au bzw. ei entspricht (Wiedergabe gelegentlich mit å, Bsp. Da Borris Begga kummt vun Låme). Auch ein nasaliertes offenes o kommt vor (Wiedergabe mit ã, Bsp. Gebb net so ã - Gib nicht so an).
[Bearbeiten] Verbreitung und Status des Dialekts
Von der älteren Bevölkerung auf dem Land wird der angestammte Dialekt wie selbstverständlich gesprochen, Hochdeutsch wird zwar nicht als Fremdsprache empfunden, aber in der Aussprache nicht immer perfekt beherrscht und nur bei Bedarf halbwegs gesprochen. Jüngere Leute bevorzugen eine je nach Gesprächssituation mehr oder weniger abgeschwächte, vereinfachte Dialektform. In größeren Städten, allen voran Heidelberg, ist der Dialekt aufgrund der zahlreichen zugezogenen Einwohner ("Neigschneide") auf dem Rückzug, wird von vielen Jüngeren auch nicht mehr gut verstanden und als Merkmal der ungebildeteren Bevölkerung angesehen. Bei den meisten gebürtigen Kurpfälzern ist aber die Herkunft auch noch an der Klangfarbe des gesprochenen Hochdeutsch erkennbar, was auch für viele andere Regionen Deutschlands (z. B. Schwaben) oder für Österreich gilt; ein prominentes Beispiel ist der aus Leimen stammende Boris Becker. Eine Förderin des Kurpfälzischen war die Mannheimerin und Heidelbergerin Elsbeth Janda, die unter anderem dem Schlabbinsche im SWR/ARD-Werbefernsehen, einer Hundedame an der Seite von Äffle und Pferdle, ihre Stimme lieh.
[Bearbeiten] Besonderheiten im Wortschatz
Typisch kurpfälzische Ausdrücke sind z. B.:
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Anmerkungen: Einige dieser Begriffe sind nur in einzelnen Ortschaften gebräuchlich. Viele von ihnen sind noch der älteren Generation geläufig, sonst aber im Verschwinden begriffen und werden durch dem Standarddeutschen nähere Wörter ersetzt. Weil eine Verbreitung auch in Nachbardialekten bzw. im ganzen süddeutschen Raum möglich ist, werden einige auch unter Odenwälderisch, Odenwäldisch, Süd-Rheinfränkische Dialektgruppe, Schwäbische Dialekte etc. aufgeführt.
[Bearbeiten] Siehe auch
Mannemerisch | Pfälzische Dialekte | Pfälzer Mundartdichter