Lüttich
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Lüttich (französisch amtlich Liège, bis 1949 Liége, wallonisch Lîdje, niederländisch Luik) ist das kulturelle Zentrum der Wallonischen Region Belgiens, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und des Bistums Lüttich. Als Stadt mit 185.574 Einwohnern (2005) liegt Lüttich am Zusammenfluss von Ourthe und Maas nahe den Städten Maastricht in den Niederlanden und Aachen in Deutschland. Das Lütticher Becken zählt mit Vorstädten ungefähr 600.000 Einwohner.
In Lüttich befinden sich neben einer Universität (Université de Liège) verschiedene weitere Hochschulen, ein katholischer Bischofssitz, ein Theater, eine Oper (Opéra royal de Wallonie) sowie andere kulturelle Einrichtungen. Das Flair, das die Stadt im Sommer ausstrahlt, gilt als mediterran.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Der Name zur Zeit der Römer war „Leodicum“ bzw. „Vicus Leodicus“. 717 entwickelte sich die Stadt als Bischofssitz und war im Mittelalter ein bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum.
Die Herrscher (siehe Liste) des Fürstbistums Lüttich entstammten meist dem deutschen Hochadel (Deutschritterorden). Lüttich hatte das größte Domkapitel im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Während der Französischen Revolution wurde die dem Heiligen Lambertus, dem ersten Bischof von Lüttich, geweihte Kathedrale geplündert und niedergebrannt. (Zeitgenössische Stiche siehe Commons)
Von 1888 bis 1892 erfolgt der Ausbau Lüttichs zur Festung. Sowohl im Ersten Weltkrieg als auch im Zweiten Weltkrieg war Lüttich hart umkämpft.
Kultur
Als kulturell bedeutende Stadt in der Großregion nimmt Lüttich am Programm des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2007 teil.
Wirtschaft
Lüttich war bereits am Ende des 18. Jahrhunderts die Wiege für Kohle- und Stahlindustrie (Cockerill-Sambre) auf dem europäischen Festland. Von hier aus breitete sich die Industrialisierung über den gesamten Kontinent aus. Die Folge waren starke Immigrationströme aus Flandern, Italien und Nordafrika, was sich im heutigen Straßenbild widerspiegelt. Durch den Zusammenbruch des Kohlebergbau und die anschließende Stahlkrise im Lütticher Becken geriet die Region in starke finanzielle Probleme mit einer hohen Arbeitslosigkeit. So musste unter anderem der geplante U-Bahn-Bau in den siebziger Jahren aufgegeben werden.
Die Waffenproduktion war seit dem 16. Jahrhundert heimisch und wird bis zum heutigen Tag im Unternehmen FN fortgesetzt. Außerdem befinden sich in Lüttich zahlreiche Industriebetriebe, unter anderem die zur belgisch-brasilianischen Brauereigruppe InBev gehörende Großbrauerei Piedbœuf, in der unter anderem das Bier mit dem Markennamen Jupiler gebraut wird.
Verkehr
Lüttich verfügt über den drittgrößten Binnenhafen der Welt, der durch die Verbindung über den Albert-Kanal auch für kleinere Seeschiffe einen Anschluss an den Hafen von Antwerpen hat.
Derzeit wird Lüttichs Hauptbahnhof Liège-Guillemins den Bedingungen der Hochgeschwindigkeitszüge angepasst, welche die Städte Frankfurt am Main, Brüssel, Paris, Lyon, Genf, Marseille und London verbinden sollen. Die Stadt ist ebenfalls ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt für den Güterverkehr mit dem Rangierbahnhof Kinkempois. Lüttich ist über die Autobahnen E40 (A3), E313 (A13), E42 (A15) und E25 (A25 und A26) an das europäische Autobahnnetz angebunden.
Der Frachtflughafen Bierset ist von großer Bedeutung für die Verteilung von Gütern nach Belgien, Deutschland, Nordfrankreich und die Niederlanden. Dort hat TNT Express sein weltweit größtes Road-Air-Hub, es landen täglich mehr als 80 Frachtflugmaschinen und Hunderte von LKWs docken dort an.
Sehenswürdigkeiten
- Die romanischen Kirchen Saint-Barthélemy und Saint-Denis
- Kathedrale Saint-Paul (gotisch) mit angeliedertem Museum des Kirchenschatzes
- Die gotische Kirche Saint-Martin.
- Das fürstbischöfliche Palais (heute Provinzialpalast und Gericht)
- Das Rathaus aus den Jahren 1714–1718 im Stil des Barocks
- Der Rathausplatz
- Der Place Saint-Lambert
- Das Curtiushaus (Museum) aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts
- Universitätsgebäude
- Das Aquarium
- Zahlreiche Museen
- Zahlreiche Prunkbauten aus dem 18. Jahrhundert
- Der jeden Sonntag stattfindende Markt, der sich über mehrere Kilometer entlang des linken Maaskaies erstreckt (Marché de la Batte)
Städtepartnerschaften
Lüttich unterhält Städtepartnerschaften mit:
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Namhafte Lütticher
- Léon Bataille, TV-Journalist
- Christophe Brandt, Radrennfahrer
- Hilger de Burgis, Weihbischof in Köln und Lüttich
- Jean-Michel Charlier, Comic-Zeichner
- John Cockerill, (1790–1840) Industrieller
- Jean-Pierre Dardenne, Regisseur
- Luc Dardenne, Regisseur
- Franz Josef Denzinger, Architekt und Kirchenbaumeister
- Henry Du Mont, Komponist
- Barış Manço, Ehrenbürger der Stadt Lüttich; türkischer Sänger, Komponist und Fernsehproduzent
- César Franck, (1822–1890), Komponist
- Marie Gillain, (*1975) Schauspielerin
- André Grétry, (1741–1813), Komponist
- Justine Henin-Hardenne (*1982), Tennisspielerin
- Lambert Lombard (1506–1566), Maler, Architekt, Humanist
- Heiliger Hubertus, (655–727), Bischof
- Florimond Claude, Graf von Mercy-Argenteau, Diplomat
- Joseph Jongen, (1873–1953), Komponist
- Armand Marsick, (1877-1959), Violinvirtuose und Komponist
- Lambert Joseph Massart, (1811-1892), Violinist
- Frank Michael, Sänger
- Mathieu Rosmarin, Priester und Komponist
- Alain Sikorski, Comiczeichner
- Georges Simenon, (1903–1989), Romanschriftsteller
- Charles Vandenhove (*1927), Architekt
- Eugène Ysaÿe, (1851–1931) Violinist und Komponist
- Edouard Zeckendorf, Amateur-Mathematiker
- Jean-Michel Saive, (*1969) Tischtennisprofi
Sport
- Radsportbegeisterten ist Lüttich wegen des Eintagesrennens Lüttich-Bastogne-Lüttich ein Begriff. Dieses Rennen ist das älteste unter den Klassikern des Radsports.
- Der Fußballerstligist Standard Lüttich.
Literatur
- „Belgien“, Verlag Karl Baedeker Ostfildern, 3. Auflage 1998, ISBN 3-87504-417-7, S. 285-297
Weblinks
Commons: Liège – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 50° 39' 02" N, 5° 34' 0" O
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