Mikojan-Gurewitsch MiG-31
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die MiG-31 (NATO-Codename: Foxhound) ist ein Abfangjäger, der in der Sowjetunion vom Konstruktionsbüro Mikojan-Gurewitsch hergestellt und ab 1980 in Dienst gestellt wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Die MiG-31 sieht der MiG-25 zwar sehr ähnlich, ist aber ein weitgehend neues Flugzeug mit anderer Struktur, verbesserten Flugleistungen und neu definierter Aufgabenstellung. In den siebziger Jahren befand sich die sowjetische Luftverteidigung in einem schlechten Zustand. Das Radarverteidigungsnetz hatte große Lücken. Das einzige russische Flugzeug für Luftfrühwarnung, die Tupolew Tu-126, war nur in geringer Zahl verfügbar und von beschränkter Kapazität. Es bestand wenig Aussicht, niedrigfliegende Ziele wie beispielsweise die zur gleichen Zeit entstandene Rockwell B-1 der US Air Force zu treffen. Auch die Einführung neuer Abfangjäger verbesserte die Lage nicht. Bei den sowjetischen Luftstreitkräften kam eine große Zahl von Flugzeugen verschiedener Muster für die Abfangjagd zum Einsatz, von der alternden Suchoi Su-11 bis zur MiG-21 und der neueren MiG-25, doch alle waren abhängig von Bodenradar und Bodenkontrolle. Die Neuorientierung der Luftverteidigung erhielt daher höchste Priorität. Den Anfang machten zwei neue AWACS-Serien (die Berijew A-50 und die Antonow An-72), ein Sortiment neuer Boden-Luft-Raketen und mehrere neue Jagdflugzeuge. Die ehrgeizigsten Projekte waren die MiG-29 (gedacht als taktischer Jäger für die Vorwärtsluftverteidigung, daher "Frontjäger") und Suchoi Su-27 (ein Langstrecken-Luftüberlegenheitsjäger und für die Vorwärtsverteidigung). Da beide Typen jedoch nicht vor 1985 verfügbar sein konnten, fasste man einige Übergangsmodelle ins Auge. So wurde die Su-15 mit einem neuen Radar mit Lookdown-Shotdown-Fähigkeit zur Su-15TM umgerüstet, und auf ähnliche Weise entstand die MiG-25PD. Zudem übernahm man eine große Anzahl MiG-23, die über eine eingeschränkte Lookdown-Shotdown-Fähigkeit verfügte, wodurch diese Muster nun auch dazu fähig waren, tieffliegende Ziele mit dem Radar zu erfassen und zu bekämpfen.
[Bearbeiten] Entwicklung und Testflüge
Man hat oft vermutet, die MiG-31 sei ursprünglich als Übergangslösung entstanden oder allenfalls als Rückversicherung für den Fall, dass die Su-27 ein Misserfolg würde. Tatsächlich aber stellte sie den ernsthaften Versuch dar, einen von der Bodenkontrolle unabhängigen Langstreckenabfangjäger zu schaffen, dessen Besatzungsmitglieder die Leistung der elektronischen Kriegsführung in feindlicher Umgebung steigern konnten. Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, stützte sich das Entwicklungsbüro Mikojan auf die Basiskonstruktion der MiG-25, verstärkte die Struktur und verwendete Materialien, die selbst bei niedrigen Flughöhen hochgeschwindigkeitstauglich waren. Im übrigen wurde MiG-31 aus der Je-155 entwickelt, einer Variante der MiG-25, die dazu diente, die Geschwindigkeit und die Reichweite der MiG-25-Familie zu steigern. Man hatte ein Zweistufenprogramm aufgestellt, das als erstes die Ausstattung mit dem neuen, 13.500 Kilopond Schub starken Triebwerk R-15BF-2-300 vorsah (3290 Kilopond mehr als beim R-155B-300 der Standard-MiG-25), und danach die Revision der Flugzeugkonstruktion, um die Machzahl (thermisch auf 2,83 beschränkt) zu erhöhen.
Die Entwicklung des neuen Triebwerks dauerte jedoch länger als geplant, so dass man die zweite Programmstufe zurückstellte. Beide Prototypen der Je-155M dienten deshalb vorerst als Testplattform für ein neues Triebwerk, den Zweistrom-Turbojet Solowjow D-30F-6 mit 15.500 Kilopond Schub. Das neue Triebwerk wurde eigens für die MiG-31 konzipiert mit dem Ziel, ihre Reichweite zu vergrößern. Dazu mussten einige strukturelle Veränderungen vorgenommen werden, und die Entwickler nutzten die Gelegenheit, um auch die Treibstoffkapazität auf 19.700 Liter zu erhöhen. Unter dem "Decknamen" Je-266 stellte die ummotorisierte Je-155M einige Weltrekorde auf. Am 17. Mai 1975 erreichte Chefpilot Aleksander Fedotow 25.000 Meter Höhe in 2 Minuten und 34,28 Sekunden. Sein Stellvertreter Pjotr Ostapenko sicherte sich den 30.000-Meter-Rekord mit 3 Minuten und 9,8 Sekunden. Der letzte Rekord der Je-266M am 31. August lag bei 37.650 Metern. Die MiG-31 (intern "Projekt 83" genannt) sah der Je-155M so ähnlich, dass man sie anfangs Je-155MP bezeichnete und als Dienstkennung MiG-25MP erwartete.
Den Prototyp mit der Codenummer 831 führte Cheftestpilot Fedotow am 16. September 1975 durch den Erstflug. Die Je-155MP war in ihrer damaligen Form bereits ein anderes Flugzeug als ihre Vorgängerin Je-155M. Der augenfälligste Unterschied bestand darin, dass es sich bei ersterer um einen Zweisitzer mit einem KBO (Kampfbeobachter) im hinteren Cockpitbereich handelte. Eine weitere Neuerung war das Fahrwerk, das mit nebeneinanderstehenden Bugrädern und gekröpften Tandem-Hauptfahrwerksrädern ausgestattet war. Das hintere Rad beider Hauptfahrwerksbeine befand sich außenbords neben dem ölgedämpften Federbein, so dass ein breiter Vorder- und Hinterspalt zwischen den Rädern bestand. Durch diese vorteilhafte Radanordnung werden auf rauhem Grund und unbefestigten Rollbahnen die Zugkräfte gleichmäßiger verteilt. Das neue Flugzeug besaß außerdem Bremsklappen mit Zwillingstüren, die direkt vor dem Fahrwerk nach außen öffneten. Die Tragflächenform wurde ebenfalls leicht verändert, und die MiG-25-typischen Antiflatter-Massendämpfer an den Tragflächenspitzen entfielen zugunsten kleiner Vorderkantenklappenerweiterungen an den Tragflächensätzen.
Im Westen erfuhr man erstmals von der Entwicklung einer "Super MiG-25", als im September 1976 Leutnant Wiktor Belenko mit einer MiG-25P nach Japan flüchtete und von einer noch stärker strukturierten MiG-25 für Überschallflüge bei niedriger Höhe berichtete (die Höchstgeschwindigkeit der MiG-25 betrug 925 Stundenkilometer in Meereshöhe). 1977 begann man im Westen die Bezeichnung MiG-31 für das neue Flugzeug zu verwenden. Eine Satellitenaufzeichnung, auf der zu sehen war, wie eine MiG-31 aus 7000 Metern Höhe ein Ziel in einer Höhe unterhalb 70 Metern und einer Entfernung von 20 Kilometern abschoss, wurde gründlich ausgewertet. In einem späteren Test zerstörte eine MiG-31 aus 11.000 Metern Höhe eine UR-1 RPW, die 23.000 Meter hoch flog.
[Bearbeiten] Waffensysteme und Avionik
Der Schlüssel zur Effektivität der MiG-31 liegt in ihren Waffensystemen. Das Herzstück ist das "Zaslon" Radar SBI-16. Das Radar ermöglicht die gleichzeitige Verfolgung von zehn Zielen und den simultanen Angriff auf vier Ziele. Der Bordcomputer des Flugzeuges wählt automatisch die vier bedrohlichsten Ziele für den Angriff aus. Das Radar weist eine Entdeckungsreichweite von 200 Kilometern und einer Zielerfassungsreichweite von 120 Kilometern auf. Nach Angaben der Mikojan-Werke kann das Radar der MiG-31 auch Raketen orten. Die MiG-31 wurde nicht zuletzt speziell für Einsatzgebiete konstruiert, in denen es keine Bodenradarkontrolle gibt, wie etwa den Norden der Sowjetunion, wo sie auf ihre bordeigenen, hochentwickelten Instrumente angewiesen war.
MiG-31 fliegen meistens in durch Datenverknüpfung gesteuerte Vierer- oder Achtergruppen. Auf diese Weise können vier Maschinen gemeinsam einen Geländestreifen von 900 Kilometern Breite kontrollieren und die Ziele sofort von einer MiG-31 zur anderen übergeben, damit alle das Monitorbild auf ihren taktischen Einsatzgeräten haben. Für den Fall des Radarausfalls ist die MiG-31 mit einem einfahrbaren Instrumentensystem unter der Bugnase versehen. Die Maximalflugdauer mit zwei Luftbetankungen beträgt neun bis zehn Stunden, im Vergleich zu fünf Stunden bei der amerikanischen F-15.
Die Bewaffnung umfasst eine sechsläufige 23-mm-Bordkanone GSh-6-23 mit 260 Schuss Munition, installiert am hinteren Rumpf auf der Steuerbordseite direkt hinter dem Hauptfahrwerk. Es handelt sich um eine Waffe für den Notfall, denn die Hauptbewaffnung besteht aus vier halbaktiven, radarzielgelenkten Raketen Vympel R-33 (NATO-Codename: AA-9 Amos). Die R-33 werden unter dem Rumpf in Niedrigzuhalterungen mitgeführt und mittels hydraulischer Trapeze zum Abschuss abgesenkt. Unter den Tragflächen lassen sich weitere Raketen anbringen, entweder die selbstziellenkende Luft-Luft-Kurzstreckenrakete Vympel R-60 (NATO-Codename: AA-8 Aphid) oder die weiterreichende Vympel R-40 (NATO-Codename: AA-6 Acrid).
[Bearbeiten] Daten des Mehrzweckabfangjägers MiG-31BM (NATO-Bezeichnung: Foxhound-B)
Zweisitziger Mehrzweckabfangjäger Reichweite bis zu 1.400 km Höchstgeschwindigkeit 3.000 km/h bis zu 50 Tonnen Startmasse zwei Triebwerke Solowjow D-30F-6,
Bewaffnung: sechs Langstrecken-Luft-Luft-Raketen R-33S oder R-37, zwei Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-40TD oder vier R-77 unter den Flügeln Für Angriffe auf Bodenziele: vier Luft-Boden-Raketen Kh-59, Kh-59M, Kh-29T oder zwei Antischiffsraketen Kh-31A oder zwei Antiradarraketen Kh-25MP, Kh-25MPU und Kh-31P oder bis zu sechs Lenkbomben Kab-1500 oder acht Lenkbomben Kab-500.
[Bearbeiten] Bestandszahlen 2005
- Militärdistrikt Moskau: 62
- Militärdistrikt Sankt Petersburg: 85
- Militärdistrikt Sibirien: 39
- Militärdistrikt Fernost: 26
- Gesamt: 212
[Bearbeiten] Einsatz und Exportsituation
[Bearbeiten] Russland
2006 befinden sich 212 MiG-31B und MiG-31BS im aktiven Dienst. 30 dieser Maschinen sind der Nordmeerflotte zugeteilt und operieren von Mochegorsk aus. 40 Maschinen sollen zur MiG-31BM umgerüstet werden. Etwa 50 weitere Maschinen gehören der Reserve an und sind flugfähig eingelagert. 100 weitere stehen im Depot. Teilweise wird die MiG-31 auf Anfrage nachgefertigt, um abgestürzte oder ältere Maschinen zu ersetzen.
[Bearbeiten] Kasachstan
Kasachstan erhielt im Austausch von Bombern Tu-95MS mit Russland 1993 32 MiG-31B, die in die Luftverteidigung eingegliedert sind. Derzeit sind 23 Maschinen einsatzbereit, neun werden überholt.
[Bearbeiten] China
China bestellte 1995 24 MiG-31M, die nachgefertigt werden sollten, da diese Version nur mit sieben Maschinen umgesetzt wurde. Der Kreml gab zunächst grünes Licht, zog dann jedoch das Einverständnis zurück, da die MiG-31M zu viele technische Neuerungen aufwies, die man nicht verkaufen wollte. Stattdessen bot man China die abgespeckte MiG-31E an, die jedoch noch nicht bestellt wurde.
[Bearbeiten] Iran
Der Iran zeigt schon seit geraumer Zeit großes Interesse an der MiG-31E. Die vorhandenen F-14A, von denen etwa 40 mit enormem Aufwand einsatzbereit gehalten werden, müssen abgelöst werden. Derzeit (2006) scheinen die Kaufverhandlungen eher festgefahren, nicht zuletzt wegen Druck seitens der USA, die die Lieferung von Luftabwehrsystemen Tor-M1 an den Iran missbilligen.
[Bearbeiten] Übrige Angebote
Die MiG-31E wird außerdem Algerien, Syrien und Libyen angeboten. Im Austausch gegen die alten MiG-25 sollten diese Länder "zum Sonderpreis" MiG-31E erhalten, was wohl eher damit zu begründen ist, dass sich immer noch 40 unfertige konservierte MiG-31 im Werk in Nischni Nowgorod befinden.
[Bearbeiten] Probleme beim Export
Der Export der MiG-31E, obwohl offiziell angeboten, scheiterte bisher an Embargos bzw. politischem Druck oder schlicht und einfach der fehlenden Infrastruktur der möglichen Kunden. So ist die MiG-31E im Unterhalt um ein mehrfaches teurer als die MiG-25, ihre Technik ist komplexer. Eine MiG-31E samt Bewaffnung, Ersatzteilen und Ausbildung kostet mehr, als eine ganze Staffel MiG-29SMT. China wollte die MiG-31E in Lizenz fertigen, jedoch vergibt Russland für solche schlagkräftigen Systeme keine Lizenzen. Insofern ist man auf Ersatzteillieferungen angewiesen, die für dieses Flugzeug recht teuer sind. Darüber hinaus ist die MiG-31E selbst zu spezialisiert, und nur wenige Kunden benötigen einen reinen Abfangjäger. Das gesamte Konzept ist zu sehr auf die geografischen Bedingungen Russlands spezialisiert, das heißt auf große Weiten, breite Flugkorridore und wenig Radarabdeckung. Der gegenwärtige Status des Projektes MiG-31FE ist unbekannt.
[Bearbeiten] Versionen
[Bearbeiten] MiG-31
Erste in Kleinserie gebaute Version als allwettertauglicher Langstreckenabfangjäger.
[Bearbeiten] MiG-31B/MiG-31BS
Das Erscheinen der MiG-31B ist ebenso wie das Erscheinen der MiG-25PD mit einer Spionageaffäre verbunden. 1985 wurde Adolf Tolkatschew vom KGB verhaftet, der durch seine Tätigkeit Zugang zu geheimen Informationen hatte, die er an die USA verkaufte. Bis zu seiner Inhaftierung hatte er den Amerikanern Angaben über die Lenksysteme von MiG-29 und MiG-31 sowie der Rakete R-33 übergeben. Nach Ansicht westlicher Experten hatte Tolkatschew damit mehr Schaden angerichtet, als Viktor Belkow, der 1976 mit seiner MiG-25P nach Japan flüchtete. Die MiG-31 erhielt also beschleunigt das verbesserte Lenkwaffensystem, das für die breite Modifizierung der MiG-31M vorgesehen war, wie die modernisierte Rakete R-33S. Die funkelektronische Abwehreinrichtung wurde ebenfalls vervollkommneter. Die Serienproduktion der MiG-31B begann 1991. Im Verlauf der planmäßigen Reparaturen wurden alle früher gebauten MiG-31 auf den Stand der MiG-31B gebracht. Das umgebaute Flugzeug erhielt die Bezeichnung MiG-31BS, wobei S für Strojewoj, also in den Truppenteilen vorhanden, steht.
[Bearbeiten] MiG-31M
Die MiG-31M ist eine wesentlich veränderte Modifikation der Ausgangsvariante des Flugzeuges. Verändert wurden sowohl die äußere Ansicht der Maschine, als auch die Möglichkeiten der Bewaffnung. Die MiG-31M hat großflächige Flügelansatzerweiterungen gegenüber der MiG-31; der Tunnel hat ein größeres Volumen, wodurch sich das Fassungsvermögen auf 300 Liter erhöhte; die Cockpitabdeckung des WSO wurde verkleinert, um den Effekt einer verdunkelten Kabine zu erzeugen und somit das Arbeiten an den Sichtgeräten zu verbessern; das Cockpit des Piloten bekam durch Einbau einer monolithischen Abdeckplatte eine größere verglaste Fläche; die Bugabdeckung der Radarantenne wurde gegenüber der Längsachse des Flugzeuges um 7 Grad nach unten geneigt, dadurch verbesserte sich der Blick aus der Pilotenkabine nach unten und nach vorn. Die Abdeckeinrichtung hatte einen größeren Durchmesser und auf der unteren Rumpfoberfläche waren für die Unterbringung der Luft-Luft-Raketen nicht mehr vier, sondern sechs Aufhängungen vorhanden. Auf die Kanone wurde gänzlich verzichtet; der Betankungsstutzen war auf der rechten Seite angebracht worden. Die Triebwerke wurden in möglichst großer Entfernung zur Längsachse des Flugzeuges angeordnet und die Fläche der Seitenruder wurde vergrößert. Bei der siebenten Vorserienmaschine wurde an den Flügelenden ein zigarrenförmiger Container mit der Apparatur der funktechnischen Abwehr eingebaut, für die Erhöhung der Flugstabilität erhielt das Heckteil des Flugzeuges Container mit einer vertikalen dreieckförmigen Fläche. Die MiG-31M hatte keine doppelte Steuerung. Auf der MiG-31M wurde ein vervollkommneter Radar- und Waffenleitkomplex Zaslon-M installiert; zur Geräteausstattung der beiden Cockpits gehören multifunktionale Anzeigegeräte. In das System der Waffensteuerung wurde anstelle des einziehbaren Infrarotpfeilgerätes ein optoelektronisches Sichtzielsystem und ein Laserentfernungsmesser eingebaut. Die Bewaffnung umfasst Langstrecken-Luft-Luft-Raketen R-33S und überweite Luft-Luft-Raketen R-37. Als Mittelstreckenraketen wurden R-77 installiert und für die Nahbereichsverteidigung können R-73 mitgeführt werden. Die Erhöhung der Startmasse des Abfangjägers wird in bestimmtem Maße durch den Einbau leistungsfähigerer Triebwerke D-30F6M ausgeglichen. Alle sieben MiG-31M wurden im Sokol-Werk in Nizhnij-Nowgorod gebaut, das erste Flugzeug war nur für statistische Erprobungen vorgesehen. Die zweite Maschine 051 erhob sich am 21. Dezember 1985 zum ersten Mal mit dem Testpiloten Boris Orlow und Testnavigator Leonid Popow in die Luft. Das Flugzeug 052 stürzte während der Erprobung ab, des Testpilot Wladimir Gorbunow katapultierte sich erfolgreich aus der Maschine. Die staatlichen Erprobungen der MiG-31M wurden im April 1994 mit der Vernichtung eines Übungsluftziels auf 300 km Distanz erfolgreich abgeschlossen. An solchen Erprobungen waren die Maschinen 053, 054, 055, 056 und 057 beteiligt. Der Premiereflug der MiG-31M erfolgte im März 1992, als auf dem Flugplatz in Matshulishtshe unweit von Minsk eine Demonstration neuester Flugzeugtechnik vor den Leitern der GUS-Staaten stattfand. Auch Journalisten wurden zur Demonstration zugelassen und die MiG-31M war nicht mehr geheim. Die Serienproduktion der MiG-31M konnte wegen finanzieller Probleme nicht mehr realisiert werden. Der damalige Chef der russischen Luftstreitkräfte, Generaloberst Kornukow, schloss jedoch die Modernisierung früher gebauter Abfangjäger auf das Niveau der MiG-31M nicht ganz aus.
[Bearbeiten] MiG-31F
Auf dem Pariser Luftfahrtsalon 1995 wurde in der Ausstellung von MiG-MAPO der dem Mehrzweckkampfflugzeug MiG-31F gewidmet war. Es wurde mitgeteilt, dass außer dem vollen Gefechtsprogramm der MiG-31 zum Abfangen von Luftzielen die neue Variante auch in der Lage ist, Bodenziele mit Hochpräzisionswaffen, die funk- oder radargesteuert und mit Laser- oder TV-Lenkung arbeiten, zu vernichten. In das Arsenal der aufgehängten Waffen gehören auch Antiradarraketen Kh-31P, Antischiffraketen Kh-31A, Raketen zur Vernichtung von Bodenzielen Kh-29L und Kh-29T sowie freifallende Sprengbomben mit einer Masse von 1 500 kg, steuerbare Präzisionsbomben mit einer Gesamtmasse von bis zu 9 000 kg, die mit Laser oder TV geführt werden. Die Multizielvariante wurde als Exportauftrag gebaut, aber bis heute nicht realisiert. Es ist vorgesehen, das Flugzeug mit westlicher Avionik auszurüsten.
[Bearbeiten] MiG-31BM
Als erkannt wurde, dass man die Su-30 nicht in ausreichender Stückzahl würde einführen können, sich die Beschaffung der Su-34 stark verzögert und die MiG-31M praktisch tot war, wurde die MiG-31BM geboren. Basis bildete der Prototyp MiG-31F. Die Arbeiten an der MiG-31BM begannen 1997 und die erste Maschine mit der Bordnummer 58, blau, wurde am 11. Januar 1999 während der offiziellen Präsentation des Jägers der fünften Generation des internationalen Fonds für Investierungsprojekte in Shukowskij vorgestellt. Die MiG-31BM hat eine vollkommen erneuerte Geräteausstattung des Cockpits. Im vorderen Cockpit ist ein farbiges LCD-MFD installiert, auf dem die Darstellungen der taktischen Situationen von dem Bildschirm im hinteren Cockpit abgebildet werden kann. Dadurch erhält der Pilot die Möglichkeit, die Arbeit des WSO zu kontrollieren. Im hinteren Cockpit sind drei farbige LCD-MFD installiert, die u.a. der Steuerung TV-gelenkter Waffen dienen. Der neue Navigationskomplex ist in Abstimmung mit dem des Jäger MiG-29SMT entwickelt worden. Die Besonderheit des Waffenleitkomplexes besteht darin, Raketen auf Ziele zu steuern, die von anderen Flugzeugen abgefeuert wurden. In diesem Fall erscheint während der Arbeit des Radars Zaslon-M vor dem Gegner lediglich ein Flugzeug, während die anderen Jäger die Möglichkeit haben, die Ziele unter Funkstille anzugreifen. Die Erfassungsreichweite des Zaslon-M gegen Jäger beträgt 320 km und während des Erprobungen demonstrierte man, dass die MiG-31BM ein Ziel auf 280 km Distanz vernichten kann. Statt vier sind nun sechs Unterumpfstationen für Waffen vorhanden, die durch vier Flügelstationen ergänzt werden. Die MiG-31BM kann in mehreren Bewaffnungsoptionen operieren.
- Als Abfangjäger mit sechs R-33S oder R-37 unter dem Rumpf sowie vier R-77 unter den Flügeln. Wahlweise zwei R-40TD und zwei Zusatztanks unter den Flügeln
- Als Jagdbomber gegen Seeziele mit sechs Antischiffraketen Kh-31A unter dem Rumpf und zwei R-40TD sowie zwei Zusatztanks unter den Flügeln.
- Als "Wild Weasel" gegen feindliche Luftabwehr mit sechs Antiradarraketen Kh-31P oder Kh-25MP/MPU unter dem Rumpf, zwei R-40TD und zwei Zusatztanks unter den Flügeln
- Als Bomber gegen gehärtete Ziele, die nicht durch Luftabwehr geschützt sind mit sechs steuerbaren Kab-1500 unter dem Rumpf, zwei R-40TD und zwei Zusatztanks unter den Flügeln. Oder mit acht TV-gelenkten Kab-500Kr unter dem Rumpf und unter den Flügeln sowie zwei Zusatztanks.
- Als Jagdbomber gegen gehärtete Bodenziele mit drei TV-gelenkten Kh-29T, drei Kh-59 unter dem Rumpf, zwei TV-gelenkten Kh-59M sowie Zusatztanks unter den Flügeln.
Die russischen Luftstreitkräfte haben Anfang 2007 grünes Licht für die Modernisierung ihrer MiG-31 auf den BM-Standart gegeben. Nach dem Abschluss der Versuche mit zwei Flugzeugen wird nun eine dritte Maschine vorbereitet, die die Erfahrungen der Tests berücksichtigt. Zunächst 40 Maschinen sollen auf diesen Standard gebracht werden, als Ergänzung zur Su-34. Danach werden alle restlichen MiG-31 zur MiG-31BM umgerüstet. Gemeinsam mit den Su-34 wären sie innerhalb weniger Stunden (mit Luftbetankung) an eventuelle Krisenherde verlegbar. Die Taktik sieht vor, dass immer vier Maschinen eine Eingreifgruppe bilden. Drei Maschinen für den Kampf, eine sendet Störsignale.
[Bearbeiten] MiG-31D
1987 wurden zwei MiG-31 (Bordnummern 071 und 072 blau) als Träger von Antisatellitenwaffen gebaut. Die Flugzeuge wurden auf Grundlage der MiG-31M gebaut, der Radarkomplex wurde jedoch ohne Neigung eingebaut und der Tunnel kleiner dimensioniert. Die Flugzeuge wurden für den Start einer einzigen Rakete gebaut, weshalb keine Aufhängungen für Luft-Luft-Raketen und kein Waffenleitsystem für diese vorhanden waren. Die Flugbahn zum Abschuss einer Antisatellitenwaffe ist ähnlich der Flugbahn, die zum Erreichen von Rekordhöhen geflogen wird. Das Prinzip besteht darin, eine Rakete aus der dynamischen Dienstgipfelhöhe in die Erdumlaufbahn zu schießen. Auf dem Gipfelpunkt der Flugbahn hat der Abfangjäger eine sehr geringe Beschleunigung und eine minimale Flugstabilität. Mit dem Ziel, die Kursstabilität zu verbessern, wurden an den Flügelenden der MiG-31D vertikale dreieckförmige Oberflächen, auch Schwimmflossen genannt, angebracht. Der Testpilot A. G. Fastowez flog als erster mit einer MiG-31D. Die MiG-31D war das letzte Flugzeug, an dessen Erprobung der Held der Sowjetunion, verdienter Testpilot der UdSSR, A. G. Fastowez, teilnahm. Er musste wegen seines Gesundheitszustandes 1990 die Arbeit als Pilot einstellen. Schon ab 1987 erlaubte man Fastowez nur noch Flüge mit Flugzeugen, die über eine Doppelsteuerung verfügen. Die MiG-31D besaß diese jedoch nicht. Der Chefpilot des OKB Mikojan, Walerij Menitzkij, ordnete jedoch an, dass ein kompliziertes Flugzeug wie die MiG-31D nur von einem Piloten der Extraklasse wie Fastowez geflogen werden sollte. Deshalb wurde in der hinteren Kabine ein Steuerknüppel eingebaut, sodass die MiG-31D formal zu einem Flugzeug mit Doppelsteuerung wurde. Letztendlich wurde das Projekt wegen Geldmangel und Ungewissheit der Einführung der passenden Raketen eingestellt. Die beiden Maschinen stehen heute eingemottet und konserviert in Kasachstan und sollen eventuell reaktiviert und für Satellitenstarts eingesetzt werden.
[Bearbeiten] MiG-31E
Auf der Grundlage einer Serienmaschine MiG-31 mit der Seriennummer 38401208786 wurde eine Demonstrationsvariante, die Exportmodifikation des Abfangjägers gebaut (Bordnummer 903, weiß). Das Flugzeug bekam eine vereinfachte und dadurch weniger Wartungsintensive Elektronikausrüstung und kann mit die Raketen R-33E bewaffnet werden, d.h., dass die Parameter absichtlich vermindert wurden, auch um den Preis zu drücken. Den Abfangjäger MiG-31E demonstrierte man erstmals auf der ILA 1992 in Berlin und seitdem auf allen großen Airshows, wie etwa Paris oder der MAKS in Moskau. Interesse am Kauf der MiG-31E äußerten der Iran, Syrien und Libyen zu verschiedenen Zeitpunkten. Auf Grund der vor kurzem aufgehobenen internationalen Sanktionen gegen Libyen ist nun doch zu erwarten, das Verträge über schwere Abfangjäger mit diesem Land geschlossen werden.
[Bearbeiten] MiG-31FE
Die Variante MiG-31FE ist auf ausländische Bestellungen orientiert. Die Maschine wurde 1999 in Paris gezeigt. Von der MiG-31F unterscheidet sich die MiG-31FE dadurch, dass nicht die MiG-31 die Basis für die Modernisierung ist, sondern die MiG-31M, die mit dem Radarkomplex Zaslon-M und den Raketen R-33S ausgerüstet ist. Die Maschine kann in den gleichen Bewaffnungsoptionen wie die MiG-31BM eingesetzt werden, es können aber auch westliche Avionik und Waffen installiert werden, bzw. das Flugzeug kann auf NATO-Standard gebracht werden. Als mögliche Kunden werden Algerien, Libyen und China angesehen.
[Bearbeiten] MiG-31LL
Die MiG-31LL mit der Bordnummer 79, rot, wird vom Luftfahrtforschungsinstitut zur Erprobung neue Schleudersitze verwendet. Auf der Stirnseite der Flügel des Flugzeuges befinden sich zigarettenförmige Container mit registrierenden Foto- und Videokameras aufgebaut und die Verglasung zwischen den beweglichen Segmenten der Haubenabdeckung des vorderen und hinteren Cockpits fehlt. Das Katapultieren erfolgt aus dem hinteren Cockpit. Die Abkürzung steht daher für Letajutshaja Laboratorija (fliegendes Labor). Allerdings machten die Flugplatzwitzbolde Lijsij Lew (kahlköpfiger Löwe) daraus und malten zu Hervorhebung der Bezeichnung die Schnauze eines Löwen mit Glatze auf die Lufteinläufe. Die MiG-31LL wurde auf der Moskauer Airshow 1992 gezeigt, die Löwenschnauze mit ihrem etwas makaberen Anblick zog die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Zur Feier des 75. Jahrestages des Rotbanner-Forschungsinstitutes der Streitkräfte im September 1995 wurden in Akjubinsk mit der MiG-31LL ein Showkatapultieren aus dem Tiefflug veranstaltet.
[Bearbeiten] Technische Daten
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge | 22,96 m |
Spannweite | 13,46 m |
Höhe | 6,15 m |
Flügelfläche | 61,60 m² |
Leermasse | 20.500 kg |
Startmasse | normal 41.000 kg maximal 46.200 kg |
Treibstoffvorrat | intern 18.500 l, 2 x 2.500 Liter in externen Zusatztanks möglich |
Triebwerk | Zwei Solowjow D-30FB der Perm Engine Company, je 15.180 kp mit Nachbrenner |
Höchstgeschwindigkeit | 3.000 km/h in 17.500 m 1.500 km/h in Bodennähe |
Gipfelhöhe | Dienst 20.600 m praktisch 24.400 m |
Startrollstrecke | 1.200 m |
Landerollstrecke | 800 m |
Reichweite | normal 1.450 km maximal 3.300 km |
Bewaffnung | sechs Lenkraketen Luft-Luft R-33 |
Besatzung | 2 Mann |
[Bearbeiten] Literatur
- Yefim Gordon: MiG-25 Foxbat MiG-31 Foxhound Russia's defensive Front line Midland Publishing Ltd. Earl Shilton 2000 ISBN 1-85780-064-8
- MiG 31-Jäger des 21. Jahrhunderts. Aufbau, Erfahrung, Einsatz Elbe-Dnjepr-Verlag ISBN 3-933395-53-4
[Bearbeiten] Siehe auch
Serienmodelle |
MiG-1 - MiG-3 - MiG-9 - MiG-15 - MiG-17 - MiG-19 - MiG-21 - MiG-23 - MiG-25 - MiG-27 - MiG-29 - MiG-31 - MiG-33 |
Prototypen/ Kleinstserien |
DIS - E-8 - E-152 - E-166 - E-266 - I-75 - I-211 - I-220 - I-221 - I-222 - I-224 - I-225 - I-230 - I-250 - I-270 - I-320 - I-340 - I-350 - MiG-8 - MiG-23UWP - MiG-35 - MiG-39 - MiG-105 - SM-12 - SM-50 |
[Bearbeiten] Weblinks
- MiG 31 bei fas.org (englisch)