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Neustadt in Sachsen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen von Neustadt in Sachsen
Neustadt in Sachsen
Deutschlandkarte, Position von Neustadt in Sachsen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Dresden
Landkreis: Sächsische Schweiz
Koordinaten: Koordinaten: 51° 1′ N, 14° 13′ O51° 1′ N, 14° 13′ O
Höhe: 340 m ü. NN
Fläche: 24,12 km²
Einwohner: 10.447 (30. Apr. 2005)
Bevölkerungsdichte: 433 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 01841–01844
Vorwahl: 03596
Kfz-Kennzeichen: PIR
Gemeindeschlüssel: 14 2 87 270
Stadtgliederung: 3 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 1
01844 Neustadt in Sachsen
Webpräsenz:
Bürgermeister: Manfred Elsner

Neustadt in Sachsen ist eine Stadt in Sachsen und liegt eingebettet in das Neustädter Tal zwischen den Bergrücken des Hohwaldes und des Ungerberges.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Neben dem Hauptort Neustadt in Sachsen gibt es die Ortsteile Krumhermsdorf und Polenz.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa, 2006
Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa, 2006

Die Stadt ist Mitglied in der größten Städtefreundschaft Europas. 34 Städte und Gemeinden aus Deutschland, Österreich, Ungarn, der Slowakei und Tschechien, die den Namen Neustadt tragen, haben sich in der Arbeitsgemeinschaft Neustadt in Europa zusammengeschlossen.

[Bearbeiten] Verkehr

Neustadt verfügt über gut ausgebaute und instandgehaltene Umgehungstraßen. Im Stadtkern werden und wurden viele Straßen saniert. Die Wohngebiete sind meist durch Ring-Straßen angebunden.

[Bearbeiten] Ortsumgehung

  • Ost-West Umgehung: Dresden-Löbau/Sebnitz über Dr.-Wilhelm-Kaulisch-Straße
  • Nord-Süd Umgehung: Bischofswerda-Hohnstein über Bischofswerdaer Str.-Dr.-W.-Kaulisch-Str.-F.Mildner Str.-Berghausstraße

[Bearbeiten] Autobahnanbindungen

[Bearbeiten] Geschichte

  • Im Jahr 1333 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung Neustadts als Goldbergbaustadt. Die Gründer waren Freiberger Bergleute und nannten die Stadt Nuwenstad bzw. Niwenstad. Anfangs gehörte die Stadt zum Königreich Böhmen unter der Herrschaft der Berka von der Dubá. Obwohl es bis in jüngste Zeit immer wieder Versuche zum Goldbergbau in der Gegend gab und auch die üblichen Begleitminerale die Existenz von Goldadern vermuten ließen (siehe auch Hohwald), wurde leider nie etwas gefunden. Daß die Stadt trotzdem nicht völlig an Bedeutung verlor, liegt daran, daß sich hier auch eine damals wichtige Kreuzung zweier Handelsstraßen, der Salzstraße von Halle (Saale) nach Prag und der Pilgerstraße von Bautzen nach dem böhmischen Wallfahrtsort Mariaschein befand.
Kursächsische Postmeilensäule
Kursächsische Postmeilensäule

Im Jahr 1451 kam die Stadt durch Kauf in den Besitz des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen und blieb von da an in sächsischem Besitz. Im Jahr 1768 schlossen die Meister der Schmiede-, Schlosser- und Wagnerinnung in Neustadt eine Wette ab, wer wohl in kürzester Zeit ein hölzernes Wagenrad fertigen könne. Das Rad wurde dann innerhalb von sieben Stunden gefertigt und auch noch vor Sonnenuntergang bis in die Residenzstadt Dresden gerollt. Eine Kopie ist heute im Heimatmuseum zu sehen. Das Original befindet sich auf Schloß Moritzburg. Von 1938 bis 1945 wurden im größten Industriebetrieb am Ort - den Heringwerken - Flak-Geschütze des Kalibers 88 für den Krieg gefertigt. Die Produktion unterlag strenger Geheimhaltung. Im Jahr 1945 beschlossen mutige Bürger, die Stadt, in der keine deutschen Truppen stationiert waren, kampflos an die heranrückende russische Rote Armee und polnische Verbände zu übergeben und dies durch das Hissen weißer Fahnen, z. B. am Gebäude der heutigen Schillerschule, anzuzeigen. Das Vorhaben wurde jedoch durch einen fanatischen HJ-Führer zunichte gemacht, der sich mit einigen Hitlerjungen in der Schule verschanzte und das Feuer auf die heranrückenden Russen eröffnete, was auf beiden Seiten, wenige Tage vor Kriegsende, zu unnützen Opfern führte. Die Russen und Polen begannen daraufhin, Bewohner, soweit sie nicht bereits geflohen waren, aus ihren Häusern zu vertreiben, in den Häusern Benzin auszukippen und diese in Brand zu stecken. Die reichliche Hälfte der Gebäude rund um den Markt brannte auf diese Weise ab. Nur durch den mutigen Einsatz des katholischen und des evangelischen Pfarrer, blieben die übrigen Gebäude erhalten. Sie suchten unter Lebensgefahr den sowjetischen Kommandeur auf und flehten ihn an, den Rest der Stadt zu verschonen. Hilfreich war dabei, daß der katholische Pfarrer Sorbe war und somit eine dem Russischen und Polnischen verwandte Muttersprache sprach.


[Bearbeiten] Wirtschaft

[Bearbeiten] Metallindustrie

Bis 1989 war Neustadt ein Zentrum des Landmaschinenbaus. Das nach dem 2. Weltkrieg gegründete VEB Kombinat Fortschritt Landmaschinen trug wesentlich zum Wachstum der Stadt bei. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich von 1948 bis 1984.

Das "Fortschrittwerk" - aus den ehemaligen "Heringwerken" ( Zweigwerk der Hering AG Nürnberg) hervorgegangen - war zu dieser Zeit der größte Arbeitgeber in der Region. Im Werk Neustadt wurden Ballenpressen und Schwadmäher gefertigt. Zum Kombinat gehörten aber auch andere Werke, wie z. B. in Singwitz, wo Mähdrescher der Reihen E 512 und später E 516 gefertigt wurden oder Kirschau (Getriebeherstellung). Die Entwicklung und der Musterbau für alle diese Maschinen, die in den typischen Firmenfarben Blau und Weiß weltweit exportiert wurden, war aber in Neustadt. Ab den 60er Jahren wurden kleinere Betriebe am Ort wie Messerfabrik oder Emaillierwerk geschlossen und in das Fortschrittwerk eingegliedert.

[Bearbeiten] Kunstblumenindustrie

Es gab viele kleine Blumenfabriken, die später verstaatlicht und zusammengefasst zur "VEB Kunstblume Sebnitz" Kunstblumen herstellten. Die Anfertigung der Blumen war häufig Frauenarbeit. Beim "Blumen machen" oder "Laub auflegen" wurden die ausgestantzten Blätter auf die Stiele geklebt oder Blüten aus fertig gestanzten Teilen zusammengefügt. Diese Arbeiten erfolgten oft in Heimarbeit. Die Abrechnung erfolgte nach der alten Zählweise mit Gros und Dutzend. Da die Arbeit zu Hause erfolgte und teilweise mit gefährlichen Substanzen wie Klebstoffen oder Glasgrieß gearbeitet wurde, entstanden dabei auch Gefahren speziell für die oft anwesenden Kinder. Das Ausstanzen und andere Arbeiten, die nicht zu Hause erfolgen konnten, wurden durch "Blumenmädchen" in den Fabriken verrichtet. Nach der "Wende" war dieser Industriezweig der Billigkonkurrenz aus anderen Ländern nicht mehr gewachsen.

[Bearbeiten] Heutige Situation

 Neustadt von der Götzinger Höhe aus gesehen
Neustadt von der Götzinger Höhe aus gesehen
Am Markt dominieren Neubauten aus den 1950er Jahren. Nur Reste der alten Bebauung (z.B. das Haus im Hintergrund mit der Jahreszahl 1905) blieben erhalten. Die Figur am Eckhaus stellt ein Blumenmädchen dar und soll an die hier bis 1989 florierende Kunstblumenindustrie erinnern.
Am Markt dominieren Neubauten aus den 1950er Jahren. Nur Reste der alten Bebauung (z.B. das Haus im Hintergrund mit der Jahreszahl 1905) blieben erhalten. Die Figur am Eckhaus stellt ein Blumenmädchen dar und soll an die hier bis 1989 florierende Kunstblumenindustrie erinnern.

Die wirtschaftliche Situation in Neustadt wird heute vor allem durch eine hohe Arbeitslosigkeit bestimmt. Teilweise wurden die leerstehenden Wohnungen mit Spätaussiedlern aus der GUS belegt, was die soziale Situation auch nicht gerade entschärft.

Im ehemaligen VEB Fortschritt Landmaschinen Kombinat, in dem vor der Wiedervereinigung 6500 Menschen arbeiteten, nahm im November 2006 der Wohnmobilbauer "Capron" die Produktion auf und wird ca. 150 Arbeitsplätze schaffen. Es gibt noch ein Gewerbegebiet im Norden, welches sich die Stadt mit der Gemeinde Hohwald räumlich teilt. Dort siedelten sich neben einige Dienstleistungsunternehmen (z.B. Autohäuser) auch einige Industriebetriebe an, so eine Fabrik zur Kunststoffrohrherstellung und ein Werk für Stadtmöblierung, ebenso eine Firma, welche Ausrüstungen für bedeutende Landmaschinenhersteller liefert.


[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Museen

Neustädter Ziege
Neustädter Ziege

Das Heimatmuseum im alten Malzhaus der ehemaligen Brauerei Schmole informiert über die umliegenden Rittergüter, die Entwicklung der Kunstblumenindustrie und die Stadtgeschichte.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Eine Sehenswürdigkeit besonderer Art ist die vor dem Museum befindliche, aus Bronze gegossene Ziege. Sie wurde 1969 für die Kindertagesstätte in der Götzingerstraße geschaffen und dort im Garten aufgestellt, wo sie von den Kindern als beliebtes Klettergerät benutzt wurde. Später wurde sie wegen der Verletzungsgefahr jedoch entfernt und stand dann einige Jahre auf der Götzinger Höhe, bevor sie in den 90er-Jahren der vorherigen Jahrhunderts in der Malzgasse ihren jetzigen Platz fand.

Sehenswert ist auch eine Sandsteinfigur, die an der Ecke Böhmische Straße/ Markt in 4,50m Höhe ein Blumenmädchen darstellt und 1956 von dem Dresdner Bildhauer Albert Braun geschaffen wurde. Die nur spärlich bekleidete Figur sorgte bei ihrer Aufstellung seinerzeit für einigen Aufruhr.

An der Fassade des Gebäudes Dresdner Straße 3 - dem Schokoladenladen - erinnert ein Relief an die "Pfeng-Pauline", eine Handelsfrau, die um 1900 herum eine stadtbekannte Persönlichkeit war. In ihrem Korb hatte sie stets Süßigkeiten, die sie für Pfennigbeträge (daher der Name) auf den Volksfesten der Umgebung verkaufte. Sie war stets ärmlich gekleidet, mit Holzpantinen und Kopftuch, hinterließ jedoch der Legende nach bei ihrem Tod ein stattliches Vermögen.

[Bearbeiten] Bauwerke

Rathaus
Rathaus
 Jacobikirche - Im Vordergrund Druckerei „Julius Mißbach“
Jacobikirche - Im Vordergrund Druckerei „Julius Mißbach“

Das Rathaus in der Mitte des Marktplatzes wurde um 1700 erbaut. Über dem Rathausportal befinden sich das Meißner und das Neustädter Wappen. Interessant ist der kupferbeplankte Rathausturm mit der Uhr. Unweit des Rathauses befindet sich eine Postmeilensäule von 1729 der kurfürstlich sächsischen Post mit Entfernungsangaben.

Das höchste Gebäude ist der Turm der 1884 geweihten im neogotischen Stil errichteten evangelischen St.-Jacobi-Kirche. Der Turm mit der Uhr ist weithin von den umliegenden Hügeln zu sehen und wer gute Augen hatte konnte daher auch zu Zeiten, als Armbanduhren noch nicht selbstverständlich waren, beispielsweise bei der Feldarbeit, immer die genaue Zeit ablesen.

Älter als die Kirche selbst ist das 1616 im Renaissancestil erbaute Pfarrhaus. Es ist das älteste heute noch erhaltene Gebäude der Stadt.

Die katholische St.-Gertraudis-Kirche in der Nähe des Stadtparkes wurde 1927-1928 erbaut.

[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen

  • Allgemeinbildung
Julius-Mißbach-Grundschule
Friedrich-Schiller-Mittelschule
Götzinger-Gymnasium (geschlossen)
Förderschule Neustadt, OT Polenz
  • Allgemein- & sprachliche Bildung
Volkshochschule Sächsische Schweiz, Außenstelle Neustadt
  • Berufsvorbereitung & -ausbildung
Internationaler Bund(IB), Außenstelle Neustadt

[Bearbeiten] Freizeit- und Sportanlagen

  • Sportforum Neustadt
  • Neustadt-Stadion
  • Reiterhof Mariengut
  • Tennisplätze des 1.TC Neustadt
  • Freizeitbad "monte mare" & Fitnesscenter
  • Freibadesee Neustadt, Rugiswalder Weg
  • Waldbad Polenz (Betreiber Monte Mare) - beliebter Treff im Sommer
  • Grenzlandlichtspiele (Kino)
  • Skilift in Rugiswalde www.skiclub-rugiswalde.de

[Bearbeiten] Umgebung

Blick auf die Stadt vom Nordosten
Blick auf die Stadt vom Nordosten

Das Neustädter Tal liegt an der Grenze zwischen Lausitzer Bergland und Elbsandsteingebirge nahe der Lausitzer Überschiebung. Wer sich aus westlicher Richtung aus Dresden oder Stolpen kommend, dem Ort nähert, überquert als erstes den Karrenberg (mundartlich Kornberg gesprochen). Obwohl der Berg heute unbewaldet ist und manchmal Getreide darauf angebaut wird, hat er seine Bezeichnung nicht vom Korn sondern von den Schubkarren, mit denen die Handelsleute im Mittelalter diesen Berg auf der alten Salzstraße überquerten. Von hier bietet sich ein schöner Blick über das Städtchen und seine Umgebung, die gut mit Wanderwegen erschlossen ist.

Südwestlich befindet sich der Ortsteil Polenz. Das gleichnamige Flüsschen bahnt sich seinen Weg erst durch Granit und dann durch Sandstein bis zum Zusammenfluss mit dem Sebnitzbach um dann nach einigen Kilometern als Lachsbach in der Nähe von Bad Schandau in die Elbe zu münden. Das Polenztal ist berühmt für das größte natürlichen Vorkommen wildwachsender Märzenbecher innerhalb Deutschlands.

Weiter südlich steigt der Bergrücken des Ungers (538m) mit dem Fernsehturm und dem Aussichtsturm an. Ein Vorberg des Unger ist die Götzinger Höhe - ein Aussichtspunkt mit Turm und Gaststätte in 425m Höhe südlich von Neustadt. Diese ist ein beliebtes Ausflugsziel der Neustädter. Man erreicht sie vom Plattenbaugebiet "Bruno-Dietze-Ring" aus über den "Promenadenweg", wo es einen Picknickplatz mit kleiner Kneippanlage (Wassertreten) gibt. Vom Turm, der aus einer Eisenkonstruktion besteht, hat man einen schönen Rundblick bis in die umliegenden Gebirge Elbsandsteingebirge, Erzgebirge, Lausitzer Bergland und bei guter Sicht auch bis ins Isergebirge und Riesengebirge]. Im Winter ist die Abfahrt von der Götzinger Höhe als Rodelbahn beliebt.

Nach Osten hin geht der Blick über das Langburkersdorfer Tal, wo die Polenz entspringt. Dahinter befinden sich die Berge Nordböhmens.

Im Nordosten der Hohwald mit seiner höchsten Erhebung, dem Valtenberg (588m).

Karrenberg
Karrenberg
Blick zum Hohwald
Blick zum Hohwald
Ungerberg
Ungerberg


[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Gemeinde

 Inschrift an der Stadtapotheke am Markt
Inschrift an der Stadtapotheke am Markt
  • Friedrich Adolph Struve 1781-1840 - Erfinder des künstlichen Mineralwassers, gründete 1818 in Dresden die erste Mineralwasseranstalt
  • Wilhelm Lebrecht Götzinger 1758-1818 - Von 1787 an wirkte er als Diakon, später als Pfarrer an der St.-Jakobi-Kirche. Durch seine Bücher, in denen er die Sächsische Schweiz beschreibt, gilt er als Erschließer dieser Landschaft. Nach ihm ist die "Götzingerhöhe" benannt.
  • Julius Mißbach (1831-1896)- Riemergeselle; später Verleger und Buchhändler; Vater vieler im 19 Jahrhundert gegründeter Vereine; Vorkämpfer für den Eisenbahnbau (sächsische Semmeringbahn), sowie den Bau der Volksschule, des Amtsgerichtes, des Götzinger- und Ungerturmes
  • Bruno Dietze - sozialdemokratischer Bürgermeister in den ersten Jahren nach 1945
  • "Pfeng- Pauline" - Neustädter Original um 1900


[Bearbeiten] Weblinks

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