Ratko Mladić
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Ratko Mladić [ˈmlaːditɕ] (* 12. März 1943 in Božinovići, Bosnien-Herzegowina) war im Bosnienkrieg von 1992 bis 1995 der Oberbefehlshaber der serbischen Truppen in Bosnien-Herzegowina. Er ist ein mutmaßlicher Kriegsverbrecher und derzeit noch flüchtiger Angeklagter vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien.
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[Bearbeiten] Leben
Mladić wurde in einem kleinen Dorf nahe der ostbosnischen Stadt Kalinovik geboren, als ganz Bosnien-Herzegowina Teil des von den Nationalsozialisten protegierten kroatischen Ustascha-Staates war, einem Staat, der nach der deutsch-italienischen Invasion und Zerstückelung Jugoslawiens 1941 entstanden war. Bei seiner Geburt weilte der Vater, Nedjo, bei den Partisanen, während seine Mutter Stana geb. Lalatović die Einquartierung italienischer Besatzungssoldaten erdulden musste. Mladics Vater kam 1946 bei einem mysteriösen Bombenabwurf ums Leben.
Bei einer Volkszählung im Jahre 1981 gab Mladić als Nationalität Jugoslawisch an.
Im Juni 1991 erhielt Mladić während der Kämpfe zwischen der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) und den kroatischen Einheiten den Posten des Kommandeurs des 9. Korps der JNA in Knin, der Hauptstadt der selbsternannten Republik Serbische Krajina in Kroatien. Unter Mladićs Kommando wurden Kämpfe um die Stadt Šibenik mit kroatischen Einheiten ausgetragen, bei der es zur Sprengung der Maslenica-Brücke kam, aufgrund deren strategischer Lage das restliche Dalmatien vorübergehend vom kroatischen Hoheitsgebiet abgeschnitten wurde, was erklärtes Ziel der Krajina-Serben war. Am 4. Oktober 1991 wurde er zum Generalmajor befördert. Am 24. April 1992 wurde er in den Rang eines Generalleutnants erhoben und am 9. Mai 1992 erreichte er den Posten des Stabschef-Vizekommandeurs des Zweiten Militärdistrikthauptquartiers der JNA in Sarajewo. Am 10. Mai 1992 übernahm er das Kommando über das Zweite Militärdistrikthauptquartier der JNA.
Am 12. Mai 1992 stimmten die bosnischen Serben für die Gründung von militärischen Einheiten, der Armee der Serbischen Republik (serb. Vojska Republike Srpske, VRS), die aus bosnischen Serben und Angehörigen der jugoslawischen Volksarmee, die aus Bosnien stammten, gebildet wurde. Gleichzeitig wurde Mladić zum Oberkommandierenden der VRS berufen, eine Position, die er bis Dezember 1996 ausübte. Nach dem Rückzug der JNA-Streitkräfte von Bosnien im Mai 1992 wurde der Zweite Militärdistrikt der JNA Kern des Hauptstabes der VRS. Am 24. Juni 1994 wurde Mladić in den Rang eines Generaloberst befördert.
Mladic war in Srebrenica auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Fernsehaufnahmen von damals lassen vermuten, dass er es genoss, wenn Menschen Todesangst vor ihm hatten. "Schießt nur auf die Lebenden, nur auf die Lebenden! Sie haben keine Waffen. Sie haben nur die eine oder andere Panzerfaust. Sie haben normale Gewehre und das ist alles", soll er beim Sturm auf Srebrenica befohlen haben.
Am 9. November 1996 entließ Biljana Plavšić als Präsidentin der "Republika Srpska" den vor dem Haager Tribunal angeklagten Armeechef Ratko Mladić. Nachfolger Mladićs als Generalstabschef wurde Generalmajor Pero Čolić. Am 13. November 1996 beschloss die Präsidentin, auch den Mladić nahestehenden Armeesender "Radio Krajina" zu schließen. Am 15. November 1996 erklärte sich Mladić bereit, seine Entlassung zu akzeptieren, sofern er selbst seinen Nachfolger bestimmen könnte. Den neuen Generalstabschef Generalmajor Čolić erkenne er nicht an, und es entstand ein Machtkampf in der "Republika Srpska".
[Bearbeiten] Anklage vor dem ICTY
Am 24. Juli 1995 wurde Mladić vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) als Kriegsverbrecher wegen Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und zahlreichen Kriegsverbrechen (einschließlich Verbrechen im Zusammenhang mit der Kampagne der Scharfschützen, die aus dem Hinterhalt auf Zivilisten in Sarajevo schossen) angeklagt. Am 16. November 1995 wurden die Anklagepunkte des Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen auf den Angriff gegen die UN-Schutzzone Srebrenica (Massaker von Srebrenica) im Juli 1995 ausgedehnt, wobei mehr als 7000 moslemische Zivilisten getötet worden waren. Mladić soll ebenfalls für die Geiselnahme von UN-Soldaten (UNPROFOR) verantwortlich sein.
Als Flüchtling vor dem ICTY wird Mladić verdächtigt, sich in Serbien, in der Republik Srpska oder in Russland zu verstecken. Bis zum Frühjahr 2002 soll Mladić unbehelligt bei seinem Sohn in Belgrad gelebt haben. Nach Einschätzung der Chefanklägerin des Haager Tribunals für Kriegsverbrechen, Carla Del Ponte, sei Mladić in Reichweite der Behörden Serbiens, was Belgrad inzwischen für den Zeitraum bis Juni 2002 eingesteht, danach nicht mehr. Der Vorsitzende des Nationalen Rats für Zusammenarbeit mit dem Tribunal, Rasim Ljajić, sagt: "Man weiß inzwischen, dass 130 Personen in verschiedenen Phasen Mladic beim Verstecken geholfen haben. Leider befindet sich die Mehrheit von ihnen in der bosnischen Serbenrepublik." Seit Januar 2006 sind fünf Militärangehörige als mutmaßliche Helfer in Haft genommen worden.
Einem Medienbericht zufolge wurde Mladić als Zuschauer eines Fußballspiels zwischen der Volksrepublik China und Jugoslawien im März 2000 in Belgrad gesehen. Er soll das Stadion durch den VIP-Eingang betreten und in einer privaten Loge umringt von acht bewaffneten Leibwächtern gesessen haben. Manche Quellen besagen, Mladić halte sich im südserbischen Niš auf und werde von der serbischen Armee gedeckt. Der stellvertretende Regierungschef Miroljub Labus behauptet, er sei in einem Vorort von Moskau gesehen worden und dass er sich gewöhnlich in Thessaloniki und Athen aufhalte. Im November 2004 räumten britische Verteidigungsoffizielle ein, dass Militäraktionen nicht sehr wahrscheinlich zur erfolgreichen Ergreifung von Mladić und anderen Verdächtigen führen würden. Politischer Druck auf die Balkanregierungen sei wahrscheinlich erfolgreicher. Dafür spricht, dass der serbische Verteidigungsminister Zoran Stanković seinen Rücktritt angekündigt hat, falls Mladić nicht bald gefasst werde. Die amerikanische Regierung hat auf seine Ergreifung ein Kopfgeld von 5 Millionen US-Dollar ausgelobt.
Ein großer Teil der serbischen Bevölkerung sieht ihn nach wie vor als im Kapf gegen die Muslime Held an, weshalb seine Ergreifung fast unmöglich ist.
[Bearbeiten] Familie
Seine Tochter Ana nahm sich 1994 während ihres Medizinstudiums an der Universität Belgrad das Leben. Es ist möglich, dass die Gründe für diesen Suizid in der intensiven Kritik an Mladić in den serbischen Medien lagen. Sie ruht in Topčider. Es wird angenommen, dass er regelmäßig ihr Grab besucht.
[Bearbeiten] Meldungen über Verhaftung
Zahlreiche Pressemitteilungen meldeten am 21. Februar 2006, dass Mladić in Belgrad verhaftet worden sei und EUFOR-Einheiten in der nordostbosnischen Stadt Tuzla zur Überstellung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag übergeben worden sei oder dass darüber zumindest verhandelt werde. Dies wurde von allen Seiten dementiert, aber die Chefanklägerin in Den Haag, Carla del Ponte vermutet weiterhin, dass die serbischen Behörden seinen aktuellen Aufenthaltsort kennen und mahnte seine baldige Verhaftung an. Die Festnahmen von Mladić und Radovan Karadžić gelten als Grundvoraussetzungen für ein Assoziierungsabkommen der EU mit Serbien. Bis zum heutigen Tage gibt es jedoch keine weiteren Informationen über eine Festnahme von Mladić.
Er kann seit dem 7. April 2006 nicht mehr frei über sein Vermögen verfügen. Das Parlament von Serbien-Montenegro hatte dazu ein Gesetz zum Einfrieren der Bankkonten und anderer Besitztümer aller flüchtigen angeklagten Kriegsverbrecher verabschiedet. Das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hatte die Zusage des serbischen Regierungschefs Vojislav Koštunica, dass Mladić bis Ende des April ausgeliefert wird, was aber nicht eingehalten wurde.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Anklageschrift des ICTY gegen Mladić
- Steckbrief von Interpol
- Portrait des ZDF
- Trial Watch: Das Verfahren gegen Ratko Mladić
Personendaten | |
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NAME | Mladić, Ratko |
ALTERNATIVNAMEN | Ратко Младић (serbisch-kyrillisch) |
KURZBESCHREIBUNG | ehemaliger Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Truppen |
GEBURTSDATUM | 12. März 1943 |