Sprachtypologie
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Die Sprachtypologie ist ein System (eigentlich mehrere solcher Systeme) zur Klassifizierung von Sprachen anhand grammatischer Merkmale. Die typologische Klassifikation unterscheidet sich von der genetischen Klassifikation, welche Sprachen nach primären etymologischen Ursprüngen, das heißt nach ihren Ursprachen, in Sprachfamilien einordnet, und von der geographischen Klassifikation, welche Sprachen nach geographischen Kriterien in Sprachbünden gruppiert.
Eine typologische Klasse wird Sprachtyp genannt.
Es bestehen verschiedene Ansätze zur Sprachtypologie.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Morphologische Sprachtypologie
Zu den frühesten Typologien gehört die von August Wilhelm Schlegel und Wilhelm von Humboldt. Sie teilten die Sprachen aufgrund morphologischer Kriterien in synthetische und analytische Sprachen ein.
- Synthetische Sprachen drücken syntaktische Verhältnisse im Satz zumindest teilweise durch Affixe aus.
- Die synthetischen Sprachen wurden weiter in flektierende, fusionale, agglutinierende, und polysynthetische eingeteilt.
- Analytische Sprachen verwenden für die syntaktische Funktion Wortstellungsregularitäten oder Funktionswörter.
- Die analytischen Sprachen umfassen die Gruppe der isolierenden Sprachen, zu der auch das Chinesische gehört.
Die Arbeit der beiden Sprachforscher stieß auf Kritik, weil sie chauvinistisch die flektierenden Sprachen, zu denen auch das Deutsche gehört, als weiterentwickelt einstufte und verschiedene theoretische Mängel aufwies.
[Bearbeiten] Wortstellungstypologie
Ein neuerer Ansatz ist die Universalienforschung von Joseph Greenberg, die nach allgemein auftretenden Strukturgesetzmäßigkeiten in den Sprachen der Welt sucht. Ein Beispiel hierfür ist die Wortstellungstypologie, die auf syntaktischen Kriterien beruht. Es klassifiziert Sprachen nach der Reihenfolge von Subjekt, Objekt und Verb im Satz. Den jeweiligen dieser Sprachtypen einer Klasse nennt man häufig auch einfach nur selbst "Typ der Sprache":
- SPO Subjekt-Prädikat-Objekt, z.B. Englisch, Chinesisch, Französisch, Russisch
- SOP Subjekt-Objekt-Prädikat, z.B. Türkisch, Japanisch, Latein, Persisch
- PSO Prädikat-Subjekt-Objekt, z.B. Gälisch, Walisisch, Aramäisch, Tagalog, Standardarabisch
In fast allen Sprachen geht allerdings das Subjekt dem Objekt voraus, so dass die folgenden drei Typen nur sehr vereinzelt auftreten:
- POS Prädikat-Objekt-Subjekt, z.B. Malagasy, Javanesisch
- OSP Objekt-Subjekt-Prädikat, z.B. Xavante
- OPS Objekt-Prädikat-Subjekt, z.B. Guarijio
Beim Deutschen und Niederländischen wird diese Klassifikation dadurch erschwert, dass das Verb oft in mehreren Teilen über den Satz verteilt wird, und Subjekt wie Objekt auch dazwischen platziert werden können, beispielsweise: "Im Wald habe ich einen Fuchs gesehen". Diese Sprachen werden daher häufig als V2-Sprachen klassifiziert, da sich das gebeugte Prädikat (unabhängig von der Position von Subjekt und Objekt) in jedem Fall an der zweiten Stelle eines Hauptsatzes befindet. Häufiger wird allerdings die im Nebensatz verwendete Reihenfolge als Grundwortstellung angenommen, in diesem Beispiel also "dass ich im Wald einen Fuchs gesehen habe". In der Nebensatz-Stellung nimmt das Subjekt eine feste Position ein und die einzelnen Teile des Verbs können nicht voneinander getrennt werden, so dass das Deutsche dementsprechend als SOP klassifiziert werden kann.
Einige Sprachen, insbesondere stark flektierende, bereiten bei der Einordnung in dieses System besondere Probleme, da sie im Grunde jede beliebige Reihenfolge von Verb und Objekt zulassen. Beispiele sind Latein und die polnische Sprache.
[Bearbeiten] Relationale Typologie
Die relationale Typologie bezieht für ihre Klassifizierung die Umsetzung grammatischer Relationen ein (Siehe Aktiv-, Ergativ- und Nominativsprachen).
[Bearbeiten] Phonologische Sprachtypologie
Je nach Forschungsinteresse kann man typologischen Betrachtungen Kriterien aus allen Teildisziplinen der Linguistik zu Grunde legen. Aus phonologischer Perspektive kann man Sprachen beispielsweise in akzentzählende beziehungsweise silbenzählende einteilen. Siehe auch: Sprechrhythmus.
[Bearbeiten] Literatur
- Gabriel Altmann & Werner Lehfeldt: Allgemeine Sprachtypologie. Fink, München 1973. ISBN 978-3-7705-0891-4
- Gertraud Fenk-Oczlon & August Fenk: Selbstorganisation und natürliche Typologie. In: Sprachtypologie und Universalienforschung 48, 1995, 223-238.
- Joseph H. Greenberg: A quantitative approach to the morphological typology of languages. In: International Journal of American Linguistics 26, 1960, 178-194.
- Joseph H. Greenberg (ed.): Universals of Language. The M.I.T. Press, Cambridge, Mass./ London 1963/ 1966.
- Harald Haarmann: Grundzüge der Sprachtypologie. Kohlhammer, Stuttgart 1976. ISBN 978-3-17-002486-1
- Gustav Ineichen, Gustav: Allgemeine Sprachtypologie. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991. ISBN 978-3-534-07409-9
- Thorsten Roelcke: Sprachtypologie des Deutschen. de Gruyter, Berlin/ New York 1997. ISBN 978-3-11-015276-0
- Hansjakob Seiler (ed.): Language Universals. Narr, Tübingen 1978. ISBN 978-3-87808-111-1
- George Silnitsky, George: Typological Indices and Language Classes: A Quantitative Study. In: Gabriel Altmann (Hrsg.): Glottometrika 14 (S. 139-160). Wissenschaftlicher Verlag Trier, Trier 1993. ISBN 978-3-88476-081-9