Tango Argentino
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Tango Argentino | |
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Technik: | Standard |
Art: | Gesellschaftstanz, Turniertanz, Paartanz |
Musik: | Tango |
Taktart: | 4/4-, 2/4- oder 3/4Takt |
Tempo: | 30 TPM |
Herkunft: | Río de la Plata-Argentinien-Uruguay |
Entstehungszeit: | ~1880 |
Liste der Tänze |
Tango bezeichnet einen Tanz und eine Musikrichtung, (siehe Tango (Musikrichtung)), die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von Buenos Aires und Montevideo aus in der gesamten Welt verbreitet hat. Da es heute verschiedene Ausprägungen des Tango gibt, werden die ursprünglicheren, lateinamerikanischen Formen der Musik und des Tanzes zur Unterscheidung meist Tango Argentino genannt, während mit Tango, gelegentlich auch Europäischen Tango (Standard-Tango), hauptsächlich die europäischen Versionen des Welttanzprogramms gemeint sind. Diese Unterscheidung ist in Argentinien selbst jedoch nicht üblich, dort spricht man einfach von Tango.
„Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann“, sagte der argentinische Tango-Komponist Enrique Santos Discépolo. Und in einer Werbe-Anzeige für eine CD mit Tango-Musik war folgendes Zitat des Autors George Bernhard Shaw zu lesen: „Der Tango ist der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens.“
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Name
Der Ursprung der Bezeichnung „Tango“ ist ungeklärt. Der Begriff könnte vom lateinischen tango („ich berühre“, von tangere, „berühren“) abstammen. Auch das spanische tambor, Trommel, die in der Candombe verwendet wird, wird als Namenspatron genannt. Schließlich sei hier das spanische Wort tangear als möglicher Ursprung erwähnt, das die Bedeutung schlingern, torkeln, schwanken besitzt und vielleicht ursprünglich als spöttische Bezeichnung dieser Bewegungsform gedient haben könnte.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Geschichte des Tango beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Südamerika. In Buenos Aires und in Montevideo treffen die verschiedensten Völker und Kulturen aufeinander. Getrieben durch wirtschaftliche Not in ihren Heimatländern und durch ein groß angelegtes Einwanderungsprogramm der argentinischen Regierung angelockt, erreichen alleine zwischen 1880 und 1930 ca. 6 Mio. Neuankömmlinge, vor allem Italiener, Spanier aber auch Mitteleuropäer, darunter viele Juden, die Hafenstädte am Unterlauf des Río de la Plata. Zugleich scheitert die angekündigte Landreform am Widerstand der Landbarone, was die demographische Situation noch verschärft, denn zu den Einwanderern, denen es nicht gelingt im Hinterland Fuß zu fassen und die deshalb in die Hafenstädte zurückkehren, strömen nun auch noch abertausende von arbeitslosen Landarbeitern (peones) und Gauchos aus der Pampa. Und dort, wo viele Menschen auf engem Raum überleben müssen, herrscht Mangel an Arbeit, an Perspektiven und an Selbstverwirklichungsmöglichkeiten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tanzten Einwanderer wie Kreolen in den Tanzschulen, Kneipen, Tanzsälen und auf Tanzfesten Walzer, Polka, Mazurka und Habanera. Etwa um 1880 begann man in Buenos Aires auch zur Musik der einheimischen Milonga zu tanzen. Später verlangsamte sich die leichte, fröhliche Milonga zum ernsteren Tango. Anstatt anzüglicher Texte wurden die soziale Not und der Liebeskummer besungen. Kontrabass, Violine und Bandoneón (1840 aus der Konzertina entwickelt und wohl 1880 importiert) waren zunächst die Standardinstrumente der durch Kneipen, Tanzsäle und Straßen ziehenden Musiker. In den Hafenvierteln und Barrios (Vorstädte/Stadtteile) von Buenos Aires und Montevideo, in einem Milieu von Arbeitslosigkeit, Kleinkriminalität und Prostitution, wurde der Tango zum Ausdruck existentieller Not und menschlicher Einsamkeit. „Für den Tango existiert kein Volk als abstrakte Einheit oder als Ideal. Der Tango kennt nur den Menschen aus Fleisch und Blut“, schrieb José Gobello. Verschiedene Autoren behaupten, dass die argentinische Oberschicht den neuen Tanz und die Musik als Ausdruck von Verkommenheit und Verarmung abgelehnt hätten.
Erst am Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich die wirtschaftliche Situation der breiten Masse in Argentinien langsam zu verbessern. Zugleich gelang dem Tango kurz vor dem Ersten Weltkrieg der Sprung über den Atlantik in die Salons und Bars von Paris, wo er schnell zum Modetanz avancierte. Da Paris in jener Zeit das Non plus ultra der Eleganz war, wurde der Tango auch im weiteren Europa bekannt und beliebt. Um diesen erotisch-wilden Tanz an europäische Bewegungskonzepte anzupassen entwickelten englische Tanzlehrer und Choreographen den europäischen Standardtanz Tango, der jetzt als Gesellschaftstanz zu den Turniertänzen gehört.
Mit der Akzeptanz in Paris - das auch für Buenos Aires als Vorbild galt - wurde der Tango von der Oberschicht der argentinischen Gesellschaft akzeptiert und es entwickelte sich das, was weltweit als »Tango Argentino« bekannt ist.
Allerdings unterscheidet sich der Argentino vom »Ur«-Tango in zwei Punkten:
- Der anstößige Schritt zwischen die Beine der Partnerin/des Partners wird dabei durch einen außenseitlichen Schritt ersetzt.
- der ursprüngliche Rhythmus (Schritt – Schritt – Wie-ge-Schritt) als »slow – slow – quick-quick–slow« im internationalen Tango beibehalten (wobei das »slow« in Wirklichkeit ein »quick« mit anschließender Pause ist) wird aufgegeben.
Es entstanden unterschiedliche Stilrichtungen, wie z. B. der Tango canyengue oder - orillero aus der Unterschicht in den Vorstädten und der Tango de Salon der Oberschicht, sowie unterschiedliche rhythmische Variationen wie der (aus Frankreich importierte) Vals und die Milonga. Musikalisch wurde der Tango von den sextetos típicos und den orquestas típicas getragen (siehe auch den entsprechenden Artikel hier). In den 70er Jahren wurde Südamerika von einer Reihe brutaler Militärputsche heimgesucht, beginnend 1973 in Uruguay und Chile, dann 1976 in Argentinien. Tausende von Menschen fliehen nach Europa, um Gefängnis, Folter und Tod zu entgehen. Im Exil beginnt die Suche nach geeigneten Ausdrucksformen, um ihr Leid auszudrücken. Für Uruguayer und Argentinier ist es der Tango. In Paris schaffen sie sich 1981 ihre Bühne: das „Trottoirs de Buenos Aires“.
1982 trat im Berliner Künstlerhaus Bethanien, im „Tango Palast“ von Daniel Zelaya und Juan Carlos Castaldi die damalige Pariser Musikerszene auf: Juan José Mosalini, das Cuarteto Cedrón und das Sexteto Mayor, das damals in Paris gastierte. In der Philharmonie spielten Astor Piazzolla und Susana Rinaldi. Astor Piazzollas Tango nuevo, sein neuer, konzertanter Tango als avantgardistische Fortsetzung der argentinischen Wurzeln, weckte das Interesse für die ursprüngliche Musik. Aber auch der Tanz ließ nicht lange auf sich warten: In Paris (und später am Broadway) mit der brillanten Tanzshow „Tango argentino“ von Claudio Segovia und Héctor Orezzoli, mit einigen der renommiertesten Tangotänzern jener Zeit wie Juan Carlos Copes und Maria Nieves oder Virulazo und Elvira. Parallel dazu entstanden in Berlin und Amsterdam die ersten Tangotanzschulen, die eine neue europäische Tanzbegeisterung für den originalen Tango vom Río de la Plata auslösten.
Erst seit 1984 ist der Tango in Buenos Aires dabei, sein Schattendasein zu verlassen und im Zug der Anpassung an das ökonomische Potenzial der Tangotouristen auch von Jungen wieder vermehrt getanzt zu werden. Inzwischen besteht in Buenos Aires täglich ein großes Angebot an Milongas, Tanzveranstaltungen, auf denen Tango getanzt wird.
In den 1990er Jahren vermischte sich der Tango mit elektronischen Musikstilen und es entstand der sogenannte Electrotango.
In Europa erreichte der Tango besonders in Finnland anhaltende Beliebtheit. Er traf genau den Nerv der Finnen, die sentimentale Musik (vorzugsweise in Moll) bevorzugen. Diverse finnische Komponisten wie Toivo Kärki und Unto Mononen schreiben Tango-Evergreens, anfangs noch unter argentinisch klingenden Pseudonymen, später nach den ersten Erfolgen unter ihrem echten Namen. Die finnischen Texte behandeln Themen wie Trauer, Liebe, Einsamkeit, Sehnsucht. In der Stadt Seinäjoki findet jährlich ein Tangofestival statt, wo unter den besten Sängerinnen und Sängern ein Tango-Königspaar gewählt wird. Nach Toivo Kärki vereint der finnische Tango zwei Elemente: Die russische Romanze und den deutschen Marsch.
[Bearbeiten] Tango als Tanz
[Bearbeiten] „Tanzphilosophie“
Der Tango Argentino zeichnet sich durch eine besondere Tanzphilosophie aus. Er hat keine feste Choreographie und unterscheidet sich vom Standard-Tango neben der deutlich anderen Paarhaltung dadurch, dass er streng genommen nicht einmal „Figuren“ wie die Tänze des Welttanzprogramms beinhaltet. Eher sind es verschiedene Schrittelemente und Techniken, die in beliebiger Weise miteinander kombiniert werden können. Einer der beiden Partner übernimmt die Rolle des Führenden, der andere die Rolle des bzw. der Folgenden. Ersterer ist traditionsgemäß der Mann, zweitere die Frau, wenngleich es in neuerer Zeit auch mehr und mehr Frauen gibt, die führen; auch gleichgeschlechtliche Paare tanzen immer häufiger miteinander. Die Führung zu übernehmen bedeutet, im Verlauf des Tanzes weitgehend zu bestimmen, welche Schritte und Kombinationen getanzt werden und mit welcher Geschwindigkeit das erfolgt. Umgekehrt muss die Person, die folgt, diese Führung akzeptieren und versuchen, die Körperimpulse des Partners so zu interpretieren, dass ein kontinuierlicher Tanzfluss möglich ist. Die Tanzpartner müssen also einen guten Körperkontakt aufnehmen, denn die Übertragung der Impulse soll nicht durch Bewegungen der Hände oder Arme (schon gar nicht des linken Armes des Führenden) erfolgen, sondern durch den gesamten Oberkörper bzw. über die Schultern. Dabei stehen die Partner immer ein wenig aufeinander zugeneigt. Weniger eine Rolle spielt, wie „eng“ die Partner miteinander tanzen, also ob z. B. die Köpfe aneinander gelehnt werden oder gar ein Kontakt über den ganzen Oberkörper erfolgt, wichtiger ist vielmehr, dass das Tanzpaar immer mit den Oberkörpern direkt voreinander bleibt. Nur dann ist gewährleistet, dass die Übertragung der Impulse unmissverständlich erfolgen kann und dass sich das Paar bei komplizierteren Schrittfolgen, z. B. bei Drehungen, nicht verliert und "aus der Achse fällt". Der Bergriff "Achse" ist ausgesprochen wichtig. Es hat sowohl jeder der Tanzenden als auch das Paar eine eigene Achse; und die Integrität dieser Achsen ist essentiell: Wird die gemeinsame Achse verletzt kann das Ergebnis ein Sturz sein, wird die Achse eines der Tanzenden verletzt wird ein Schritt oder eine Technik massiv verändert (- weit fortgeschrittene Tänzer können diese Veränderung jedoch kontrollieren und daraus spektakuläre Techniken entwickeln). Der argentinische Tango verlangt nicht zuletzt durch diese Aspekte von seinen Tänzern ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen.
[Bearbeiten] Elemente
Obwohl es sich beim Tango Argentino im Kern um einen Improvisationstanz handelt, hat sich eine Vielzahl von Tanzelementen herausgebildet. Die Tänzer können aus diesem "Baukasten" von Einzelelementen schöpfen, sie immer wieder neu ausgestalten und kombinieren und so jeden Tanz individuell gestalten.
Die Grundelemente des Tango Argentino sind zunächst einfaches Gehen, die „Caminata“, Stopps und Drehungen. In Europa entwickelten die Tangolehrer – um dem Wunsch der Tänzer nach einem klaren Schema entgegen zu kommen – eine Schrittkombination, die die „base“ (mitunter auch „basse“ geschrieben) genannt wird: Diese besteht aus 8 Schritten bzw. Positionen. Die Schritte sind grundsätzlich gleich lang. Die Basse beginnt mit einem Rückwärtsschritt des rechten Fußes des Mannes (1), gefolgt von einem Seitwärtsschritt nach links (2), dann zwei Vorwärtsschritten des Mannes an der Frau seitwärts vorbei (3+4) und einem Schließen der Füße (5), wobei bei diesem 5. Schritt der Mann seine Partnerin mit einer kleinen sanften Linksdrehung seines Oberkörpers leicht zur Seite führt, so dass diese die Beine überkreuzen kann („el cruze de la mujer“) (Cruzada) und dabei die Füße möglichst eng nebeneinander „ins Kreuz“ stellt (den linken vor den rechten Fuß). Die nächsten 3 Schritte bilden den Abschluss (6-8), der „resolución natural“. Mit dem linken Fuß nach vorn führt er die Dame aus dem Kreuz heraus (6). Dabei kann er sie in eine Viertel- oder kleinere Linksdrehung leiten, dann ein seitlicher Schritt nach rechts (7) und Schließen der Füße(8)). Diese Figur wird nicht immer am Anfang begonnen, sondern weist verschiedene mögliche Ein- und Ausstiegspunkte auf. Auch Verkürzungen sind möglich. Der Herr kann die Dame beispielsweise aus der Cruzada auf 5 direkt zurück zur auf 2 führen oder auf 7 seinen linken Fuß ohne Gewicht an den rechten schließen und mit Seitschritt links direkt zur auf 2 gelangen.
Die Base in der hier geschilderten Version („paso basico cruzado“) ist nur ein Hilfskonstrukt für ein besseres Vermitteln im Unterricht und wird von fortgeschrittenen Tänzern so sehr selten getanzt. Didaktisch fortschrittliche Lehrer unterrichten sie dementsprechend oft nicht als Grundschritt, sondern als eine interessante fortgeschrittene Kombination. Vor allem der erste Schritt wird normalerweise weggelassen oder ersetzt, da bei einem Rückwärtsschritt die Gefahr einer Kollision mit nachfolgenden Tanzpaaren groß ist. In den klassischen Salons in Buenos Aires wird ein solcher Rückwärtsschritt grundsätzlich nicht getanzt, wie dort überhaupt peinlichst auf Tanzdisizplin geachtet wird, so z. B. auch die Einhaltung einer Tanzrichtung gegen den Uhrzeigersinn. Doch auch in Europa ist man in den Salons und Milongas nicht glücklich über Tänzer, die einem unverhofft entgegen kommen. Als Alternative zu den Positionen 1 und 2 gilt die „salida americana“, ein promenadenähnlicher Eröffnungsschritt nach links.
Normalerweise folgt auf einen Taktschlag ein Schritt. Es können aber auch Pausen eingelegt werden, oder die Schritte in ihrer Zeit halbiert. Je nachdem, wie der Herr sich von der Musik leiten lässt oder wie es die Platzverhältnisse auf der Tanzfläche erlauben, werden die Zeitelemente eingesetzt.
Typische Merkmale des Tanzes sind weiterhin – neben dem erwähnten Kreuzen der Beine – die so genannten „Achten“ bzw. "ochos", die vor allem von den Frauen getanzt werden. Dabei beschreiben die Füße der Tänzerin – wie der Name sagt – auf dem Boden eine Acht. Diese Acht kann in Vorwärts- wie Rückwärtsrichtung getanzt werden; mehrere Ochos hintereinander sind durchaus möglich. Während die Frau solche – vom Mann geführten – Ochos dreht, läuft der Mann in der Regel weiter und begleitet dabei die Bewegung der Frau.
Des Weiteren sind Drehungen („giros“ oder „mulinetas“) sehr beliebt, bei denen der Mann während des Drehens seine Füße an die der Partnerin stellt oder ihr sogar mit seinen Beinen an den Unter- oder Oberschenkelnschenkeln einen leichten Impuls gibt (eine sacada oder entrada, die aber nicht nur während einer Drehung getanzt wird). Weitere Elemente sind die ganchos (Haken), bei denen der Tanzfluss unterbrochen wird. Für fortgeschrittene Tänzer gibt es noch die Techniken mit Achsenkippung; colgadas und volcadas. Auf einen vollständigen Katalog von Schrittfolgen und Techniken muss hier allerdings verzichtet werden: Da immer wieder neue Elemente erfunden bzw. mitunter auch im Tanzen gefunden werden (zum Teil aus Missverständissen heraus) und diese Elemente beliebig miteinander kombinierbar sind, ist es nur schwer möglich zu sagen, wieviele „Figuren“ es beim Tango Argentino gibt.
Wichtig ist, dass alle Elemente immer im Bezug zur Musik getanzt werden. Viele Tangostücke weisen Rhytmuswechsel auf; langsame Passagen alternieren mit schnellen. Diese unterschiedlichen Tempi gilt es zu interpretieren. Gleichzeitig müssen auf die Partnerin eingegangen (bzw. umgekehrt auf den Partner) sowie die anderen Paare auf der Tanzfläche im Auge behalten werden, um Zusammenstöße zu vermeiden. Dies alles macht den Tango Argentino zu einem recht anspruchsvollen, aber auch interessanten Tanz.
[Bearbeiten] Stilrichtungen
Beim Tango Argentino wird unterschieden zwischen dem „Tango de Salon“ und dem „Tango de Fantasía“.
- Tango de Salon – Der Salontango mit Verzicht auf komplizierte Figuren, wie er vorzugsweise auf den Milongas getanzt wird, um den Tanzfluss der anderen Paare nicht zu stören. Ein eleganter Tango-Stil, der sich durch langsame, gemessene und weich ausgeführte Bewegungen auszeichnet. Er enthält alle grundlegenden Tango-Schritte und -Figuren plus Sacadas, Giros und Boleos. Die Betonung liegt auf Präzision, Glätte und eleganten Linien. Die Umarmung ist nicht so eng wie in älteren Stilen und flexibler; sie öffnet sich ein wenig, um Raum für verschiedene Figuren zu schaffen, und schließt sich wieder für Unterstützung und Gleichgewicht. Beim Salontango gibt es wieder Unterarten, z. B. der „Milonguero-Stil“, bei dem sehr eng und figurenmäßig sparsam getanzt wird. Einige Tangolehrer bieten auch den alten „Canyengue-Stil“ an, der sich vom Tango vor allem durch zum Teil heftige Bewegungen der Arme und Schultern unterscheidet.
- Milonguero-Stil – Mit diesem Begriff bezeichneten ursprünglich Europäer und einige Nordamerikaner den Tanzstil in sehr enger Umarmung; auch Confiteria-Stil, Club-Stil, Apilado-Stil usw. genannt. Ist gewöhnlich in sehr überfüllten Singles-Clubs im Zentrum von Buenos Aires zu sehen. Milonguero-Stil wird in sehr enger Umarmung mit vollem Oberkörperkontakt getanzt, wobei sich die Partner ineinander lehnen (aber niemals aneinander hängen) und einfache Geh- und Drehschritte ausführen. Dieser Stil erfordert eine eher rhythmisch betonte Musik.
- Canyengue – Ein sehr alter Tango-Stil aus der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und den 1940er Jahren. Der Musik dieser Ära war ein schnelleres, fetzigeres 2/4-Metrum eigen, so dass der Tanz eher rhythmisch betont war, ähnlich dem modernen Milonga. Charakteristisch sind eine besonders enge Umarmung sowie einige einzigartige Haltungs- und Fußarbeit-Elemente.
- Tango Nuevo – Eine weitere Stilrichtung ist der „Tango Nuevo“, welcher sehr offen und zu moderner, mit Technoelementen versetzter Musik (z. B. von Gotan Project) getanzt wird. Dieser Tanzstil erfodert einen sehr guten Stand in der eigenen Achse bei den Tänzern und ist besonders bei jüngeren Tanzpaaren beliebt.
- Tango Fantasia – Ein „Hybrid-Tango“, eine Mischung aus traditionellen Tangoschritten, Ballet, Modern Dance, Standard, Gymnastik, Eislauf etc. Die Art von Tanz, die man meistens zu sehen bekommt, wenn man in eine Tango-Show geht. Die Bewegungen umfassen alle Grundbewegungen des Tango plus Ganchos, Sacadas, Boleos jedweder Art, Sentadas, Kicks, Sprüngen, Hebungen und alles andere, von dem der Choreograph und die Tänzer glauben, das es das Publikum erfreut.
[Bearbeiten] Milonga und Vals
Neben Tango wird auf den Tanzveranstaltungen auch die schnellere Milonga (die ihren Namen wohl von dem Ort des Tanzens hat) und der Tango Vals (auch Vals Criollo oder Vals Cruzado genannt) gepflegt. Bei beiden Tänzen werden im Prinzip die Elemente des Tango eingesetzt, allerdings mit anderen Betonungen und in anderen Geschwindigkeiten. Das Tanzen von Schritten des Wiener Walzers im Tango Vals ist bei den meisten Tangotänzern verpönt.
[Bearbeiten] Tango-Filme -Aufführungen - Opern
[Bearbeiten] Filme
Der Tango hat immer zu Verfilmungen sowohl des Tanzes als auch der Musik gereizt. In den letzten Jahren waren vor allem die Spielfilme 'Tango, das Exil Gardels' (Regie: Fernando E. Solanas, 1985), Sur (Der Süden, Regie: Fernando E. Solanas, 1988), 'Nackter Tango' (Regie: Leonard Schrader, 1991) und in neuerer Zeit Tango-Fieber (Regie: Sally Potter, 1997), 'Tango' (Regie: Carlos Saura, 1999), 'Assassination Tango' (Regie: Robert Duvall, 2003) und '12 Tangos' (Regie: Arne Birkenstock, 2005) erfolgreich und sehenswert.
Als Ausdruck von Leidenschaft und Sinnlichkeit kommt der Tango Argentino auch in den Filmen Der Duft der Frauen mit Al Pacino. Das Stück, zu dem getanzt wird, ist der bekannte Tango Por una Cabeza von Carlos Gardel.
[Bearbeiten] Oper
- María de Buenos Aires ist eine Oper in 16 Bildern. Piazzolla bezeichnete sie selbst als „Tango Operita“.
- Musik: Astor Piazzolla, Libretto: Horacio Ferrer
- Uraufführung: am 8. Mai 1968 in Buenos Aires mit Amelita Baltar (María) und Horacio Ferrer (Duende)
- Ort und Zeit der Handlung: Buenos Aires, unbestimmte Zeit - 20. Jahrhundert
[Bearbeiten] Literatur
- Tangodanza - Zeitschrift für Tango Argentino, Bielefeld seit 1999, ISSN 1438-8847
- Dieter Reichhardt: Tango - Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1984, ISBN 3-518-37587-3
- Arne Birkenstock & Helena Ruegg: Tango - DTV, München 1999, ISBN 3-423-24273-6
- Nicole Nau-Klapwijk: Tango – Dimensionen - Kastell Verlag, München 1999, ISBN 3-924592-65-9
- Horacio Salas: Der Tango - Abrazos Books, Stuttgart 2002, ISBN 3-89657-604-6
- Egon Ludwig: Tango Lexikon - Lexikon Imprint Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-89602-294-6
- Gloria Dinzel & Rudolfo Dinzel: Tango – Die heftige Sehnsucht nach Freiheit - Abrazos Books, Stuttgart 1999, ISBN 3-00-004481-7
- Raimund Allebrand: Tango – Nostalgie und Abschied - Horlemann Verlag, Bad Honnef 1998, ISBN 3-89502-088-5
- Ralf Sartori & Petra Steidl: Tango – Die einende Kraft des tanzenden Eros - Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 1999, ISBN 3-89631-329-0
- Rainer Rappmann & Albrecht Walter: Tango Obsession – Passion - FIU Verlag, Wangen 2002, ISBN 3-928780-19-0
- Arnold Voß & Brigitte Kraemer: Aus dem Bauch des Tangos - Frisch Texte Verlag, Herne 1999, ISBN 3-933-059-01-1
- Günter Schumann: Vom Tango zum Tango neben dem Tango - gesammelte Texte - Selbstverlag, 1995.
- Helmut Günther & Helmut Schäfer: Vom Schamanentanz zur Rumba - Fritz Ifland Verlag, Stuttgart 1993 (3. Auflage), ISBN 3-87372-029-9
- Maike Christen: Tango tanzen in Buenos Aires - Reise Know-How Verlag Rump 2004, ISBN 3831712905
- Melina Sedo: Geschlechterrollen im argentinischen Tango - unveröffentlichte Diplomarbeit, Saarbrücken 2003, Download: www.tangodesalon.de
- Michel Plisson: Tango - Palmyra Verlag 2002, ISBN 3-930378-42-6
- Künstlerhaus Bethanien Hrsg: Melancholie der Vorstadt, Tango - Zweitausendeins/Frölich & Kaufmann 1982
[Bearbeiten] Spanischsprachige Literatur
- Rossi, Vicente: Cosas de Negros Editorial Aguilar 1926, ISBN 950-511-699-3
- Andrés M. Carretero: El Compadrito y el Tango, Ediciones Pampa y Ciel 1964
- Andrés M. Carretero: Tango, Testigo Social, Peña Lillo, Ediciones Continente 1999, ISBN 950-754-059-8
- Daniel Vidart: El Tango y su Mundo, Ediciones Tauro S.R.L. 1967
- Noemí Ulla: Tango, Rebelión y Nostalgia, Centro Editor de America Latina 1982, ISBN 950-25-0632-4
- Horacio Salas: El Tango - Editorial Planeta Argentina 1989 (3. Aufl.), ISBN 950-37-0219-4 (Übers. s.o.)
- Fernando O. Assunção: El Tango y sus Circunstancias, El Ateneo 1984, ISBN 950-02-8366-2
- Sergio Pujol: Historia del Baile - de la Milonga a la Disco, EMECÉ Editores 1999, ISBN 950-04-2064-3
- Nicole Nau-Klapwijk: Tango, un baile bien porteno, editorial Corregidor, Buenos Aires
[Bearbeiten] Siehe auch
Wikibooks: Tango Argentino – Lern- und Lehrmaterialien |
- Electrotango
- Milonga Tanz und Tanzveranstaltung
- Vals (Tangowalzer)
- Tango (Standardtanz)
- Finnischer Tango
- Tango (Musikrichtung)
[Bearbeiten] Komponisten, Sänger und Tänzer
- Liste der Tangomusiker
- Carlos Gardel (1890-1945), Sänger
- Roberto Firpo (1884-1969), Pianist, Komponist und Bandleader
- José Libertella (1933-2004), Bandoneonist, Komponist und Arrangeur
- Astor Piazzolla (1921-1992), Bandoneonist, Pianist, Arrangeur, Komponist und Bandleader
- Osvaldo Pugliese (1905-1995), Pianist, Komponist und Bandleader
- Nelly Omar (* 1911), Sängerin
- Luis Stazo (* 1930), Bandoneonist, Arrangeur, Komponist und Bandleader
- Aníbal Troilo (1914-1975), Bandoneonist, Komponist und Bandleader
[Bearbeiten] Musikgruppen
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Tango – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- tangokultur.info – Deutsches Onlinemagazin, Artikel und Rubriken
- Cyber-Tango – Übersicht über Tango im Internet (deut./engl.)
- Argentina-Tango.com – Tango Filme und Musik
- Tango Europa Weltweite Suche nur in Tangoseiten / Tango deutschlandweit