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Metal

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Megadeth bei einem Konzert im Jahre 2005
Megadeth bei einem Konzert im Jahre 2005

Metal ist eine variantenreiche Musikrichtung und Subkultur. Ihre Ursprünge liegen im Hard Rock Anfang der 1970er, mit vielen Elementen des Blues, des Jazz und der Klassik. Eine gitarren- und schlagzeugzentrierte Klangfarbe, wie auch virtuose Spielweise sind häufige Merkmale.

Die zahlreichen Substile – beispielsweise Death Metal, Black Metal, Progressive Metal – unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die Bandbreite reicht von extrem einfach gehaltenen, meist rhythmisch sehr treibenden Songstrukturen bis zu filigran ausgefeilten, multiinstrumentalen Kompositionen, die sich ansonsten nur in der klassischen Musik wiederfinden, von krächzendem Gebrüll und tiefem Grunzen bis zu opernartigen Gesangskünsten, von extrem langsamen bis rasant schnellen Rhythmen. Ähnlich vielfältig geht es bei den Texten zu, die von reiner Fantasy über Hassorgien, Religion, sexuell anzüglichen Partytexten, Melancholie bis zur politischen Gesellschaftskritik reichen.

Seit seinen Anfängen in den 1970ern ist Metal primär eine Jugendsubkultur, jedoch bleiben die Hörer oft auch Jahre nach der Pubertät ihrer Musik verbunden, so dass sich in der Szene Menschen aus praktisch allen Altersbereichen finden lassen. Die Szenegänger bezeichnen sich selbst oft als Metaller, Metalheads, Metal-Jünger oder Heavies. Auch wenn es unter Metal-Fans ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl gibt, mögen sich vor allem die fanatischeren Anhänger der verschiedenen Stilrichtungen nicht immer gegenseitig.

Passend zu den verschiedenen Substilen gibt es die verschiedensten Kleidungsstile und zum Teil auch Lebenseinstellungen. Das weit verbreitete Klischee des Metal-Fans mit langen Haaren, Lederklamotten und Jeans-Kutte mit Bandlogos trifft heute aber verallgemeinernd nicht mehr zu. Viele Fans kleiden sich gar nicht mehr dem Klischee entsprechend oder zeigen ihre Hörgewohnheiten nur noch durch Bandshirts.

Auch wenn viele Stilrichtungen des Metal aus dem Underground stammen und teilweise auch noch dort beheimatet sind, gab und gibt es genügend Bands, die einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen und den Musikstil Metal so auch einem sehr großen Publikum zugänglich gemacht haben.

Inhaltsverzeichnis

Metal zwischen Subkultur und Kunstform

Metal präsentiert sich in erster Linie als musikalische Kunstform, welche aber eigentlich der Selbstausdruck der dahinter stehenden Subkulturen, ihres Gedankengutes und ihrer Ideale ist. Vor allem im traditionellen Bereich sagt man manchmal, dass die musikalischen Merkmale der verschiedenen Stile sich aus dem Gedankengut der verschiedenen Szenen ergeben.

So zeichnet sich beispielsweise der Gothic Metal musikalisch durch tiefe und langsame, im Allgemeinen melancholisch wirkende Melodien aus, die als musikalischer Ausdruck des von den Anhängern dieser Metalrichtung geteilten Lebensgefühls empfunden werden. Die Splattertexte, Blastbeats und Growls des Death Metal entsprechen den Motiven Zerstörung und Gewalt, durch die eine pessimistische Weltsicht künstlerisch verarbeitet wird. Im Black Metal hingegen unterstreichen dissonante Riffrepetitionen die stark verzerrten und mit sehr schnellem Spielen der einzelnen Noten gespielten Gitarren, sowie die Screams die düsteren Gefühle des Hasses und Hassens, die dort im Mittelpunkt stehen.

Musik und Kunst

Musikalisch zeigt der Metal sowohl Einflüsse aus der klassischen als auch der Unterhaltungsmusik, wobei deren Anteile in den einzelnen Subgenres variieren. Neben der Musik geben viele Künstler aber auch ihren Albencovern und ihren Shows ein Augenmerk, so dass den Metal auch eine visuelle Komponente prägt.

Musikalische Merkmale

Instrumentierung

Metal wird nur selten von Einzelkünstlern, sondern primär von Bands vorgetragen. Die Standardbesetzung bilden hier Schlagzeug (oft mit Doublebassdrum), E-Bass, Rhythmusgitarre (auf welche teilweise verzichtet wird), Leadgitarre und Gesang, welcher manchmal auch von einem der Instrumentalisten übernommen wird. In einigen Subgenres werden außerdem beispielsweise Keyboards eingesetzt, allerdings sehr selten als Lead-Instrument. Auch andere Instrumente werden häufig eingesetzt, so sind zum Beispiel Flöten oder Geige bzw. Fiddle oft das Lead-Instrument im Folk Metal.

Die Gitarren spielen im Metal eine Schlüsselrolle. Hohe Verstärkung, Verzerrung, ein Equalizer, der die Höhen sowie die tieferen Bässe betont, und auch einige andere elektronische Effekte gelten als obligatorisch, und schaffen eine insgesamt druckvolle Klangfarbe. Gitarrensoli sind in den meisten Substilen des Metal ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Oft verwendete Techniken sind hier Sweep Picking und Tapping, und im Allgemeinen spielt Virtuosität in Form hoher Spielgeschwindigkeit eine wichtige Rolle.

Der Gesang reicht in den einzelnen Metalstilen von klarem Gesang in den traditionelleren Metal-Stilen über Sprechgesang (größtenteils im Nu Metal) bis hin zu verzerrtem Gekrächze und gutturalem Gesang (Growls) bzw. Geschrei (Shouting und Screaming) im Black- oder Death-Metal. Vor allem bei letzteren Stilen ist es oft schwer, die Texte zu verstehen. Der cleane, d. h. saubere, Gesang ist nicht selten sehr hoch (vor allem beim Power Metal) bis teilweise sogar zum Falsett.

Melodik und Harmonik

Beispiel eines typischen Metalriffs mit äolischer Progression in I-VI-VII (Am-F-G): Das Hauptriff von Judas Priest's "Breaking the Law"
Beispiel eines typischen Metalriffs mit äolischer Progression in I-VI-VII (Am-F-G): Das Hauptriff von Judas Priest's "Breaking the Law"

Ein Merkmal des traditionellen Metals, der das Genre von anderen populären und klassichen Musikstilen unterscheidet, sind modale Skalen, auch bekannt als Kirchentonleitern - beispielsweise verwenden Metallica sehr häufig den phrygischen Modus. Insbesondere der Äolische Modus und andere Molltonarten dominieren viele Songs. [1] Konkret zeigt sich dies in Chordprogression wie I-VI –VII, I VII-(VI) or I-VI –IV- VII oder manchmal I- minor V-I, z.B. Judas Priest - Breaking the Law (Hauptriff: I- VI-VII), Iron Maiden - Hallowed be thy Name (Hauptrythmusmuster: I- VI-VII), Accept - Princess of the Dawn (Hauptriff: I- VI-VII)

Neben modalen Skalen fließen oft auch andere Tonleitern in die Solos und Melodien ein. So spielen viele klassisch inspirierte Gitarristen in Harmonisch Moll (Beispielsweise Ritchie Blackmore, Yngwie Malmsteen oder Uli Jon Roth[2]). Ebenfalls sehr beliebt sind die Pentatonik und auch die Bluesskala. Einige Gitarristen benutzen die Tonleitern in melodischen Licks über modalen Akkorden, z.B. Tony Iommi,[3] Ritchie Blackmore,[4] K. K. Downing,[5] Glenn Tipton,[6] und Wolf Hoffmann.[7] Obwohl ein sehr simples System, setzen Gitarristen wie Zakk Wylde und Angus Young die Pentatonik in vielfältiger Weise ein. Es ist erwähnenswert, dass Metal vom Hard Rock insbesondere dadurch unterschieden wird, anstelle der Bluesskala besagte andere Tonleitern zu verwenden.

Beispiel einer harmonischen Progression mit Tritonus(G-C#): Das Hauptriff des Songs Black Sabbath.
Beispiel einer harmonischen Progression mit Tritonus(G-C#): Das Hauptriff des Songs Black Sabbath.

Ein harmonischer Markenzeichen vieler Metalstile ist der Gebrauch spannungsreicher Tonbeziehungen, wie z.B. der Chromatik oder der Tritonus.[8] Viele Experten und Musiker bemerken die Rolle des Tritonus im Metal[9], ein dissosantes Interval bekannt als übermäßige Quarte (z.B. C und Fis). Dieses dissonante Intervall wurde in der mittelalterlichen Musik strikt vermieden, weswegen die Mönche es "Diabolus in Musica" (lat. "Teufel in der Musik") nannten. Heute suggeriert dieses Intervall dem westlichen Hörer im allgemeinen einen "bedrückenden", "erschreckenden" oder "bösen" Klang, weswegen Künstler es in Riffs und Solos ausgiebig nutzen.

Metal benutzt extensiv den Orgelpunkt als harmonische Basis. Ein Orgelpunkt ist eine anhaltende Note, typischerweise im tieferen Tonbereich, über welcher in einem anderen Tonbereich mindestens eine "fremde", d.h. dissonante Harmonie gespielt wird. Metalriffs sind bauen häufig auf einer persistent wiederholten Note auf, die auf den unteren Saiten der Gitarre oder des Basses gespielt wird (meistens E-, A-, oder D-Saiten)[10] Anders ausgedrückt, eine bestimmte Bassnote wird andauernd wiederholt während einige unterschiedliche Akkorde gespielt werden, die diese Bassnote normalerweise nicht enthalten würden. Beispiel: Das Eröffnungsriff von Judas Priests "You gotta another thing coming" - hier spielt eine Gitarre den Orgelpunkt in F#, während die andere die Akkorde spielt.

Ein harmonisches Genremerkmal bilden Powerchords. Sie bestehen aus einer Basisnote und einer reinen Quinte, zuzüglich der Basisnote eine Oktave höher. Manchmal werden auch andere Powerchords mit einem anderen Interval statt der traditionellen reine Quinte verwendet[11], z.B. mit der reinen Quarte , der kleinen oder großen Terz, der verringerten Quinte oder der kleinen Sexte.

Beispiel für ein Metalriff mit verschiedenartigen Powerchords: Hauptriff von Megadeth's Addicted to Chaos.
Beispiel für ein Metalriff mit verschiedenartigen Powerchords: Hauptriff von Megadeth's Addicted to Chaos.

Rhythmus und Tempo

Wechselnde Taktarten in Metallicas Titel One -  Der Titel beginnt mit einer gezupften Akustikgitarre im 4/4-Takt und geht über den 2/4-Takt und den 3/4-Takt in Powerchords im 6/4-Takt über, um dann wieder in den 3/4-Takt zu wechseln.
Wechselnde Taktarten in Metallicas Titel One - Der Titel beginnt mit einer gezupften Akustikgitarre im 4/4-Takt und geht über den 2/4-Takt und den 3/4-Takt in Powerchords im 6/4-Takt über, um dann wieder in den 3/4-Takt zu wechseln.

Metal steht hauptsächlich im 4/4-Takt, andere Taktarten sind aber keinesfalls ausgeschlossen. So wechselt der Takt in Metallicas berühmten Song „One“ (siehe Noten und Bild:Audiobutton.png Hörbeispiel) mehrere Male. Metalballaden stehen nicht selten im 6/8-Takt, nicht zuletzt weil dieser Takt sich gut für Akkordzerlegung (Arpeggi) eignet (siehe "Nothing Else Matters" von Metallica).

Häufig (vor allem im atonalen Death-Metal- und im Progressive-Metal-Bereich) macht man von vielen komplexen Tempo- und Taktartwechseln Gebrauch, um mehr Abwechslung in die Musik zu bringen. Auf diese Weise wirken die Songs manchmal (gewollt) uneingängig.

Ein bestimmendes Merkmal des Metal sind Stakkatorhythmen, häufig durch Palm Muting realisiert. Die rhythmischen Figuren des Metal sind typischerweise relativ lang.

Visualisierungen

Bühnenaufbau von Iron Maiden
Bühnenaufbau von Iron Maiden

Typisch für viele Genres des Metal ist die große Rolle, welche die optische Präsentation musikalischen Materials spielt. Die Cover und Booklets sind relativ oft mit komplexen Zeichnungen zur Untermalung der Thematik bzw. der Atmosphäre auf optischer Ebene gestaltet. Eine derartige graphische Gestaltung der CDs findet in vielen Musikrichtungen nicht statt. So sind beispielsweise im Pop-Bereich mehrheitlich Fotoaufnahmen der Künstler auf den CD-Covern zu finden.

Vielschichtige Bühnenshows und aufwändige Websites sollen ebenfalls zu einem zusammenhängenden und ansprechendem Gesamtbild beitragen.

Insbesondere im Bereich von Death- und Black-Metal finden sich teils bis zur Unleserlichkeit verzierte Schriftzüge von Bandnamen, durch welchen man sich den Eindruck einer gewissen Exklusivität vermittelt, da hierdurch meist nur „Eingeweihte“ die Namen erkennen können.

Geschichte

Ende 1960er – Anfang 1980er

Tony Iommi von Black Sabbath 2005
Tony Iommi von Black Sabbath 2005

Die Ursprünge des Metal liegen im Hard Rock. Neben Deep Purple, Blue Cheer und dem frühen Alice Cooper gilt insbesondere die Hard-Rock-Band Led Zeppelin als einer der Vorväter des Metal. Als eigentlicher Begründer des Metal gilt jedoch die Band Black Sabbath. Ab 1969 entwickelte sie aus Einflüssen des Jazz und Bluesrock eine riffbetontere Art der Musik, wie sie für späteren Metal charakteristisch wurde. Ihr auf Okkultismus basierendes Image beeinflusste den noch nicht erfundenen Musikstil maßgeblich. Während die Hippies an die „Macht der Liebe“ glaubten, fokussierte sich die Metal-Subkultur, als Trotzreaktion auf den Niedergang der Hippiekultur und ihrer Ideale, in ihren Texten auf die Schattenseiten menschlichen Lebens.

Vor allem junge britische Bands wie Iron Maiden, Saxon oder Samson prägten eine Generation von Musikbands, die sich von den zu dieser Zeit dominierenden Punkbands abheben wollten. Dazu bedienten sie sich eines Stils, der zum einen die Frische und Geschwindigkeit des Punk beinhaltete, zum anderen aber auch die Härte, Dynamik und Filigranität des Hard Rock von Bands wie Deep Purple in den 1970ern aufgriff. Einzelne Hard-Rock-Bands wie Judas Priest passten sich dem neuen Stil an und entwickelten sich zu Metal-Bands (in der Musikpresse als New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) bezeichnet), daher kommt auch das Verwechselungspotential der Stile. In dieser Zeit kann von einem eigenständigen Genre namens „Heavy Metal“ gesprochen werden.

Mitte 1980er – Mitte 1990er

Etwa ab Mitte der 1980er teilte sich der Heavy Metal in einzelne Substile auf, die alle unter dem Begriff Metal zusammengefasst wurden. Heavy Metal bezeichnet seither nur noch einen bestimmten Substil des Metal.

Den ursprünglichen Heavy Metal an Geschwindigkeit und Aggressivität übertreffend, entwickelten sich so in den USA der Thrash Metal und der Speed Metal mit Bands wie Slayer, Metallica, Exodus oder Anthrax. Als erstes Thrash-Metal-Album gilt Kill'em All von Metallica. Mit ihren folgenden Alben stiegen ihre Popularität und ihr Ansehen. The Black Album leitete Metallicas musikalischen Wandel ein und vor allem ihre Ballade Nothing Else Matters verschaffte der Band in der Popwelt eine enorme Popularität. Metallica gelten mit ihrem ausgesprochen großen Erfolg außerhalb der Szene oft als der Inbegriff des Metal selbst, obwohl sie Mitte der neunziger Jahre mit Load und ReLoad zwei Alben veröffentlichten, die eher dem Genre Alternative zuzuordnen waren. Auf der anderen Seite verloren sie dadurch viele bisherige Fans aus der Metal-Szene. Einen weiteren Klassiker des aggressiven Thrash Metal schufen Slayer mit Reign in Blood. Durch ihr unbedarftes Kokettieren mit Okkultismus und teilweise auch Nazisymbolen erhöhten sie auch die Messlatte für Provokationen deutlich – was ihrem Ruf im Allgemeinen jedoch eher schadete.

James Hetfield von Metallica live im Jahre 2004
James Hetfield von Metallica live im Jahre 2004

Parallel zum aggressiven Thrash Metal und Speed Metal etablierte sich in den 1980ern von den USA aus der so genannte Hairspray Metal (auch abwertend Poser Metal oder Cock Rock genannt). Er übernahm musikalische Elemente des Metal und verknüpfte sie mit dem Auftreten und Image des Glam Rock. Die Musikrichtung dominierte die Mainstreamcharts bis zum Aufkommen des Grunge Anfang der 1990er. Die bekanntesten Vertreter dieser Richtung sind Alice Cooper, Poison, Mötley Crüe, die frühen Bon Jovi sowie Guns N' Roses, wobei letztere oft zum verwandten Sleaze Rock gerechnet werden.

Aus dem Thrash Metal entwickelte sich wenig später der Death Metal mit Bands wie Possessed, Death, Morbid Angel und Autopsy, deren Musik noch aggressivere Züge trug.

In Europa entwickelte sich in den 1980er Jahren vor allem in Deutschland eine relativ umfangreiche Szene, wobei sich Hamburg und das Ruhrgebiet als kulturelle Zentren etablieren konnten. Kreator, Destruction und Sodom sind beispielsweise die bekanntesten Vertreter des deutschen Thrash Metal, welcher sich gegenüber dem meist glatter produzierten Metal aus Amerika durch seine größere Rauheit auszeichnete. Auf der anderen Seite begründeten Helloween, Blind Guardian und Gamma Ray den europäischen Power Metal.

Ebenfalls erwähnenswert sind Venom aus Newcastle (England), die weniger durch musikalische Finesse als viel mehr durch ihre für damalige Maßstäbe hohe Aggressivität in ihren Songs und ein satanistisches Image zu Legenden der Szene wurden. Auch wenn Venom selber eher zum Thrash Metal zu rechnen sind, wirkten sie als Zündfunke für die Entstehung des Black Metal, der seinen Namen vom gleichnamigen Venom-Album entlieh.

Als zu Anfang der 1990er die Ära des Poser Metal im Zuge der Grunge-Welle schnell endete, hatten auch die anderen Metalstile den Zenit ihres Erfolges überschritten. Angesichts des Rückzuges des Metal in den Underground titelte die Rock Hard sogar: „Ist der Metal tot?“. Der Mainstream wurde von nun an von Pop, Techno, R'n'B und Hip-Hop dominiert.

Ab Mitte 1990er

Im Untergrund setzte jedoch gleichzeitig eine Stilexplosion ein, wobei sich die skandinavische Metalszene als dominierend erwies.

Ausgehend von der durch Venom inspirierten schwedischen Band Bathory bildete sich in Norwegen in den 1980ern eine lebendige Black-Metal-Szene um Mayhem, Darkthrone, Immortal und Burzum, die gerne mit dem Image des absoluten Bösen kokettierten. Anfang und Mitte der 1990er erlangte diese Stilrichtung öffentliche Aufmerksamkeit vor allem aufgrund brisanter Ereignisse wie Kirchenbrandstiftungen, Todesfälle im Umfeld der Bands Mayhem und Burzum, sowie die rechtsradikale Gesinnung des Burzum-Gründers Varg Vikernes. Im Mainstream erlangte von den norwegischen Black-Metal-Bands nur Dimmu Borgir eine gewisse Bekanntheit – wie auch die englischen Cradle of Filth werden sie vom Underground deswegen jedoch als „untrue“ oder „Möchtegern-Black-Metaller“ gescholten.

Anfang der 1990er nahm in Schweden die New Wave of Swedish Death Metal ihren Anfang. Während Dismember oder Entombed eine betont rauhe Variante des Death Metal popularisierten, verwendeten Hypocrisy vermehrt melodischere Passagen. In Göteborg entstand ausgelöst von At the Gates die sogenannte Göteborger Schule, der Melodic Death Metal, der die Brutalität des Death Metal mit den melodischen Elementen der NWoBHM verband. Bands wie In Flames und Dark Tranquillity verhalfen diesem Stil zum europaweiten Durchbruch.

Die Gothic-Kultur hatte in den 1990ern eine große Relevanz für diese gesamte Subkultur entwickelt. Einige Bands wie beispielsweise Paradise Lost übernahmen Merkmale des Gothic Rock in den Metal und führten so den Gothic Metal neu in die Szene ein.

Anfang der 1990er Jahre erschien mit Skyclads Debutalbum The Wayward Sons Of Mother Earth das erste Folk-Metal-Album. Die fünf Musiker aus Newcastle kombinierten Thrash Metal mit Einflüssen von Bands wie New Model Army oder Thin Lizzy und setzen erstmals im Metal die Fiddle als Leadinstrument ein. Parallel dazu integrierten Bathory, die neben Venom und der Schweizer Band Hellhammer als Vorreiter des Black Metal gelten, Elemente Klassischer Musik und skandinavischer Folklore in ihren Sound und legen mit den Alben Blood Fire Death und Hammerheart den Grundstein zum Viking Metal, einem mit dem Folk Metal sehr eng verwandten Subgenre. Beide Stile gewannen - zusammen mit dem vom Folk Metal nur schwierig abgrenzbaren Mittelalter-Rock - seit Mitte der 1990er immer mehr an Popularität. Die vermutlich bekanntesten Vertreter sind neben den beiden schon genannten Bands Cruachan, Finntroll, Korpiklaani, Elvenking, In Extremo und Subway To Sally.

Seth von Behemoth live 2005
Seth von Behemoth live 2005

Wichtig war ab den 1990er Jahren für die deutsche Metalszene auch das Plattenlabel Nuclear Blast, das trotz aller „Ausverkaufs“-Vorwürfe einerseits viele bereits erfolgreiche Bands der europäischen Szene unter Vertrag nahm, andererseits aber auch ein glückliches Händchen bei der „Entdeckung“ erfolgversprechender neuer Bands wie Children of Bodom bewiesen.

In Lateinamerika zeigten sich Sepultura oder Krisiun aus Brasilien als Vertreter des Thrash- bzw. Death Metals.

In Osteuropa entstand noch zu Zeiten des Eisernen Vorhangs eine Metalszene mit den Schwerpunkten Thrash Metal (Kruiz, Shah), Death-/Thrash Metal (Vader) und Black Metal (frühe Behemoth).

Während der Metal in Europa – Deutschland stellt mit dem Wacken Open Air das wichtigste Festival der Szene – lebendig blieb, sah sich die nordamerikanische Szene mit einer Stagnation konfrontiert, auch wenn Bands wie Manowar, Megadeth oder Slayer eine unverändert große weltweite Popularität genossen. Pantera, eine ehemalige Hairspray-Metal-Band, setzten jedoch mit ihren Alben prägende Akzente, indem sie Thrash Metal mit Hardcoreeinflüssen anreicherten.

Dies sollte neben verschiedenen als Crossover betitelten Bands wie den sehr erfolgreichen Faith No More der Grundstein für den Nu Metal sein. Jene Musikrichtung, ausgehend von den USA, gestaltete sich zu einem prägenden Trend der ausgehenden 1990er. Hauptsächlich losgetreten von Bands wie Korn, Deftones und Limp Bizkit und später durch Slipknot und Linkin Park weitergeführt, konnte man sich gegenüber der dominierenden Black Music sogar in den Charts behaupten. In der – von nun als „klassisch“ oder „traditionell“ wahrgenommen – bisherigen Metalszene beäugte man den Erfolg dieser Musik allerdings tendenziell skeptisch: zu stark der Einfluss von Hardcore und Hip-Hop, zu deutlich das kommerzielle Potential, zu gering die Ursprünge in der alten Metalszene.

Ab 2002 ließen die Verkaufszahlen der meisten Nu-Metal-Bands dann stark nach, während in einem Prozess, der an den Cock-Rock/Grunge-Umschwung zehn Jahre zuvor erinnerte, ausgehend von der Hardcoreszene der Metalcore an Bedeutung gewann. Diese New Wave of American Heavy Metal, angeführt von Bands wie zum Beispiel Killswitch Engage oder Chimaira, vermengte Einflüsse des Hardcore mit klassischem Metal, besonders dem aggressiven Thrash Metal der Marke Slayer oder dem schwedischen Melodic Death Metal.

Stilarten

Substile

Die Unterscheidung verschiedener Substile stellt heute einen wichtigen Aspekt des Szenelebens dar. Während einerseits viele Fans sich ein komplexes Schema von Genre ausarbeiten, kritisieren andere Fans derartige Kategorisierungsversuche als sinnlos und einschränkend.

Dem ursprünglichen Heavy Metal – vor allem dem der NWOBHM – ist heute der Power Metal am nächsten. Vor allem ältere Metal-Anhänger zählen noch den Hard Rock selbst zum Heavy Metal, da letzterer sich aus diesem entwickelt hatte, was die Abgrenzung beider Genres anfangs erschwerte. Massenkompabilität erreichte aus diesem Bereich besonders der Hairspray Metal, der eher dem Hard Rock als dem Metal zuzuordnen ist.

Der Speed Metal und der Thrash Metal gehen von diesem Bereich fließend über in das weite Feld des Extreme Metal. Wichtig sind dort der Death Metal und der Black Metal.

Es existieren zahlreiche weitere Substile – z. B. Doom Metal, Progressive Metal, Stoner Metal, Melodic Metal – und die Übergänge sind untereinander meist fließend. Beispiele für Übergänge zu anderen Musikarten sind der Gothic Metal, der Industrial Metal, der Nu Metal, der Grind- und der Metalcore, sowie der Folk Metal und der Avantgarde Metal.

Streitfragen

Max Cavalera, Sänger von Soulfly, 2005 in Landgraaf
Max Cavalera, Sänger von Soulfly, 2005 in Landgraaf

Während es Anfang der 1980er ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Metal-Fans gab und ein Metaller oftmals Bands verschiedenster Stilrichtungen hörte, waren die Verzweigungen ein Jahrzehnt später so ausgeprägt, dass sich die Hörer für einen bestimmten Stil zu entscheiden und nur Bands aus diesem Bereich gut zu finden hatten. Ab Mitte der 1990er sanken derartige Barrieren wieder etwas.

Die Strömungen definieren sich in vielen Fällen nicht nur rein musikalisch, sondern hinter ihnen stehen nicht selten auch eigene Subszenen im Metal. In einigen Fällen wird die Ideologie sogar als einziges Kriterium zur Unterscheidung verwendet, so zum Beispiel beim christlichen Metal, der sich ausschließlich über den christlichen Hintergrund seiner Texte definiert und in musikalischer Hinsicht praktisch das ganze Spektrum von Nu- bis Thrash-, Death- und sogar Black Metal abdeckt.

Ein Streitthema unter vielen Metal-Fans ist, ob ein Genre kulturell oder musikalisch zum Metal zählt oder ob ein bestimmter Stil überhaupt real existiert, denn viele Metaller vertreten auch die Ansicht, die meisten Stilbezeichnungen seien nichts mehr als nur verkaufsfördernde Schlagwörter der Musikindustrie. Besonders umstritten innerhalb der Metalszene ist der Nu Metal, da er deutliche Einflüsse aus dem Hip-Hop aufweist und somit mehr am Mainstream orientiert ist als die meisten anderen Stile des Metal. Insbesondere True Metal-Bands wie Manowar stehen diesem Substil sehr ablehnend gegenüber und bezeichnen ihn abwertend als False Metal sowie dessen Anhänger als Poser. Andererseits sind Vertreter des musikalisch von anderen Substilen nicht klar abgrenzbaren True Metal immer wieder dem Vorwurf der Selbstüberschätzung ausgesetzt, da sie für sich beanspruchen, die „wahren Metaller“ zu sein und sich somit nach Auffassung von Kritikern der Lächerlichkeit preisgäben.

Kultur

Zwar betrachten nicht wenige Hörer den Metal in erster Linie nur als Musikrichtung, aber viele Fans bauen eine sehr starke Identifikation mit ihrer Musik auf und nehmen teil an einer Subkultur. Da das Einstiegsalter für diese Kultur primär in der Pubertät liegt, ist die Szene um diese Musik eine Jugendsubkultur. Wie bei vielen anderen Jugendkulturen reizt sie durch ihren inneren Zusammenhalt, während gleichzeitig eine Möglichkeit zur Abgrenzung von der Elterngeneration bietet. Viele Fans zeigen eine fast fanatische Haltung zur Musik und der Szene. Die teilweise erheblich älteren und langjährigeren Metal-Anhänger empfinden dabei die jüngeren Fans oft allenfalls als Mitläufer, die das vorherrschende Gedankengut noch nicht nachvollziehen können und lediglich mit ihrer Musik und Kleidung provozieren wollten.

Gedankengut

Slayer bei einem Konzert ihrer Unholy Alliance Tour
Slayer bei einem Konzert ihrer Unholy Alliance Tour

Die Entstehung und Popularisierung des Metal fällt zeitlich zusammen mit dem Ende der Hippie-Kultur Ende der 1970er. Man kann daher sagen, dass Metal als eine Gegenkultur zur Verarbeitung einer konfliktreichen sozialen Wirklichkeit entstanden ist.

Wie in jeder Jugendsubkultur existiert ein typisches, wenngleich nicht charakterisierbares Gedankengut. Obgleich der simple Gefallen an der Musik in der Regel ausschlaggebend ist, stellt diese „Ideologie“ – deutlich beispielsweise in Texten, Auftreten oder Image der Bands – für Jugendliche einen zusätzlichen Reiz dar, sich mit der Subkultur tiefergehend zu beschäftigen.

Infolge des langen Bestehens entstanden im Laufe der Zeit zahlreiche Substile im Metal. Einige Szenegänger vertreten sogar die Ansicht, dass der Metal eher eine Ansammlung verwandter, aber separater Szenen sei. Trotz vieler musikalischer oder ideologischer Unterschiede lassen sich in diesen Subszenen jedoch ähnliche Denkmuster finden, so z. B. oft eine kritische Haltung der Gesellschaft und nicht selten speziell der Kirche gegenüber, was sich aber unterschiedlich und unterschiedlich stark äußern kann.

Um als Metaller zu gelten, wird in der Szene allgemein der Anspruch gestellt, Wissen über Musik, Bands und Szeneleben aufzuweisen, und insbesondere, dass die Einstellung zur Musik ernsthaft ist. Dies wird gerade von Anhängern der als traditionell erachteten Metal-Stile auch spezifisch mit Styling und Kleidung verbunden.

Ein die ganze Subkultur durchziehendes Merkmal, welches den Metal von anderen musikorientierten Subkulturen wie dem Gothic, Hip-Hop oder Punk unterscheidet, ist die Fixierung auf die Musik als Zentrum des Daseins als Metaller. Wie in vielen anderen Jugendsubkulturen, so stellt das Leben innerhalb der Szene eine Antipode zum Alltagsleben dar.

In den Augen der Fans zeichnet sich die Musik vor allem durch ihre Intensität und Authentizität aus. Erstere Eigenschaft lässt sich vor allem mit ihrer Lautstärke, ihrem straffen Rhythmus, der oft hohen Geschwindigkeit, ihrem Spiel von Dissonanz und Konsonanz sowie ihrer im Vergleich zur Popmusik meist größeren Komplexität begründen. Der Hang zum Authentischen zieht sich durch die gesamte Subkultur. Dies drückt sich unter anderem in dem Anspruch an die Musiker aus, dass sie ihre Musik selber schreiben und sich nicht durch kurzlebige Trends beeinflussen lassen. Fällt eine Band unter Verdacht, „kommerziell“ zu sein (wofür häufig bereits geringer kommerzieller Erfolg ausreicht), so betrachten oft nicht wenige Metal-Fans dies als „Verrat“ am Metal. Jedoch verdrängt die Szene unter ihrem Idealismus teilweise, dass auch in ihr kulturindustrielle Mechanismen wie im Mainstream greifen.

Obwohl viele Hörer von sich sagen, dass ihnen die Texte egal seien, legen viele Bands ein hohes Augenmerk auf die Aussagen ihrer Lyrics. Im Allgemeinen behandeln die Texte extreme Themen, Gefühlszustände und Erlebnisse, welche im Alltag so nicht erfahren bzw. ausgelebt werden können. Auch sie spiegeln daher den Wunsch nach dem „Ehrlichen“ und „Authentischen“ wider.

Chris Barnes, Sänger von Six Feet Under, 2006 auf dem Wacken Open Air
Chris Barnes, Sänger von Six Feet Under, 2006 auf dem Wacken Open Air

Auffallend ist die häufige Fokussierung auf den breiten Themenkreis Konflikt, der sich quer durch fast alle Stile durchzieht. Neben Sozialkritik werden auch Gefühle wie Selbstzweifel, Wut, Hass oder Misanthropie zum Ausdruck gebracht, mit tendenziell plakativen Darstellungsarten, welche die Rezeption intensivieren sollen (wie beispielsweise Splattertexte). Während man in der Subkultur selbst sehr extreme Ausdrucksweisen oft nur als Metaphern auffasst, schreckt ihre konkrete Bedeutung Außenstehende oftmals ab, was zu vielen Vorurteilen seitens der Allgemeinheit geführt hat.

Reine Spaßtexte werden in der Szene grundsätzlich als nicht ernstzunehmende Ausnahme wahrgenommen. Dies ist vermutlich auf die Assoziation mit der Musik des Mainstream anzusehen, dessen teilweise plakative Fröhlichkeit in der Szene als gekünstelt, oberflächlich und belanglos missachtet wird. Aus dem selben Grund findet sich auch das Thema Liebe nur selten in den Texten des Metal. Positive Gefühle – z. B. Aufbruchsstimmung oder meditative Versenkung – werden in Metallyrics meist als Kampf gegen einen Konflikt, in jedem Fall jedoch als tief und ehrlich, bis hin zur Pathetik, stilisiert.

Eskapistische Züge enthalten die Texte in einigen Stilarten, welche die Grundthemen des Metal in einen fiktionalen Kontext setzen, beispielsweise vor allem im Power Metal Fantasy oder das Leben der Wikinger im Viking Metal. Dennoch betrachten Fans auch hier die transportierten Stimmungen als in ihrer Essenz authentisch und finden eine Projektionsfläche.

Der Reiz des Metal steckt hierbei in der intensiveren Selbsterfahrung, welche durch den gewollten Bruch sozialer Normen und Beschränkungen zustande kommt. Der Alltag des Individuums wird dabei beiseite geschoben. So zielen auch die metaltypischen Tanzstile (siehe auch Headbanging, Pogo, Moshen) auf eine bewusste und intensive Erfahrung des Körpers ab.

Die Distanzierung vom „Normalen“ geht teilweise so weit, dass der Metal, zumindest von den Idealisten der Szene, oft zum Spiegelbild der verdrängten unterschwelligen Probleme einer oberflächlich sauberen Gesellschaft stilisiert wird. Während man dies als Kritik an der gesellschaftlichen Wirklichkeit auffasst, schärft man dadurch das eigene Szenebewusstsein.

Im Zuge der Ablehnung des „Verfälschten“ wird „ungebeugte“ Individualität und das nicht blinde Übernehmen fremder Meinungen in der Szene grundsätzlich als wichtiger Wert hochgehalten. Man betrachtet dies als Abgrenzung zu einer von Trends „verwässerten“ Populärkultur und versucht, eigene Freiheit zu erfahren.

Andererseits ist ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl ein relativ wichtiges Element bei Zusammentreffen, besonders auf Konzerten. Dieses „Wir-Gefühl“ lässt sich als Gegenbild zu einem tendenziell vereinsamenden Alltag auffassen. Als Basis ist dafür eine Form der Toleranz innerhalb der Szene vorhanden. Man wird in erster Linie als „gleichgesinnter“ Metal-Fan betrachtet, sonstige Unterschiede spielen meist zuerst keine Rolle. Allerdings wird nach Außen hin oft gerade seitens der Metalszene mit Herablassung und geradezu aggressiver Ablehnung auf andere Subkulturen oder Musikstile herabgesehen.

Die Tatsache, dass die Subkultur seit Jahrzehnten besteht, lässt sich zu einem Teil wohl auf Traditionsbewusstsein zurückführen. Auch dies kann als Kompensation zur normalen Gesellschaft verstanden werden, wenn Metaller auf diese Weise verlässlicheren Halt in einer Umwelt mit sich im steten Wandel befindenden Normen suchen. Beispielsweise spricht man bei bestimmten Alben auch nach Jahrzehnten von „Klassikern“, welche in keiner Sammlung fehlen dürften, was bei den Anhängern anderer Musikrichtungen kaum in diesem Maße der Fall ist. Der oben erwähnte Toleranzgedanke endet für viele allerdings bei starken Umbrüchen, wie zum Beispiel dem Entstehen eines neuen Substils, so dass einige die Traditionalität zum Konservatismus ausgeartet sehen.

In Bezug auf die Musik existiert ein Leistungsgedanke. Im Weltbild des Metallers verdienen es Bands bei künstlerischer Leistung oder ausgiebigen Touren mit Erfolg belohnt zu werden. Im Unterschied zum Hip Hop gelten dabei als Zielsetzung mehr die eigenen Maßstäbe, weniger das Schaffen anderer, weswegen auch kein so großer Konkurrenzgedanke existiert.

Politische Ansichten

Mille Petrozza, Sänger von Kreator, auf einem Konzert 2005 in Mailand
Mille Petrozza, Sänger von Kreator, auf einem Konzert 2005 in Mailand

Die politische Gesinnung innerhalb der Szene weicht nicht von der der übrigen Gesellschaft ab, aufgrund des Freiheitsideals ist jedoch eine liberale Tendenz vorhanden. Generell betrachtet sich die Szene nicht als politisch, und politische Texte bilden die Ausnahme.

Auf der anderen Seite wird der Szene teilweise auch ein Hang zum Rechtsradikalismus nachgesagt. Zurückzuführen ist dies neben der generellen Toleranz der Metalszene gegenüber Andersdenkenden – was für einige auch Toleranz gegenüber Rechtsextremisten einschließt – unter anderem auf den Umgang mit rechtsextremer Symbolik, welche einige Bands wie z. B. Slayer zwecks Provokation betreiben. In einer Variante des Black Metal ist dieses Gedankengut jedoch auch ernsthafter verbreitet, diese Szene wird als NSBM (National Socialist Black Metal) bezeichnet. Bekannte Vertreter dieses Subgenres sind u. a. Graveland und Absurd. Dies wirft auf verschiedene weitere Metalsubgenres ein negatives Bild, insbesondere auf den Black Metal allgemein, aber auch auf den Pagan Metal und den Viking Metal, deren Verwendung germanischer und/oder nordischer Symbole und Mythen manchmal als Neonazismus interpretiert wird.

Einige Bands vertreten explizit linke politische Ansätze. Bands mit politischen Texten aus diesem Bereich sind beispielsweise Napalm Death, Misery Index, Dying Fetus, Heaven Shall Burn, Carcass und Kreator.

Der richtige Umgang mit politisch extremen Bands ist ein häufiges Streit-, teilweise auch Tabuthema. In den meisten Metalmedien werden Bands, die zweifelhafte politische Äußerungen tätigten, ignoriert, um ihnen keine Plattform zu bieten. Viele Metaller sind bestrebt, sich explizit von politischem Extremismus und Vorurteilen ihnen gegenüber abzugrenzen. So ist auf dem thüringischen Party.San Festival das Tragen von T-Shirts rechtsextremer Bands untersagt, da es dort in der Vergangenheit ein erhöhtes Auftreten „rechter“ Metalfans gab. Das Wacken Open Air druckt auf seine Eintrittskarten den Slogan „Metalheads against Racism“.

Verhältnis zur Öffentlichkeit

Dimmu Borgir 2005 auf dem Tuska-Festival
Dimmu Borgir 2005 auf dem Tuska-Festival

Während einige Bands aus dem Metal-Bereich und – abhängig von Trends und dem jeweiligen Zeitgeist – auch ganze Sparten in der Öffentlichkeit Gehör finden und ihre Musik von einem breiten Publikum konsumiert wird, wird der Metal auch mit vielen Vorurteilen verbunden.

Kritische Blicke von Außenstehenden werden durch vielerlei Faktoren ausgelöst. Ein gewisses Unwissen zeigt sich beispielsweise darin, dass manche Menschen einen Metaller nicht von einem Punk oder Goth unterscheiden können. Die oftmals langen Haare wurden als feminin und bei Männern als obskur aufgefasst, da in Europa moderne Männer grundsätzlich Kurzhaarfrisuren trugen. Die Toleranz ist allerdings seit den 1960ern generell größer geworden.

Ähnlich wie gewaltthematisierende Filme, Comics oder Computerspiele wird auch Metal manchmal als jugendgefährdend eingestuft. Es wird dabei davon ausgegangen, dass der Metal mit seiner Tendenz zur Thematisierung von konfliktreichen Aspekten des Lebens negative Auswirkungen auf die Psyche von Jugendlichen haben kann. Dies geht teilweise soweit, dass Metal für Suizide oder Amokläufe von Jugendlichen verantwortlich gemacht wird. Mehrfach standen so schon Bands wie Marilyn Manson oder Slipknot am Pranger. Letztere beispielsweise infolge des Amoklaufes im Erfurter Gutenberg-Gymnasium im Jahre 2002 – die Texte hätten dem Täter als Inspirationsquelle gedient.

Besonders in den 1960ern tendierte man dazu, Rockmusik generell als verdummenden, primitiven Krach zu bezeichnen, welcher sich schädigend auf die Moral der Hörer auswirken würde. Während diese Einstellung aus dem Alltag weitestgehend verschwunden ist, lebt sie als übertriebenes Klischee weiterhin fort, beispielsweise in den Zeichentrickfiguren Beavis and Butt-Head.

Ein populärer Mythos sind die sogenannten Rückwärtsbotschaften. Angeblich wurden in Metaltiteln rückwärts aufgenommene Tonbotschaften versteckt, die den Hörer unterbewusst beeinflussen würden. Die Existenz solcher versteckter Botschaften wurde jedoch bis heute nicht nachgewiesen, die Wirkung als Methode mentaler Beeinflussung sogar durch wissenschaftliche Studien widerlegt. Allerdings machen sich einige Bands diesen Mythos zu eigen und platzieren absichtlich rückwärts gesprochene Nachrichten auf ihren Alben.

Weiterhin existent ist die Vorstellung, in der Metalszene bestehe ein Hang zum Satanismus oder ähnlichem. Diese oder andere Formen des Okkultismus spielen in den meisten Sparten keine ernsthafte Rolle, sie dienen allenfalls zur bewussten Provokation, wenngleich viele Metalfans tendenziell eher kirchenkritisch eingestellt sind bzw. Religion ablehnen. Lediglich im Black Metal ist eine ernsthafte Beschäftigung mit dem philosophischen sowie religiösen Satanismus auffindbar, aber auch dort nicht omnipräsent.

Die „Pommesgabel“ bei einem Konzert
Die „Pommesgabel“ bei einem Konzert

Ein in sehr weite Bereiche der Populärkultur eingegangener Teil der Metal-Kultur ist hingegen die so genannte Pommesgabel – auch Frittenstecher genannt. Dieser Handgruß wurde durch Konzerte von Ronnie James Dio populär und wurde auch im Punk und teilweise „normalem“ Rock bekannt. Die Pommesgabel als Begrüßung ist allerdings in der Szene umstritten und wird oft Posern zugeschrieben, die sich damit als Metaller zeigen wollen. Es gibt Quellen, die aussagen, dass die Pommesgabel den Kopf des Satans darstellen soll. Bei Konzerten wird sie im Takt gezeigt. Oft ist dies mit Headbanging verbunden.

Einige Metalbands können sich über Jahre hinweg eines hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrades erfreuen. Beispiele hierfür sind Black Sabbath, Iron Maiden, Metallica, Megadeth, Judas Priest , Slayer oder Manowar. Allgemein hat die Bedeutung des Metal im kommerziellen Mainstream aber im Laufe der Zeit geschwankt. Während in den 1960ern und 1970ern die New Wave of British Heavy Metal kommerzielle Erfolge hatte, war in den 1980ern vor allem der so genannte Poser Metal ein extrem dominanter Bestandteil der Musikcharts. Obwohl dieser von Teilen der Szene als „Kommerz“ abgelehnt wurde, prägte er seinerzeit dennoch das Bild des Metals als einen auf sexuellen Exzentrismus fokussierten, oberflächlichen Musikstil. Nachdem dieser seine Massenpopularität verloren hatte, spielte der Metal nur noch ein sehr geringe Rolle im Mainstream. Kommerziell erfolgreich wurde Metal auf breiterer Basis erst wieder Mitte der 1990er durch die Vertreter des Nu Metal. Ungefähr seit 2002 gibt es wachsendes allgemeines Interesse am Metal, was sich auch im regelmäßigen Einsatz derartiger Musikvideos auf MTV, Viva und ähnlichen Sendern zeigt.

In Norwegen ist der Black Metal mit seiner Kultur und seinen Akteuren sogar ein fester Begriff und findet breites Interesse in den Medien. Die meisten Menschen dort kennen Bands wie Darkthrone oder Emperor zumindest vom Namen her, das Osloer Inferno Festival wurde im Fernsehen übertragen.

Verhältnis zu anderen Subkulturen

Dave Pybus, Gitarrist bei Cradle of Filth, auf dem Metalmania Festival 2005
Dave Pybus, Gitarrist bei Cradle of Filth, auf dem Metalmania Festival 2005

Aufgrund sich teilweise überschneidender Hörgewohnheiten treten Metalfans beispielsweise auf Festivals und Konzerten häufig in Kontakt zu Gothics, Hardcorelern, Punks, Rockern oder anderen Vertretern des alternativen Spektrums der Musik. Zu musikorientierten Subkulturen außerhalb des alternativen Spektrums existieren grundsätzlich keine besonders gefärbten Kontakte.

In der Szene ist häufig eine Abneigung gegenüber mainstreamiger und „nicht handgemachter“ Musik verbreitet. So halten Hip-Hopper in der Metalszene häufig als Feindbild her, ihre musikalischen Vorlieben werden als niveaulos oder oberflächlich abgestempelt. Die teilweise vorgenommene Stereotypisierung der Hip Hopper zu aggressiven, wenig intelligenten Proleten wird von vielen Webseiten auf satirische Art und Weise bis ins Extrem geführt, von vielen Metalanhängern aber als intolerant abgelehnt. Andererseits kommt es besonders im Nu Metal immer wieder auch zu Kollaborationen mit Musikern aus anderen Bereichen, so auch aus dem Hip-Hop.

Auftreten

In der Szene lassen sich bestimmte Präferenzen in Bezug auf Kleidung und Styling beobachten, die jedoch je nach Subgenre und mit der Zeit stark variieren können. Während das Auftreten seitens der Szene teilweise als Indikator für den Grad der Authentizität ausgelegt wird, lehnen andere dies als oberflächlich und unindividuell ab.

Lange Haare sind nach wie vor insbesondere im traditionellen Bereich der Metalszene weit verbreitet, im moderneren Death Metal und im Metalcore lassen sich vereinzelt auch Dreadlocks finden.

Metal-Fans mit Aufnähern von Album-Covern
Metal-Fans mit Aufnähern von Album-Covern

Typische Kleidungsstücke sind Kutten, Kapuzenpullis, Longsleeves oder T-Shirts mit Schriftzug, Album-Cover oder Symbolik einer Band als Aufdruck, wodurch man seine subkulturelle Zugehörigkeit zu erkennen gibt. Im Bereich Schmuck ist Silberschmuck in Form von Ketten und Ringen bei Metallern jeder Gesinnung sehr beliebt, wie auch Leder- und Nietenschmuck aller Art, ob Gürtel, Armband oder Halsband.

Vor allem im Power Metal trifft man auf enge, schwarze Lederkleidung. Dies wurde in den 1980ern in der Szene durch Judas-Priest-Sänger Rob Halford populär, der ihn wiederum der Schwulenszene von San Francisco entnommen hatte.

Die so genannte Kutte ist eine Jeansweste oder Lederjacke, auf der Metal-Fans diverse Aufnäher anbringen, um ihre musikalischen Präferenzen und andere Einstellungen deutlich zu machen. Sie ist allerdings nur noch im traditionellen Bereich aufzufinden. Die selbe Funktion besitzt häufig auch die schwarze Kampftasche, die vor allem unter weiblichen Fans mit Tendenzen zum Gothic verbreitet ist und dort schon fast als Standard-Accessoire dient.

In den Genres Thrash-, Death- und Black Metal findet sich das Accessoire eines um die Hüfte gehängten Patronengurtes mit entschärfter Munition.

Im Gegensatz zu beispielsweise Hip-Hop-spezifischen Ausdrücken hat die Szene nur in begrenztem Umfang einen eigenen Slang entwickelt. Neben einigen Fachausdrücken wie Trueness oder Poser wird das Standardvokabular um mehrere Stilnamen, Bandnamen und unter Umständen einige musikalische Ausdrücke erweitert. Relativ weit verbreitet sind martialische Ausdrücke aus dem Wortfeld der Gewalt, die auf die Musik angewendet werden. So spricht man in härteren Spielarten des Metal oft von Geknüppel bei exzessivem Gebrauch von Blastbeats und allgemein bei einem besonders extremem, unmelodischen Klang. Ebenso kommt Gerumpel vor, das meistens abwertend für primitiv produzierten Black Metal angewandt wird. Weitere Begriffe sind unter anderem Gemetzel oder Terror.

Speziell in Deutschland ist unter anderem auf Open-Air-Festivals weiter auch der so genannte „Helga!“-Ruf verbreitet, der zwar nicht explizit aus der Metal-Szene stammt, dort aber Eingang gefunden hat. Eine weitere, einem Albumtitel der deutschsprachigen Band Nargaroth entlehnte Phrase, die in der deutschen Metalszene beliebt ist, lautet „Black Metal ist Krieg!“; allerdings wird sie oft verfremdet, z. B. zu „Grillen ist Krieg!“, „Gartenarbeit ist Krieg!“ oder, besonders auf Festivals, „Duschen ist Krieg!“, was in der Regel aber nur Alberei ohne sinnvollen Hintergrund ist.

Szenemedien

Printmedien

Die Bandbreite an Printmedien ist im Metal im Vergleich zu anderen Szenen relativ umfangreich. Neben den beiden größten Publikationen, der eher auf traditionellen Metal ausgerichteten Rock Hard und dem stilistisch etwas breiteren Metal Hammer gibt es noch zahlreiche kleinere Zeitschriften, wie Metal Heart, Heavy, das Eternity Magazine, oder auch die auf extremere Spielarten spezialisierte Zeitschrift Legacy. Außerdem widmen sich einige Fans dem Vertrieb eigener Fanzines.

Fernsehen

In den 1980er und 1990er Jahren gab es auch Fernsehsendungen, die sich mit dem Metal beschäftigten, dazu gehörten u. a. Hard 'n Heavy (musicbox/Tele5, 1986-1991), moderiert von Annette Hopfenmüller, MOSH (RTL Plus, 1988-1989), moderiert von Sabina Classen (Holy Moses) und Götz Kühnemund, Metalla (VIVA, 1993-1998), moderiert von Ralph Krieger, Adam Turtle und Markus Kavka, und Virus (VIVA2, 1998-1999).

Im Ausland wurde vor allem die Sendung Headbanger´s Ball populär. Sie wurde in den USA (MTV, 1987-1995), moderiert von Kevin Seal (1987-1988), Adam Clark Curry (1988-1990) und Riki Rachtman (1990-1995), und parallel dazu in Europa (MTV Europe, 1990-1997), moderiert von Kristiane Backer (1990) und Vanessa Warwick (1991-1997), ausgestrahlt.

Seit einiger Zeit sind Heavy-Metal-Sendungen im Fernsehen sehr selten anzutreffen. Als eine der letzten Sendungen wurde das unmoderierte Hell's Kitchen auf VIVA abgesetzt, das in halbstündiger Laufzeit Videoclips präsentierte. Videos werden gegenwärtig auf labeleigenen DVDs vertrieben oder als Beilage der obengenannten Zeitschriften veröffentlicht. In diesem Zusammenhang tragen auch Onlinemagazine zur Verbreitung der Videos bei.

Internet

Als weiteres wichtiges Kommunikationsmedium konnte sich das Internet mit Online-Magazinen wie Powermetal.de, Vampster oder metal.de und -Communities (Foren, etc.) etablieren.

Konzerte

Das „Rock Hard Festival“ im Jahre 2006
Das „Rock Hard Festival“ im Jahre 2006

Die wichtigste Möglichkeit zur Zusammenkunft stellen für die Szene Konzerte und Festivals dar.

Auf Metalkonzerten lassen sich verschiedene Tanzstile beobachten:

Die für die Metalszene bedeutendsten Festivals:

Bekannte Plattenlabel

Eine Liste einiger Plattenlabel, die in der Szene eine gewisse Bedeutung besitzen.

Bedeutende Persönlichkeiten

Eine Liste von für die Subkultur prägenden Persönlichkeiten:

Siehe auch

Literatur

  • Bettina Roccor: Heavy Metal - Kunst. Kommerz. Ketzerei. Iron Pages (I.P. Verlag Jeske/Mader GdR), Berlin 1996, ISBN 3-931624-07-2 (Dissertation)
  • Reto Wehrli: Verteufelter Heavy Metal. Telos Verlag, Münster/Westf. 2001, ISBN 3-933060-04-4

Weblinks

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