Welsche
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Welsche oder Walsche (althochdeutsch Singular walha, Zugehörigkeitsadjektiv walhisk) ist die alte germanische Bezeichnung für die Kelten.
In der deutschen Sprache werden heute unter Welschen jeweils die am nächsten wohnenden romanischen Völker bezeichnet. (Die Walnuss war ursprünglich die „welsche Nuss“, d. h. sie ist über Frankreich[1] und Italien zu uns gekommen.)
- Der Name des Schweizer Kantons Wallis hat nichts mit dem Wort „welsch“ zu tun; es handelt sich um eine Ableitung zum lateinischen Wort vallis „Tal“. Dasselbe gilt für das Kleinwalsertal und andere ähnliche Talnamen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Kelten
Abgeleitet ist das Wort von den Volcae[1], einem keltischen Stamm, der in historischer Zeit in der Nachbarschaft von Germanen lebte.
Der Begriff wurde zunächst von den Volcae verallgemeinernd auf alle Kelten bezogen. Diese ursprüngliche Bedeutung war noch lebendig, als im 5. Jahrhundert die Angeln, Jüten und Sachsen die Insel Britannien besetzten und dort auf Kelten trafen.
[Bearbeiten] Galloromanen
Nach der Einwanderung der Franken in Gallien übernahmen die ansässigen Galloromanen den Landesnamen Walha, althochdeutsch *walh, aus der Sprache der Eroberer.
- Daraus wurde das französische (la) Gaule, das jedoch bald nur noch das Land vor der Zeit der Merowinger und Karolinger, also im Wesentlichen die ehemalige römische Provinz Celtica, bezeichnete. Das französische Wort Gaule leitet sich also nicht aus dem lateinischen Gallia ab, das in der Zeit nach Caesar für Norditalien (Gallia cisalpina) und die Provence (Gallia narbonensis) steht.
Auf dem europäischen Festland waren bis zum Ende des Altertums alle Kelten romanisiert worden; die germanische Bezeichnung für diese Völker blieb jedoch weiterhin dieselbe.
Davon zeugen zunächst verschiedene Ortsnamen im süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Voralpengebiet, wo bis ins frühe Mittelalter hinein auch Romanen lebten, und nicht mehr unterschieden wurde zwischen romanisierten Kelten und den nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches zurückgeblieben Romanen oder Römern anderer Herkunft:
- Wals bei Salzburg, Wels in Oberösterreich
- Walchensee in Oberbayern und Wallersee in Österreich,
- Straßwalchen im Bundesland Salzburg, Traunwalchen im bayerischen Chiemgau, Seewalchen im Salzkammergut
- Welschenrohr - Dorf an der deutschfranzösischen Sprachgrenze, lange zweisprachig, heute deutschsprachig
- Wallisellen bei Zürich
- Walchwil im Kanton Zug
- Waldstetten und Waldkirch im Landkreis Günzburg in Bayerisch-Schwaben (auch hier wurde „Walch“ zu „Wald“, ebenso wie
- Waldstetten bei Schwäbisch Gmünd
[Bearbeiten] Romanen
In verschiedenen deutschen Regionalsprachen werden die jeweils unmittelbar benachbarten Romanen oder romanischsprachigen Bevölkerungsgruppen als „Welsche“ bezeichnet. Je nachdem hat der Ausdruck einen neutralen oder abwertenden Klang: Während im Schweizerischen etwa Welsche für Romands (französischsprechende Schweizer) ohne negative Wertung verwendet wird, ist Welsche oder auch Walsche im Tirolischen aus Gründen der bewegten politschen Vorgänge der Neuzeit in diesen Regionen allgemein abwertende Bezeichnung für Italiener, z. B. in der Wendung welsche Treue.
[Bearbeiten] Französischsprachige
Als Bezeichnung für Französischsprachige:
- Wallonen
- Welschland: in der Deutschschweiz üblich für „französische Schweiz“
[Bearbeiten] Italienischsprachige
Als Bezeichnung für Italienischsprachige:
- Welschtirol, die alte Bezeichnung für das von Italienern bewohnte Trentino
- Welsche Confinen (oder mit "k"), kleinere Region in Trentino
- Welsche Vogteien, alte schweizerisch Bezeichnung für die Region Valtellina (Veltlin)/Bormio in Obertalien
- Welsch-Bern für Verona zur Unterscheidung vom „originalen“ Bern, der Schweizer Stadt Bern
[Bearbeiten] Rätoromanen
Als Bezeichnung für Rätoromanen:
- Walensee in der Schweiz, an der frühmittelalterlichen Sprachgrenze gegen das rätoromanische Sprachgebiet
- Walgau, der unterste Talabschnitt der Ill in Vorarlberg
- Walenstadt, ursprünglich Walenstad „Gestade der Welschen“, am Ostende des Walensees
- Welschdörfli, der Stadtteil von Chur, wo am längsten Rätoromanen wohnten
Kauderwelsch, ursprünglich „Churer Rätoromanisch“ wie auch zu Rotwelsch, ist als allgemeine Bezeichnung für spätrömisch Dialekte zum Synonym für „unverständliches Gerede“ geworden.
[Bearbeiten] Walache
Von den Germanen haben auch die Slawen das Wort walha in der Bedeutung „Romane“[2] wie auch allgemein „Fremdsprachiger“[3] entlehnt. Deshalb ist die polnische Bezeichnung für „Italien“ bis heute Włochy.
als Bezeichnung für Balkanromanen:
- Walachen wurden bis ins 19. Jh. alle Balkanromanen genannt.
- Aufgrund der slawischen Übernahme des Wortes werden im Balkan jetzt verschiedene Volksgruppen Walachen genannt:
- Vlach oder ähnliches wird meist für die Rumänen, die südlich der Donau leben[4] verwendet
- die ihnen eng anverwandten restlichen balkanromanischen Völker: Aromunen, Meglenoromanen, Istroromanen und selten auch für die Rumänen selbst)
- slawisierte Romanen, Slawen sowie Roma – hauptsächlich für die, die von der Schäferei leben oder lebten
- die Landschaft Walachei
Von den Slawen übernahmen schließlich auch die Magyaren den Ausdruck, vgl. ungar. olasz „Italiener“ sowie (veraltet) oláh „Rumäne“.
[Bearbeiten] Bloch
Bloch ist ein jüdischer Familienname.
Jüdische Einwanderer - infolge eines Pogroms aus Frankreich vertrieben - wurden von der einheimischen Bevölkerung in Polen als Włochy „Welsche“ bezeichnet, daraus entstand Bloch als Familienname für zahlreiche Personen jüdischer Abstammung.
- Eine Übersicht über Namensträger gibt Bloch (Begriffsklärung)