Werner Herzog
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Werner Herzog, eigentlich Werner H. Stipetic (kroatisch: Stipetić) (* 5. September 1942 in München) ist ein deutscher Filmregisseur, Opernregisseur, Schauspieler und Autor. Werner Herzog ist neben Volker Schlöndorff, Alexander Kluge, Walter Bockmayer und Rainer Werner Fassbinder ein bedeutender Vertreter des "Neuen deutschen Films" bzw. des Autorenfilms.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Werner Herzog wuchs als in München ausgebombtes Kind in dem bayrischen Dorf Sachrang, unweit der Grenze zu Österreich, auf. Mit 12 Jahren zog er mit seiner Mutter (kroatischer Abstammung), nach München. Im Alter von elf Jahren wusste er nicht von der Existenz des Kinos, bis er in der Dorfschule den ersten Film sah. Sein erstes Telefonat führte er im Alter von 17 Jahren und mit 19 machte er seinen ersten kurzen Spielfilm.
Kurzzeitig bewohnte er mit seiner Familie in München eine Pension mit Klaus Kinski, der bereits zu dieser Zeit ein Exzentriker war. Während seiner Gymnasialzeit arbeitete er in Nachtschicht als Punktschweißer in einer Stahlfabrik. In München machte er sein Abitur und studierte neben seinen ersten Filmproduktionen Geschichte, Literatur- und Theaterwissenschaften. Ein Stipendium brachte ihn in die USA nach Pittsburgh, das er aber bereits nach einer Woche enttäuscht abbrach. Seinen ersten abendfüllenden Spielfilm Lebenszeichen drehte er mit 24 Jahren. Für diesen Film erhielt er finanzielle Unterstützung vom Kuratorium Junger Deutscher Film. Herzog wurde für den Film der Bundesfilmpreis in der Kategorie "Bester erster Film" verliehen. Er veröffentlichte den Film 1968. Der erste Film, den er veröffentlichte, war 1962 der Kurzfilm (12 Minuten) Herakles.
Herzog gründete 1963 seine eigene Produkionsfirma, Werner Herzog Filmproduktion in München.
1967 heiratete Herzog Martje Grohmann. Ihr Sohn Rudolph Amos Achmed wurde 1973 geboren. Tochter Hanna Mattes (Mutter Eva Mattes) wurde 1980 geboren. 1987 heiratete Herzog Christine Maria Ebenberger. Ihr Sohn Simon David Alexander Herzog wurde 1989 geboren. Herzog ist derzeit (2006) mit Lena Herzog verheiratet.
[Bearbeiten] Werke
Viele seiner Filme drehte er auf englisch. In fünf seiner bekanntesten Filme besetzte er die Hauptrolle mit Klaus Kinski. Über die oftmals schwierige Beziehung der beiden drehte er 1999 den Dokumentarfilm Mein liebster Feind.
Werner Herzogs Werk beinhaltet neben seinen Spielfilmen auch zahlreiche dokumentarische Arbeiten von besonderem Reiz. Nach Cobra Verde drehte er nur zwei Spielfilme (Stand Juni 2004), dafür aber zahlreiche Dokumentationen für Fernsehen und Kino. Auch in früheren Jahren hat er regelmäßig Dokumentarfilme gedreht, der vielleicht bemerkenswerteste davon Gasherbrum, über eine Doppel-8000er-Besteigung von Reinhold Messner und Hans Kammerlander, in dem Herzogs Verständnis vom Dokumentarfilm vollkommenen Ausdruck findet: Er verweigert sich dem Cinema verité und der Einschätzung, dass Kameras Authentizität reproduzieren könnten. Vielmehr geht es in den dokumentarischen Arbeiten auch immer um die eigene Perspektive auf den Gegenstand, um Herzog selbst also. Dies geht soweit, dass er manchen dokumentierten Personen gar Wörter und Aussprüche in den Mund legt und die Arbeiten zudem stark ästhetisiert.
Der Kurzfilm Werner Herzog eats his Shoe dokumentiert Herzogs Einlösen einer Wette (siehe Titel). Herzog ermutigte damit Errol Morris, seinen ersten Film Gates of Heaven tatsächlich fertig zu stellen. Herzog kochte seine Schuhe und aß einen bis auf die Sohle auf. Regie führte Les Blank, der auch später eine vielgerühmte Dokumentation über die beschwerlichen Dreharbeiten von Fitzcarraldo drehte (Burden of Dreams).
Mitte der achtziger Jahre wandte er sich der Oper zu und debütierte mit der Inszenierung von Ferruccio Busonis Doktor Faustus. Bekannt wurde er durch seine Aufführungen von Wagner, insbesondere Lohengrin in Bayreuth und Fidelio an der Scala in Mailand.
[Bearbeiten] Filmografie
- 1962/1965: Herakles
- 1964: Spiel im Sand
- 1967: Die beispiellose Verteidigung der Festung Deutschkreutz
- 1968: Lebenszeichen
- 1968: Letzte Worte
- 1969: Die fliegenden Ärzte von Ostafrika
- 1969: Maßnahmen gegen Fanatiker
- 1970: Auch Zwerge haben klein angefangen
- 1970: Fata Morgana
- 1970: Niedrig gilt das Geld auf dieser Welt
- 1971: Behinderte Zukunft
- 1971: Land des Schweigens und der Dunkelheit
- 1972: Aguirre, der Zorn Gottes
- 1974: Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner
- 1974: Jeder für sich und Gott gegen alle (Kaspar Hauser)
- 1976: Stroszek (siehe auch Bruno S.)
- 1976: Herz aus Glas
- 1976: How much wood would a woodchuck chuck
- 1976: Mit mir will keiner spielen
- 1977: La Soufrière
- 1979: Nosferatu – Phantom der Nacht
- 1979: Woyzeck
- 1980: Glaube und Währung
- 1980: God´s angry man
- 1980: Huie´s Predigt
- 1982: Fitzcarraldo
- 1984: Ballade vom kleinen Soldaten
- 1984: Gasherbrum - Der leuchtende Berg
- 1984: Wo die grünen Ameisen träumen
- 1987: Cobra Verde
- 1988: Gekauftes Glück (als Hauptdarsteller. Regie: Urs Odermatt)
- 1988: Les Galois
- 1990: Echos aus einem düsteren Reich
- 1990: Wodaabe - Hirten der Sonne
- 1991: Das exzentrische Privattheater des Maharadjah von Udaipur
- 1991: Cerro Torre: Schrei aus Stein
- 1992: Lektionen in Finsternis
- 1993: Glocken aus der Tiefe
- 1994: Die Verwandlung der Welt in Musik
- 1995: Tod für fünf Stimmen
- 1997: Little Dieter Needs to Fly
- 1999: Mein liebster Feind
- 1999: Julianes Sturz in den Dschungel
- 2001: Invincible / Unbesiegbar
- 2001: Pilgrimage
- 2002: Ten thousand years older (Kurzfilm)
- 2003: Rad der Zeit
- 2004: The White Diamond
- 2005: Grizzly Man
- 2005: The Wild Blue Yonder
- 2006: Rescue Dawn (Premiere September 2006, Filmfestival Toronto)
[Bearbeiten] Filme über Werner Herzog
- 1978: Christian Weisenborn und Erwin Keuch – Was ich bin sind meine Filme
- 1980: Les Blank – Werner Herzog eats his Shoe
- 1982: Les Blank – Burden of Dreams
- 1988: Peter Buchka – Bis ans Ende… und dann noch weiter. Die ekstatische Welt des Filmemachers Werner Herzog
[Bearbeiten] Filme mit Werner Herzog
- 1988: Urs Odermatt – Gekauftes Glück
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1968: Silberner Bär und nominiert für den Goldenen Bären (für Lebenszeichen - Internationale Filmfestspiele Berlin 1968)
- 1979: Nominiert für den Goldenen Bären (für Nosferatu - Internationale Filmfestspiele Berlin 1979)
- 1983: Nominiert für den BAFTA Film Award in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film (für Fitzcarraldo)
- 1988: Produzentenpreis (für Cobra Verde)
- 1975: FIPRESCI-Preis, Grand Prix der Jury, Preis der Ökumenischen Jury sowie Nominierung für die Goldene Palme (für Jeder für sich und Gott gegen alle)
- 1979: Nominierung für die Goldene Palme (für Woyzeck)
- 1982: Preis für den besten Regisseur sowie Nominierung für die Goldene Palme (für Fitzcarraldo)
- 1984: Nominierung für die Goldene Palme (für Wo die grünen Ameisen träumen)
- 1976: Nominiert in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film (für Aguirre, der Zorn Gottes)
- 2006: Directors Guild of America Award (für Grizzly Man)
- 1999: Nominiert für den Emmy Award in der Kategorie Outstanding Non-Fiction Special (für Little Dieter Needs To Fly)
- 1999: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Mein liebster Feind - Klaus Kinski)
Internationales Dokumentarfilm-Festival Amsterdam
- 1997: Spezialpreis der Jury (für Little Dieter Needs To Fly)
Festival International de Programmes Audiovisuels, Biarritz
- 1999: Silberner FIPA-Preis (für Little Dieter Needs To Fly)
- 2002: Dragon of Dragons Ehrenpreis
- 1968: Filmband in Silber (für Lebenszeichen)
- 1975: Filmband in Silber (für Jeder für sich und Gott gegen alle)
- 1978: Filmband in Silber (für La Soufrière - Warten auf eine unausweichliche Katastrophe)
- 1984: Filmband in Gold (für Wo die grünen Ameisen träumen)
- 2005: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Grizzly Man)
Gilde-Filmpreis
- 1981: Gilde-Filmpreis in Silber in der Kategorie Deutscher Film (für Woyzeck)
- 1984: Gilde-Filmpreis in Gold in der Kategorie Deutscher Film (für Fitzcarraldo)
- 1993: Preis der Stadt Hof
- 2006: Nominiert in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Grizzly Man)
International Documentary Association
- 1998: IDA Award in der Kategorie Feature Documentaries (für Little Dieter Needs To Fly)
Las Vegas Film Critics Society Awards
- 2000: Nominiert für den Sierra Award in der Kategorie Bester Dokumentarfilm (für Little Dieter Needs To Fly)
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg
- 1971: Interfilm-Preis (für Land des Schweigens und der Dunkelheit)
Melbourne International Film Festival
- 1993: Grand Prix (für Lektionen in Finsternis)
San Francisco International Film Festival
- 1999: Golden Spire (für Little Dieter Needs To Fly)
Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián
- 1982: OCIC-Preis (für Fitzcarraldo)
- 2005: Alfred P. Sloan Feature Film Prize und Nominierung für den Grand Jury Prize (für Grizzly Man)
São Paulo International Film Festival
- 1999: Publikumspreis (für Mein liebster Feind - Klaus Kinski)
Le Syndicat Français de la Critique de Cinéma
- 1976: Kritikerpreis (für Aguirre, der Zorn Gottes)
- 1991: Nominiert für den Goldenen Löwen (für Cerro Torre: Schrei aus Stein)
- 2005: FIPRESCI-Preis (für The Wild Blue Yonder)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Werner Herzog im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werner Herzog in der Internet Movie Database
- Offizielle Webseite von Werner Herzog
- Filmszene Bayern auf BR-Online
Personendaten | |
---|---|
NAME | Herzog, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Filmregisseur |
GEBURTSDATUM | 5. September 1942 |
GEBURTSORT | München |