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Drei-Schluchten-Damm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Modell des Drei-Schluchten-Damms
Modell des Drei-Schluchten-Damms
Blick auf die Hauptmauer des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)
Blick auf die Hauptmauer des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)
Schiffsschleusensystem des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)
Schiffsschleusensystem des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)
Satellitenbild des Stausees (der Drei-Schluchten-Damm ist etwa 1/3 von der linken Kante entfernt; die Bildmitte gehört zum Gezhouba-Staudamm, etwa 1/3 von der rechten Kante)
Satellitenbild des Stausees (der Drei-Schluchten-Damm ist etwa 1/3 von der linken Kante entfernt; die Bildmitte gehört zum Gezhouba-Staudamm, etwa 1/3 von der rechten Kante)
Laufrad einer Francis-Turbine für das Wasserkraftwerk
Laufrad einer Francis-Turbine für das Wasserkraftwerk

Drei-Schluchten-Damm (chin. 三峡大坝/三峽大壩, Sānxiá Dàbà) ist die Bezeichnung für eine am 20. Mai 2006 in Betrieb genommene Aufstauung des Jangtsekiang in China. Der Drei-Schluchten-Staudamm zählt zu den größten Talsperren der Erde. Das Projekt liegt in der Provinz Hubei in der Nähe der Stadt Chongqing. Der Stausee entsteht im Bereich der berühmten drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsklärung

Genau genommen müsste es Drei-Schluchten-Talsperre heißen, da das Absperrbauwerk kein Staudamm ist, sondern eine Staumauer. Die Bezeichnung Staudamm kommt von der allzu wörtlichen Übersetzung des englischen „Three Gorges Dam“, wobei „dam“ aber „Talsperre“ bedeutet und nicht „Damm“.

Kein anderes Großprojekt ist in den letzten Jahren so umstritten gewesen wie diese Talsperre in der Volksrepublik China. Die Befürworter begründen seine Notwendigkeit mit den Vorteilen im Hochwasserschutz, der Energieerzeugung (Wasserkraftwerk) und der Verbesserung der Schifffahrt. Die Gegner befürchten Nachteile durch die ökologischen Folgen, die geologischen Gefährdungspotentiale und die soziokulturellen Folgen des Projekts.

Der Jangtsekiang ist mit 6.380 km der längste Strom Chinas und der drittlängste der Welt. Auf seinem Weg fließt er vom tibetischen Hochland durch das Rote Becken, dann durch die drei Schluchten und schließlich in die Ebene von Yichang, bis er bei Shanghai ins ostchinesische Meer mündet. Sein Einzugsgebiet ist knapp zwei Millionen Quadratkilometer groß; es umfasst den Lebensraum eines Drittels der chinesischen Bevölkerung von insgesamt 1,3 Mrd. Menschen und 25 Prozent des chinesischen Ackerlandes. Das mittlere Abflussvolumen des Jangtsekiang beträgt 32.500 m³/s (Rhein 2.330 m³/s). Er ist außerdem einer der wichtigsten Binnenverkehrswege Chinas.

Die Idee eines Staudamms wurde erstmals 1919 durch Sun Yat-sen geäußert. In den 1980er Jahren wurde das Projekt aufgrund der stärker werdenden Energieknappheit zum Schlüsselprojekt in Deng Xiaopings Reform- und Modernisierungspolitik.

Das Drei-Schluchten-Projekt

Die Vorgeschichte

Die Idee zur Realisierung eines riesigen Staudammes unterhalb der drei Schluchten existierte schon seit Jahrzehnten. Es war der Traum jedes großen chinesischen Herrschers, den unberechenbaren Jangtsekiang zu bändigen. Zwischen 1944 und 1946 wurde die US-Behörde „United States Bureau of Reclamation“, die Staudämme konzipiert, beauftragt, einen solchen Staudamm zu entwerfen. Als es jedoch soweit war, wurde das Vorhaben durch den chinesischen Bürgerkrieg gestoppt. Auch Mao Zedong (Vorsitzender der Kommunistischen Partei) versuchte 1958, das Projekt zu realisieren, doch dieser Versuch scheiterte an den zu hohen Baukosten. Als 1969 die Provinz Hubei das Projekt wiedererweckt hatte, lehnte Mao Zedong das Vorhaben aus politisch-militärischen Gründen ab. Als Ersatz aber wurde der kleinere Staudamm Gezhouba nach 18 Jahren Bauzeit fertiggestellt. Er befindet sich 40 km südlich der drei Schluchten bei der Stadt Yichang. Unter Deng Xiaoping kam 1985 das Drei-Schluchten-Projekt wieder auf. Auf Grund starker Proteste und Bedenken des Nationalen Volkskongresses wurden 1986 Vertiefungsstudien durchgeführt. 1986 wurde auf der Basis einer bilateralen Vereinbarung ein chinesisch-kanadisches Konsortium mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die durch die Weltbank und durch die kanadische Regierung finanziert wurde. 1992 wurde das Projekt durch die Abstimmung im Volkskongress genehmigt, allerdings mit einem Negativrekord, denn noch nie vorher in der Geschichte des Nationalen Volkskongresses wurde ein Entschluss mit nur zwei Dritteln Mehrheit angenommen. (Ergebnis: 1767 pro, 177 contra und 664 Enthaltungen). Da jede Kritik dem Projekt gegenüber untersagt wurde, konnten sich Kritiker nur im Ausland darüber äußern. Das Buch der Staudammgegnerin Dai Qing wurde verbrannt, sie bekam ein Publikationsverbot auferlegt und musste für zehn Monate ins Gefängnis. Ministerpräsident Li Peng, ehemaliger Energieminister, war der Hauptverfechter des Projektes.

Bauverlauf

Im Jahre 1994 wurde mit dem Bau begonnen, an dem bis zu 18.000 Arbeitskräfte beschäftigt waren. Zuerst wurde der Fluss durch einen 3,7 Kilometer langen Kanal umgeleitet, damit die Arbeiten an der Staumauer beginnen konnten. Pro Tag wurden 350 LKW-Ladungen Zement verbraucht, wobei jede Ladung ungefähr 20 Tonnen schwer war. Am 1. Juni 2003 wurden die Wehrfelder der Staumauer geschlossen; damit begann die erste Teilflutung. Am 24. Juni 2003 wurde die erste Turbine mit einer Nennleistung von etwa 700 Megawatt in Betrieb genommen. Der Abschluss der Hoch- bzw. Tiefbauarbeiten erfolgte laut den Medien am 19. Mai 2006. Die Fertigstellung erfolgte damit 9 Monate vor dem geplanten Zeitpunkt (Feb. 2007). Damit wird es möglich, bis 2008 sämtliche 26 Turbinen in Betrieb zu nehmen.

Kosten

Die Kosten dieses Riesenbauwerkes wurden anfangs mit 26 Mrd. US$ beziffert; bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US$ verbaut, so dass Schätzungen von Gesamtkosten von 75 Mrd. US$ bis 2013 ausgehen. Finanziert wird der Staudamm vom chinesischen Volk, das mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65% durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank. Auch ausländische Investoren sind an dem Projekt beteiligt, von denen als wichtigste die Investmentbank Morgan Stanley sowie die kanadische Regierung zu nennen sind; auch die deutsche Bundesregierung tritt als Bürge für den Milliardenauftrag bei Siemens ein. Das Unternehmen liefert die Generatoren und Wasserturbinen.

Technische Daten

  • Bauart: Gewichtsstaumauer aus Beton
  • Bauzeit: 1993 bis 2006
  • Staudamm-Länge: 2.310 m (andere Angabe: 1.983 m)
  • Höhe des Staudammes: 185 m
  • Höchstes Stauziel: 180,40 m
  • Normaler Wasserpegel: 175 m
  • Minimaler Betriebswasserstand: 145 m
  • Wasserlinie 65 m über der bisherigen Wasserlinie
  • Staukapazität für Hochwasser: 22,1 Mrd. m³
  • Gesamtstauraum: 39,3 Mrd. m³ (Bodensee: 48,5 Mrd. m³)
  • Wasseroberfläche: 1.085 km² (Bodensee: 536 km²)
  • Stauseelänge (bei Stauziel): 663 km (andere Angabe: 620 km)
  • Regulierter Abfluss in der trockenen Saison: 5.860 m³/sek.
  • HWE-Bemessungs-Wassermenge: 113.000 m³/s
  • Nennleistung: 18.200 Megawatt (zum Vergleich)
  • Anzahl der Turbinen: 26
  • Regelarbeitsvermögen: 84 TWh/a, das sind 14% des BRD-Stromverbrauchs 2004 (600 TWh)
  • Überflutetes Gebiet: bei normalem Wasserstand 23.793 Hektar Land
  • Überflutete Städte: 13
  • Überflutete Fabriken: 657
  • mittlere Stauseebreite: 1,1 km oder 1,6 km (verschiedene Angaben)
  • Umzusiedelnde Personen: ca. 1,3 bis 2 Millionen

Bauvolumen:

  • Abtragung von Erde und Felsen: 8.789 Mio. m³
  • Auffüllung von Erde und Felsen: 3,124 Mio. m³
  • Beton: 2,689 Mio. m³ / andere Angabe: Betoneinbau: 28 Mio m³

(Tabelle z.T. entnommen aus: Freiwald, E., Germany, Der Drei-Schluchten-Staudamm, Hamburg 1997, und der Internetseite des Deutschen Talsperrenkomitees)

Ziele und Kritik

Flutkontrolle

Der Hauptgrund für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms ist die Kontrolle des Flutwassers und die Verhinderung von Überschwemmungen unterhalb der drei Schluchten. Im letzten Jahrhundert sind 3 Millionen Menschen in den Fluten des Jangtsekiang ums Leben gekommen. Allein in den letzten 15 Jahren gab es sechs Flutkatastrophen in China, bei denen jedes Mal Tausende von Menschen den Fluten zum Opfer fielen. Die letzte „Jahrhundertflut“ war 1996. Drei Millionen Menschen waren am Jangtsekiang im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern. Doch nach Ansicht von Kritikern genügt es nicht, bloß einen Riesenstaudamm zu errichten, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss die Ursachen bekämpfen. Allzu gern sucht man die Ursache für die verheerenden Überschwemmungen einzig bei schweren Regenfällen, während die vom Menschen geschaffenen Ursachen oft übersehen werden.

Ein gravierender Punkt ist die Abholzung der Wälder entlang des Jangtsekiang. Einst haben diese Wälder einen Teil des Niederschlages abgefangen, während er heute unmittelbar in den Strom fließt. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass schon in den letzten Jahrtausenden, bevor die Abholzung der Wälder begann, verheerende Überschwemmungen zu beklagen waren.

Eine weitere Ursache bildet die Trockenlegung zahlreicher Seen im Bereich des Jangtsekiang zur Gewinnung von Ackerland für die Versorgung der stetig wachsenden Bevölkerung. Diese Seen gingen als Überflutungsreservoirs für das Jangtse-Hochwasser verloren. Ein Beispiel bildet die Region Hubei, die 1949 etwa 1066 Seen aufwies, heute aber nur noch 325.

Während der Flut von 1996 versuchten offizielle chinesische Stellen, das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen. Um Unruhen zu verhindern, wurde eine Nachrichtensperre über die betroffenen Gebiete verhängt. Über Wochen wurden nahezu unveränderte Opferzahlen bekannt gegeben. Meteorologen hatten bereits im Winter angesichts der heftigen Schneefälle in Tibet eindringlich vor der Wahrscheinlichkeit einer derartigen Katastrophenflut in den Sommermonaten gewarnt, doch die Regierung ignorierte sie.

Kritiker verweisen zudem auf die weiter bestehende Flutgefahr durch die Nebenflüsse des Jangtsekiang wie den Huai He, auf die der Staudamm keinerlei Einfluss hat.

Energiegewinnung

In einem Land, in dem akuter Strommangel herrscht, kommt die „saubere“ Energie des Staudamms wie gerufen. Zur Zeit deckt die Kohleverstromung 75 Prozent des Strombedarfs der Volksrepublik China. Obgleich das Kyoto-Protokoll keine Beschränkungen für China vorsieht, wird dieser Anteil vor dem Hintergrund der vermuteten Klimaveränderung durch den Treibhauseffekt als zu hoch angesehen. Der gesamte Energieverbrauch wird aber zweifellos infolge des erheblichen Wirtschaftswachstums der Volksrepublik in der nahen Zukunft noch erheblich ansteigen. Das durch die Errichtung der Staumauer gewonnene Gefälle des Damms wird deshalb zur Energiegewinnung verwendet, wodurch jährlich theoretisch bis zu 84 Terawattstunden (= 84 Milliarden kWh) Strom erzeugt werden können. Dieser Betrag entspricht der Verstromung von 50 Millionen Tonnen Kohle.

Der gewonnene Strom wird vor allem in die Provinzen im Osten geleitet, wofür insgesamt 9.100 Kilometer Hochspannungsleitungen errichtet werden müssen. Die gelieferte Energie wird nicht nur für private Haushalte benötigt, sondern auch für die industrielle Entwicklung bislang unterentwickelter Provinzen wie Sichuan.

Um die maximale Energieausbeute zu erzielen, ist im Stausee jedoch ständig ein hoher Betriebswasserstand erforderlich. Entsprechend besteht ein Konflikt zwischen den beiden Hauptzielen, nämlich der Energiegewinnung einerseits und dem Hochwasserschutz andererseits. Dai Qing kritisierte: „Um die Energiegewinnung zu maximieren, müsste das Staubecken bis zum Rand gefüllt werden; zum Schutz vor Hochwasser sollte es dagegen leer gehalten werden: Die chinesische Regierung hat bislang nicht erklärt, wie der Damm beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen kann.“ Speziell während der Hochflut-Saison, also vom Winter bis in den Frühling, ist es nötig, den Betriebswasserstand abzusenken, so dass die Turbinen nicht ihre volle Leistung abgeben können. Darum bemängeln Kritiker die zu optimistischen Prognosen hinsichtlich der Energiegewinnung. Sie behaupten, dass die 26 Turbinen höchstens die jährliche Energie von neun Atomkraftwerken produzieren könnten, und nicht, wie von den Projektleitern versichert, von 16 Atomkraftwerken.

Unbestritten ist, dass durch die saubere Stromerzeugung der Ausstoß von mehreren Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr durch fossile Brennstoffe vermieden werden kann. Die Höhe der tatsächlichen Einsparungen hängt aber von der tatsächlichen Energieproduktion durch das Wasserkraftwerk ab. Zudem wird es durch das Verrotten der Vegetation in den überfluteten Gebieten zu einer Freisetzung von Methangas kommen, bei dem es sich um ein stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid handelt.

Schiffbarkeit

Bisher war die Schiffbarkeit des Jangtsekiang durch die geringe Wassertiefe stark eingeschränkt, da eine Wassertiefe von zwei bis drei Metern für größere Frachtschiffe nicht ausreicht. Außerdem bilden seine hohen, engen Schluchten eine Gefahr für die Schifffahrt. Durch den Stausee werden die Schluchten breiter und die Wassertiefe steigt im Durchschnitt um 70 Meter. Durch die Erhöhung der Transportkapazität werden auch die Transport-Preise sinken, so dass die Häfen attraktiver und lukrativer werden. Der Hafen Chongqing soll dann von 10.000-Tonnen-Schiffen erreicht werden können. 2005 erreichte die durch die Dammschleusen transportierte Frachtmenge bereits 43,9 Millionen Tonnen[1] Die geschleuste Frachtmenge wird derzeit noch durch die Schleusenkapazität begrenzt. Diese soll durch den Bau eines zusätzlichen Schiffshebewerkes gesteigert werden. Bei der Vergabe der erforderlichen Planungsarbeiten erhielten auch zwei deutsche Planungsfirmen den Zuschlag für Teilbereiche der Projektplanung.[2]

Wasser für den Norden

Ein weiteres Projekt, das eng mit dem Dammbau verbunden ist, wurde im Jahr 2002 genehmigt. In den Nordprovinzen leiden viele Städte an Wassermangel, da der Wasserverbrauch durch Bevölkerungswachstum und Industrieansiedlungen extrem gestiegen ist. Mit einem Wasserleitungsnetz ist nun geplant, Wasser aus den südlichen Gebieten, und hier vor allem aus dem Jangtsekiang, in den Norden zu pumpen. Schon ab 2005 soll das erste Wasser fließen und 2010 Peking und andere Städte mit bis zu 48 Milliarden m³ Wasser versorgt werden.

Ökologische Auswirkungen und Risiken

Viele Nationen haben erkannt, dass die Langzeitfolgen eines solchen riesigen Baus nicht vorhersehbar sind. Wo sie vorhersehbar waren, wurden Studien teilweise nicht veröffentlicht. Belegt ist das in Deutschland durch die Nichtveröffentlichung der für eine Hermes-Bürgschaft erstellten Gutachten. In China wurden zwei Arten von Gegnern politisch ruhiggestellt: Umweltschützer und das Militär. Denn abgesehen von den bekannteren Umweltbedenken war dem Militär völlig klar, dass der Damm im Fall eines militärischen Konfliktes ein empfindliches Angriffsziel bildet.

Die USA zum Beispiel haben verkündet, keine Riesenbauten mehr zu realisieren, da die ökologischen Schäden zu groß seien. Schon jetzt investiere man Milliarden Dollar, um die Auswirkungen der bestehenden Dammbauten zu reparieren. China jedoch verwirklichte das Jangtse-Projekt trotz der Warnungen einiger Wissenschaftler vor den Ausmaßen des Staudammes. Ein großes Problem besteht darin, dass der Jangtsekiang jährlich Millionen Tonnen an Treibsand und Sediment mit sich führt. Sobald der Staudamm den Jangtsekiang abriegelt, wird dessen Selbstreinigung verhindert. Das könne zur Folge haben, so Kritiker, dass die Staukapazität des Drei-Schluchten-Staudammes zurückgehe. Bisher hat man das Problem der Versandung bei Riesen-Talsperren weltweit noch nicht lösen können. Der Gezhouba-Staudamm hat durch diesen Effekt bereits nach sieben Jahren gut ein Drittel seiner Staukapazität eingebüßt. Die Projektleiter wollen dieses Problem mit Hilfe zweier zusätzlicher Stauseen zum Aufhalten der Sedimentablagerungen in den Griff bekommen.

Das zurückgehaltene Sediment steht außerdem flussabwärts nicht mehr zur Verfügung. Bisher wurde es bei Hochwasser auf den flussnahen Feldern abgelagert und verbesserte damit den Nährstoffgehalt der Böden. Darüberhinaus wurde bislang die normale Abtragung am Flussgrund durch frisches Sediment aus dem Oberlauf ausgeglichen. Bleibt dieses aus, besteht die Gefahr, dass der Fluss sich eintieft und der Grundwasserspiegel sinkt.

Darüber hinaus wird eine Vielzahl Tier- und Pflanzenarten durch das Projekt bedroht, da deren natürlicher Lebensraum zerstört wird. Betroffen sind:

  • 2.859 Pflanzenarten
  • 300 Fischarten, wie der Chinesische Stör (Acipenser sinensis), der Yangtse-Stör (Acipenser dabryanus) und der Schwertstör (Psephurus gladius) sind durch den Bau vom Aussterben bedroht.
  • Bedroht sind auch 22 Tierarten, die auf der Roten Liste aussterbender Tierarten stehen, z.B. der China-Alligator (Alligator sinensis). Bedroht war auch der Chinesische Flussdelfin (Lipotes vexillifer). Diese Spezies starb im Jahr 2006 aus.

Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm des Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch noch weitgehend intakt ist. Kritiker befürchten jedoch, dass sich Gifte aus Müllhalden und Fabriken im Wasser lösen könnten. Dazu kommt das Methangas, das durch die Verrottung der Vegetation der überfluteten Gebiete entsteht.

Eine im Jahre 2005 veröffentlichte Studie (Xian et al. (2005), s. Literatur) hat gezeigt, dass durch den Drei-Schluchten-Damm bereits negative ökologische Folgen eingetreten sind: Mehrere hundert Kilometer unterhalb der Staumauer, im gezeitenbeeinflussten Mündungsgebiet des Jangtsekiang, wurde eine starke Zunahme von eingewanderten Quallenarten beobachtet. Durch den verringerten Abfluss und damit einhergehend der verringerten Sedimentfracht strömt bei Flut mehr Salzwasser vom Meer in das Mündungsgebiet, wodurch ideale Bedingungen für die Quallen entstanden. Das Problem wird durch die Überfischung der vormals im Mündungsgebiet lebenden essbaren Qualle Rhopilewma esculenta weiter verschärft.

Ferner kommt hinzu, dass der Staudamm in einem von Erdbeben gefährdeten Gebiet in der Nähe einer geologischen Verwerfung errichtet wird. Im Falle eines Dammbruches würden mehrere Millionen Menschen bedroht. Die Erdbeben könnten einerseits durch die Wassermassen ausgelöst werden oder durch das Gewicht der Staumauer selbst. Die chinesische Regierung betont hingegen, dass das Bauwerk auch einem Erdbeben der Stärke 7 standhalten könnte.

Alles in allem sagt man, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen beim Bau sehr genau eingehalten würden, sei das Risiko eines Dammbruches so groß wie dasjenige eines sogenannten GAUs in einem Atomkraftwerk.

Korruption

Hongkonger Zeitungen meldeten im Jahre 2001, dass Anfang Mai 2000 staatliche Baufirmen umgerechnet etwa 125 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Jangtse-Projekt veruntreuten. Zuvor berichtete sogar eine parteinahe Pekinger Wirtschaftszeitung von einem Korruptionsfall im Umfang von etwa 60 Millionen Euro. Im letzteren Fall wurden etwa hundert Beamte schuldig gesprochen.

Zwar wird Korruption in China scharf verfolgt, allerdings wird auch verfolgt, wer darauf aufmerksam macht: Wegen Veröffentlichung von Korruption im Drei-Schluchten-Damm-Projekt standen vier Landwirte im April 2001 in Peking vor Gericht (Quelle: AFP-Jiji). Human Rights Watch und Probe International nannten gemeinsam die Namen und Vornamen (in dieser Reihenfolge) der vier Angeklagten: He Ke-Chang, Ran Chong-Xin, Jiang Qing-Shan und Wen Ding-Chun. Die vier Bauern gaben der internationalen Presse Informationen über Korruption in dem Staudammprojekt. Sie sind aus der Gegend um Gaoyang im Kreis Yunyang, der in der Mitte des neuen Stausees liegen wird, und wurden verhaftet, als sie sich auf eine Reise nach Peking vorbereiteten, um der Regierung dort eine Petition zu vermutlichen Korruptionsfällen zu übergeben.

Tourismus

Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im Drei-Schluchten-Gebiet, von dem aber Teile überflutet werden, wie zum Beispiel Chinas Loreley, die nur noch als Brustbild zu beobachten sein wird. Kritiker gehen davon aus, dass der bisherige Reiz einer Schifffahrt durch die Drei Schluchten nach der vollständigen Aufstauung verlorengeht, während die Befürworter des Projekts darauf hinweisen, dass bei mehr als 1.000 m hohen Felswänden eine Reduzierung der Schluchten um ca. 150 m nur eine geringfügige Beeinträchtigung darstelle und das Panorama der Schluchten eindrucksvoll genug bleibe. Auch wenn das Landschaftsbild mit seinen hohen Felswänden und markanten Felsspitzen zum Großteil erhalten bleibt, verliert die Passage der Drei-Schluchten für Touristen an Dramatik. Die Fahrten über einen reißenden Jangtse gehören bereits jetzt der Vergangenheit an.

Zwangsumsiedlung in den Überflutungsgebieten

Nicht nur Landschaften werden untergehen, sondern auch ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken. Einige Beispiele dafür sind die Tempelstadt Fengdu mit ihren archäologischen Stätten, Wanxian (140.000 Einwohner) und Fuling (80.000 Einwohner). Dabei liegen die Probleme bei der Umsiedlung, denn insgesamt müssen bis zu knapp zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden. Der größte Teil davon sind Bauern. Hier tut sich ein weiteres Problem auf, denn die Bauern müssen auf das ertragreiche Schwemmland am Ufer des Jangtsekiang verzichten und in die höherliegenden Gebiete ziehen. Doch diese karstigen Hochlagen mit einem rauheren Klima sind für die Landwirtschaft schlecht geeignet. Experten sagen, dass diese Hochlagen nur ein Fünftel des Ertrages des Schwemmlandes abwerfen. Die Kritikerin Dai Qing befürchtet, dass die Umsiedler nicht wie zugesichert eine neue, gleichwertige Behausung bekommen, und große Teile der von der Regierung zugesagten Entschädigung von umgerechnet 3.000 € im Korruptionssumpf versickern werden. Ebenso sollen die Fischbestände in dem Stausee geringer werden, so dass die Fischer einen Teil ihrer Existenzgrundlage verlieren werden.

Der Aktivist Fu Xiancai beschwerte sich wiederholt wegen ausbleibender Entschädigungen für die Bauern. Nach einem kritischen Interview gegenüber dem ARD-Magazin Tagesthemen wurde Fu brutal zusammengeschlagen und ist seither vom Hals abwärts gelähmt. Die lokalen Behörden weigerten sich zudem, für eine lebensnotwendige Operation aufzukommen. Erst die deutsche Botschaft finanzierte den Eingriff.[3] Menschenrechtler weltweit protestierten gegen das Vorgehen Chinas im Fall.

Alternativen zum Drei-Schluchten-Damm

Verschiedene Alternativen wurden der chinesischen Regierung vorgeschlagen:

  • man sollte mehrere kleinere Staudämme an effizienteren Stellen errichten,
  • man sollte das Wasser effizienter nutzen, dadurch könnte man den Wasserverbrauch drastisch verringern, wie zum Beispiel Israel, das seinen Wasserverbrauch auf ein Fünftel verringern konnte,
  • man sollte Aufforstung betreiben, um die Ausmaße der Überschwemmungen zu verringern.

Energieübertragung

Für die Übertragung der im Drei-Schluchten-Damm erzeugten Elektroenergie wird auch die Technik der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung angewandt (HGÜ Three Gorges-Guangdong, HGÜ Three Gorges - Changzhou).

Sicherheitspolitische Risiken

Im Zeichen des Rüstungswettlaufs zwischen der Volksrepublik China und Taiwan (Republik China) ist eine militärische Auseinandersetzung nicht unwahrscheinlich. Die taiwanesische Demokratische Fortschrittspartei unter Chen Shuibian erwartet ein Szenario bis 2010, wonach die VR China innerhalb von 24 Stunden 258.000 Soldaten zur Invasion Taiwans in Marsch setzen könnte. Militärstrategen im US-Verteidigungsministerium hatten Taiwan geraten die Option eines militärischen Gegenschlags gegen den Drei-Schluchten-Damm in Erwägung zu ziehen. Der chinesische Generalleutnant Liu Yuan beantwortete diese offiziellen Gedankenspiele in der Zeitung "China Youth Daily" mit den Worten: "Das wird einen Gegenschlag provozieren, der die Welt erschüttern wird". Er verweist außerdem darauf, dass der Damm 100 Meter dick sei und von keiner konventionellen Rakete zerstört werden könnte, außerdem wird er durch Flugabwehrsysteme abgesichert.

Siehe auch

Verwandte Themen

Weblinks

Bilder

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Quellen

  1. Angabe aus Artikel bei Lloydslist.com (Zum einsehen des vollständigen Artikels ist ein Account erforderlich: Dam and blast: 190 tonnes of dynamite unleashes cargo jam) [1]
  2. Bericht der Newsseite "www.finanznachrichten.de" über die Auftragsvergabe für die Planung des Schiffshebewerks:[2]
  3. http://www.n-tv.de/679791.html

Literatur

  • Dai Qing: The river dragon has come! The Three Gorges Dam and the fate of China's Yangtze River and its people. Armonk, N.Y.: Sharpe, 1997. ISBN 0-7656-0205-9
  • Achim Gutowski: Der Drei-Schluchten-Staudamm in der VR China: Hintergründe, Kosten-Nutzen-Analyse und Durchführbarkeitsstudie eines grossen Projektes unter Berücksichtigung der Entwicklungszusammenarbeit. Bremen: Institut für Weltwirtschaft u. Internationales Management, 2000
  • Alexandra Rigos und Zeng Nian: Die Zähmung des >Langen Flusses<. In: GEO Heft 6/2003. S. 20-46. ISSN 0342-8311
  • Weiwei Xian, Bin Kang, Ruiyu Liu: Jellyfish blooms in the Yangtze estuary. Science 307(5706), S. 41 (2005), ISSN 0036-8075
  • Ute Wörner: Staudamm gefährdet chinesische Fischbestände. Naturwissenschaftliche Rundschau 58(6), S. 330 - 331 (2005), ISSN 0028-1050


Koordinaten: 30° 49' 42" N, 111° 00' 35" O

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