Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche
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Die Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche ist die selbsternannte orthodoxe Nationalkirche Montenegros. Sie ist von der ökumenischen Orthodoxen Kirche nicht anerkannt.
Die Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche beruft sich in ihrer Existenz auf das Erzbistum von Cetinje, welches sich 1920 mit der Metropolie von Belgrad (ehemals zuständig für das Engere Serbien und das Kosovo), der Metropolie von Sremski Karlovci (ehemals zuständig für die Vojvodina, Slawonien und Südungarn, der Metropolie von Bosnien-Herzegowina und der Metropolie von Dalmatien (in der Zeit Österreich-Ungarns Teil der Metropolie Bukowina und Dalmatien) zur Serbisch-Orthodoxen Kirche vereinigte und welche heute als Erzbistum innerhalb der Serbisch-Orthodoxen Kirche besteht.
Somit gibt es zwei Montenegrinisch-Orthodoxe Kirchen, einmal das von der orthodoxen Weltkirche anerkannte Erzbistum von Montenegro und den Küstenländern innerhalb der Serbisch-Orthodoxen Kirche, welches die meisten Kirchengebäude und Klöster Montenegros innehat, und die 1993 gegründete, von der orthodoxen Weltkirche nicht anerkannte, unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche. Beide behalten das Recht vor, die legitime Orthodoxe Kirche für Montenegro zu sein.
Im Verständnis der Anhänger der unabhängigen Montenegrinisch-Orthodoxen Kirche wurde das selbstständige Erzbistum von Cetinje von der Serbisch-Orthodoxen Kirche 1920 annektiert; 1993, mit der Gründung dieser Kirche, wurde das Erzbistum von Cetinje erneuert. Im Verständnis der Serbisch-Orthodoxen Kirche, das auch die orthodoxe Weltkirche teilt, ist die unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche ein politisches Instrument der Befürworter einer unabhängigen Staatlichkeit Montenegros.
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[Bearbeiten] Geschichte
Eine Orthodoxe Kirche für das heutige Montenegro wurde als Bistum und Eparchie von Zeta innerhalb des Erzbistums von Serbien 1219 von Sava von Serbien gegründet. In der Orthodoxen Kirche bestehen Landeskirchen aus lokalen Kirchen, den Eparchien, die innerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches wiederum selbständig sind. 1346 wurde das Bistum von Zeta vom serbischen Zaren Stefan Dušan in den Rang einer Metropolie erhoben, das serbische Erzbistum wurde Patriarchat.
Mit dem Vordringen der Osmanen in Südosteuropa und der Eroberung Serbiens 1459 konnte die lokale Herrscherfamilie der Crnojević um Cetinje eine halbwegs selbständige Herrschaft errichten. Damit wurde der Grundstein für das spätere Montenegro gelegt. Mit der Eroberung Serbiens durch die Osmanen erlosch auch die Selbständigkeit des serbischen Patriarchats, es wurde dem Erzbistum von Ohrid angegliedert. Die Metropolie von Zeta konnte jedoch ihre Autonomie bewahren, welche vom ökumenischen Patriarchen in Konstantinopel anerkannt wurde. 1483 verlegte der Metropolit von Zeta seinen Sitz aus dem damals venezianischen Bar nach Cetinje. Romilo I. nannte sich 1504 neben dem der Zeta erstmals auch als Metropolit von Montenegro und der Küste.
1557 wurde mit Erlaubnis der Osmanen das serbische Patriarchat erneuert, die Metropolie von Zeta, die sich zu dieser Zeit immer mehr als Metropolie von Montenegro oder Metropolie von Cetinje bezeichnete, wurde Teil des serbischen Patriarchats. 1766 wurde das serbische Patriarchat von den Osmanen ein zweites Mal aufgehoben und dem Erzbistum von Ohrid angegliedert. Die Eparchien des serbischen Patriarchats, die sich außerhalb des osmanischen Herrschaftsgebietes befanden, wehrten sich gegen diese Verordnung. Damit entstand die selbstständige Metropolie von Sremski Karlovci im damaligen Ungarn und die von Cetinje in Montenegro. Beide Metropolien beanspruchten dabei, der rechtmäßige Nachfolger des serbischen Patriarchats zu sein, und beiden Metropolien wurde die Autokephalie durch den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und dem von Moskau anerkannt.
Montenegro selbst konnte Ende des 17. Jahrhunderts unter der Führung der Metropoliten von Cetinje die osmanische Herrschaft abwerfen. Die osmanische Herrschaft war in den kargen Bergen um Cetinje niemals stark präsent, und neue politische Verhältnisse ermöglichten die Unabhängigkeit Montenegros, welches formell weiterhin Teil des Osmanischen Reiches blieb. Es entstand ein Fürstbistum unter den Petrović-Njegoš, die als Metropoliten von Montenegro bis zum 19. Jahrhundert sowohl die religiösen als auch die weltlichen Angelegenheiten des Landes leiteten. 1851 wurde die Theokratie in Montenegro aufgehoben und das Land zu einem weltlichen Fürstentum. Die Metropolie von Cetinje blieb Staatskirche.
1878 wurde Montenegro offiziell die Unabhängigkeit anerkannt, 1910 wurde es unter Nikola I. zum Königreich ausgerufen. Die Metropolie von Cetinje wurde in den Rang eines Erzbistums gehoben und in ihrer Autokephalie von der orthodoxen Weltkirche bestätigt. In den Balkankriegen 1912 und 1913 erweiterte Montenegro sein Staatsgebiet und das Erzbistum von Cetinje um zwei neue Bistümer. König Nikola I. betrieb eine Politik der Einigung aller serbischen Länder, wollte aber zugleich auch die Selbständigkeit Montenegros wahren. Obwohl großserbisch gesinnt lehnte er eine Vorherrschaft Belgrads ab. In diesem Sinne beanspruchte er das serbische Patriarchat für das Erzbistum von Cetinje, da sich unter der Jurisdiktion von Cetinje ab 1912 auch das Bistum von Peć befand, das bis 1766 der Sitz des serbischen Patriarchats war.
Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Petrović-Njegoš ins Exil und Montenegro wurde mit Serbien vereinigt und des weiteren Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das sich ab 1929 Jugoslawien nannte. Am 30. August 1920 wurden schließlich das Erzbistum von Cetinje, die Metropolien von Belgrad, Sremski Karlovci und Bosnien-Herzegowina sowie zwei Bistümer der Metropolie von Bukowina und Dalmatien zur Serbisch-Orthodoxen Kirche vereinigt und darin von der "Mutterkirche" in Konstantinopel bestätigt. Das Erzbistum von Cetinje wurde in den Rang einer Metropolie zurückgestuft und ist seitdem nach der Belgrads die wichtigste Eparchie der Serbisch-Orthodoxen Kirche. 2006, in Anbetracht neuester politischer Ereignisse in Montenegro, wurde es wieder in den Rang eines Erzbistums erhoben.
Mit dem Zerfall Jugoslawiens 1991 gab es auch in Montenegro Bestrebungen einer staatlichen Unabhängigkeit. Dabei wurde ebenfalls die Zuständigkeit der Serbisch-Orthodoxen Kirche für Montenegro in Frage gestellt. Es entstand die Idee einer unabhängigen montenegrinischen Landeskirche, welche 1993 auf Betreiben einer Bürgerinitiative errichtet wurde, die aber von den meisten orthodoxen Montenegrinern abgelehnt wird. Ihr erstes Oberhaupt war der Metropolit Antonjie Abramović. Die unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche betrachtet sich wie das Erzbistum von Montenegro innerhalb der Serbisch-Orthodoxen Kirche als die legitime Orthodoxe Kirche für Montenegro.
[Bearbeiten] Gegenwart
Derzeit besteht die unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche aus einem Erzbischof, Mihailo, als Miraš Dedeić in Bosnien-Herzegowina geboren, einst Priester des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel und von diesem wegen kirchlichen Fehlverhaltens exkommuniziert, und weiteren vier Priestern, von denen zwei aus Serbien stammten und vordem von der Serbisch-Orthodoxen Kirchen ebenfalls wegen kirchlichen Fehlverhaltens ihres Priesteramtes enthoben wurden. Klare Zahlen über ihre Gläubigen gibt es nicht.
Allgemein gilt in der orthodoxen Weltkirche der Standpunkt, wonach die unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche politisch von den Befürwortern der montenegrinischen Eigenstaatlichkeit forciert wird, und sie wird weder als Kirche noch als Religionsgemeinschaft anerkannt. Dem kommt der Fall hinzu, dass sich die Priesterschaft aus vormals exkommunizierten oder ihres Priesteramtes enthobenen Mitgliedern zusammensetzt. Trotz alledem hat die montenegrinische Regierung unter Milo Đukanović die unabhängige Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche als staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft registriert und 50 der gesamt 650 orthodoxen Kirchen und Klöstern der Serbisch-Orthodoxen Kirche enteignet und diese der Montenegrinisch-Orthodoxen Kirche zugeschlagen.
[Bearbeiten] Weblinks
Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche
Das Erzbistum von Montenegro und der Küste
[Bearbeiten] Literatur
- Glasnik. Službeni list Srpske pravoslavne crkve. Jg. 1(1920), Nr.8, 29. Oktober 1920, S. 116.
- Danilo Radojević: Iz povijesti hrišćanskih crkava u Crnoj Gori. Podgorica 2000
- Valtazar Bogišić, Pravni običaji u Crnoj Gori, Hercegovini i Sjevernoj Albaniji. Titograd 1984.