Svalbard
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Hauptstadt | Longyearbyen | ||
Staatsform | Territorium Norwegens | ||
Fläche | 61.022 km² | ||
Einwohnerzahl | 2.756 (2004) | ||
Währung | Norwegische Krone | ||
Zeitzone | UTC +1 | ||
Kfz-Kennzeichen | N | ||
Internet-TLD | .sj | ||
Vorwahl | +47 | ||
Svalbard ist eine zu Norwegen gehörende Inselgruppe im Nordatlantik und Arktischen Ozean. Im deutschen Sprachgebrauch hat es sich eingebürgert, die gesamte Inselgruppe nach der Hauptinsel Spitzbergen zu bezeichnen.
Die Besiedlung Svalbards erfolgte in erster Linie ab etwa 1900 wegen reicher Kohlevorkommen. In neuerer Zeit gilt Svalbard als „größtes Labor der Welt“ für Arktisforschung, zu dem auch ein Startplatz für Forschungsraketen gehört (SvalRak). Die Inselgruppe ist laut Svalbardtraktat (Spitzbergen-Vertrag) eine demilitarisierte Zone.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Die Inseln liegen zwischen 74° und 81° nördlicher Breite sowie 10° und 35° östlicher Länge. Die größten Inseln sind Spitzbergen (norwegisch Spitsbergen), Nordostland (Nordaustlandet), die Barentsinsel (Barentsøya), Edgeøya und Prinz-Karl-Vorland (Prins Karls Forland). Aber auch kleinere Inseln, wie beispielsweise die südlicher gelegene Bäreninsel (Bjørnøya) und Hopen zählen dazu.
Mitteltemperaturen | |
Januar | -14,1° |
Februar | -20,7° |
März | -19,0° |
April | -13,1° |
Mai | -5,0° |
Juni | +1,4° |
Juli | +4,4° |
August | +2,8° |
September | -0,5° |
Oktober | -6,9° |
November | -10,8° |
Dezember | -16,3° |
[Bearbeiten] Klima
Das Klima um Svalbard ist regnerisch neblig und kühl, die Küstenregionen sind im Sommer nur für ca. 6 Wochen schneefrei. Trotz des kühlen Sommers sind die Winter sehr mild für die Region, der warme Golfstrom zieht bis Svalbard. Im Sommer liegen die Temperaturen zwischen +2°C und +18°C, im Winter liegen die Temperaturen zwischen -25°C und +5°C.
[Bearbeiten] Fauna
An größeren Landsäugetieren kommen das Ren, der Eisbär und der Polarfuchs vor. Der Eisbär, dessen Population im Gebiet der Inselgruppe auf ca. 3.000 Tiere geschätzt wird, ist eigentlich ein maritimes Tier, da er sich hauptsächlich auf dem umliegenden Meereis aufhält. Die hier lebende Unterart Spitzbergen-Ren ist kleiner als seine Verwandten in anderen Gebieten der Arktis und kommt nur auf Svalbard vor.
Die Zahl der Meeressäuger war vor dem Beginn der groß angelegten Waljagd bedeutend höher. Lange Zeit waren große Fangflotten unterwegs, die erst Grönlandwale und Nordkaper und später auch verschiedene Furchenwale bejagten. Narwale gab es schon immer nur wenig im Gebiet und die Anzahl der Weißwale, die noch im 19. Jahrhundert in den Fjorden der Inselgruppe gefangen wurden, ist heute stark dezimiert. Das gleiche gilt im verstärkten Maß für Walrosse, die vollständig von den westlichen Küsten vertrieben wurden. Andere Robben, die auf Svalbard vorkommen sind die Sattelrobbe, die Ringelrobbe, die Bartrobbe und vereinzelt auch die Klappmütze.
Die Vogelwelt ist außerordentlich reichlich und wird vor allem von den vielen Meeresvögeln dominiert, die hier in riesigen Kolonien brüten. Als Beispiele können hier die Dickschnabellumme, die Gryllteiste, der Krabbentaucher, der Papageientaucher, die Eismöwe und der Eissturmvogel genannt werden. Weiterhin gibt es drei Arten von Raubmöwen, verschiedene Seeschwalben und den Sterntaucher. An Entenvögeln brüten die Kurzschnabelgans, die Ringelgans, die Eiderente und selten auch die Weißwangengans auf Svalbard. Im Landesinneren gibt es eine Schneehuhnart und die Schneeeule, die auch im Winter hier bleiben, und die Schneeammer, welche in der kalten Jahreszeit nach Süden zieht.
In Süßwasseransammlungen leben unzählige kleine Krebstiere, wobei die Art Lepidurus (Apus) glacialis, die an Kaulquappen erinnert, besonders ins Auge fällt.
[Bearbeiten] Flora
Die Pflanzenwelt ist typisch für die hiesige Tundrenvegetation. Die meisten der hier vorkommenden 130 Blütenpflanzen findet man auch im skandinavischen Gebirge und auf Nowaja Semlja wieder. Es gibt Steinbrecharten, Fingerkraut, Silberwurz und viele Wiesenpflanzen wie Gräser, Löwenzahn und Wollgras. Der größte Busch ist die Zwergbirke (Betula nana), die man jedoch nur selten antrifft.
Moose bilden an vielen Stellen zusammenhängende Decken, die in den Senken im Landesinneren bedeutende Ausmaße erreichen. Den reichsten Bewuchs findet man entlang der Fjorde, die oft wolkenfrei sind, so dass das Sonnenlicht lange Zeit den Boden erreicht. Das umliegende Meer ist reich an Algen, sogar im Polarwinter unter der Eisdecke. Besonders auffällig sind Braunalgen, die bis zu drei Meter lang werden können. In Süßwassertümpeln leben Kieselalgen und Armleuchteralgen (Charophyceae) und andere mikroskopische Algen färben den Schnee grün oder rot. Diese Färbungen treten vor allem im Sommer in der Nähe von Vogelkolonien auf.
An den Küsten wird eine große Menge von Treibholz angespült, das vorwiegend aus Nadelgehölzen, die von den sibirischen Strömen ins Nordpolarmeer transportiert wurden, besteht.
[Bearbeiten] Bevölkerung
(Norwegische) Hauptstadt von Svalbard ist Longyearbyen auf Spitzbergen mit ca. 1.800 Einwohnern. Dort befindet sich auch die Universität UNIS. Des Weiteren gibt es die russisch-ukrainische Siedlung Barentsburg mit ca. 900 Einwohnern. Ny-Ålesund ist ein norwegisch-internationales Forschungszentrum, in dem zwischen 40 und 100 Forscher tätig sind. In Sveagruva arbeiten bis zu 200 Grubenarbeiter, die aber als Pendler dort keinen festen Wohnsitz haben. Eine polnische Forschungsstation in Hornsund zählt acht Bewohner. Die russische Kohlegrube in Pyramiden wurde 1998 stillgelegt, die Siedlung selbst (zu Spitzenzeiten bis zu 1.000 Einwohner) wurde 2000 aufgegeben.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Frühe Geschichte
Der Name Svalbard tauchte 1194 zuerst in isländischen Schriften auf, wo Svalbardi fundinn („die kalte Küste gefunden“) notiert wurde. Als eigentlicher Entdecker gilt Willem Barents, der am 25. Juni 1596 die Inselgruppe sichtete. Nachdem Henry Hudson 1607 die Inseln besuchte, war man an diesen als Jagdgelände interessiert. Als bekannt wurde, dass es in den umliegenden Gewässern viele Wale gibt, kamen große Fangflotten nach Svalbard.
Anfänglich gab es oft Streitigkeiten zwischen den Schiffen der verschiedenen Länder. Daraufhin entschied man sich 1619, die Häfen zwischen den Nationen aufzuteilen. Britische Fangschiffe waren hauptsächlich zum Ende des 18. Jahrhunderts und am Anfang des 19. Jahrhunderts westlich von Svalbard unterwegs. Im Jahre 1788 gab es z. B. 255 britische Fangschiffe. Zwischen 1669 und 1778 reisten 14.167 holländische Schiffe zur Inselgruppe, die zusammen 57.590 Wale fingen. Der holländische Hauptort war Smeerenburg.
Auch russische Jäger gab es auf Svalbard. Diese machten vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Jagd auf Weißwale, Eisbären, Polarfüchse, Walrosse und andere Robben.
[Bearbeiten] Neuere Geschichte
John Munroe Longyear gründete 1906 die erste Grubensiedlung und gab ihr den Namen Longyearbyen (etwa „Longyear-Stadt“). 1916 übernahm die norwegische Store Norske Spitsbergen Kullkompani die Grubenanlagen und Steinkohlevorkommen in und um Longyearbyen. 1920 erfolgte der Abschluss des Svalbardtraktat (Spitzbergen-Vertrag). 1925 erlangte Norwegen die Souveränität über Svalbard. 1935 trat auch die Sowjetunion dem Svalbardtraktat bei.
Im September 1941 wurde der strategisch wichtige Zugang zum russischen Nordmeer von der deutschen Wehrmacht besetzt, aber am 14. Mai 1942 von der norwegischen Fritham-Expedition zurückerobert. Am 8. September 1943 zerstörte eine deutsche Flotte (Tirpitz, Scharnhorst sowie neun Zerstörer) einige Siedlungen. Es gab Tote und Verletzte, die Stadt Longyearbyen wurde nahezu vollständig zerstört.
[Bearbeiten] Politik
Svalbard besitzt kein eigenes Parlament, sondern wird direkt von einem Repräsentanten der norwegischen Regierung geleitet. Dieser trägt den Namen Sysselmann und ist gleichzeitig Polizeichef, Hilfsrichter und Inhaber anderer offizieller Funktionen. Er soll auch die Rechte und Pflichten sicherstellen, die Norwegen laut Spitzbergen-Vertrag obliegen.
[Bearbeiten] Infrastruktur
Svalbard ist durch den internationalen Flughafen in Longyearbyen mit Norwegen und anderen Ländern verbunden. Weiterhin kommen im Sommer verschiedene Forschungs- und Touristenschiffe in die Häfen. Außerhalb der Ortschaften gibt es so gut wie keine befestigten Wege. So erfolgen die Transporte mittels Flugzeug, Schiff und Motorschlitten. Der größte Arbeitgeber der Inselgruppe, die norwegische Bergbaugesellschaft Store Norske Spitsbergen Kulkompani A/S, hat zwei eigene Flugzeuge, die für Transporte zwischen Sveagruva und Longyearbyen eingesetzt werden.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Da der Spitzbergen-Vertrag beinhaltet, dass Norwegen keine Einkünfte aus Svalbard beziehen darf, bleiben die eingezogenen Steuern auf der Inselgruppe. Dies hat wiederum zur Folge, dass das Steuerniveau im Gegensatz zu anderen norwegischen Gebieten sehr niedrig liegt. Die Einkommenssteuer liegt unter 20 % und eine Umsatzsteuer existiert überhaupt nicht.
[Bearbeiten] Tourismus
Svalbard lebt auch vom Tourismus. Da auf den Inseln aber Eisbären leben, sollte man nur mit (bewaffnetem) Führer ins Umland wandern (siehe auch die Weblinks).
[Bearbeiten] Kultur
[Bearbeiten] Medien
- Svalbardposten (Wochenzeitung)
- Longyearbyen TV (lokaler Fernsehkanal)
[Bearbeiten] Literatur
- Andreas Umbreit: Spitzbergen mit Franz-Joseph-Land und Jan Mayen, Conrad Stein Verlag 7. Aufl. 2004 ISBN 3-89392-282-2
[Bearbeiten] Weblinks
- Spitzbergen (Bilder, Informationen und Literatur rund um die Inselgruppe)
- Svalbard.com - Portal (englisch)
- Svalbard.net - Portal des Svalbard Tourism Board (norwegisch und englisch, unter anderem auch mit nahezu unbrauchbarer deutscher „Systran“-Übersetzung)
- Macrozoobenthos communities of Svalbard (englisch)
- Karten und Bilder von Svalbard (englisch)
- http://www.unis.no
- http://norwegen-freunde.com/katja/NF_Reiseberichte/sonja/2001/tour1a.htm
- http://members.tripod.com/~Norwegen_online/Hauptframe/Svalbard.htm
- Reiseinfos zu Svalbard auf Wikitravel
- Fotos über Longyearbyen und Bjørndalen (französisch oder englisch)
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1 Geographisch zu Vorderasien gezählt. 2 Zählt sowohl zu Osteuropa als auch zu Zentralasien. 3 Zählt sowohl zu Südosteuropa als auch zu Vorderasien.