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Bahnstrecke Bebra–Göttingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bebra–Göttingen
Basisdaten
Kursbuchstrecke: 613
Streckennumer: 3600
Bundesländer: Hessen, Niedersachsen
Verlaufsrichtung: Süd-Nord
Ausbau: zweigleisig
elektrifiziert
Bahnstrecke Bebra–Fulda und Thüringer Bahn
167 Bebra
nach Kassel
174 Braunhäuser Tunnel (293 m, 1961–1963 aufgeschnitten)
178 Cornberger Tunnel (719 m)
179 Cornberg
185 Viadukt Hornel
187 Sontra
194 Hoheneiche
197 Wehretal-Reichensachsen
Kanonenbahn nach Treysa
202 Eschwege West
Kanonenbahn nach Escwege Stadt–Leinefelde
205 Albungen
212 Bad Sooden-Allendorf
218 Oberrieden
218 Schürzeberg-Tunnel (173 m)
219 Werratalviadukt
221 Werleshausen
223 Bebenroth-Tunnel (930 m)
nach Kassel Halle-Kasseler Eisenbahn und ehem. Gelstertalbahn
227 Eichenberg
nach Nordhausen Halle-Kasseler Eisenbahn
Südharzautobahn
233 Friedland (Han)
238 Obernjesa
242 Rosdorf
Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg und ehem. Dransfelder Rampe
246 Leinebrücke
247 Göttingen
Hannover, Bodenfelde Schnellfahrstrecke, Südbahn und Oberweserbahn

Die Bahnstrecke Bebra–Göttingen ist eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hauptbahn, die überwiegend dem Durchgangsverkehr dient. Sie ist Bestandteil der alten Nord-Süd-Strecke und wurde bis 1991 von Intercityzügen befahren. Heute dient sie hauptsächlich dem Güterverkehr; daneben auch dem Schienennah- und Nachtzugverkehr.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Abschnitt von Göttingen bis Friedland (Han) wurde 1867 als vorläufiger Anschluss der Halle-Kasseler Eisenbahn eröffnet.

Nach der Annexion von Hannover und Kurhessen wollte die Preußische Staatsbahn die hannöversche Südbahn und die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn direkt verbinden. Zusammen mit der gleichzeitig geplanten Bahn Elm – Gemünden sollte eine Nordsüdachse entstehen. Zudem sollte die ebenfalls geplante „Kanonenbahn“ Anschlüsse nach Nord (Hannover – Göttingen) und Süd (Bebra – Hanau) erhalten. Als Anschluss im Norden waren auch Arenshausen und Witzenhausen in der Diskussion, man einigte sich aber auf Friedland und eine Verknüpfung mit der Halle-Kasseler Eisenbahn in Eichenberg.

1875 wurde Bebra – Niederhone (heute Eschwege West) – Eschwege Stadt (an der späteren „Kanonenbahn“) eröffnet. Ein Jahr später folgte Niederhone – Eichenberg – Friedland. Um die Wasserscheiden zwischen Fulda und Werra bei Cornberg und zwischen Werra und Leine bei Eichenberg zu überwinden, waren erhebliche Steigungen und vier Tunnel notwendig, die Strecke wurde kurvenreich.

Die Direktverbindung Friedland – Arenshausen wurde bereits 1884 aufgegeben, es genügten die Verbindungen über Eichenberg.

1908 bis 1910 wurden die Bahnanlagen in Göttingen umgestaltet, die Gleise wurden hochgelegt, ein heute stillgelegter Rangierbahnhof erbaut und die Oberweserbahn angeschlossen. Dabei erhielt auch die Bahn nach Bebra eine neue Trasse von Göttingen bis Rosdorf westlich des Leinebergs. Die alte Strecke verlief nahezu geradeaus vom Göttinger Bahnhof (Abzweig von der Dransfelder Rampe am Bahnübergang Groner Landstraße) nach Rosdorf, daher auch die „Eisenbahnstraße“ im Leineviertel.

Der Verkehr entwickelte sich bis 1945 gut, aber nicht überragend. 1939 fuhren hier vier D-Zug-Paare, die benachbarte Main-Weser-Bahn Kassel – Frankfurt am Main brachte es auf zwölf.

Seit 1866 waren Landesgrenzen in dieser Region unbedeutend. Das änderte sich 1945 mit der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen. Etwas östlich des Bahnhofes Eichenberg grenzten die britische, amerikanische und sowjetische Besatzungszone aneinander. Auch diese Bahnstrecke wurde geteilt. Göttingen – Friedland war britisch, Eichenberg und Oberrieden – Bebra amerikanisch, etwa vier Kilometer um Werleshausen sowjetisch. Um diese Lage zu entspannen, wurde 1945 im Wanfrieder Abkommen ein Gebietsaustausch durchgeführt, so dass die spöttisch „Whisky-Wodka-Linie“ genannte Verbindung durchgehend im Bereich der Westalliierten lag und somit komplett in die spätere Bundesrepublik kam. Von Eichenberg bis Bad Sooden-Allendorf lag sie allerdings in Sichtweite der östlichen Wachttürme. Alle von Eichenberg (Halle-Kasseler Eisenbahn) und Eschwege Stadt (Kanonenbahn, mehrere Nebenbahnen) nach Osten führende Strecken fielen der Grenze zum Opfer.

Durch den „Eisernen Vorhang“ waren die östlichen Parallelverbindungen, insbesondere Skandinavien – Rostock, Hamburg – Halle und Leipzig – Saalebahn – Nürnberg, nicht mehr benutzbar. Die östlichste Nord-Süd-Strecke der Bundesrepublik wurde zur „Westumfahrung der DDR“. Hinzu kam ein starkes allgemeines Verkehrswachstum. Damit stieg die Nord-Süd-Strecke zu einer der wichtigsten Verbindungen auf. Im Sommer 1989 fuhren zwischen Göttingen und Bebra 37 Fernzüge pro Tag und Richtung.

Bahnsteigszene in Bebra Anfang der 1990er Jahre
Bahnsteigszene in Bebra Anfang der 1990er Jahre

Um den Verkehr beherrschen zu können, wurde die Strecke ausgebaut. Schon in den 1950er Jahren wurden leistungsfähigere Stellwerke errichtet, die an den Steigungen vor Cornberg und Eichenberg Gleiswechselbetrieb ermöglichten. Bis 1963 wurde die Strecke elektrifiziert. Um Platz für die Oberleitung zu schaffen, wurde der Braunhäuser Tunnel nach oben geöffnet, in den anderen Tunneln wurden die Gleise tiefer gelegt. Viele kleinere Bahnhöfe wurden aufgegeben, damit die haltenden Nahverkehrszüge nicht die Intercitys behindern. Dies traf noch 1989 Obernjesa.

Mit Ausnahme der Hauptstrecke Eichenberg – Kassel wurden alle abzweigenden Strecken im Personenverkehr aufgegeben.

Bereits seit den 1960er Jahren wurde klar, dass die gesamte Nord-Süd-Strecke zu überlastet und zu langsam für attraktiven Fernverkehr ist. Bei Eichenberg lassen die Kurven nur 90 km/h zu, bei Bebra nur 70 km/h. Dies führte zur Planung und zum Bau der Schnellfahrstrecke Hannover – Würzburg, die 1991 den schnellen Fernverkehr übernahm. Auf der alten Route blieben die Güterzüge, der Nachtzugverkehr und der Regionalverkehr.

1990 wurde die Halle-Kasseler Eisenbahn bei Eichenberg wiedereröffnet. 1998 folgte eine Verbindungskurve nordöstlich von Eichenberg, die Fahrten von Göttingen nach Heiligenstadt ermöglicht. Sie übernimmt damit wieder die Funktion, die die 1884 aufgegebene Strecke hatte.

[Bearbeiten] Heutiger Betrieb

Personenzüge im Bahnhof Göttingen 2006: Der 612er-Triebwagen (links) fährt über Friedland und Heiligenstadt nach Erfurt und Chemnitz, der 425er (Mitte) über Bebra nach Bad Hersfeld, heute fährt hier die Cantus Verkehrsgesellschaft
Personenzüge im Bahnhof Göttingen 2006: Der 612er-Triebwagen (links) fährt über Friedland und Heiligenstadt nach Erfurt und Chemnitz, der 425er (Mitte) über Bebra nach Bad Hersfeld, heute fährt hier die Cantus Verkehrsgesellschaft

Die Strecke ist vom Durchgangsverkehr, insbesondere mit Güterzügen (viele Container- und Autotransporte) geprägt.

Daneben ist sie wichtig zur Erschließung des Werra-Meißner-Kreises. Der Personenverkehr wird von der Cantus Verkehrsgesellschaft mit „Stadler FLIRT“-Triebwagen alle zwei Stunden durchgängig von Göttingen bis Fulda, erbracht. Im Berufsverkehr ergänzen Züge Göttingen – Bebra das Angebot zu einem Stundentakt. Der Nordhessische Verkehrsverbund plant, die Strecke von Eschwege West bis Eschwege Stadt (an der Kanonenbahn) wieder in Betrieb nehmen zu lassen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Koch, Keller, Lauerwald: Bahnhof Eichenberg – Glanz, Fall und Wiederaufstieg eines Eisenbahn-Knotenpunktes, Verlag Vogt, Hessisch Lichtenau 1990, ISBN 3-9800576-6-6
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