Bund der Kommunisten
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Der Bund der Kommunisten war eine 1847 in London unter wesentlichem Einfluss von Karl Marx und Friedrich Engels als Geheimbund gegründete revolutionär-sozialistische Vereinigung mit internationalem Anspruch, die im Wesentlichen aus dem bis dahin bestehenden Bund der Gerechten hervorging. Der Bund der Kommunisten, der bis 1852 bestand, gilt als Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien der Welt, und als Vorläuferorganisation der 1864 ebenfalls von Marx und Engels inspirierten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), die heute auch als „erste Internationale“ der Arbeiterbewegung bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte des Bundes
[Bearbeiten] Vorgeschichte und Anfangsphase
Der zuvor existierende Bund der Gerechten war bereits 1836 in Paris auf Initiative des nach Frankreich emigrierten Schneidergesellen Wilhelm Weitling aus dem seit 1834 bestehenden Geheimbund Bund der Geächteten hervorgegangen. Unter Weitlings Führung hatte der bis dahin eher von kleinbürgerlichen Intellektuellen geprägte Bund eine frühe revolutionär-sozialistische und proletarische Ausrichtung erhalten.
Die Umbenennung des Bundes der Gerechten in Bund der Kommunisten war das Ergebnis zweier Kongresse im Jahr 1847, bei denen die im selben Jahr dem Bund beigetretenen Karl Marx und Friedrich Engels zusammen mit Wilhelm Wolff ihre Erkenntnisse einbrachten, und damit eine inhaltliche Neuausrichtung des Bundes einleiteten.
Sie entwarfen ein in sich geschlossenes Programm für den Bund und betonten darin seinen internationalistischen Charakter, für den das von Marx stammende Motto „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ zum bestimmenden Leitspruch wurde. Auf dem zweiten Kongress des Bundes vom 29. November bis 8. Dezember 1847, an dem Vertreter aus 30 Ortsgruppen aus Frankreich, den Niederlanden, den Staaten des Deutschen Bundes, aus Schweden, der Schweiz, Großbritannien und den USA teilnahmen, wurden Marx und Engels beauftragt, das Manifest der Kommunistischen Partei auszuarbeiten, das diese im Februar 1848 vorlegten und veröffentlichten. Das Kommunistische Manifest, das im Wesentlichen die Arbeiter zum internationalen Klassenkampf gegen die im Kapitalismus herrschende Bourgeoisie mit dem Ziel der Etablierung einer klassenlosen (kommunistischen) Gesellschaft aufrief, bildete die erste Grundlage für die später von Marx differenzierter in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ ausgearbeitete politische Ökonomie, die ihrerseits zur Grundlage der Begründung des modernen Kommunismus wurde.
Die meisten der etwa 500 Mitglieder des Bundes der Kommunisten waren aus den deutschen Staaten emigrierte Handwerkergesellen, die sich aufgrund der repressiven politischen Verhältnisse während der Zeit der Restauration zwischen 1815 und 1848 ins Ausland abgesetzt hatten. Die in den deutschen Fürstentümern verbliebenen oder zurückgekehrten Bundesmitglieder versuchten, verschiedene regionale Arbeitervereine aufzubauen. Auch in anderen Ländern gab es ähnliche Bestrebungen, die aber wegen der geringen Zahl ihrer Anhänger und aufgrund politischer Verfolgung und Unterdrückung insgesamt zunächst nur marginale Erscheinungen waren. Mit dem Beginn der bürgerlichen Revolutionen des Jahres 1848, insbesondere in Frankreich und den deutschen Staaten, wurde der Zulauf etwas größer.
[Bearbeiten] Der Bund während der bürgerlichen Revolutionen von 1848/49
1848 wurde die Zentrale des Bundes innerhalb weniger Monate mehrfach verlegt. Zuerst von London für kurze Zeit ins belgische Brüssel, und nach Beginn der Februarrevolution in Frankreich, nach Paris, wo Marx und Engels auch formell die Führung des Bundes übernahmen. Daran anschließend folgte im April 1848 nach dem Überschwappen der Revolution nach Deutschland (Märzrevolution) die Verlegung der Zentrale in die damals preußische Stadt Köln. Dort gründete Karl Marx die Neue Rheinische Zeitung (NRhZ), bei der neben anderen auch Friedrich Engels mitarbeitete. Mit ihren kritischen Artikeln und Kommentaren zu den revolutionären Ereignissen versuchten sie vergeblich, die im Grunde eher von den Ideen des Liberalismus und Forderungen nach einer nationalstaatlichen Einheit des Deutschen Bundes geprägte bürgerliche Revolution in eine sozialistische Richtung zu beeinflussen. Beispielsweise kritisierten sie vehement die Bestrebungen einer gemäßigten Mehrheit in der Frankfurter Nationalversammlung, den sogenannten „Halben“, den zu gründenden deutschen Nationalstaat als konstitutionelle Monarchie mit liberalen Reformen zu etablieren, und favorisierten demgegenüber die Ausrufung einer Republik nach dem Beispiel Frankreichs. In der Frankfurter Nationalversammlung war Wilhelm Wolff ein Vertreter des Bundes in der Fraktion Donnersberg, der radikaldemokratischen Linken. Im April 1849 versuchten Marx und Engels, die in verschiedenen Arbeitergruppen und demokratischen Vereinen aktiven Mitglieder des Bundes zunächst im Rheinland zu sammeln, um darauf einen allgemeinen deutschen Arbeiterkongress vorzubereiten.
Mit dem Scheitern der in der Frankfurter Nationalversammlung verabschiedeten Reichsverfassung in Folge der Ablehnung einer deutschen Kaiserkrone durch Preußens König Friedrich Wilhelm IV. Ende April 1849 (vgl. Kaiserdeputation) löste sich die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche auf. Die noch verbliebenen, zumeist der politischen Linken angehörenden Abgeordneten wichen ins sogenannte Rumpfparlament nach Stuttgart aus. Die sich darauf überstürzenden Ereignisse mit der radikaldemokratisch motivierten Reichsverfassungskampagne einerseits und der gegen sie einsetzenden massiven Konterrevolution durch vor allem preußisches Militär andererseits, vereitelten das Vorhaben von Marx und Engels, da es für die linksrevolutionäre Bewegung nun andere Prioritäten gab. Viele Mitglieder des Bundes in den deutschen Staaten beteiligten sich an den sich in den Maiaufständen von 1849 noch einmal eskalierenden, bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zur Durchsetzung der demokratischen Errungenschaften der Revolution, insbesondere in Sachsen (Dresdner Maiaufstand), der bayrischen Pfalz (Pfälzischer Aufstand) und in Baden (vgl. Badische Revolution), wo am 1. Juni 1849 eine nur kurze Zeit bestehende badische Republik ausgerufen wurde. Die NRhZ stellte ihr Erscheinen bereits am 19. Mai 1849 ein, als die Aufstände in den preußischen Rheinprovinzen niedergeschlagen wurden. Engels beteiligte sich noch aktiv kämpfend auf der Seite der Revolutionäre bei der Verteidigung der badischen Republik. Als am 23. Juli 1849 mit der Einnahme der Bundesfestung Rastatt durch preußische Truppen die badische Revolution niedergeschlagen wurde, war auch die Märzrevolution insgesamt gescheitert.
Viele Mitglieder des Bundes der Kommunisten mussten angesichts dieser Niederlage erneut ins Ausland emigrieren. Auch Marx und Engels fanden sich in London wieder, wo in einer neuen Zentralbehörde der Bund reorganisiert wurde. Zu dieser Zeit trat auch Wilhelm Liebknecht, der spätere Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dem Bund der Kommunisten bei. Auch Liebknecht war durch seine Beteiligung an der badischen Revolution zur Emigration gezwungen gewesen, die ihn über die Schweiz ebenfalls nach London geführt hatte. Dort näherte er sich unter dem Einfluss von Marx und Engels marxistischen Positionen an, an denen später die SPD des 19. Jahrhunderts und deren Vorgängerparteien ab 1869 ausgerichtet wurden.
1850 wurden die Aufgaben des Bundes nach den Erfahrungen aus der Märzrevolution neu dargelegt, allerdings rechneten Marx und Engels nicht mit einer neuen Revolution, nachdem neben einer neuen Phase der politischen Reaktion ein wirtschaftlicher Aufschwung die revolutionären Energien der Linken gebremst hatte. Dennoch blieben Mitglieder des Bundes in den deutschen Staaten weiterhin in verschiedenen Arbeiterorganisationen tätig und gewannen Einfluss auf die am 3. September 1848 auf Initiative des Schriftsetzers Stefan Born gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverbrüderung, den ersten überregionalen Arbeiterverband Deutschlands, der die Entwicklung der Gewerkschaften eingeleitet hatte.
[Bearbeiten] Niedergang und Auflösung
Einige Mitglieder der Zentralbehörde, die sich um Karl Schapper und August Willich sammelten, konnten das resignativ anmutende Fazit von Marx/Engels nicht teilen. Es kam zur Spaltung des Bundes. Die Mehrheit der weiterhin unter Führung von Marx/Engels stehenden Fraktion verlegte den Sitz der Zentralbehörde erneut nach Köln. Marx selbst blieb aber in London. In Köln wurde die Gruppe um Willich und Schapper aus dem Bund ausgeschlossen. Des weiteren wurden neue Statuten beschlossen.
Nachdem im März 1851 einige Dokumente des Bundes der deutschen Länder in die Hände der staatlichen Behörden gefallen waren, wurde der Bund in der darauf folgenden Verhaftungswelle deutlich geschwächt. Führende Mitglieder des Bundes wurden im Herbst 1852 im sogenannten Kölner Kommunistenprozess zu langen Haftstrafen verurteilt. Nach dieser schweren Niederlage wurde der Bund im November auf Antrag von Karl Marx aufgelöst. Er erklärte „... die Fortdauer des Bundes auf dem Kontinent für nicht mehr zeitgemäß.“
[Bearbeiten] Weitere Entwicklung
Erst in den 1860er Jahren kam es zu einem neuen Aufschwung der Arbeiterbewegung, als europaweit mit einer parteipolitischen Organisierung der Arbeiterbewegung begonnen wurde. Die entsprechenden, noch ein sehr breit gefächertes Spektrum umfassenden sozialistischen Organisationen und Parteien bildeten mit der 1864 gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation einen neuen Versuch, die kommunistische Bewegung international zu einen.
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Marx und Friedrich Engels:Das Kommunistische Manifest. Eine moderne Edition. Argument Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-88619-322-5
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bund der Gerechten, Londoner Konferenzen (1847), Internationale, Kommunismus, Kommunistische Partei, Sozialismus