Carabinieri
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Die Carabinieri (Arma dei Carabinieri, dt.: "Carabinieri-Truppe") sind eine polizeiliche Gendarmerie mit fast 200-jähriger Geschichte und seit dem 1. April 2000 eine eigenständige Teilstreitkraft neben Heer, Marine und Luftwaffe in der italienischen Armee. Sie gehören organisatorisch dem Verteidigungsministerium an, das auch den Haushalt der Carabinieri finanziert. Abseits militärischer und administrativer Belange unterstehen sie jedoch dem Innenministerium, das allen italienischen Polizeieinheiten gegenüber weisungsbefugt ist. Die Carabinieri sind wie die Guardia di Finanza militärisch gegliedert. Ihre Sollstärke liegt bei ca. 110.000 Männern und Frauen. Die Notrufnummer ist 112.
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[Bearbeiten] Auftrag
Die Carabinieri entstanden als eine Truppengattung des italienischen Heeres, dem sie bis zum Jahr 2000 angehörten. Heute sind sie eine eigenständige Teilstreitkraft, doch ihre Aufgaben haben sich in den letzten zwei Jahrhunderten kaum verändert. Die Carabinieri stellen die Militärpolizei der italienischen Streitkräfte und unterscheiden sich diesbezüglich nur unwesentlich von der Militärpolizei der deutschen Bundeswehr, den Feldjägern. Darüber hinaus haben sie im Verteidigungsfall die Aufgabe, mit eigenen, vorwiegend infanteristischen Verbänden und sonstigen Einheiten an der Grenz- und Landesverteidigung mitzuwirken. In diesem Zusammenhang stellen sie im weitesten Sinn ein Territorialheer dar. Daneben versehen sie nach Weisung des Innenministeriums und in speziellen Bereichen (u.a. Verbraucherschutz, Gesundheitswesen, Umweltschutz, Kulturgüterschutz) auch nach Weisung anderer Ministerien allgemeinen und besonderen Polizeidienst. Hierbei unterscheiden sie sich kaum von der Polizia di Stato und sonstigen Staats- und Landespolizeien anderer Staaten. Der Grund für das Bestehen zweier nationaler Polizeikörper mit allgemeinen Aufgaben liegt in dem Wunsch, eine übermäßige Machtkonzentration in einer Hand bzw. in einem Ministerium zu verhindern. In Italien, aber auch in Frankreich (Gendarmerie Nationale), Spanien (Guardia Civil) und anderen Staaten passen Militär- und Zivilpolizei nicht nur auf die Menschen, sondern auch aufeinander auf. Der dadurch manchmal entstehende Effizienzverlust durch Redundanzen wird nach Ansicht vieler dadurch aufgewogen, dass eventuellem Macht- und Amtsmissbrauch einer einzigen nationalen Polizeiorganisation durch die Aufteilung in zwei verschiedene Polizeikörper vorgebeugt werden kann. Darüber hinaus verbessere das in Italien relativ ausgeprägte Konkurrenzverhältnis zwischen den Polizeien die Motivation ihrer jeweiligen Angehörigen. Die Dualität von militärischer Gendarmerie und ziviler Polizei entstand (auch in Deutschland, vgl. Landjäger) wegen der früher ausgeprägten Unterschiede zwischen Stadt und Land. Für die Städte waren die bürgerlichen Zivilpolizeien zuständig, das bäuerlich geprägte Land überließ man dem Militär bzw. den zu diesem Zweck aufgestellten Militärpolizeitruppen wie den Carabinieri. Diese historisch gewachsene Polizeiorganisation ist heute noch an dem engmaschigen Netz von Carabinieri-Stationen auf dem Land zu erkennen.
In Deutschland sind diese Polizeistrukturen wegen der vielen historischen Brüche untergegangen. Doch wie in anderen föderalen Staaten versucht man hier, durch eine Aufteilung der Polizei auf Bund und (vor allem) Länder eine Machtkonzentration in einer Hand zu verhindern. In Italien und anderen Staaten, die eine duale nationale Polizeistruktur haben, überdenkt man diese manchmal überkommen anmutende Organisationsform schon seit einiger Zeit. Reformen (wie z.B. eine Verlagerung der militärischen Polizeitruppen in den Geschäftsbereich der Innenministerien als Vorstufe einer Fusion) sind immer wieder an Besitzstandsdenken und Traditionalismus gescheitert. Österreich ist es im Jahr 2005 gelungen, seine Zivilpolizei mit der Bundesgendarmerie und der Zollwache zu einem einzigen nationalen Polizeikörper, der Bundespolizei zusammenzufassen. Ähnliche Fusionen gab es auch in den Benelux-Staaten. Diese Reformen könnten mittel- bis langfristig wenigstens teilweise (ohne Guardia di Finanza) zum Modell für Italien und andere Staaten werden.
[Bearbeiten] Organisation
Dem Comando Generale (Oberkommando) sind sechs Fachbereiche unterstellt:
- I. Ausbildung
- Offiziersschule: Rom
- Unteroffiziersschulen: Florenz, Velletri, Vicenza
- Ausbildungszentren für Mannschaften: Rom, Campobasso, Iglesias, Reggio Calabria, Turin, Fossano, Benevento
- Schulen für Scharfschützen (Rom), Fremdsprachen, Psychologie, Piloten (Pratica di Mare), Ski und Bergführer (Wolkenstein in Gröden), Taucher (Genua), Hundeführer (Florenz), Carabinieri zu Pferde (Rom), Informatik (Velletri)
- II. Territoriale Organisation
- 5 interregionale Kommandos, die das Staatsgebiet in fünf Sektoren aufteilen, denen nachgeordnet:
- 19 Regionalkommandos, denen nachgeordnet:
- 102 Provinzkommandos, denen nachgeordnet:
- 538 Gruppen- oder Kompaniekommandos, denen nachgeordnet:
- 4632 Wachstationen
- III. Militärpolizei
- Straftaten im militärischen Bereich werden ausschließlich durch die Carabinieri aufgeklärt, ebenso schwere Disziplinarverfahren.
- Die NATO kann für Ermittlungs- und Schutzaufgaben Carabinieri anfordern.
- IV. Mobile Verbände
- 11 Bereitschaftspolizeibataillone
- 1 Carabinieri-Regiment zu Pferde (Bataillonsstärke)
- 2 Militärpolizeiregimenter für Auslandseinsätze (Bataillonsstärke)
- 1 Fallschirmjägerregiment (Bataillonsstärke)
- V. Spezialeinheiten
- Gruppo d'Intervento Speciale (GIS), Antiterror-Spezialeinheit, gegründet am 6. Februar 1978 vom damaligen Innenminister Francesco Cossiga als Reaktion auf Rechts- und Linksterrorismus, mit Sitz in Livorno. Heute vor allem eingesetzt im Kampf gegen die Mafia, zunehmend auch bei militärischen Friedenseinsätzen im Ausland.
- Raggruppamento Operativo Speciale (ROS), operative Spezialeinheit zum Kampf gegen die Organisierte Kriminalität mit Sitz in Rom, gegründet am 3. Dezember 1990, mit drei Bereichen: Staatsschutz (politisch motivierte Verbrechen), Organisiertes Verbrechen (Mafia), Zentrale Dienste (kriminologische Forschung).
- Raggruppamento Carabinieri Investigazioni Scientifiche (RaCIS), zentrales und oberstes kriminalwissenschaftliches Institut in Rom, mit vier regional tätigen Einheiten (Reparto Investigazioni Scientifiche, kurz RIS) in Rom, Parma, Messina und Cagliari.
- Carabinieri-Kommandos bei den Ministerien für Äußeres (Schutz der diplomatischen Vertretungen), Gesundheit (Verbraucherschutz), Kulturgüter (Kulturgüterschutz), Finanzen (Geldfälschung), Umwelt, Landwirtschaft, Arbeit sowie bei der Bank von Italien, dem Parlament, dem Amt des Ministerpräsidenten, dem Verfassungsgericht und dem Rechnungshof.
- Fliegerstaffeln an 15 Standorten mit je 5 Hubschraubern, Oberkommando in Pratica di Mare (Militärflughafen) bei Rom
- maritime Komponente: Taucher, Lagunenboote (Venedig und Umgebung), Schnell- und Patrouillenboote (Binnen-/Küstengewässer).
- Hundeführer
- Objekt- und Personenschutz für die Amtssitze der Regierung, der Kammern, die Ministerien der Obersten Gerichte und den Amtssitz des Präsidenten (Corazzieri)
- VI. Fürsorge, Betreuung und Freizeitgestaltung
- 5 Erholungsheime
- 23 Badeanstalten/Strandabschnitte
- Pensionsfonds (auch als Studienstipendien für Kinder der Carabinieri)
- Sport
- Traditionspflege
Zu den Carabinieri gehört das Regiment der Corazzieri, das dem Präsidenten der Republik als Ehrengarde und Sicherheitsdienst zugeteilt ist. Bei offiziellen Anlässen tritt das Regiment hoch zu Ross in einer repräsentativen Kürassier-Uniform mit blinkenden Harnischen in Erscheinung.
[Bearbeiten] Uniform
Die Carabinieri tragen seit ihrer Gründung eine dunkelblaue Uniform mit eigenen Kragenspiegeln und Rangabzeichen. Die Uniformhosen hatten bei den Infanterie-Einheiten einfache, bei den Kavallerie-Einheiten doppelte rote Längsstreifen. Dieses Uniform-Design hat sich bis heute erhalten. Bei besonderen Anlässen wird es durch einen Dreispitz ergänzt. In den 60er und 70er Jahren trugen die Carabinieri einen khakifarbenen Dienstanzug, der sich von denen anderer Heerestruppen nur unwesentlich unterschied.
Wie etliche andere Gendarmerietruppen tragen die Carabinieri auf ihren Kopfbedeckungen eine stilisierte Granate als Emblem. Dieses Emblem stammt von den Grenadieren, die früher im Rahmen der Infanterie eine Elite bildeten. Ihr Emblem wurde später zum Erkennungszeichen für Elitetruppen. Da die Carabinieri wie die piemontesischen Grenadiere in ihrem Bereich ebenfalls eine besondere Stellung hatten, übernahmen sie (später auch andere Truppen, jedoch mit Modifikationen) dieses Emblem. Napoleon bezeichnete seine Carabiniers auch gern als "Grenadiere zu Pferde", weil sie wie die Grenadiere u.a. auch mit Handgranaten ausgerüstet waren.
[Bearbeiten] Dienstgrade
Es werden in allen Teilstreitkräften und Polizeien (auch in der zivilen Verwaltung) neuerdings drei Laufbahnen unterschieden: Offiziere, Unteroffiziere m.P., Unteroffiziere o.P. und Mannschaften (bzw. deren Äquivalent) . - Offiziere werden an Akademien der Teilstreitkräfte oder der Polizeien und z. T. zugleich an Universitäten ausgebildet und erhalten nach 2 Jahren den Dienstgrad Leutnant, nach 4 bzw. 5 Jahren den Dienstgrad Oberleutnant oder Äquivalent. Nach Abschluss der fünfjährigen Hochschulausbildung beginnt der normale Dienst. Bei besonderen Erfordernissen können zivile Universitätsabsolventen (Master) direkt als Offiziersanwärter eingestellt werden und erhalten nach einer kürzeren internen Ausbildung je nach Fachrichtung den Dienstgrad Leutnant oder Oberleutnant. Die Stabsoffiziere (ab Maggiore aufwärts) werden fortgebildet, es gib keinen direkten Einstieg in die Laufbahn, wie es sie beim höheren Dienst in Deutschland gibt. Insofern ist es jetzt etwas problematisch geworden, Laufbahnvergleiche anzustellen. (Der höhere Dienst beginnt in Italien eigentlich beim deutschen Besoldungsgruppenäquivalent A9 bzw. A10). - Die Laufbahngruppe der Unteroffiziere mit Portepee (Feldwebeldienstgrade, it.: "Maresciallo") wurde in Italien Mitte der 90er Jahre von den unteren Unteroffizieren getrennt. Zugangsvoraussetzung ist jetzt das Abitur. Nach drei Jahren interner Ausbildung (inkl. Hochschulstudium mit "Bachelor"-Abschluss) können Schulabgänger direkt in diese Laufbahngruppe einsteigen. Alternativ gibt es für Angehörige der Unteroffiziere o.P. Aufstiegsmöglichkeiten, die durch den Besitz der Hochschulreife erheblich erleichtert werden. Die Laufbahngruppe der Unteroffiziere m.P. ist nunmehr eher mit dem deutschen gehobenen Dienst zu vergleichen. - Das Äquivalent des deutschen mittleren Dienstes ist jetzt in Italien bei den Mannschaften und Unteroffizieren o.P. zu suchen. Nur die untersten Mannschaftsdienstgrade bei der Armee (bis Caporalmaggiore, dt. Hauptgefreiter, vierjährige Verpflichtungszeit) kann noch als einfacher Dienst gelten. Nachfolgend werden Vergleiche nach dem alten System gezogen.
Carabinieri / Guardia di Finanza | Polizia di Stato | zum Vergleich: Dienstgrade in der Bundespolizei | ||
---|---|---|---|---|
Mannschaften | ||||
Carabiniere/Finanziere | Agente | (einfacher Dienst, entfällt) | ||
Carabiniere/Finanziere Scelto | Agente Scelto | |||
Appuntato | Assistente | |||
Appuntato Scelto | Assistente Capo | |||
Unteroffiziere o.P. | ||||
Vice Brigadiere | Vice Sovrintendente | (einfacher Dienst, entfällt) | ||
Brigadiere | Sovrintendente | |||
Brigadiere Capo | Sovrintendente Capo | |||
Unteroffiziere m.P. | ||||
Maresciallo | Vice Ispettore | Polizeimeister | ||
Maresciallo Ordinario | Ispettore | Polizeiobermeister | ||
Maresciallo Capo | Ispettore Capo | Polizeihauptmeister | ||
Maresciallo Aiutante | Ispettore Superiore SUPS (Sostituto Ufficiale Pubblica Sicurezza) | Polizeihauptmeister (mit Funktionen eines Polizeikommissars) | ||
Maresciallo Luogotenente | Ispettore Superiore SUPS/SC (Sostituto Ufficiale Pubblica Sicurezza/Sostituto Commissario) | Polizeihauptmeister (mit Funktionen eines Polizeikommissars) | ||
Offiziere | ||||
Sottotenente | Vice Commissario | Polizeikommissar (z.A.) | ||
Tenente | Commissario | Polizeioberkommissar | ||
Capitano | Commissario Capo | Polizeihauptkommissar / Erster Polizeihauptkommissar | ||
Stabsoffiziere | ||||
Maggiore | Vice Questore Aggiunto | Polizeirat | ||
Tenente Colonnello | Vice Questore Aggiunto | Polizeioberrat / Polizeidirektor | ||
Colonnello | Primo Dirigente (Vice Questore) | Leitender Polizeidirektor | ||
Generale | ||||
Generale di Brigata | Dirigente Superiore (Questore) | Abteilungspräsident (AP) | ||
Generale di Divisione | Dirigente Generale | Direktor (Bundespolizeidirektion) | ||
Generale di Corpo d'Armata | Dirigente Generale (B) | Präsident (Bundespolizeipräsidium) | ||
Comandante Generale (CC/GdF) | Capo della Polizia (Dir.Gen. Pubbl. Sic) | Inspekteur der Bundespolizei |
[Bearbeiten] Geschichte
Durch Erlass des Königreichs Piemont-Sardinien vom 13. Juli 1814 wurden die Carabinieri als Waffengattung mit militärischen und polizeilichen Aufgaben ins Leben gerufen. Die Bezeichnung "Carabinieri" wurde gewählt, weil man im Zuge der Restauration nicht auf die napoleonische "Gendarmerie" Bezug nehmen wollte (vgl. Koninklijke Marechaussee). Carabiniers gab es in verschiedenen europäischen Heeren (vor 1814 auch im Piemont), wo sie als eine Elitetruppe innerhalb der Kavallerie galten. Wie im Fall der zur Infanterie gehörenden Grenadiere entstanden sie als besondere Eskadrons (Kompanien) innerhalb verschiedener Kavallerieregimenter, insbesondere bei Dragoner- und Kürassierregimentern. Der Name Carabiniers leitet sich von den Karabinern ab, mit denen diese besonderen Kompanien und dann Regimenter ausgerüstet waren. In vielen Fällen stand Carabiniers stellvertretend für Dragoner (vgl. z.B. The Royal Scots Dragoon Guards - Carabiniers and Greys oder frühere britische Dragoon-Guards-Regimenter). Dragoner übernahmen früher in vielen Staaten auch Sicherheitsaufgaben im Inneren. Bezeichnenderweise war auch eine der Vorläuferorganisationen der italienischen Carabinieri ein Dragonerverband, nämlich die Dragoni di Sardegna. Obwohl die Carabinieri aus historisch-formalen Gründen damals eher der Kavallerie zuzuordnen waren, hatten sie jedoch de facto den Status einer besonderen Jägertruppe (auch: Jäger zu Pferde bzw. leichte Dragoner, nur wenige Einheiten haben heute noch Verbindungen zur schweren Reiterei; vgl. Corazzieri). Das Personal rekrutierte sich vorwiegend aus der Linieninfanterie und hatte besondere Einstellungs- bzw. Übertrittsbedingungen zu erfüllen, weswegen die Carabinieri auch als Elitetruppe angesehen wurden und (bis zum Jahr 2000) als Waffengattung militärisch und protokollarisch Vorrang gegenüber allen anderen Truppen des Heeres hatten.
[Bearbeiten] Militärische Einsätze
Die Feuertaufe erhielt die noch sehr kleine Carabinieri-Truppe kurz nach ihrer Aufstellung. Als Napoleon im März 1815 aus seiner Verbannung auf Elba nach Frankreich zurückkehrte, erklärten ihm fast alle europäischen Mächte den Krieg. An der Eroberung der französischen Festung Grenoble war eine kleine Carabinieri-Einheit zu Pferde beteiligt, die am 6. Juli 1815 eine entscheidende Attacke gegen die Franzosen ritt.
Von 1848 bis 1870 waren die Carabinieri an den italienischen Einigungskriegen beteiligt. Besonders zeichneten sie sich hier bei Pastrengo aus. 1855 waren unter den fast 19.000 piemontesischen Soldaten, die am Krimkrieg teilnahmen, 70 Carabinieri. Auch sie waren in die schweren Kämpfe bei Sewastopol verwickelt. Auch bei späteren Kriegen waren immer Carabinieri als Militärpolizisten im Einsatz und nicht selten direkt in Kampfhandlungen verwickelt.
Im Ersten Weltkrieg beliefen sich die Verluste der Carabinieri auf 1.423 Gefallene und 5.245 Verwundete, im Zweiten Weltkrieg (1940-1945) auf 4.618 Gefallene und 15.124 Verwundete. Carabinieri-Bataillone wurden z.T. wie Infanterie eingesetzt, so im Juli 1915 auf dem Podgora (Görz) oder 1941 in Culquaber (Ostafrika) und Eluet el Asel (Nordafrika). Während des Faschismus beteiligten sich Carabinieri-Einheiten an Kriegsverbrechen in Nord- und Ostafrika. Ab 1943 arbeiteten zahlreiche Carabinieri mit dem italienischen Widerstand (Resistenza) zusammen. Besonders bekannt ist in Italien der Fall des Unteroffiziers Salvo D'Acquisto, der sein Leben für Zivilisten gab, die von der SS erschossen werden sollten.
Angesichts der langen Tradition der direkten Beteiligung an militärischen Operationen unterhalten die Carabinieri auch heute noch eigene Kampfverbände. Während des Kalten Krieges hatten die Carabinieri eine eigene mechanisierte Brigade (11.). Heute hat die 2. mobile Brigade in Livorno entsprechende Aufgaben. Ihr unterstehen ein Fallschirmjägerregiment (1. "Tuscania") und zwei Infanterieregimenter (7. und 13.). Diese Kräfte haben sich in den letzten Jahren immer mehr auf humanitäre und polizeiliche Aufgaben im Ausland spezialisiert.
[Bearbeiten] Polizeiliche und humanitäre Einsätze im Ausland
An polizeilichen und humanitären Einsätzen im Ausland beteiligen sich die Carabinieri seit langer Zeit. Von besonderer Bedeutung war z.B. ihr Einsatz auf Kreta (1897-1906). Wegen eines Volksaufstandes kam es dort zum einem internationalen Friedenseinsatz, in dessen Rahmen die Carabinieri wesentlich zum Aufbau der "kretischen Gendarmerie" beitrugen.
An den internationalen Friedensmissionen, die verstärkt seit 1991 von der UNO ins Leben gerufen wurden, beteiligten sich immer auch Carabinieri. In letzter Zeit gibt es in den italienischen Streitkräften die Tendenz, friedenserhaltende Einsätze (peacekeeping) immer mehr den Carabinieri zu überlassen (2. mobile Brigade und "normale" Ermittlungskräfte), während friedensschaffende Maßnahmen (peace enforcing) eher in den Aufgabenbereich der anderen Teilstreitkräfte fallen. Die oft zitierte "Zwitterstellung" der Carabinieri, also eine militärische Truppe die vorwiegend zivile Aufgaben hat, scheint in den Szenarien friedenserhaltender Missionen eine Renaissance zu erfahren. Eher militärische Komponenten werden mit erfahrenen Ermittlungskräften der territorialen Einheiten verbunden und arbeiten auch in relativ gefährlichen Gebieten auf recht fruchtbare Weise in einem einheitlichen Organisationsrahmen zusammen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Seite der Carabinieri (italienisch)
- Offizielle Seite der Guardia di Finanza (italienisch)
- Offizielle Seite der Polizia di Stato (italienisch)
- Über den Einsatz der Carabinieri in Basra und Bagdad (englisch)