Deutsches Schauspielhaus
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Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg wurde am 15. September 1900 unter der Leitung von Alfred Freiherr von Berger eröffnet. Das auf Theaterbauten spezialisierte Wiener Büro Fellner & Helmer (Architekt: Ferdinand Fellner d. J.) erbaute das Hamburger Theater in einem barockisierenden Stil.
Es ist mit 1831 Zuschauerplätzen das größte deutsche Sprechtheater. Mit dem Malersaal (max. 150 Plätze) wird eine weitere Spielstätte bespielt. Die ehemalige Spielstätte Kampnagel in Hamburg-Winterhude ist mittlerweile selbstständig.
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[Bearbeiten] Geschichte
Bis 1955 standen vorwiegend Stücke aus dem klassischen deutschsprachigen Repertoire auf dem Spielplan.
Dann erlangte das Theater zwischen 1955 und 1963 unter Gustaf Gründgens sein theatergeschichtlich höchstes Ansehen, das an das des Wiener Burgtheaters heran reichte. Zumal mit seiner berühmten Hamburger Faust-Inszenierung wurde das Deutsche Schauspielhaus durch Gastspiele weit über Deutschland hinaus bekannt.
In den 1970er Jahren öffnete sich das Schauspielhaus unter der Intendanz von Ivan Nagel deutlich vermehrt für Werke ausländischer Autoren. Er holte Regisseure wie Claus Peymann, Luc Bondy, Jérôme Savary und Peter Zadek nach Hamburg. Die Inszenierungen sehr moderner Autoren stießen teilweise auf wenig Akzeptanz beim konservativen Hamburger Theaterpublikum, lockten jedoch ein junges Publikum an. 1976 waren mehr als ein Drittel der Schauspielhausbesucher unter 25 Jahre alt. Zadeks Inszenierung von Shakespeares Othello mit Ulrich Wildgruber und Eva Mattes in den Hauptrollen sorgte 1976 für den größten Hamburger Theaterskandal der Nachkriegszeit.
1981 bis 1984 erfolgten Restaurierungsarbeiten am Schauspielhaus zur "Wiedergewinnung der originalen Raumfassung in der ursprünglichen Konzeption seiner Wiener Architekten Helmer und Fellner". Die Aufführungen wichen in das Operettenhaus und in die ehemalige Kampnagel-Fabrik aus.
Unter der Intendanz von Frank Baumbauer wurde das Deutsche Schauspielhaus erneut zu einer der wichtigsten Bühnen Deutschlands.
Die Kritiker der Fachzeitschrift Theater heute wählten es allein viermal zum Theater des Jahres. Viele Inszenierungen wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Die Intendanz von Tom Stromberg wurde zunächst von Zuschauern und Kritikern nicht so gut angenommen. Drei Spielzeiten lang blieben die Zuschauer aus und wichtige Mitarbeiter verließen das Haus. Erst danach lockten wieder die Regisseure Jan Bosse, René Pollesch, Stefan Pucher und Ingrid Lausund mit originellen Inszenierungen von Traditionsstücken wie Faust und Othello ein junges Publikum an. Als einzige Produktion der Ära Stromberg wurde "Deadline", eine der frühen dokumentarischen Inszenierungen von Rimini Protokoll 2004 zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Die damalige Kultursenatorin Dana Horáková verlängerte seinen 2005 auslaufenden Vertrag nicht.
Theater heute wählte das Schauspielhaus jedoch wieder neben drei anderen Bühnen zum Theater des Jahres.
Neuer Intendant wurde Friedrich Schirmer vom Staatstheater Stuttgart. Im Großen Haus sind derzeit Stücke wie "Medea" nach Grillparzer (R: Karin Henkel), "Der Geizige" von Molière (R: Ivo van Hove), "Maria Magdalena" von Hebbel (R: Jacqueline Kornmüller) und "Der gute Mensch von Sezuan" von Brecht (R: Christian Pade) zu sehen.
Im Malersaal spielt in erster Linie das Junge Schauspielhaus, aber auch Inszenierungen wie "Spieltrieb" von Bernhard Studlar (nach dem Roman von Juli Zeh) oder "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung - Ein Grabbe-Experiment" (beide Regie: Roger Vontobel) werden in dieser kleineren Spielstätte gezeigt.
[Bearbeiten] Intendanten
Jahr | Intendanten |
1900 – 1910 | Alfred Freiherr von Berger |
1910 – 1913 | Carl Hagemann |
1913 – 1918 | Max Grube |
1918 – 1926 | Paul Eger |
1926 – 1928 | Ernst Ziegel |
1928 – 1932 | Hermann Röbbeling |
1932 – 1945 | Karl Wüstenhagen |
1945 – 1946 | Rudolf Külus (kommissarisch) |
1946 – 1948 | Arthur Hellmer |
1948 – 1955 | Albert Lippert |
1955 – 1963 | Gustaf Gründgens |
1963 – 1968 | Oscar Fritz Schuh |
1968 | Egon Monk |
1968 – 1969 | Gerhard Hirsch (kommissarisch) |
1969 – 1970 | Hans Lietzau |
1970 – 1971 | Rolf Liebermann (kommissarisch) |
1972 – 1979 | Ivan Nagel |
1979 – 1980 | Günter König und Rolf Mares (kommissarisch) |
1980 – 1985 | Niels-Peter Rudolph |
1985 – 1989 | Peter Zadek |
1989 – 1991 | Michael Bogdanov |
1991 – 1993 | Gerd Schlesselmann (kommissarisch) |
1993 – 2000 | Frank Baumbauer |
2000 – 2005 | Tom Stromberg |
2005 – | Friedrich Schirmer |
[Bearbeiten] Ensemble
Viele namhafte deutschsprachige Schauspieler hatten hier Auftritte, erwähnt seien hier:
Marco Albrecht, Ingrid Andree, Ehmi Bessel, Christa Berndl, Josef Bierbichler, Charles Brauer, Marion Breckwoldt, Ella Büchi, Max Eckard, Franziska Ellmenreich, Judith Engel, Sebastian Fischer, Elisabeth Flickenschildt, Uwe Friedrichsen, Francis Fulton-Smith, Ute Hannig, Werner Hinz, Hanne Hiob, Jutta Hoffmann, Pola Kinski, Gustav Knuth, Felix Kramer, Werner Krauß, Erwin Linder, Susanne Lothar, Eduard Marks, Eva Mattes, Kyra Mladek, Dietmar Mues, Ruth Niehaus, Joseph Offenbach, Michael Prelle, Tilo Prückner, Wiebke Puls, Will Quadflieg, Hans Quest, Heinz Reincke, Hermann Schomberg, Jana Schulz, Monique Schwitter, Cathrin Striebeck, Solveig Thomas, Anne Weber, Antje Weisgerber, Ulrich Wildgruber, Maria Wimmer, Michael Wittenborn, Samuel Weiss.
[Bearbeiten] Regie
Jan Bosse, Frank Castorf, Roberto Ciulli, Jürgen Fehling, Dieter Giesing, Heiner Goebbels, Gustaf Gründgens, Sebastian Hartmann, Ulrich Heising, Karin Henkel, Hanne Hiob, Ivo van Hove, Bruno Klimek, Jacqueline Kornmüller, Johann Kresnik, Franz Xaver Kroetz, Michel Laub, Ingrid Lausund, Jan Lauwers, Alfred Lippert, Christoph Marthaler, Wilfried Minks, Egon Monk, Christian Pade, Claus Peymann, René Pollesch, Stefan Pucher, Ute Rauwald, Rimini Protokoll, Anselm Weber, Jossi Wieler, Peter Zadek.
[Bearbeiten] Literatur
- Rosemarie Clausen, Theater. Gustaf Gründgens inszeniert, Braunschweig: Georg Westermann 1960
- Manfred Brauneck u.a. (Hrsg.): 100 Jahre Deutsches Schauspielhaus Hamburg. Hamburg; München: Dölling und Galitz, 1999. (Buch mit CD-ROM) ISBN 3-933374-34-0
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 53° 33' 15" N, 10° 0' 32" O