Donauschwaben
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Die Donauschwaben ist ein Sammelbegriff für die im 18. Jahrhundert nach Ostmitteleuropa und Südosteuropa ausgewanderten Deutschen. Der Begriff wurde erst 1920 geschaffen, um die vielen so genannten Schwaben zu beschreiben, die im südlichen Donauraum (Ungarn, Jugoslawien und Rumänien) lebten, aber keine Österreicher, Siebenbürger Sachsen oder Landler waren. Die Donauschwaben bestehen also aus den Ungarndeutschen, Sathmarer Schwaben, Banater Schwaben, und Jugoslawiendeutschen (bis auf die in Slowenien).
Schon seit ihrem ersten Ankommen nennen sie sich „Schwaben“, und der Namen wird auch von den anderen Volksgruppen der Region verwendet. Nach der Teilung ihrer Siedlungsgebiete und ihrem Auftritt in der Außenpolitik Deutschlands brauchte man einen Modifikator, um sie von den Schwaben Deutschlands zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Ursprünge
Neun Jahre nach der Schlacht am Kahlenberg 1683, fünf Jahre nach der Zweiten Schlacht bei Mohács 1687 und drei Jahre nach der Rückeroberung Ofens 1689 erschien das erste Kaiserliche Impopulationspatent "...zur besseren Auffhelfung, wieder Erhebung und Bevölkerung deroselben". In mehreren kleineren und drei großen so genannten Schwabenzügen fand die planmäßige Wiederbesiedlung statt. Die deutschsprachigen Siedler stammten aus Schwaben, Franken, Bayern, Pfalz, Hessen, Österreich, Österreichische Niederlande (heute: Luxemburg, Belgien) und Elsass-Lothringen. Aber auch Magyaren, Kroaten, Italiener, Rumänen und Ukrainer fanden sich unter ihnen. Die Voraussetzungen sahen wie folgt aus:
- Anerkennung des Kaisers aus dem Hause Habsburg als Oberhaupt
- der katholische Glaube
- Militärgrenze → Verpflichtung zur Verteidigung
[Bearbeiten] Einwanderung
Ihre Einwanderung bestand aus mehreren Wellen („Schwabenzüge“), auf Grund der österreichischen Ansiedelungspolitik (Kolonisierungs-Patent von Kaiserin Maria Theresia, Ansiedlungspatent von Kaiser Joseph II., Politik von Prinz Eugen von Savoyen), um die nach den Türkenkriegen größtenteils entvölkerte pannonische Ebene / Donauebene mit Steuerzahlern anzusiedeln. In vielen Aspekten ist ihre Geschichte der der Buchenlanddeutschen und der Jugoslawienungarn ziemlich ähnlich.
[Bearbeiten] Siedlungsgebiete
Man unterscheidet sechs donauschwäbische Hauptsiedlungslandschaften:
- Südwestliches Ungarisches Mittelgebirge
- Schwäbische Türkei - Slawonien-Syrmien
- Batscher Land - Banat - Sathmar.
Diese Gebiete gehörten zur Österreich-Ungarischen Monarchie. Nach dem Trianoner Friedensvertrag (1920) kamen
- das Banat teils zu Rumänien, teils zu der Wojwodina (Serbien), deshalb nennt man es heute das rumänische oder das serbische Banat;
- die Batschka zu Jugoslawien (heute Serbien), ein Teil blieb in Ungarn;
- Syrmien zu Jugoslawien (heute Kroatien und Serbien);
- Sathmar zu Rumänien.
Das Siedlungsgebiet um Budapest befindet sich in Ungarn und die "Schwäbische Türkei" liegt in Südungarn. Da die Entwicklung in den Ländern, zu denen die deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa nach dem Zerfall der Monarchie und nach dem Friedensvertrag von Trianon kamen, unterschiedlich war, kann man die Donauschwaben auf keinen Fall als eine einheitliche Volksgruppe betrachten.
[Bearbeiten] Vertreibung
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Die meisten Donauschwaben wurden als Folge des zwischen den Alliierten geschlossenen "Potsdamer Abkommen" nach Deutschland oder Österreich vertrieben. Noch während der Endphase des Krieges flüchteten viele vor der Roten Armee oder wurden zwischen 1945 bis 1948 vertrieben.
In ganz Rumänien, Ungarn und Jugoslawien zählte die deutschsprachige Minderheit 1918 etwa 1,5 Millionen Menschen. Davon wurde - grob gesprochen - ein Drittel um 1945 vertrieben (vor allem aus Jugoslawien, weniger aus Rumänien); je ein Sechstel wanderte um 1920 und (teilweise gegen "Kopfgeld") 1960 bis ca. 1995 in westliche Länder aus, ein Drittel blieb.
In Jugoslawien war ihr Schicksal wohl am grausamsten, da viele Donauschwaben zu Beginn des Krieges in Jugoslawien den Nazis beitraten und/oder mit ihnen kooperierten, womit sie defakto Landesverrat begangen haben. Die Racheaktionen der Tito-Partisanen bei Kriegsende lief zumeist nach dem gleichen Muster ab. Zunächst floh ein großer Teil der Bevölkerung aus der Region, während oder kurz nach dem Abzug der deutschen Truppen, aus Angst vor Gewalttaten jugoslawischer Partisanen, die ihnen durch Berichte bereits Flüchtender zugetragen wurden. Ein Teil der Bevölkerung blieb zurück. Kurz darauf erreichten jugoslawische Partisanen die Ortschaften, besetzten diese und verhängten eine Ausgangssperre über die Ortschaft. Zumeist am nächsten Tag begannen in Bürgermeisterämtern oder kirchlichen Gemeindehäusern gewaltsame Befragungen von Einwohnern mit dem Ziel, die führenden Personen des Ortes zu ermitteln. Nach Durchführung dieser Maßnahme wurden zumeist in den frühen Morgenstunden des darauffolgenden Tages die gesamte geistige und vorher ermittelte Elite der Ortschaft außerhalb dieser an Abwassergräben oder alten Bombentrichtern erschossen. Danach wurde die restliche Bevölkerung der Ortschaften in einem kleinen häufig mit Stacheldraht abgegrenzten Bereich der Ortschaften zusammengefasst. Während der gesamten Zeit kam es immer wieder zu schweren Übergriffen jugoslawischer Partisanen, insbesondere zu fortgesetzten Vergewaltigungen. Die Häuser der Ortschaften wurden häufig geplündert. Die zusammengefasste Ortsbevölkerung musste unter Bewachung noch die um die Ortschaft vorhandenen Felder abernten. Kurz darauf wurden diese Kleinlager aufgelöst und deren Insassen in eine Reihe größerer Zwangsarbeitslager wie z.B. Rudolfsgnad (Knićanin) oder andere überführt. Diese Lager wurden bis 1947/48 betrieben und dann auf Druck des Roten Kreuzes aufgelöst. Die überlebenden Lagerinsassen wurden teilweise nach Deutschland bzw. Österreich abgeschoben und teilweise zur Zwangsarbeit verpflichtet. Nach Schätzungen sind während des gesamten Prozesses der Vertreibung der Donauschwaben aus Jugoslawien mindestens 80000 von ehemals ca. 500000 Donauschwaben in Jugoslawien ermordet worden. Eine juristische und moralische Aufarbeitung dieser Nachkriegsverbrechen hat bis heute nicht stattgefunden, wenn es auch in jüngster Zeit ermutigende Äußerungen von wichtigen serbischen Politikern gibt und selbst die Enteignungen inzwischen überprüft werden.
Die Ungarndeutschen wurden in dem Zeitraum von 1945 bis 1948 enteignet und nach Deutschland vertrieben. Die Dagebliebenen wurden von der Magyarisierung betroffen, aber seit den 80er Jahren kämpfen sie für den Erhalt der deutschen Sprache und Kultur.
Die Deutschen in Rumänien wurden nicht vertrieben, dagegen viele von ihnen innerhalb Rumäniens deportiert. Sie verließen Rumänien weitgehend ab 1970 bis 1990 und kamen in die Bundesrepublik, da die Auswanderung der Rumäniendeutschen noch bis 1989 gefördert wurde. (Siehe auch In Rumänien unten)
[Bearbeiten] Neue Heimat
Vor allen nach der Vertreibung, aber auch bereits ab 1920 wanderten viele Donauschwaben in die USA, nach Brasilien, Kanada und Australien, und sogar Argentinien aus. Die donauschwäbischen Rückwanderer pflegen in vielen Vereinen Sprache und Brauchtum, und in Brasilien gibt es donauschwäbische Dörfer.
In Brasilien wohnen heute noch Donauschwaben in Entre Rios - Guarapuava - Paraná, die Siedlung ist in 5 Dörfer geteilt und hat ungefähr 2500 Einwohner. Diese sprechen alle noch Deutsch und pflegen die Kultur mit traditionellen Festen, wie z.B. Maibaum stellen, Kirchweihball, Tanzgruppen, Musik, u.s.w
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen wurde erst im Jahre 1950 von Hans Diplich gestaltet. Ein rot bewährter aufsteigender schwarzer Adler auf goldenem Grund, geteilt durch einen blauen Wellenbalken. In der unteren Hälfte auf grünem Ackerboden einen sechstürmige weiße Festung aus Ringmauer und rot bedachten Gebäuden. Rechts die strahlende Sonne, links der abnehmende Mond.
- der Adler symbolisiert die Schirmherrschaft der Kaiser von Österreich
- der blaue Balken die Donau als Schicksalsstrom, auf dem einst die Ahnen mit Ulmer Schachteln und Kelheimer Plätten in die neue Heimat stromabwärts fuhren
- aufgehende strahlenden Sonne steht für den wieder erstarkenden Einfluss des Christentums
- der abnehmende Mond, weltliches Symbol des Islam steht für den schwindenden Einfluss desselben
- die Festung symbolisiert die Festung Temeschburg inmitten fruchtbaren Ackerlandes; die Burg als ein Symbol der kaiserlichen, deutschen Wehranlage und Militärgrenze gegen die Türken. Die sechs Türme symbolisieren die sechs Hauptsiedlungslandschaften der Donauschwaben.
Gebraucht werden die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold und die donauschwäbischen Stammesfarben Weiß-Grün. Weiß ist Symbol der friedlichen Gesinnung der Donauschwaben, grün als Farbe der Hoffnung für das zur Kornkammer gewordene Neuland ihrer Heimat.
[Bearbeiten] In Rumänien
In Rumänien blieben fast nur die ältere Generation. Wer sich aber im Banat, dem Grenzgebiet zu Ungarn und Serbien mit der Hauptstadt Temesvar, umsieht, kann ihre Spuren nicht übersehen. In kleinen Orten trifft man Leute, die rasch von Deutsch auf Rumänisch oder Serbisch wechseln können und mit EU-Politik vertraut sind. Am Stuck von manchem renoviertem Haus ist der deutsche Familienname bemalt, und von den drei Kirchen kleiner Orte ist die katholische nur selten verfallen.
Rumänien spürt den Aderlass von 800.000 auf 75.000 Deutsche sehr - und bedauert Ceausescus "2. Welle" längst. Die Aussiedler- und Vertriebenenverbände wollen helfen, unterliegen aber Sparplänen des deutschen Kulturministers. Er wollte etwa das Siebenbürger Kulturinstitut Gundelsheim dem Donauschwäbischen Zentralmuseum (DZM) in Ulm angliedern - wegen "veränderter historischer Lage seit der Zeitenwende in Osteuropa". Politiker und Zeitungen warnten vor falschem Sparen, Betroffene sind demotiviert und verweisen auf völlig verschiedene Geschichte und Traditionen der beiden Volksgruppen. Inzwischen werden die Unterschiede auch von Rumänien akzeptiert.
Die Donauschwaben in Rumänien sind also nun eine Minderheit unter einem Prozent, aber kulturell lebendig. Auf ihre frühere Bausubstanz achtet man. Die Ungarn und Székler machen ca. sieben Prozent der Gesamtbevölkerung von 22 Millionen aus, die Roma etwa drei Prozent.
- Liste der Orte der Vojvodina (Batschka und Banat, serbisch/ungarisch/deutsch)
[Bearbeiten] Siehe auch
- Wörterbuch der deutschen Mundarten im rumänischen Banat
- Wörterbuch der donauschwäbischen Fachwortschätze
[Bearbeiten] Quellen zur DS/Banater Ahnenforschung
Deutschland
- Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart: www.ifa.de; Kirchenbücher Banater Ortschaften als Microfilme
- Franz Wilhelm, Josef Kallbrunner: "Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteuropa"; Schriften der Deutschen Akademie (München) Heft 11; Ernst Reinhardt Verlag München/Basel 1936; BSB (Bay.StaatsBibliothek) Signatur: Germ.g.602 b-11
- Stefan Stader: 'Sammelwerk donauschwäbischer Kolonisten' AKdFF - Arbeitskreis donauschwäbischer Familienforscher e.V.
- "Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien", Band I-IV (4 Bände), Donauschwäbische Kulturstiftung, Arbeitskreis Dokumentation
- Prohaska, Hans J.: Die Banater Schlafkreuzerrechnungen Familiengeschichtliche - Quellen zur banater Ahnenforschung u. Siedlungsgeschichte 1766-1804, Park Ridge Verlage, III. 1982 LXVII, 664 Seiten, IFA-Stuttgart Bibliothek, Signatur: 5/1032
Österreich
- Theresianischer Kataster, Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv
Luxemburg
- Institut Grand-Ducal, Section de Linguistique, d'Ethnologie et d'Onomastique, Gemeindechroniken/Familienbücher
- Centre de Documentation sur les Migrations Humaines
- Nationalarchiv Luxemburg, Microfilme bsp. Ancien Régime, Notare, Kirchenbücher
[Bearbeiten] Kultur der Donauschwaben
Kirchweih
- Eine feste Einrichtung bei den Donauschaben ist das Kirchweihfest.
donauschwäbische Tänze
- Die donauschwäbische Kultur wird auch in Tänzen weiter gegeben.