Erftstadt
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Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Rhein-Erft-Kreis | |
Koordinaten: | Koordinaten: 50° 49′ N, 6° 46′ O50° 49′ N, 6° 46′ O | |
Höhe: | 81 – 150 m ü. NN | |
Fläche: | 119,88 km² | |
Einwohner: | 52.149 (31. Dez. 2006) | |
Bevölkerungsdichte: | 435 Einwohner je km² | |
Postleitzahl: | 50374 | |
Vorwahl: | 02235 | |
Kfz-Kennzeichen: | BM | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 62 020 | |
Stadtgliederung: | 18 Stadtteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Holzdamm 10 -Liblar 50374 Erftstadt |
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Webpräsenz: | ||
Bürgermeister: | Ernst-Dieter Bösche (SPD) |
Erftstadt ist eine Stadt im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen, 20 km südwestlich von Köln und 35 km nordwestlich von Bonn.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einwohner
52.149 (Stand 31. Dezember 2006)
Ortsteil | Einwohnerzahlen |
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Ahrem | 1.124 |
Blessem / Frauenthal | 1.749 |
Bliesheim | 3.390 |
Borr / Scheuren | 387 |
Dirmerzheim | 2.152 |
Erp | 2.651 |
Friesheim | 2.997 |
Gymnich / Mellerhöfe | 4.298 |
Herrig | 554 |
Kierdorf | 3.208 |
Köttingen | 3.937 |
Lechenich / Konradsheim | 11.953 |
Liblar | 13.132 |
Niederberg | 617 |
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen besteht aus einem grünen Schildgrund, der für Natur und Gesundheit steht. Durchzogen wird der Schildgrund von einem silbernen Fluss, der die Erft symbolisiert. Auf der linken Schildhälfte befinden sich zwei goldene Quadrate (Kornfelder), die ein "E" (für Erftstadt) darstellen.
[Bearbeiten] Geschichte
Erftstadt wurde 1969 im Zuge der Kommunalreform aus den oben stehenden Stadtteilen gegründet. Der Fluss Erft gab der Stadt den Namen.
Da Erftstadt erst 1969 als künstliches Gebilde entstand, handelt ein historischer Rückblick automatisch von der Geschichte der einzelnen Ortsteile.
Lechenich wurde erstmals um 200 nach Christus auf einem Matronenstein als Matronae Lanechiae (bzw. Matronae Lanehiae) erwähnt. Bei Erp wurden Gräber mit Grabbeigaben, Fragmente eines Kultsteines sowie Ziegel, Nägel und Eisenschlacken aus römischer Zeit gefunden. Friesheim existierte bereits im 5. Jahrhundert n. Chr. unter dem Namen „Fribodesheim“ (Heim des Frigbodo, Frigbodo = Freier bzw. unabhängiger Gebieter). Um 833 vermacht Graf Emundus (Kaiserlicher Sendbote Kaiser Ludwig I.) den Ort Frisheim dem Hohen Dom zu Köln. Erstmals erwähnt wurde Bliesheim im Jahre 1059 oder 1063 in einer Schenkungsurkunde des Papstes. Erstmalig wird Gymnich 1121 als Gimnich erwähnt. Erp wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1140 schriftlich erwähnt. Urkundlich erstmals erwähnt wurde die Pfarre Liblar um 1155, der Ort Liblar erst 1197. 1279 verlieh der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg Lechenich die Stadtrechte. In der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlandes wurde Gymnich Mairie, und Preußen behielt nach den Befreiungskriegen die Verwaltungsgliederung als Bürgermeisterei und später als Amt bei. 1827 veranlasste Landrat Bielefeld, dass das Landratsamt von Lechenich nach Euskirchen verlegt wurde. Geprägt wurden Bliesheim und Liblar im 19. Jahrhundert durch den Braunkohleabbau. Am 1. Juli 1959 wurde die Grube Donatus geschlossen.
[Bearbeiten] Geschichtliche Ereignisse
- 1977 - Nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer am 5. September 1977 durch die RAF wurde er zeitweise im ersten Versteck, einem Hochhaus in der Straße "Zum Renngraben" Nr. 8 in Liblar, festgehalten.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Verwaltung
Erftstadt erhebt seit dem 1. Januar 1998 eine Zweitwohnsitzsteuer, die 10 % der Jahresrohmiete entspricht. Ziel der Stadt ist es hierbei, neben der finanziellen Beteiligung an der städtische Infrastruktur auch einen Anreiz zu schaffen, den Nebenwohnsitz in einen Hauptwohnsitz umzuwandeln.
In Erftstadt gelten auch für alle Mobilheime, Wohnmobile, Wohn- und Campingwagen, die zu Zwecken des persönlichen Lebensbedarfes auf einem eigenen oder fremden Grundstück für einen nicht nur vorübergehenden Zeitraum abgestellt werden, die Zweitwohnsitzsteuer.
[Bearbeiten] Bisherige Bürgermeister
Bürgermeister | von | bis |
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Dr. Jürgen Mittelbach | 24.11.1969 | 01.12.1969 |
Werner Tiemann | 15.12.1969 | 15.05.1974 |
Kurt Bröhl | 24.05.1974 | 22.05.1975 |
Erich Schramm | 23.05.1975 | 23.04.1976 |
Adolf Kappes | 21.05.1976 | 16.10.1979 |
Heinz Cremer | 17.10.1979 | 26.10.1992 |
Franz-Georg Rips | 27.10.1993 | 01.11.1994 |
Hermann Josef Hanisch | 02.11.1994 | 30.09.1999 |
Ernst-Dieter Bösche | 01.10.1999 | heute |
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Carl Schurz (1829 - 1906), Politiker und erster deutschstämmiger Minister (Minister des Innern 1877-81) in den USA
- Peter Hecker (1884 - 1971), Maler, aufgewachsen in Gymnich
- Bernd Alois Zimmermann (1918 - 1970), Komponist, geboren in Bliesheim
- Jean Bungartz (*6. Mai 1854 in Köln; † 15. September 1934 in Münster), Tiermaler, Fachbuchautor, Fotograf, Züchter, lebte von 1886 - 1913 in Lechenich
- Franz Arnold Wolff-Metternich zur Gracht (1658 - 1718) geboren in Liblar, später Fürstbischof von Paderborn und Münster
- Josef Kentenich (1885 - 1968), Gründer der Schönstatt-Bewegung
- Hennes Weisweiler (1919 - 1983), Fussballtrainer, geboren in Lechenich
- Michael Breuer MdL, Landesminister für Bundes- und Europaangelegenheiten
- Manfred Donike (1933 - 1995), Chemiker und bekannter Dopingfahnder
[Bearbeiten] Tourismus, Natur & Sehenswürdigkeiten
Das sehenswerteste Ereignis in Erftstadt ist die jährliche Reiterprozession des Gymnicher Rittes. Eins der besuchenswertesten Restaurants in Erftstadt ist das Husarenquartier in Lechenich, das als bestes Restaurant des Rhein-Erft-Kreises durch den Restaurantkritiker Joachim Römer in Römers Restaurant Report Köln und Umgebung 2007 bewertet wurde.
[Bearbeiten] Natur
Erftstadt liegt direkt am 880 km² großen Naturpark Rheinland (bis 2005 "Kottenforst-Ville"), dessen viele große und kleine Seen ihre Entstehung dem Braunkohlenabbau im Rheinischen Braunkohlerevier verdanken. 1920 wurde mit der Aufforstung von Buchen, Kiefern, Roteichen und Lärchen die Rekultivierung begonnen. Etwa 40 Seen wie der Heider Bergsee , Bleibtreusee, Silbersee, Berggeistsee, Köttinger See, Ober- und Mittelsee, Concordiasee oder der Liblarer See, mit etwa 54 Hektar einer der größten Seen, laden heute zum Baden, Tauchen, Angeln und Erholen ein.
[Bearbeiten] Touristische Routen
Durch Erftstadt und seine Stadtteile führen eine Reihe von touristisch erschlossenen und gekennzeichneten Routen, die auch untereinander verbunden und zu Kurztouren innerhalb Erftstadts genutzt werden können:
- Die Wasserburgenroute der Rheinischen Bucht berührt sechs Wasserburgen im Stadtgebiet: Schloss Gracht, Haus Buschfeld, Burg Blessem, die Landesburg Lechenich, und die Burgen Konradsheim und Gymnich.
- Der Erft-Radweg kann dabei von Gymnich nach Blessem an der Erft entlang zur Rückfahrt benutzt werden.
- Die Mühlenroute 2 des Erftkreis Mühlenkreis verbindet die Bliesheimer Mühle, Buschfelder Mühle, Dirmerzheimer Mühle, die Heddinghover Mühle, die Heinensmühle und die Oebelsmühle sowie die Ahremer Mühle, alle vier am Lechenicher Mühlengraben.
- Die alte Römerstraße von Köln nach Zülpich kann im Stadtgebiet ab Liblar über das Gestüt Römerhof an Lechenich und Erp vorbei erwandert werden.
- Die Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas ist mit dem Park von Schloss Gracht in Erftstadt vertreten.
- Auch die Kaiserroute berührt Erftstadt.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Mehrere Schlösser:
- Schloss Gracht in Liblar. Der offene Park in der unmittelbaren Umgebung wurde bereits vor 1700 angelegt und 1780 von Graf Johann Ignaz umgestaltet. Heute Campus der esmt.
- Schloss Gymnich: Früher wohnten hier Gäste der Bundesregierung. Danach Wohnsitz der Kelly-Family, nun Hotel und Gastronomie.
- Weiße Burg im Süden von Friesheim, erbaut im 14. Jahrhundert
- Reddinghover Ackerburg im Norden von Friesheim, erbaut im 15. Jahrhundert
- Burg Konradsheim
- Haus Buschfeld in Liblar
[Bearbeiten] Wirtschaft
- ESMT in Liblar (Schloss Gracht)
- May Werke in Köttingen
[Bearbeiten] Aktionsgemeinschaft Handel und Gewerbe (AHAG) Lechenich e.V.
Die AHAG (Aktionsgemeinschaft Handel und Gewerbe) wurde im Herbst 1979, nach einer Ausstellung zur 700-Jahr-Feier der Stadt Lechenich, von 13 Teilnehmern dieser Ausstellung als Werbe- und Interessengemeinschaft gegründet.
Der Zweck dieser Gemeinschaft sind Werbeaktionen, die Steigerung der Attraktivität der Stadt, bessere Kommunikation unter den Mitgliedern, die Vertretung ihrer Interessen in der Politik sowie den Wirtschaftsstandort Lechenich zu stärken und auszubauen.
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Schienen- und Busverkehr
Der Haltepunkt Erftstadt liegt an der Eifelbahn (KBS 474) Köln–Euskirchen–Gerolstein–Trier, auf der im Schienenpersonennahverkehr
- der Eifel-Mosel-Express (RE 12) Köln–Euskirchen–Gerolstein–Trier
- der Eifel-Express (RE 22) Köln–Euskirchen–Gerolstein mit Durchbindung nach Trier (RB 83) und
- die Eifel-Bahn (RB 24) Köln–Euskirchen–Kall, in der HVZ bis Gerolstein
verkehren.
Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr
- von der DB Regio Südwest, die für den Eifel-Mosel-Express Wendezüge aus fünf n-Wagen mit Vorspann Diesel-Lok der DB Baureihe 218 für Geschwindigkeiten bis zu 140 km/h einsetzt und
- von der DB Regio NRW, die für den Eifel-Express und die Eifel-Bahn Diesel-Triebwagen der DB Baureihe 644 in Ein- bis Dreifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h einsetzt.
Der Straßenpersonennahverkehr innerhalb Erftstadts wird gut durch Buslinien bedient, die durch ein Anrufsammeltaxisystem ergänzt werden. Die Buslinien der Gesellschaften Regionalverkehr Köln (RVK) und Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) verbinden Erftstadt mit allen umliegenden Orten.
Für den gesamten Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.
[Bearbeiten] Straßen
Erftstadt hat einen Anschluss an die A 1/A 61. Köln ist mit dem Auto direkt über die B 265 an Brühl vorbei und durch Hürth zu erreichen.
[Bearbeiten] Sport
Mit dem WSF Liblar verfügt Erftstadt über eine Bundesligamannschaft im Kanupolo, die 2002, 2003, 2004, 2005 und 2006 deutscher Meister wurden und deren Teammitglieder häufig in die deutsche Nationalmannschaft berufen werden. Die im Jahre 2006 auf der deutschen Meisterschaft in Essen 4 gestellten Mannschaften erreichten alle das Finale und wurden bis auf eine Ausnahme alle deutscher Meister.
Für seine hervorragende Jugendarbeit wurde der Schachclub Erftstadt 2006 zum dritten Mal nach 2000 und 2002 mit dem Qualitätssiegel "Deutscher Top-Schachverein" ausgezeichnet. Von etwa 3.000 deutschen Schachvereinen haben erst 14 Vereine diese Auszeichnung erhalten, und Erftstadt ist der einzige Schachverein mit einer dreimaligen Auszeichnung.
Ausgezeichnete Jugendarbeit leisten auch diverse Tennisvereine, z.B. der Tennis Sport Erftstadt e.V..
Seit 1970 besteht die Sportgemeinschaft Erftstadt eV (SGE) mit mittlerweile 15 Sportabteilungen.
[Bearbeiten] Feuerwehrwesen
Die Feuerwehr der Stadt Erftstadt besteht aus der hauptamtlichen Wache (Feuerwehr und Rettungsdienst) in Liblar und 14 ehrenamtlichen Löschgruppen in den Ortsteilen. Je nach Größe bilden zwei oder drei Löschgruppen einen Löschzug, je zwei Löschzüge bilden einen Verband. Durch diese Gliederung kann je nach Einsatzstichwort zusätzlich zu den hauptamtlichen Kräften eine entsprechende Zahl Ehrenamtlicher alamiert werden.
Viele der einzelnen Löschgruppen besitzen eine Jugendfeuerwehr, in der Jugendliche zwischen zehn und achtzehn Jahren zum einen an die feuerwehrtechnischen Grundlagen herangeführt werden und sich zum anderen bei verschiedenen Aktivitäten austoben.
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Wokingham (GB) seit 1977
- Viry-Châtillon (Frankreich) seit 1980
- Jelenia Góra (Polen) seit 1995
- Gemeinde Zepernick (Brandenburg): Zusammenarbeit der Kommunen seit 1990
[Bearbeiten] Literatur
- Frank Bartsch, Hanna Stommel: Lechenich von der Römerzeit bis heute, Bürgergesellschaft Lechenich, 2004
- Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt, AHAG, Lechenich 1998 ff. (Loseblatt-Sammlung)
- Sabine Boebé: Carl Schurz ganz kurz. Lebenserinnerungen von Carl Schurz von 1829-1869Pier, Erftstadt 1984, ISBN 3-924576-01-7
- Heidi Bormann: Heimat an der Erft. Die Landjuden in den Synagogengemeinden Gymnich, Friesheim und Lechenich, Kulturamt Erftstadt 1994, ISBN 3-9802650-3-X
- Manfred Faust (Hrsg.): Liblar in alten Ansichten, Europäische Bibliothek, Zaltbommel (NL), 2000, ISBN 90-288-6630-2
- Bernhard P. Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des erftstädtischen Raumes, Kulturamt Erftstadt 1999, ISBN 3-9805019-4-9
- Jahrbuch der Stadt Erftstadt, Kulturamt Erftstadt, 1991 ff.
- Karl und Hanna Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt, Stadtverwaltung Erftstadt,
- 1.- 651-1400, 1991, ISBN 3-9802650-0-5
- 2.- 1400-1500, 1994, ISBN 3-9802650-1-3
- 3.- 1500-1580, 1995, ISBN 3-9802650-5-6
- 4.- Um 1500-1670, 1996, ISBN 3-9802650-9-9
- 5.- 1670-1789, 1998, ISBN 3-9805019-2-2
- Karl Stommel: Die französischen Einwohnerlisten aus Erftstadt 1798 - 1801, Kulturamt Erftstadt 1992
- Karl Stommel: Johann Adolf Freiherr Wolff genannt Metternich zur Gracht, Rheinland-Verlag Köln, 1986
- Karl Stommel: Geschichte der kurkölnischen Stadt Lechenich., Euskirchen, 1960, (= Veröffentlichungen des Vereins der Geschichts- und Heimatfreunde des Kreises Euskirchen e.V.; A-5)
- Matthias Weber: Erftstadt-Gymnich. Heimatbuch, Bachem, Köln, 1984, ISBN 3-7616-0757-1