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Kurdische Sprachen - Wikipedia

Kurdische Sprachen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kurdische Sprache [1] [2]

Gesprochen in Türkei, Irak, Iran, Syrien, Armenien, Libanon

Sprecher 20–35 Millionen
Linguistische
Klassifikation

Indogermanisch

Indoiranisch
Iranisch
Westiranisch
Nordwestiranisch
Kurdische Sprachen
Besonderheiten Arabisches Alphabet in Irak und Iran
Kurdisch-lateinisches Alphabet in der Türkei und in Syrien
Kyrillisch in der GUS)
Offizieller Status
Amtssprache in Irak
Sprachcodes
ISO 639-1: ku
ISO 639-2: kur
Die kurdische Sprache in Nachbarschaft mit anderen modernen iranischen Sprachen
Die kurdische Sprache in Nachbarschaft mit anderen modernen iranischen Sprachen

Die Kurdischen Sprachen (kurd. Kurdî, türk. Kürt dilleri, arabisch: الكردية) gehören zu der nordwest-iranischen Gruppe der indogermanischen Sprachfamilie und werden vornehmlich in Teilen des Iran, des Irak, Syriens und der Türkei gesprochen. Die Sprecher sind überwiegend Kurden. Die Kurdischen Sprachen bilden sich aus Kurmandschi, Südkurdisch und Sorani.


Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Das Wort „Kurdisch“

Einige Forscher meinen, dass man die Wurzeln der kurdischen Sprache in der medischen Kultur suchen sollte. So schrieb z. B. der Deutsche Eickstedt: „Ohne medische Sprache gäbe es heute kein kurdisches Volk.“

Johann David Michaelis schrieb ebenso, dass Kurden von Meder abstammen:

„Die Kurden gehören zu dem großen medisch-persischen Völkerstamm; und wenn sie Abkömmlinge der alten Chaldäer sind, die ehemals auf diesen Gebirgen wohnten, so waren auch diese ein mit den Persern und Medern verwandtes, von Assyriern, Syrern und Babyloniern aber, in Sprache und Abkunft ganz verschiedenes Volk.“

Ferdinand Justi, der sein Buch (Kurdische Grammatik) 1880 in Sankt Petersburg veröffentlicht hatte, spricht mit Begeisterung über die kurdische Sprache und die Kurden und schreibt in der Vorrede des Buches (Khorasan):

„Die kurdische Sprache wird von einem Volk gesprochen, aus welchem Herrscher wie Saladin und Idrisi Bitlisi entsprungen sind, und dessen ausgezeichnete Begabung und ritterlicher Sinn von den europäischen Reisenden, welche nicht bloß durch sein Gebiet reisten, sondern sich die Mühe gaben, dasselbe längere Zeit zu beobachten, nicht genug gelobt werden kann.“

Prof. Syies: „Meder sind kurdische Stämme, die mit dem assyrischen Land benachbart sind. Diese sind von der Sprache her indoeuropäisch und von der Herkunft her Arier.“ Ebenso schrieben weitere andere Forscher sowie Prof. V. Minorsky, W.C.F. Wilson, der irakischer Prof. Taha Baqr, Theodor Nöِldeke, der legendäre kurdische Führer Nuri Dersimi, C.S.A. Edmonds, der armenischer Historiker Masay Xorinsky, Mehrdad Izady, dass Kurden die Nachfahren der Meder sind und die Wurzeln der kurdischen Sprache in der medischen Kultur gesucht werden sollte.

Es gibt natürlich auch andere Forscher, die eine andere Ansicht teilen. Prof. N. J. Marr meinte z. B. dass die kurdische Sprache eine kaukasische Sprache ist.

Dialektgliederung und Verbreitung

Viele Sprachwissenwschafter sind sich heute hinsichtlich der Gliederung der kurdischen Dialekte uneinig. (siehe Klassifizierung der Kurdischen Sprache).

Encyclopaedia Britannica teilt die kurdische Sprache in zwei Hauptdialekte nämlich in Nord- und Südkurdisch.[3] Unterschieden werden allgemein die Dialekte Nordkurdisch, Zentralkurdisch und Südkurdisch.[4]

Insgesamt gesehen gibt es – wie in anderen Sprachen auch – viele Mundarten, die sich von Region zu Region und von Stamm zu Stamm unterscheiden.

Nordkurdisch

Nordkurdisch (kurd. Kurmanji) ist die am weitesten verbreitete kurdische Sprache. Sie wird in der Türkei, in Syrien, Irak und Iran sowie in Armenien, im Libanon und in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken von etwa (8–10 Mio.) Menschen gesprochen. Nordkurdisch wird seit den 1930er Jahren vorwiegend im kurdisch-lateinischen Alphabet geschrieben und durchläuft gerade einen Prozess des Sprachausbaus.

Dabei wird versucht, den Dialekt Botani aus Botan in Cizre (Cizîr) zur Hochsprache auszubauen. Dieser Dialekt wurde von Kamuran Bedirxan in den 1920er Jahren als Grundlage für sein Buch über die kurdische Grammatik benutzt. Auch werden viele türkische und arabische Lehnwörter durch kurdische Wörter aus anderen Hauptdialekten ersetzt.

Einzeldialekte:

  • Sanjari, Judikani; Urfi, Botani, Bayazidi, Hakkari, Koceri, Jezire; Aqrah, Dahuk, Amadiyah, Zakhu, Surchi; Qochani, Erzurumi, Birjandi, Alburzi; Herki, Shikaki

Sorani

Sorani (Zentralkurdisch) wird im Süden der Autonomen Region Kurdistans und in Westiran von etwa 5 Mio. Menschen gesprochen.

Zur Schreibung des Zentralkurdischen wird meist die arabische Schrift mit Sonderzeichen verwandt, zunehmend aber auch das Kurdisch-lateinische Alphabet. Es gibt sehr viele Schriftstücke in diesem Dialekt.

Die Ausbreitung des Dialektes ist eng mit der Herrschaft der Baban-Dynastie von Suleymania verbunden. Die wirtschaftliche Kraft der Stadt verbreitete das Zentralkurdische in der Region und verdrängte somit das ältere Hewramani und Gorani.

Heute wird das Zentralkurdische auch als Quelle für Wortschöpfungen des Nordkurdischen benutzt.

Einzeldialekte:

  • Arbili, Pishdari, Kirkuki, Khanaqini, Kushnawi, Mukri; Sulaimani, Bingirdi, Garrusi, Ardalani, Sanandaji, Warmawa, Garmiyani; Jafi; Judeo-Kurdisch

Südkurdisch

Zusammen mit den beiden kurdischen Hauptdialekten bildet das Südkurdische (Kelhuri) die genetische Einheit der kurdischen Sprachen. Sie wird im Westiran (Ilam und Kermanschah) und im Osten des Nordiraks (Süd-Chanaqin, Kirind und Qorwaq) von etwa 3 Mio. Menschen gesprochen. Die Sprecher des Südkurdischen sind überwiegend schiitische Kurden.[5]

Einzeldialekte:

  • Kolyai, Kermanshahi, Garrusi Sanjabi, Malekshahi, Bayray, Kelhurî, Kordali, Faili, Leki


Schrift

Die kurdische Sprache benutzt drei verschiedene Schreibsysteme. In Iran und Irak wird sie in arabischer Schrift geschrieben, in der Türkei und Syrien (jedoch auch in der Autonomen Region Kurdistan) wird sie mit kurdisch-lateinischem Alphabet geschrieben. In den GUS-Staaten wird das kyrillische Alphabet verwendet.[6] [7]

Nordkurdisch Kyrillisch Zentralkurdisch Aussprache

Beispiel

A a A a ئا ـا ا a Lang wie Bahn
B b Б б ب ـبـ ـب بـ b Deutsches b
C c Щ щ ج ـج ـجـ جـ ɟ Wie Dschungel
Ç ç Ч ч چ ـچ ـچـ چـ

Scharf wie deu'tsch
D d Д д د ــد d Deutsches d
E e Ә ә ە ـه ئە ə Kurzes ä
Ê ê E e ێ ـێ ـێـ ێـ ئێـ e Lang wie Esel
F f Ф ф ف ـف ـفـ فـ f Deutsches f
G g Г г گ ـگ ـگـ گــ ɡ Deutsches g
H h h h هـ ـهـ h Deutsches h
I i Ъ ъ existiert nicht ɪ Kurz wie das "e" in Bitte
Î î И и ى ئى ـيـ يـ i Lang wie Ziel
J j Ж ж ژ ـژ

ʒ

Wie franz. Jamais
K k К к ک ـک ـکـ کــ k Wie franz. Cafe
L l Л л ل ـل ـلـ لــ l Deutsches l
existiert nicht existiert nicht ڵ ـڵ ـڵـ ڵــ ʎ
M m M м م ـم ـمـ مــ m Deutsches m
N n H н ن ـن ـنـ نــ n Deutsches n
O o O o ۆ ـۆ ئۆ o Wie Ofen
P p П п پ ـپ ـپـ پــ p Wie franz. Peine
Q q Q q ق ـق ـقـ قــ q Gluttural
R r P p ر ـر ʁ Nicht gerolltes r
S s C c س ـس ـسـ ســ s Wie wissen
Ş ş Ш ш ش ـش ـشـ شــ ʃ Wie Schule
T t T т ت ـت ـتـ تــ t Wie franz. Tu
U u Ö ö و ـو ئو ʊ Kurzes u
Û û Y y وو ـوو u Lang wie suchen
V v B в ڤ ـڤ ـڤـ ڤـ v Wie wollen
W w W w و ـو w Wie Engl. Well
X x X x خ ـخ ـخـ خـ χ Wie Bach
Y y Й й ى ئى ـيـ يـ ʎ Wie Ja
Z z З з ز ـز z Wie Rose

Phonetik

Laut der kurdischen Akademie für Sprache wird die kurdische Phonetik folgendermaßen beschrieben.

Von den 31 Buchstaben, deren Aussprache weitgehend mit der Schreibung übereinstimmt, sind acht Vokale (a e ê i î o u û) und 23 Konsonanten (b c ç d f g h j k l m n p q r s ş t v w x y z). Kleinbuchstaben: a b c ç d e ê f g h i î j k l m n o p q r s ş t u û v w x y z
Großbuchstanben: A B C Ç D E Ê F G H I Î J K L M N O P Q R S Ş T U Û V W X Y Z Daneben gibt es im Kurmandschi noch den Digraph Xw.

Konsonanten

Bilabial Labiodental Alveolar Postalveolar Palatal Velar Uvular Glottal
Stops p b t d k g q
Frikative f v s z ʃ ʒ ç h
Affrikate ʧ ʤ
Nasale m n ŋ
Laterale l ɫ
Flaps ɾ
Vibrant r
Approximante ʋ j

Vokalsystem

vorne zentral hinten
kurz lang kurz lang kurz lang
geschlossen ı ʉ u
mittel e ə o
offen a

Die Vokalpaare /ı/ und /iː/, /e/ und /eː/, und /u/ und /uː/ unterscheiden sich von ihrer jeweiligen langen und kurzen Aussprache voneinander. Kurze Vokale sind o, u, ı und e und lange Vokale werden mit Zirkumflex ( ^ ), wie û, î and ê gebildet.


Besonderheiten bei der Aussprache

Bei der Aussprache sollte man besonders achten:

  • auf die unterschiedliche Aussprache der Selbstlaute e / ê, ı/ î sowie u / û Der erste Selbstlaut ist jeweils kurz und oft abgeschwächt und undeutlich zu sprechen, der zweite hingegen lang und deutlich
  • auf den Unterschied zwischen s (hart bzw. stimmlos) und z (weich bzw. stimmhaft), da im Deutschen "s" mal weich, mal hart ausgesprochen werden kann (z. B. "Hose", 'Bus"), "z" im Deutschen aber immer wie "ts" ausgesprochen wird;
  • auf den Unterschied zwischen v (vibrierend, weich) und w (nur mit gerundeten Lippen gesprochen), der ebenfalls nicht im Deutschen, aber z. B. im Englischen vorhanden ist.

weitere Besonderheiten zum Lautsystein:

  • Die oben dargestellten Laute geben das Lautsystem des Nordkurdischen in etwas vereinfachter Form wieder. Es gibt nämlich in einigen Regionen noch die zusätzlichen Laute ' (= ayn), y, und h sowie die "emphatischen" Lautes und des weiteren "nicht-behauchtes" p, t und k. Hierbei sind die Laute ayn, h, s und t aus dem Arabischen "entlehnt" und kommen nicht in allen Gegenden gleichermaßen vor.

Betonung

Gewöhnlich werden kurdische Wörter auf der letzten Silbe betont. Eine Ausnahme bilden die Endungen, die an Tätigkeitswörter (Verben) und Hauptwörter (Substantive) treten. Verben werden auf der Silbe vor der Endung betont (außer mit den Vorsilben bı-, ne-/na-/m. und me-, die die Betonung auf sich ziehen). Hauptwörter werden auch auf der letzten Silbe vor der Endung betont (bis auf die Mehrzahl-Endung des 2. Falls, -a(n), die die Betonung auf sich zieht)

Groß -& Kleinschreibung

Im Kurdischen werden lediglich die Wörter am Satzanfang und Eigennamen groß geschrieben

Wie das Kurdische in anderer Sprachen heißt

Grammatik

Pronomina

Personalpronomen

Kurdisch unterscheidet nur zwei Fälle, nämlich den Subjektfall (Casus rectus) und den Objektfall (Casus obliquus) und verfügt damit über eine Zweikasusflexion. Der Casus rectus entspricht dem deutschen Nominativ, während der Casus obliquus Funktionen übernimmt, die in anderen Sprachen üblicherweise mit dem Genitiv, dem Dativ, dem Akkusativ und dem Lokativ ausgedrückt werden. Im Kurdischen existiert neben dem (Casus rectus) und dem (Casus obliquus) auch der Vokativ.

In Hochkurdisch [8] werden die Pronomen im Rectus und Obliquus zugunsten der Verständlichkeit identisch sein. Das ist auch in Neupersisch der Fall, was aber keinen Verlust erzeugt. Durch die grammatischen Funktionen ist einem Kurdisch-Sprecher immer bewusst was gemeint ist. Zudem wird auch das Geschlecht in der Grammatik abgeschafft, weil dies in Zentralkurdisch und Südurdisch nicht existiert.

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch Hochkurdisch Persisch Zazaisch Talysh
Casus rectus der Personalpronomen
ich ez / min min mi(n) min man ez ez
du tu to ti tu to ti te
er, sie, es ew ew ewe ew u o, a av
wir em / me (ê)me (î)me me ma ama
ihr hûn / we (ê)we (î)we we şoma şima şema
sie pl. ewan ewan ewane ewan îşān / înhā ê avon
Casus obliquus der Personalpronomen
meins, mir, mich min min mi(n) min man mi(n) me(n)
deins, dir, dich te to ti tu to to te
seins, ihm, ihn (e)wî ew ewe ew u ey ay
ihrs, ihr, ihr (e)wê ew ewe ew u ay
unsers, uns, uns me (ê)me (î)me me ma ama
euers, euch, euch we (ê)we (î)we we şoma şima şema
ihres, ihnen, sie pl. (e)wan ewan ewane ewan îşān / înhā înan avon

Demonstrativpronomen

Demonstrativpronomen

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch Persisch Zazaisch
Nominativ
dieser, diese, diese pl. ev ev ev in, işān / inhā no, na, nê
Obliquus
diesem ? ? in ney
dieser ? ? in naê
diese, diesen van ? ? işān / inhā ninan

Izafe

Wenn ein Wort näher bestimmt wird, so wird das Wort über eine Izafe (auf Arabisch: Hinzufügung) mit dem Bestimmungswort verbunden. Beispiel:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Haus Mal Mal Mal
Mein Haus Mala min Malî min Malini mi

Bei der Izafe gibt es im Singular für männlich und weiblich jeweils eine Form und im Plural eine gemeinsame Form für beide Geschlechter. Darüber hinaus gibt es auch ein Casus rectus und ein Casus obliquus der Tewang. In Zentral- und Südkurdisch gibt es keine Geschlechtsunterscheidung bei der Izafe-Konstruktion.

Izafe-Formen im Casus rectus in Kurdisch

Nordkurdisch Singular (m/f) Zentralkurdisch Singular Südkurdisch Singular Nordkurdisch Plural Zentralkurdisch Plural Südkurdisch Plural
ê/a î ini ên ekanî yl

Izafe-Formen im Casus rectus. Beispiele (bitte überarbeiten, ein Beispiel mit einer Plural ist nötig):

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Dein Sohn Kurrê te Kurrî to Kurrini ti
Sein Name Nawê (e)wî Nawî ew Nawini ewe

Izafe-Formen im Casus obliquus (bitte überarbeiten)

Nordkurdisch Singular (m/f) Zentralkurdisch Singular Südkurdisch Singular Nordkurdisch Plural Zentralkurdisch Plural Südkurdisch Plural
î/ê î î an ekan ekan

Die Izafe im Casus obliquus wird benötigt, um Substantive in den Casus obliquus zu setzen. Beispiele (bitte überarbeiten):

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Das Haus des Mannes Mala mêrî Malî mêrdî
Das Kleid der Frau Kirasê jinê Kirasî jinî Kirase jinî
Heimat der Kurden Welatê Kurdan Welatî Kurdekan Welatî Kurdekan

Nominale Kategorien

Das Nomen (Substantiv, Adjektiv, Pronomen) des Nordkurdischen besitzt folgende Kategorien:

Nr Kategorie Realisierungen
1 Genus Maskulinum (m) / Femininum (f)
2 Numerus Singular (sg) / Plural (pl)
3 Kasus primär: Rectus / Obliquus; sekundäre Kasus vom Obliquus abgeleitet
4 Definitheit bestimmt (unmarkiert) / unbestimmt (markiert)
5 Attributierung siehe unten

Präsens

Das Präsens wird in Kurdisch durch das Anhängen eines Präfixes (-di oder -de) plus der Personalendung (-im / -em) gebildet. In Südkurdisch wird in der Umgangssprache auf den Präfix "di" verzichtet, was auch in einzelnen Mundarten des Nord- und Zentralkurdischen der Fall ist.

Beispiel „gehen“, dessen Stamm in Kurdisch -ç- ist:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Ich gehe Ez diçim Min deçem Mi (di)çim
Du gehst Tu diçî To deçî Ti (di)çîd
Er/Sie/Es geht Ew diçe Ew deçe Ewe (di)çûd
Wir gehen Em diçin Ême deçîn Îme (di)çîm
Ihr geht Hûn diçin Êwe diçen Îwe (di)çin
Sie gehen Ewan diçin Ewan deçen Ewane (di)çin

Hier sind weitere Beispiele für die erste Person Singular. Die Verbstämme sind unterstrichen:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Ich mache Ez dikim Min dekem Mi (di)kim
Ich esse Ez dixwim Min dexwem Mi (di)xwim
Ich trinke Ez wedixwim Min wedexwem Mi we(di)xwim
Ich gebe Ez didim Min dedem Mi (di)dim
Ich nehme Ez digirim Min degirem Mi (di)girim
Ich sehe Ez dibînim Min debîn-em Mi (di)bînim
Ich weiß Ez dizanim Min dezanem Mi (di)zanim
Ich will Ez dixwazim Min dexwazem Mi (di)xwazim
Ich komme Ez têm Min têm Mi têm
Ich töte Ez dikujim Min dekujem Mi (di)kujim
Ich sterbe Ez dimirim Min demirem Mi (di)mirim
Ich lebe Ez dim Min dem Mi (di)m
Ich weine Ez digrîm Min degrîm Mi (di)grîm

Die Bildung des "Kommens" stellt hier eine Ausnahme dar, da "di-ê-im" schwer aussprechbar ist, hat es sich zu "têm" entwickelt. Das gleiche ist bei "Bê" der Fall, der sich von "Biêe" ableitet.

Imperativ

Das Imperativ wird in Kurdisch mit der Vorsilbe bi- gebildet. Zuerst kommt die Vorsilbe bi-, dann der Wortstamm und schließlich die Personalendung -e (was bei Vokalen entfällt). Beispiele:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Mache! Bike! Bike! Bike!
Iss! Bixwe! Bixwe! Bixwe!
Trinke! Webixwe! Webixwe! Webixwe!
Gib! Bide! Bide! Bide!
Nimm! Bigire! Bigire! Bigire!
Sieh! Bibîne! Bibîne Bibîne
Gehe! Biçe! Biçe! Biçe!
Wisse! Bizane! Bizane! Bizane!
Wolle! Bixwaze! Bixwaze! Bixwaze!
Komme! Bê! Bê! Bê!
Töte! Bikuje! Bikuje! Bikuje!
Stirb! Bimire! Bimire! Bimire!
Lebe! Bi! Bi! Bi!
Weine! Bigrî! Bigrî! Bigrî!

Als Ausnahmen sind "Herin" ("Gehen", aber wird anders wie Çuyin benutzt) und "Werin" (Kommen).

  • Here! - Geh!
  • Were! - Komm!

Futur

Für das Futur wird anstatt di- das Präfix bi- benutzt. Darüber hinaus wird dem Substantiv eine Endung angehängt, die aber unbetont ist. Oft ist es -ê, im Schriftkurdischen werden dê und wê bevorzugt, die getrennt geschrieben werden.

Beispiel:

  • Ich werde gehen - Ezê biçim
  • Sie wird gehen - Ew dê bice (Schriftkurdisch)

Ergativ

Nordkurdisch ist eine der wenigen indogermanischen Sprachen, die Ergativ benutzen. So steht bei der Vergangenheitsbildung das Agens bei transitiven Verben nicht im Casus rectus, sondern im Casus obliquus. Das Zentral - und Südkurdische kennen kein Ergativ.

Beispiel:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Ich sah dich MinCasus obliquus teCasus obliquus dîtim MinCasus rectus toCasus obliquus dîtem MiCasus rectus tiCasus obliquus dîtim

Aber:

Deutsch Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
Ich ging EzCasus rectus çûm MinCasus rectus çûm MiCasus rectus çûm

Hier steht das Agens in Nordkurdisch im Casus rectus, weil „gehen“ ein intransitives Verb ist. In Zentral- und Südkurdisch wird nichts verändert.

Vokabular

Kurdisch hat viele ähnliche Vokabeln mit anderen indoeuropäische Sprachen. Ein Beispiel ist das kurdische "Êrd", was mit dem deutschen Erde identisch ist. Ein anderes Beispiel ist die Zahl fünf, die im kurdischen "penç" mit dem polnischen penc oder griechischem penta identisch ist. Des Weiteren gibt es im kurdischen auch zusammengesetze Verben, wie "je kirin" (ab-machen) oder "ve kirin" (auf-machen).

Allgemeines

Deutsch Nordkurdisch Zenralkurdisch Südkurdisch Zazaisch
Haus Mal Mal Mal Keye
Hunger Birçî Birsî Birsî Veyşan
Durst Tînî Tînû Tînig Teyşan
Leben Jiyan Jiyan Jiyan Cewiyaene
Herz Dil Dil Dil Zerri
Mutter Dayik Dayik Dayik Maê
Vater Baw Baw Baw Pi
Mund Dev Dem Dem Fek
Wolf Gur Gur Gur Verg
Sohn Kurr Kurr Kurr Lac
Frau Jin Jin Jin Cêniye
Weinen Girîn Girîn Girîn Bermaene
Lachen Kenin Kenîn Kenîn Huyaene
Kommen Hatin Hatin Hatin Ameyene
Gehen Çûn Çûn Çûn Şiyene
In, im Li Le Le De(r)
Zu Bo Bo Bo
Wie Çawan Çowon Çuwun Senên
Wo Ku- Kuê- Kuê- Ko- / Ka-
Wer Kam

Zahlen

Hier stehen lediglich die Grundzahlen.

Zahl Nordkurdisch Zentralkurdisch Südkurdisch
1 Yek Yek Yek
2 Du Do
3
4 Çar Çwar Çwar
5 Pênc Pênc Pênc
6 Şeş Şeş Şeş
7 Heft Hewt Hewt
8 Heşt Heşt Heşt
9 Neh Nah
10 Deh Deh Deh
20 Bîst Bîst Bîst
30 Sîh Sîh
40 Çil Çil Çel
50 Pêncî Penca Pênca
60 Şêst Şest Şêst
70 Heftê Hefta Hefta
80 Heştê Heşta Heşta
90 Nod Newed Noed
100 Sed Sed Sed
1000 Hezar Hezar Hazar

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ludwig: Kurdisch Wort für Wort. Peter Rump, Bielefeld 2002, ISBN 3894162856 (Kurmandschi).
  • Emir Djelalet Bedir Khan, Roger Lescot: Kurdische Grammatik. Verlag Kultur und Wissenschaft, Bonn 1986, ISBN 392610550X (Kurmandschi).
  • Feryad Fazil Omar: Kurdisch-Deutsches Wörterbuch. Institut für Kurdische Studien, Berlin 1992/2005, ISBN 3-932574-10-9 (Kurmandschi, Sorani).
  • Petra Wurzel: Kurdisch in 15 Lektionen. Komkar, Köln 1992, ISBN 3927213055.
  • Kemal Sido-Kurdaxi: Sprachführer Kurdisch. Blaue Hörner Verlag, Marburg 1994, ISBN 3-926385-22-7 (Kurmandschi).
  • Joyce Blau: Manuel de Kurde. Dialecte Sorani. Grammaire, textes de lecture, vocabulaire kurde-français et français-kurde. Librairie de Kliensieck, Paris 1980, ISBN 2-252-02185-3.
  • Jamal Jalal Abdullah, Ernest N. McCarus: Kurdish Basic Course. Dialect of Sulaimania, Iraq. University of Michigan Press, Ann Arbour 1967, ISBN 0-916798-60-7.

Kurdisch-Englisch Wörterbücher

  • Michael Lewisohn Chyet: Kurdish-English dictionary: Kurmanji-English. Yale University Press, New Haven 2003, ISBN 0-300-09152-4.
  • Nicholas Awde: Kurdish-English/English-Kurdish (Kurmanci, Sorani and Zazaki) Dictionary and Phrasebook. Hippocrene Books Inc., 2004, ISBN 0-7818-1071-X.
  • Raman: English-Kurdish(Sorani) Dictionary. Pen Press Publishers Ltd, 2003, ISBN 1-904018-83-1.
  • Salah Saadallah: Saladin's English-Kurdish Dictionary. 2. Auflage. Avesta/Paris Kurdish Institue, Istanbul 2000, ISBN 9757112852.
  • Amindarov, Aziz: Kurdish-English/English-Kurdish Dictionary. Hippocrene Books Inc., 1994, ISBN 0-7818-0246-6.

Quellenangaben

  1. Infobox von der englischen Wikipedia übernommen
  2. Stammbaum
  3. Kurdische Sprache Britannica
  4. D.N. MacKenzie: Language in Kurds & Kurdistan. In: Encyclopaedia of Islam. (Allgemeine Klassifizierung)
  5. Südkurdische Sprache
  6. Die kurdische Schrift
  7. Vergleich des Alphabets tabelliert
  8. Hochkurdische Sprache Husein Muhammed

Weblinks

Wikipedia
Wikipedia
Wikipedia auf Kurdisch
Portal-Logo Portal: Kurdistan – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kurdistan

Institute:

Info über die kurdische Sprache

Kurdisch interaktiv lernen:

Wörterbücher:

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