Mußbach
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Mußbach an der Weinstraße war einst ein Winzerdorf und wurde im Jahre 1969 als Ortsteil in die 3 km südwestlich gelegene kreisfreie rheinland-pfälzische Stadt Neustadt an der Weinstraße eingemeindet. Heute zählt es rund 4200 Einwohner.
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[Bearbeiten] Geographie

[Bearbeiten] Geographische Lage
Mußbach liegt in der Vorderpfalz im Hügelland der Weinstraße (Pfalz), am westlichen Rand der Oberrheinischen Tiefebene, auf einer Höhe von 132 m ü. NN. Nach Osten und vor allem nach Südosten hat es sich allmählich weiter in die Ebene ausgebreitet. Nachbarorte sind im Südwesten die Kernstadt von Neustadt, im Westen bzw. Nordwesten die Neustadter Ortsteile Gimmeldingen und Königsbach, im Norden die Kleinstadt Deidesheim, im Nordosten Meckenheim und im Osten das Großdorf Haßloch.
[Bearbeiten] Klima
Die Lage des Ortes an der Deutschen Weinstraße bedingt ein mildes Klima. Die Temperaturen betragen im Jahresmittel ca. 10° C, im Winter 0° C und im Sommer 20° C. Im Lee des 553 m hohen Weinbietes, das zum Ostrand des Pfälzerwaldes gehört, beläuft sich der durchschnittliche Jahresniederschlag auf nur 500 mm.
[Bearbeiten] Gewässer
Der Ortsname stammt vom etwa 20 km langen Mußbach. Dieser entspringt, gefasst im Siebenröhrenbrunnen, hoch an der Nordflanke des Weinbietes. Im Benjental nimmt er nach 2 km von links einen Zufluss auf, der seine Quelle weiter nordwestlich am Hohen Stoppelkopf hat. Der Zufluss ist zwar mit 6 km länger als der Mußbach, führt aber deutlich weniger Wasser. Der vereinigte Bach fließt zunächst durch Gimmeldingen, dann durch Mußbach und mündet 2 km südöstlich in den Rehbach, den nördlichen Seitenarm des Speyerbachs.
[Bearbeiten] Geschichte
Bereits im Mittelhochdeutschen hieß der Wasserlauf und nach ihm auch der Ort „Muosbach“, was soviel wie „moosiger Bach“ im Sinne von „sumpfig“ bedeutet. Denn naturbelassen mäandrierten damals alle Wasserläufe und bewirkten in der Umgebung einen hohen Grundwasserspiegel.
Mußbach wuchs schon im 19. Jahrhundert mit dem westlichen Nachbarort Gimmeldingen zusammen und besaß mit ihm eine auf 500 m gemeinsame Straße, welche eine ungewöhnliche Grenze bildete: die Häuser auf der Nordseite gehörten als „Mußbacher Straße“ zu Gimmeldingen, die auf der Südseite als „Gimmeldinger Straße“ zu Mußbach. Die Straßenfläche lag vollständig auf der Gemarkung Mußbachs, das die Straße auch zu unterhalten hatte. Seit der zeitgleichen Eingemeindung beider Orte nach Neustadt heißt die gemeinsame Ader einheitlich „Kurpfalzstraße“, die unsichtbaren Gemarkungsgrenzen existieren allerdings weiterhin.
[Bearbeiten] Politik
Ortsvorsteher ist seit 2004 Klaus Kerth (CDU), der bei der Direktwahl im 1. Wahlgang 49,2 % und in der Stichwahl 55,7 % der Stimmen erhielt.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Alte St.-Johannes-Kirche
Im Ortszentrum liegt die alte St.-Johannes-Kirche, deren ehemals katholischer Teil in hochgotischem Stil seit einem gleichnamigen Neubau 1959 nicht mehr genutzt wird und sehr renovierungsbedürftig ist.
- Herrenhof
Der alten St.-Johannes-Kirche benachbart ist der denkmalgeschützte Herrenhof (An der Eselshaut 18). Er stellt eine weitläufige Hofgutanlage dar, die einst dem Johanniterorden gehörte und sich mindestens bis ins 7. Jahrhundert zurückverfolgen lässt; damit ist der Herrenhof das älteste Weingut der Pfalz, das ununterbrochen betrieben wurde. Mit seinen zahlreichen repräsentativen Räumen und seinem riesigen gepflasterten Innenhof dient das ausgezeichnet restaurierte Ensemble der Stadt und dem Ortsteil als Kulisse für Kultur- und Festveranstaltungen und ermöglicht große Kunstausstellungen. In einem der Gebäude befindet sich das Weinbaumuseum Getreidekasten.
- Neue St.-Johannes-Kirche
Seit Dezember 2004 fehlt der neuen St.-Johannes-Kirche, die seit 1959 als Rundbau am Südostrand des ausgedehnten Herrenhof-Areals steht, der Turm. Dieser musste, nur 45 Jahre nach Fertigstellung, wegen Baufälligkeit abgebrochen werden, weil der Beton den Schwingungen der vier Glocken nicht standgehalten hatte und brüchig geworden war. Der Turm soll als Stahlkonstruktion neu errichtet werden.
- Eselsburg
Die Eselsburg (Kurpfalzstraße 62) entstand aus einem historischen Winzerhaus, das der Künstler Fritz Wiedemann (1920–1987) in den Jahren 1964–67 restauriert und zu einer Weinstube mit Innenhof umgestaltet hat. Überall, auch an der Außenfassade, finden sich skurrile Steinskulpturen. Eine Dauerausstellung zeigt zahlreiche Bilder und Plastiken Wiedemanns.
- Weißes Haus
Das Weiße Haus (Kurpfalzstraße 77) besteht aus einem gewaltigen gründerzeitlichen Haupthaus von 1890 am östlichen Rand einer viel älteren burgartigen Anlage, die auf das mittelalterliche Rittergeschlecht des Ehrhard von Rammingen zurückgeht, von dem noch ein (schlecht erhaltenes) Wappen an der wuchtigen und mit Zinnen versehenen Mauer kündet.
- Carl-Theodor-Hof
Der 1709 erbaute Carl-Theodor-Hof (Kurpfalzstraße 99) ist das letzte Anwesen auf Mußbacher Gemarkung an der Grenze zu Gimmeldingen. Die Anlage erhielt erst nachträglich den Namen des Kurfürsten (1724–1799). Hauptgebäude ist ein imposantes quaderförmiges Herrenhaus im Barockstil.
- Weingut Estelmann
Dem Weißen Haus schräg gegenüber ist man schon in Gimmeldingen. Dort (Kurpfalzstr. 76) liegt das bauhistorisch ebenfalls beachtenswerte Weingut Estelmann, vorm. Hick.
[Bearbeiten] Sport und Freizeit
[Bearbeiten] Sport
Am südwestlichen Ortsrand besitzt Mußbach ein großes Freibad, dem leichtathletische Sportanlagen angeschlossen sind. Im Südosten des Ortes befindet sich ein Fußballplatz. Im Osten der Gemarkung liegt inmitten der Weinberge am Provenceplatz - wo auch eine Esel-Skulptur steht - eine kleine Boulebahn.
[Bearbeiten] Feste
Wegen der engen Nachbarschaft mit Gimmeldingen werden viele Veranstaltungen gemeinsam mit dem Nachbarort begangen. Feste mit Ursprung in Mußbach sind:
- Eselshautfest
Das Eselshautfest findet jedes Jahr an zwei Wochenenden Ende Juni/Anfang Juli und hat schon seit einiger Zeit die Kerwe als bedeutendstes Fest Mußbachs abgelöst.. Der Name des Festes leitet sich von der bekanntesten Weinlage des Ortes her, der Mußbacher Eselshaut. Die Besucher treffen sich auf dem weitläufigen Areal des Kulturzentrums Herrenhof zwischen den beiden Kirchen.
Das Fest beginnt traditionell mit einem Umzug, bei dem das Mußbacher Maskottchen, ein lebendiger Esel, am Strick mitgeführt wird. Feierlich in den Herrenhof begleitet werden dabei die angeblich wichtigsten Persönlichkeiten des Festes, die „Zäppler“. Dies ist ein pfälzischer Dialektausdruck für diejenigen Personen, die den Wein zu zapfen haben - z. B. in das pfälzische „Dubbeglas“, das einen halben Liter, also einen echten Schoppen, fasst. Die Veranstaltung im gepflasterten Innenhof beschränkt sich auf Zelte und Stände, die Sitzgelegenheiten sowie Speisen und Getränke anbieten; es gibt keine Fahrgeschäfte und außer Musik keinen sonstigen Rummel.
- Weitere Feste
Das Pfälzer Sektfest findet im Juni statt. Es trägt dem Umstand Rechnung, dass pfälzische Winzersekte für die ausländischen Schaumweine inzwischen eine ernsthafte Konkurrenz geworden sind. Ebenfalls im Juni wird das Pfälzische Ökoweinfest gefeiert. Mit der Zunahme des Ökologiebewusstseins auch bei den Weinerzeugern befindet sich dieses Fest auf dem Weg, aus dem anfänglichen Nischendasein herauszutreten. Die Mußbacher Weinkerwe im August besitzt die längste Tradition.
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Landwirtschaft
Die günstigen klimatischen Verhältnisse ermöglichen den Anbau hochwertiger Weine. Bekannteste Lage ist die Mußbacher Eselshaut, über deren Namensherkunft nach wie vor spekuliert wird. Der Ort verdankt ihr den Esel als Maskottchen. Weitere Mußbacher Weinlagen sind Bischofsweg, Glockenzehnt, Johannitergarten, Kurfürst, Spiegel, Schlössel, Mandelring und Mandelgarten.
Im Freiland reifen Esskastanien, Mandeln, Feigen und Zitrusfrüchte.
Am Ostrand von Mußbach hat seit 1974 das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz (DLR) seinen Sitz, das bis 2004 unter den Namen „Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Wein- und Gartenbau“ und dann „Agrarinformation Rheinland-Pfalz“ bekannt war.
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung
Mußbach gewinnt immer mehr Bedeutung als Wohnvorort von Neustadt. Zur Zeit der Eingemeindung 1969 hatte es etwa 3.500 Einwohner, doch aufgrund der Ausweitung der Wohnbebauung vor allem nach Südosten lag die Zahl 2004 bei 4.197.
[Bearbeiten] Verkehr
Die Verkehrsanbindung Mußbachs erfolgt über die Bundesautobahn 65 (Anschlussstelle 12 Neustadt-Nord in die Richtungen Ludwigshafen am Rhein und Karlsruhe) sowie die Bundesstraßen 38 (Richtungen Neustadt und Meckenheim) und 271 (Richtung Bad Dürkheim, zunächst auf die A 65 in Richtung Ludwigshafen, dann Anschlussstelle 11 Deidesheim). Eine Kreisstraße führt nach Haßloch. Die Ortsdurchfahrt wird von einem Ring aus Einbahnstraßen gebildet und ist mit der Deutschen Weinstraße identisch.
Außerdem liegt Mußbach an der Pfälzischen Nordbahn, der eingleisigen Bahnstrecke Neustadt–Bad Dürkheim–Monsheim, auf der Nahverkehrszüge in beiden Richtungen im Ein-Stunden-Takt („Rheinland-Pfalz-Takt“) unterwegs sind. Der Bahnhof im Oberdorf nahe der „Grenze“ zu Gimmeldingen versorgt diesen Ortsteil mit.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter des Ortes
- Albert Fraenkel (1864–1938): Der Arzt, Tuberkulose- und Herzforscher lehrte als Professor an der Universität Heidelberg und wurde vor allem durch die Entdeckung und Entwicklung der intravenösen Strophantintherapie bei Herzinsuffizienz bekannt. Sein Geburtsort hat ihn mit einer Straßenwidmung geehrt.
- Albert H. Keil (* 1947): Der Pfälzer Mundartdichter dokumentiert seit 1989 die Mundart seines Geburtsortes.
- Otto Sartorius (1892–1977): Der Önologe leitete 66 Jahre lang das Weingut Herrenhof und machte sich um die wissenschaftlichen und kulturellen Aspekte von Weinbau und Wein verdient.
[Bearbeiten] Weblinks
- Ortsteil Neustadt-Mußbach
- Fördergemeinschaft Herrenhof Mußbach
- Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR)
Koordinaten: 49° 22' N, 8° 10' O
Kernstadt
Stadtteile: Diedesfeld | Duttweiler | Geinsheim | Gimmeldingen | Haardt | Hambach | Königsbach | Lachen-Speyerdorf | Mußbach
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