Online-Journalismus
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Online-Journalismus (auch Onlinejournalismus) ist Journalismus im Internet:
- Webjournalismus (multimediale Angebote im World Wide Web), aber auch z. B.
- Newsletter per E-Mail oder
- journalistisch moderierte Chat-Runden.
Er verbindet klassische journalistische Darstellungsformen mit online-typischen Möglichkeiten der Interaktion und Kommunikation. Aufbauprinzip ist der nicht-lineare Hypertext, typisch sind die Anreißer oder Teaser.
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[Bearbeiten] Besonderheiten des Online-Journalismus
Online-Medien sind als Hypertext strukturiert. Anders als in klassischen Medien wie Zeitung oder Fernsehen müssen die Text-, Bild-, Film- und Tonbeiträge nicht sequentiell, in einer vorgegebenen Reihenfolge, rezipiert werden. Online-Angebote sind hypertextuell, entweder hierarchisch oder netzförmig, strukturiert. Trotzdem bieten die Strukturen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit des Nutzers zu lenken, etwa über die Startseite (Homepage), durch Teaser oder durch die Platzierung auf der einzelnen Webseite.
Angebote des Online-Journalismus sind potenziell multimedial. Zu einem Thema wählen die Online-Journalisten geeignete Darstellungsformen und setzen es mediengerecht um (Text, Bild, Ton, Film). Platz- bzw. Zeitbeschränkungen fallen, bis auf die Frage des Speicherplatzes und der Übertragungskapazität, weg.
Viele Vorgänge im Online-Journalismus decken sich mit denen im Offline-Journalismus: Themenauswahl, Recherche, Produktion von Inhalten, Redigieren etc. Online-Medien haben jedoch keinen Redaktionsschluss, es sei denn, er wird gesetzt. Die Technik jedenfalls ermöglicht eine ständige Aktualisierung von Inhalten, einschließlich der Korrektur bereits publizierter Beiträge.
Die onlinetypischen Kommunikationsmöglichkeiten lassen die Rezipienten – z.B. im Sinne von Brechts „Radiotheorie“ – selbst aktiv mitwirken (Newsgroups, Weblogs, Wikis, Podcasting, Graswurzel-Journalismus). Das ermöglichte ursprünglich den Bürgern, ihre Themen in die Medien einzubringen (vergleiche die „Revolution in Orange“ in der Ukraine). Die etablierten Medien nutzen solchen User Generated Content heute zur Leser-Blatt-Bindung.
[Bearbeiten] Darstellungsformen
Zwei Kategorien von onlinejournalistischen Darstellungsformen lassen sich unterscheiden:
1. Bei den klassischen oder interaktiven Formen interagiert der User beim Surfen durch Hypertext mit dem Server; deshalb nennt man sie interaktiv. Einen Teil davon stellen die klassischen, aus Presse und elektronischen Medien bekannten journalistischen Darstellungsformen dar. Beispiele:
- Die informierenden Darstellungsformen wie Meldung, Nachricht, Bericht, ebenso wie die Reportage und das Netzdossier, aber auch der Newsletter.
- Kommentierende Darstellungsformen, wie die Kritik oder die Glosse; Beispiel: Bastian Sicks Kolumne „Zwiebelfischchen“ bei Spiegel Online. Kommentare tauchen online sonst eher als Userbeitrag auf.
- Einen wesentlichen Teil journalistischer Online-Angebote machen Servicebeiträge wie Ratgeber-Texte, Fragebögen und Umfragen aus. Solchen Anwendungen wie Selbsttests oder Gehaltsrechnern liegen oft Datenbanken zugrunde.
2. Kommunikationsorientiert oder kommunikativ sind dem gegenüber diejenigen Formen, bei denen mindestens zwei User sich austauschen, von der E-Mail über das Diskussionsforum bis zum Chat. Blogs zählen ebenso dazu wie Wikis oder Podcasting, also der gesamte User Generated Content. Obwohl sie teilweise älter sind als das Web, werden sie gelegentlich unter dem Schlagwort Web 2.0 zusammengefasst. Alle diese Formen sind modulare Bestandteile einer Online-Community. Wenn die Beziehungen der User untereinander in den Vordergrund treten - ihre Vernetzung, gegenseite Bewertungen, Austausch von Fotos, Videos, Bookmarks u.a. -- , spricht man von Folksonomy.
Beispiele:
- E-Mail stellt die Grundlage der Kommunikation zwischen User und Redaktion sowie der User untereinander dar. Verwandte Formen sind SMS und die multimediale MMS via Mobilkommunikation.
- Mailinglisten ermöglichen den Gedankenaustausch per E-Mail innerhalb einer thematisch festgelegten Community.
- Web-Foren gehen auf den klassischen Internet-Dienst der Newsgroups zurück: Wie an einem Schwarzen Brett werden Anfragen und Angebote veröffentlicht (meist moderierte Foren).
- Weblogs, kurz Blogs, verknüpfen das chronologische Tagebuch mit Hypermedia und einem einfachen Content-Management-System (CMS). Ein User oder mehrere veröffentlichen im Weblog, was sie für mitteilenswert halten (Text, Bild, Audio, Video), andere kommentieren es.
- Podcasting: Die User stellen Audio- oder Videobeiträge online, bewerten sie und vernetzen sie miteinander.
- Wikis arbeiten mit einem standardisierten CMS. Es erlaubt dezentrales, hierarchiefreies Arbeiten mit Hypertext: Alle User können neue Beiträge erstellen, bestehende bearbeiten und miteinander verlinken.
- Beim Chat plaudern (engl. to chat: schnattern) beliebig viele User per Tastatur miteinander. Onlinejournalistische Chats sind fast immer moderiert. Neben dem reinen Textchat gibt es Formen mit multimedialen Effekte: dreidimensionalen Figuren, Bild und Sound.
- Als Weiterentwicklung können virtuelle Welten wie Second Life gelten, in denen die mediale Welt mit ihrer Userkommunikation ein Eigenleben neben der realen entfaltet.
[Bearbeiten] Technik
Von Online-Journalisten werden vertiefte Kenntnisse und Fähigkeiten im Einsatz von Hardware und Software erwartet. Waren in der Anfangszeit des Online-Journalismus HTML-Kenntnisse unverzichtbar, können sich dank der Entwicklung des Content-Management Mitarbeiter in der Online-Redaktion heute mehr auf ihre journalistischen und konzeptionellen Aufgaben konzentrieren. Dazu zählt vor allem die Syndication, der Austausch digitalen Contents (siehe auch XML, RSS).
Erwartet wird neben der Fähigkeit, zumindest mit Wysiwyg-Editoren umzugehen, außerdem Know-How im Bereich Suchmaschinen-Optimierung. Daneben treten Kenntnisse in der digitalen Bildbearbeitung sowie der Audio- und Videobearbeitung (Download, Streaming Media).
[Bearbeiten] Kritik
Bei vielen onlinejournalistischen Angeboten wird kritisiert, dass sie die Möglichkeiten des Mediums (meist aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen) nicht vollständig ausnutzten. So bestünden zu viele Angebote aus blankem Text bzw. aus Offline-Inhalten, die nicht dem Ideal des Hypertext entsprächen. Auch die Möglichkeiten der Multimedialität, also die Wahl des jeweils geeigneten Kommunikationsmodus, werde unzureichend ausgeschöpft. Man hoffte, breitbandige Internet-Zugänge, Ton- und Filmdokumente kämen dem Online-Journalismus entgegen. Der erhöhte Aufwand multimedialer Inhalte verglichen mit der einfacheren Textform spricht dagegen.
Wo journalistische „Füllmasse“ kommerzielle Internet-Portale, oft gemischt mit kommerzieller Öffentlichkeitsarbeit, attraktiver oder seriöser erscheinen lassen soll, ist es wie bei einem Anzeigenblatt, für die der uralte Spruch: „Journalisten sind dazu da, um Anzeigen herum zu schreiben“ galt.
Mangelnde Transparenz der Quellen: „Copy and Paste-Journalismus“ vernachlässigt in noch stärkerem Maße als bei Offline-Medien die Recherche. Zum einen werden oft ungeprüft Inhalte aus Internet-Quellen übernommen. Zum anderen stammen Informationen wie im klassischen Journalismus nicht selten von anderen Offline-Medien oder aus Agentur- und Pressemeldungen, werden unhinterfragt übernommen und spätere Richtigstellungen oder Dementis von diesen verpasst. Für die User intransparent ist auch meist die mehrfache Aktualisierung eines Online-Beitrags, sodass nicht mehr erkennbar ist, wie die ursprüngliche Information im Laufe des Tages verändert wurde und warum.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Content-Management
- Content-Syndication
- Crossmedia
- Online-Publishing
- Online-Redaktion
- Online-Magazin
- User Generated Content
[Bearbeiten] Weblinks
- onlinejournalismus.de | das Magazin zum Thema
- Online-Journalismus: .dekade 1 Dossier von onlinejournalismus.de und politik-digital.de
- Studiengang Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt
- Studiengang Online-Redakteur an der FH Köln
- Online Journalism Review
- Cyberjournalist.net
- Netzjournalist
- Online-Journalismus-Forum eines Semesters des Studiengangs an der Hochschule Darmstadt
- Regionalblog des 2. Semesters vom Studiengang an der Hochschule Darmstadt
- Journal-digital.de, Online-Magazin der Studierenden an der Journalistenakademie
- Journalismus-Nachrichten von heute
[Bearbeiten] Literatur
- Hooffacker, Gabriele: Online-Journalismus. Schreiben und Gestalten für das Internet. Ein handbuch für Ausbildung und Praxis. 2. völlig neu bearbeitete Auflage. List, München 2004, ISBN 3471794492 (hier Beispiele und aktuelle Ergänzungen zum Buch)
- Löffelholz, Martin/Quandt, Thorsten /Hanitzsch, Thomas/Altmeppen, Klaus-Dieter: Onlinejournalisten in Deutschland. Zentrale Befunde der ersten Repräsentativbefragung deutscher Onlinejournalisten. In: Media Perspektiven 10/2003, S. 477-486
- Meier, Klaus (Hg.): Internet-Journalismus. 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. UVK, Konstanz 2002
- Neuberger, Christoph/Tonnemacher, Jan (Hg.): Online – Die Zukunft der Zeitung? Das Engagement deutscher Tageszeitungen im Internet. 2. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003
- Quandt, Thorsten: Journalisten im Netz. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005