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Wörgl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Karte
Lage Wörgls in Tirol und Österreich
Basisdaten
Bundesland: Tirol
Bezirk: Bezirk Kufstein
Fläche: 19,68 km²
Höhe: 511 m ü. A.
Einwohner: 12.401 (12.9.2006)
Bevölkerungsdichte: 630 Einwohner/km²
Postleitzahl: 6300-6302
Vorwahlen: +43-5332
Geografische Lage: Koordinaten: 47° 29′ N, 12° 04′ O47° 29′ N, 12° 04′ O
Kfz-Kennzeichen: KU
Gemeindeschlüssel: 70531
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Stadtgemeinde Wörgl
Bahnhofstraße 15a
6300 Wörgl
Offizielle Website: www.woergl.at
Politik
Bürgermeister: LA Arno Abler (ÖVP)
Vertretene Parteien: ÖVP (8), SPÖ (5),
Die Grünen (2), FPÖ (2),
Unabhängiges Forum (2),
Liste Petzer (2)
Lage von Wörgl im Bezirk Kufstein
Lage in Tirol

Wörgl ist eine Stadt im Inntal des Bezirks Kufstein in Tirol, etwa 20 Kilometer von der Staatsgrenze zum Freistaat Bayern.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Wörgl liegt am Ufer des Inns und am Hauptbahnhof, direkt an der Mündung der Brixentaler Ache, am Schnittpunkt zwischen Inntal, Brixental, Wildschönau und dem Sölllandl.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Angath, Angerberg, Breitenbach am Inn, Hopfgarten im Brixental, Itter, Kirchbichl, Kundl, Wildschönau

[Bearbeiten] Geschichte

Wörgl ist uraltes Siedlungsgebiet. Ausgrabungen beweisen, dass hier schon in der frühen Eisenzeit reger Handel getrieben wurde. Bei der Ausgrabungsstätte im Egerndorfer Feld wurden etwa 500 rund 2500 Jahre alte Urnengräber frei gelegt und detailliert untersucht. Eine römerzeitliche Siedlung ist im heutigen Stadtgebiet jedenfalls einwandfrei nachweisbar. Römisches Wörgl? Vergilianum? Noch irren Sprach- und Heimatforscher durch das Gestrüpp der Sprachwurzeln und Wortstämme, um der Bedeutung des seltenen Namens auf die Spur zu kommen (erste urkundliche Nennung 1120: Henricus de Uuergile). Immerhin kamen bereits 1842 im Anger des Unterkrumbacherhofes die Reste eines römischen Landhauses zum Vorschein (Terra-sigillata-Schale und bemalte Mauerteile in den Vitrinen der Hauptschule 1). Seither gab der Boden in und um Wörgl immer wieder große Flächenfunde frei, die eine Besiedlung zurück bis in die frühe Eisenzeit (rd. 1.000 Jahre vor Christus) in so reichem Umfang dokumentieren, dass der Raum Wörgl als der umfassendste prähistorische Grabungsplatz Nordtirols anzusehen ist (Grattenbergl, Egerndorfer Feld, Wimpissinger-Schottergrube). Ein Anziehungspunkt lag in den erst jüngst nachgewiesenen Erzabbauten des hier ausstreichenden Schwazer Dolomits, doch sicher gab auch die Verkehrslage (Weg von den Kupfergruben um Kitzbühel zum Inntal) den Anreiz zum Entstehen dieser Siedlungen; ein Prädikat der Natur, was auch im Prozess der Stadtwerdung des letzten Jahrhunderts wieder zum Tragen kam. Ein paar Jahrzehnte Stadt, doch drei Jahrtausende alt! So lange hat dieser Boden Menschen verschiedener Völker und Kulturen ernährt und erhalten, hat sie getragen und ihnen Heimat bedeutet.

Bereits im späten 6. Jahrhundert waren die Bayern auf ihrem Zug nach dem Süden bis in den Raum Wörgl vorgedrungen, in der die römische Provinzialverwaltung schon seit langer Zeit festen Fuß gefasst hatte. St. Laurentius, der Pfarrpatron, weist auf eine vorgermanische Christianisierung hin und selbst noch in den Flurkarten der Jahre vor dem Bahnbau zeigen die Grundstücke an der damaligen Reichsstraße jene Quadratform und Größe, wie sie vom römischen Ackermaß her bekannt sind.

Erst 1504 fiel das Land unterhalb der Zillermündung endgültig an die Grafschaft Tirol (Eroberung der Festung Kufstein durch Kaiser Maximilian).

Trotz der administrativen Aufteilung auf zwei Landgerichte, seit 1410, waren ältere Gemeinsamkeiten weiterhin lebendig geblieben. Es gab wohl zwei Dorfmeister und zwei „Trüchl“ (Gemeindekassen), doch einen Namen, eine gemeinsame Kirche und eine einheitliche Wirtschaftsgemeinde, die Flur und Wald gemeinsam nutzte und miteinander die Lasten trug, wie der Dorfbrief von 1609 beweist, ein aufschlussreiches Rechtsdokument über die Lebensumstände unserer Vorfahren.

Im Jahre 1607 zum Vikariat erhoben, auch von einem in Wörgl stationierten Vikar versorgt, war es nur mehr eine Frage der Zeit, dass sich Wörgl auch eine Kirche im damaligen Zeitgeschmack, eben eine barocke Kirche leisten konnte. 1748 war es dann soweit. Sie sollte in dieser Form bis 1836 bestehen bleiben. Durch die ruchlose Hand eines – wie es damals hieß – Mordbrenners in Brand gesteckt war sie zur Ruine geworden. Im Zuge des Wiederaufbaus hat man sie dann um zwei Joch nach hinten verlängert und den eingestürzten Turm an anderer Stelle neu errichtet.

Am 13. Mai 1809 fand bei Wörgl eine entscheidende Schlacht im Tiroler Freiheitskampf unter Andreas Hofer statt. Napoleon entsandte starke Heeresabteilungen zur Rückeroberung Tirols. Die Truppen bestanden vor allem aus bayrischen und sächsischen Soldaten, während die Franzosen die Führung übernahmen. Sie rückten über Kufstein und den Pass Strub ins Land. Die Tiroler stellten sich dem anrückenden Feind in den Feldern von Wörgl, mussten jedoch unter der Führung von General Chasteler eine entscheidende Niederlage einstecken. Die Bayern, Sachsen und Franzosen zogen daraufhin brandschatzend und mordend durch das Unterinntal gegen Innsbruck. Noch heute erinnert ein von Christian Plattner gestaltetes und zum 100-jährigen Jubiläum 1909 eingeweihtes Denkmal vor der Stadtkirche an diesen Tag (Wörgler Reara).

Der wirtschaftliche Aufstieg Wörgls begann mit dem Bau der Giselabahn in den Jahren 1873 bis 1875 und deren Anbindung an die 1858 gebaute Westbahnstrecke (Teilstück Unterinntalbahn), wodurch Wörgl zum Bahnverkehrsknoten wurde. Der Wörgler Hauptbahnhof ist aus diesem Grund heute nach dem Innsbrucker Hauptbahnhof der höchstfrequentierte in Tirol und wurde u. a. aus diesem Grund mit Wirkung Herbst 2006 ebenfalls zum Hauptbahnhof erhoben.

Der damalige Kaiser Franz Joseph I. beförderte schließlich im Jahre 1891 – mit einem Federstrich – alle Vikariate der Monarchie zu Pfarren. So auch Wörgl. Somit Pfarre geworden und mit einem enormen Bevölkerungszuwachs konfrontiert, wurde bald über eine Kirchenerweiterung nachgedacht, die dann auch im Jahre 1912 realisiert werden konnte. Somit war das Kirchenbauwerk entstanden, wie es sich heute präsentiert und an dem, in seinem äußeren Erscheinungsbild, bis heute kaum etwas verändert wurde.

1911 Die kurz vorher vereinigten Dorfgemeinden Wörgl-Kufstein und Wörgl-Rattenberg („entern und herentern Bach“) waren zum Markt erhoben worden. Dies sogar in Anwesenheit seiner Majestät, der man allerdings einen Ausflug über den roten Teppich hinaus ersparen wollte, bot sich doch zwischen Bahnhof und Dorfkern eher das Bild einer Pioniersiedlung im hitzigen Fortschrittsoptimismus der Gründerzeit.

Am 13. Februar 1934 kam es in Wörgl zu Gefechten zwischen dem sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbund und bewaffneten Kräften der autoritären Regierung Dollfuß.

Durch den Zweiten Weltkrieg war Wörgl schwer gekennzeichnet. Ab Ende 1943 war Wörgl alliierten Bombardements ausgesetzt. Bombenabwürfe auf den Bahnhof zerstörten Teile der Stadt. Die Wörgler Bombentage vom 22./23. Februar 1945 werden in der Geschichte des Ortes als blutrote Erinnerungsdaten eingraviert bleiben. Es fielen 46 in Wörgl wohnhafte Menschen und 23 Fremde, insgesamt 69 Personen, den Bomben zum Opfer. In Wörgl wurden 43 Häuser gänzlich zerstört, 105 Häuser wurden erheblich beschädigt. Noch heute werden auf Baustellen immer wieder Blindgänger von Fliegerbomben ausgegraben.

Im Jahr 1951 konnte auf Initiative des damaligen Wörgler Bürgermeisters und Vizepräsidenten des Tiroler Landtages, Kommerzialrat Martin Pichler, die Stadterhebung gefeiert werden.

Heute ist Wörgl die zweitgrößte Stadt im Bezirk Kufstein und das wichtigste Wirtschaftszentrum im Tiroler Unterland. Durch die große Anzahl von Schulen wird Wörgl als Schulstadt bezeichnet.

Im August 2005 brach kurz vor Wörgl der Inndamm, wodurch große Teile der Stadt überflutet wurden. Auch viele andere Gemeinden in Tirol und Bayern gerieten durch das Jahrhunderthochwasser stark in Mitleidenschaft.

[Bearbeiten] Wappen

Die roten Dachsparren verweisen auf die Wehrburg (N 47°28'25" E 012°07'23"), die zerstört wurde, und das gleichnamige Adelsgeschlecht. Die goldenen, ineinandergreifenden Ringe im Wappen der Stadt Wörgl erinnern daran, dass Wörgl aus der Vereinigung zweier Gemeinden, Wörgl-Kufstein und Wörgl-Rattenberg, entstanden ist!

[Bearbeiten] Wörgler Geldexperiment

In Wörgl war um 1932 die örtliche Zement- und Zellulosefabrikation stark zurückgegangen und die Arbeitslosenquote bedrohlich angestiegen. Die Gemeinde hatte einerseits beträchtliche Steuerausfälle, andererseits hohe Lasten durch Unterstützungsleistungen an Arbeitslose. Die Kasse war leer, und ein Ende war nicht abzusehen. Ab Anfang Juli 1932 gab die Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Michael Unterguggenberger als Lohn der Gemeindeangestellten eigene sogenannte Arbeitswertscheine aus, den Wörgler Schilling. Die Scheine gab es in Nennwerten von 1, 2 und 5 Schilling. Bis zum Ende der Aktion im August 1933 waren insgesamt Scheine im Wert von etwa 34.500 Schilling ausgegeben worden. Maximal wurden 12.000 Schillinge gleichzeitig emittiert.

Die Arbeitswertscheine waren umlaufgesichertes Freigeld. Ideenlieferant war dabei die Freiwirtschaftslehre Silvio Gesells. Monatlich musste eine Marke zu einem Prozent des Nennwertes der Note gekauft und in ein dafür vorgesehenes Feld auf der Vorderseite des Geldscheins geklebt werden, um ihn gültig zu erhalten. Das Geld war durch Hinterlegung von Schillingen der Gemeinde bei der örtlichen Raiffeisenkasse gedeckt und gleichwertig an Schillinge gekoppelt. Mit diesen Scheinen konnten Gemeindesteuern bezahlt werden. Einheimische Geschäftsleute nahmen das Geld in Zahlung.

Das Experiment glückte. Geldkreislauf und Wirtschaftstätigkeit wurden – allerdings im einklang mit dem allgemeinen Trend im Land – wiederbelebt. Überall in Wörgl wurde gebaut und investiert. Noch heute zeugt unter anderem eine Straßenbrücke mit der Aufschrift „mit Freigeld erbaut“ davon. In den vierzehn Monaten des Experiments nahm die Arbeitslosenquote in Wörgl von 21 auf 15 Prozent ab, während sie im übrigen Land weiter anstieg.

Die positiven Auswirkungen führten dazu, dass der Modellversuch in der Presse als das „Wunder von Wörgl“ gepriesen wurde. Das Interesse daran stieg derart, dass über hundert weitere Gemeinden in Österreich dem Beispiel folgen wollten. Auch im Ausland und in Übersee fand die Aktion starke Beachtung und Nachahmer. Aus Frankreich reiste der Finanzminister und spätere Ministerpräsident Édouard Daladier nach Wörgl, und in den USA schlug der Wirtschaftswissenschaftler Irving Fisher der amerikanischen Regierung – wenn auch vergeblich – vor, ein wörgl-ähnliches Geld mit Namen Stamp Scrip zur Überwindung der Wirtschaftskrise einzuführen.

Allerdings erhob die Oesterreichische Nationalbank gegen die Wörgler Freigeld-Aktion vor Gericht erfolgreich Widerspruch, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Geld zustand. Das Experiment von Wörgl und alle weiteren Planungen wurden verboten. Unter Drohung von Armeeeinsatz beendete Wörgl das Experiment im September 1933. Da bald darauf der Zweite Weltkrieg ausbrach, gerieten das Modell und sein Erfolg weitgehend in Vergessenheit.

Der Verein Unterguggenberger Institut hält das Erbe des Wörgler Geld-Experimentes hoch und bringt historische Erfahrungen mit aktuellen Projekten zusammen. Gemeinsam mit dem Heimatmuseum und dem Stadtarchiv wird eine Ausstellung bereitgehalten. Zeitgemäße Lösungen rund um das Thema Komplementärwährung werden umfassend zusammengetragen und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

[Bearbeiten] Partnerstädte

Albrechtice nad Orlicí (Tschechien). Die Gemeinde hat etwa 1000 Einwohner und liegt östlich von Königgrätz nahe der polnischen Grenze.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Bekannte Wörgler Persönlichkeiten sind

  • Gerhard Berger - erfolgreicher Formel-1-Fahrer
  • Hans Hömberg - deutscher Filmschaffender, Dramatiker, Hörspielautor und Romanschriftsteller
  • Stefan Horngacher - erfolgreicher Skispringer
  • Fabio Thaler - Dichter, Musiker bekannt als Gitarrist der Band Seattlesound
  • Jeremy Faith, der mit dem 60er-Jahre-Hit „Jesus“ einen Welterfolg hatte
  • Heinz Zak - Extrembergsteiger und Fotograf
  • Hans-Peter Haselsteiner - Bau-Tycoon
  • Michael Unterguggenberger - Bürgermeister und Initiator des weltweit beachteten Wörgler Freigeldexperiments
  • Schneidermeister Böck, der unfreiwillig im Wörgler Bach baden ging und dadurch angeblich die Vorlage zum dritten Streich in Max und Moritz von Wilhelm Busch lieferte. Die Brücke gibt es übrigens heute noch.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Seit 2003 gibt es in Wörgl ein Erlebnisbad mit Saunalandschaft namens Wörgler Wasserwelt (WAVE). Es wurde im August 2005 durch das Hochwasser beschädigt und ist seit dem 1. Januar 2006 wieder in Betrieb.

Mit 23.Juni 2006 wurden die Wörgler Meilensteine eröffnet, welche eingelegt in die Gehsteige der Wörgler Innenstadt, maßstabsgetreu und unmittelbar begeh- und erlebbar auf der Länge einer altrömischen Meile einen Einblick in 300 der wichtigsten historischen Ereignisse der letzten 2000 Jahre geben. Beginn und Ende der Meile liegen jeweils gleich vor dem Eingang zum Hauptbahnhof.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Der Schwerpunkt der Stadt liegt im Bereich des regionalen Einzelhandels, wo alle wichtigen Handelsketten und Branchen vertreten sind. Die Wörgler Bahnhofstraße ist die zweitlängste Einkaufsstraße Tirols. Der Gewerbepark vor den Toren der Stadt liegt unmittelbar an der Autobahn und wird im Endausbau auf rund 35 Hektar eine Heimat für klein- und mittelständische Unternehmen im Bereich von Produktion, Technologie und Logistik bieten.

[Bearbeiten] Verkehr

Wörgl ist ein wichtiger Verkehrsknoten, sowohl für den Schienen- als auch für den Straßenverkehr. Über das Inntal gelangt man in NO-Richtung nach Kufstein und Bayern und in SW-Richtung nach Innsbruck, über das Brixental in Richtung Kitzbühel, über das Söll-Leukental in Richtung St. Johann und in südlicher Richtung in das Hochtal Wildschönau.

Wörgl ist mit zwei Ausfahrten an die A 12 Inntalautobahn angebunden: Wörgl-West und Wörgl-Ost. Weiters führen die B 171 Tiroler Straße und die B 170 Brixental Straße durch Wörgl.

Wörgl (Wörgl Hauptbahnhof) ist ein Schnellzughalt an der ÖBB-Westbahn (Teilstück Unterinntalbahn). Hier zweigt auch die Salzburg-Tiroler-Bahn (auch Gisela- oder Brixentalbahn genannt) nach Kitzbühel und Zell am See ab. Am Bahnhof Wörgl Terminal Nord befindet sich eine stark frequentierte LKW-Verladestelle für die Rollende Landstraße; dort ist auch der Frachtenbahnhof.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Weblinks

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