Wilhelm von Grumbach
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wilhelm von Grumbach (* 1. Juni 1503 in Rimpar bei Würzburg; † 18. April 1567 in Gotha) war Ritter und Abenteurer. Bekannt wurde er hauptsächlich durch die Grumbachschen Händel, dem letzten Bruch des ewigen Landfriedens
Das Mitglied der Adelsfamilie der von Grumbach erwarb sich eine Großzahl an Gütern rund um Würzburg.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werdegang
Einige Zeit verbrachte er am Hofe vom Markgraf Kasimir von Brandenburg-Kulmbach in Bayreuth, für den er in den Jahren 1524 und 1525 im deutschen Bauernkrieg kämpfte. In diesem ließ er von zweien seiner Knechte Florian Geyer, seinen Schwager und Gegner, im Gramschatzer Wald erdolchen und ausrauben.
1540 befreundete sich Grumbach mit Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach, dem er sowohl im Frieden als auch im Krieg diente.
Als Landbesitzer war er ein Vasall der Fürstbischofe von Würzburg. Grumbach stand wegen seiner höfischen Bildung und durch seine Verdienste auf kriegerischem Gebiet in hohem Ansehen von Konrad von Bibra, der von 1540-1544 Fürstbischof von Würzburg war, er erhob ihn sogar zum Hofmarschall. Kurz vor seinem Tode übergab ihm der Fürstbischof, ohne die Zustimmung des Kapitels einzuholen, ein persönliches Geschenk in Höhe von 10.000 Goldgulden. Als nach von Bibras Tot Melchior Zobel von Giebelstadt nachfolgte, forderte dieser deshalb das Geld von Grumbach zurück. Grumbach zahlte, aber die harmonischen Beziehungen zwischen Herr und Vasall waren zerstört, weshalb Grumbach sich von Würzburg verabschiedete.
Später erwarb Grumbach sich große Verdienste im Schmalkaldischen Krieg auf Seiten der Reformisten, wo er sogar mehrmals zwischen den Parteien vermittelte. Nach dem Friedensschluss von Passau 1552, begleitete Grumbach den Freund Albrecht bei dessen Raubzügen in Franken.
[Bearbeiten] Fehde gegen Melchior Zobel von Giebelstadt
Aus Dankbarkeit für Grumbachs Verdienste im Schmalkaldischen Krieg wollte Zobel dem Grumbach statt der 10.000 Goldgulden mit dem Kloster Maidbronn und sechs Dörfern abfinden, doch diese Transaktion fand nie statt, da sie ständig an irgendwelchen Kompetenzen zwischen Bischof und Kaiser Karl V. aufgehalten wurde. Nachdem eine diesbezügliche Klage gegen den Bischof beim Reichshofrat abgelehnt wurde, beschloss er, härtere Maßnahmen zu ergreifen, und seine Freundschaft zu Albert war ihm sehr hilfreich in dieser Hinsicht.
Der Bischof erhob eine Widerklage auf Achtserklärung gegen Grumbach. Da das Gericht Kaiser und Reich absolut hörig, ein Urteil aber zu Gunsten des Bischofs in jedermanns Augen Unrecht war, erließ dieser Gerichtshof nie ein Urteil. Als Albrecht im Juli 1553 nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Sievershausen, mit der Reichsacht belegt, nach Frankreich flüchtete, nutzte Zobel diesen Vorteil, um Grumbachs Ländereien zu beschlagnahmen.
In der Zwischenzeit versuchte der Ritter, eine Anordnung zur Rückerstattung seiner Besitztümer vor dem Reichskammergericht zu erwirken, dieses Anliegen blieb jedoch erfolglos. Nun ließ Grumbach nichts unversucht, sich des Bischofs von Würzburg zu bemächtigen. Dreimal zog sein Diener und engster vertrauter Kretzer gegen den Bischof, zweimal vergeblich, beim dritten Attentat im April 1558 wurde Melchior von Zobel mit seinen Hofherren Fuchs von Winfurt und Carl von Wenkheim getötet. Die Mörder entkamen. Grumbach beteuerte seine Unschuld an diesem Verbrechen, doch niemand glaubte ihm, und er floh wie Albrecht nach Frankreich. Der Nachfolger des Bischofs, Friedrich von Wirsberg nahm sich mit großer Energie der Verfolgung der Täter an. Kretzer wurde an der französischen Grenze gefangen, er erhängte sich aber, ehe ihm der Prozess gemacht werden konnte.
[Bearbeiten] Wilhelm und der Herzog von Sachsen
Noch bevor Grumbach vor das Reichskammergericht trat, suchte er sich einen neuen Verbündeten. Diesen fand er vor allem im Herzog Johann Friedrich II. des Mittleren von Sachsen, der durch den Verrat seines Vetters Moritz von Sachsen, als dieser mitten im Schmalkaldischen Krieg aus den Reihen der Reformisten ins kaiserliche Lager übergewechselt war, einen Teil seines Landes und die Kurwürde verloren hatte. Grumbach stellte ihm die Wiedererlangung der Kurwürde in Aussicht und vermittelte in der Brautwerbung von Herzog Johann Friedrich II. gegenüber der Prinzessin Elisabeth von der Pfalz.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Deutschland plädierte er 1559 vor dem Reichstag in Augsburg für seine Unschuld, jedoch ohne Erfolg. Zu dieser Zeit hielt sich Grumbach meistens im Schloss seines Sohnes in Hellingen auf. Dort entdeckte er seinen späteren, etwas seltsamen Helfer, den "Engelseher" Hans Tausendschön, einen Bauernknaben aus Sundhausen bei Gotha. Dieser behauptete in ständigem geistigen Verkehr mit Engeln zu stehen, die ihm die Zukunft verkündigen. Mittels dieses Knaben und dem Hofschreiber am Herzogshofe von Gotha gelang es Grumbach den Herzog Johann Friedrich II. davon zu überzeugen, das es Gottes Ratschluß sei, ihm die in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe verlorene Kurwürde ohne jegliche Kampfhandlungen wieder erlangen zu lassen, inklusive des Wiedererstarkens der deutschen Rittertums und die Einsetzung Johann Friedrichs als König von Dänemark.
Nach und nach erlangte Grumbach so das völlige Vertrauen des Herzogs. Mit Unterstützung des Herzogs und der "himmlischen Hilfe" durch den Engelseher konnte Grumbach 1563 einen Handstreich gegen Würzburg durchführen, der Dank der hervorragenden Vorbereitung ein voller Erfolg wurde. Grumbach war mehrere Tage, anstatt des geflohenen Bischofs, allmächtiger Herr über Würzburg und das Bistum, welches er auch plünderte. In seinen Bedingungen für die Freigabe von Würzburg diktierte er dem Bischof die härtesten Bedingungen für seine Entschädigung, welche eine Rückgabe seiner Ländereien enthielt, die Fürstbischof Friedrich von Wirsberg sofort unterschrieb. Grumbach zog von Würzburg ab und entließ sein Kriegsvolk.
[Bearbeiten] Erste Reichsacht
Durch Grumbachs Überfall auf Würzburg fühlte sich aber nicht nur der Bischof, sondern auch der Kaiser gedemütigt und dieser verwarf den Vertrag, weil er militärisch erzwungen wurde. Er erklärt Grumbach und dessen Freunde von Stein und von Mandelslohe in die Acht, außerdem verbot er dem Herzog Johann Friedrich strengstens, die Ächter bei sich zu behalten. Der folgende Reichsdeputationstag in Worms stimmte dieser Ächtung zu.
Da die Zentralgewalt gleichzeitig Maßnahmen ergriff, um die Acht zu vollstrecken, überlegte Grumbach nun, wie er dem immer enger werdenden Kreis entfliehen könnte. Durch den Beschluss Kaiser Maximilians II., der 1564 auf Kaiser Ferdinand I. folgte, die Sache durch den nächsten Reichstag entscheiden zu lassen, gewann Grumbach zwei Jahre Zeit.
[Bearbeiten] Grumbachsche Händel
Die beiden Jahre nutzte Grumbach, indem er politische Ränke zwischen den europäischen Landesherren schürte und einen allgemeinen Ritteraufstand vorbereitete. Dieser stand im Frühjahr 1565 unmittelbar bevor. Das nichts daraus wurde lag lediglich daran, dass Grumbach nicht die dazu nötigen Gelder aufbrachte. Nun machte er eine Wendung um 180 Grad und versuchte mit einem grandiosen Schachzug den Kaiser für sich einzunehmen. Durch den jüngeren Justus Jonas, Philipp von Farnroda und Baumgärtner ließ er dem Kaiser schriftlich und mündlich darlegen, dass der Ritteraufstand nicht gegen ihn sondern gegen die Fürsten gerichtet gewesen sei, dass er einen Gedanken Karls V. aufgegriffen hätte und die Ritterschaft dem Kaiser zum Kampf gegen die Türken anböte. Der Kaiser blieb trotz einer letzten zweistündigen Audienz des Eisenachers Husanus bei dem Beschluss, eine Entscheidung durch den Reichstag herbeiführen zu lassen.
Diese Tagung fand im März des Jahres 1566 in Augsburg statt. Hier aber wurde Grumbach zu einer politischen Schachfigur in der Auseinandersetzung der lutherisch-kalvinistischen Partei gegen die katholische. Kurfürst August von Sachsen führte mit überlegener Diplomatie im reformierten Lager und veranlasste auch Johann Friedrichs Schwager, Friedrich von der Pfalz sowie alle protestantischen Fürsten Grumbach fallen zu lassen, um den Kaiser zu Zugeständnissen in der religiösen Frage zu gewinnen. Die Gothaischen Räte Husanus und Obernitz erkannten sofort die Lage und versuchten vergeblich beim Herzog eine sofortige Trennung von Grumbach und den Ächtern herbeizuführen.
Am 7. Mai erging vom Reichstag der einstimmige Beschluss auf Erneuerung und Vollstreckung der Acht gegen alle Beteiligten wegen Landfriedensbruchs. Kurfürst August von Sachsen wurde mit der Ausführung beauftragt und die dazu notwendigen Mittel aus der Reichskasse bereitgestellt. Gleichzeitig reiste eine Gesandtschaft an Herzog Johann Friedrichs Hof, um ihn aufzufordern die Ächter zu entlassen.
Johann Friedrich aber schlug alle Warnungen seiner Freunde und Verwandten in den Wind. Die Gesandtschaft empfing er sehr freundlich, bewirtete diese ordentlich und erklärte ihnen als Antwort an den Reichstag und den Kaiser, dass Grumbach nur ihm zuliebe den Adelsaufstand abgeblasen hätte und er sich außerstande sehe, Grumbach und seine Freunde gefangen zu setzen, oder des Landes zu verweisen.
Nach diesem offenen Affront gegen Reich und Kaiser musste die gewaltsame Vollstreckung der Acht erwartet werden. Der Herzog und auch Grumbach waren in Gotha guter Dinge und glaubten nicht an ein militärisches Eingreifen.
Erst als August von Sachsen in Erfurt Truppen sammelte und Johann Friedrich von drei kaiserlichen Kommissaren letztmalig aufgefordert wurde, Grumbach und seine Helfer auszuliefern glaubte er endlich an einen militärischen Konflikt und sammelte seine Truppen rings um Gotha. Jedoch erschien der gothaische Landadel nicht und so hielt sich sein militärisches Aufgebot in Grenzen.
Als August von Sachsen vor Gotha erschien, beschränkte er sich auf die Belagerung von Gotha und Schloss Grimmenstein. Insgesamt wurde der Krieg von beiden Seiten sehr lustlos geführt. Es kam zwar hin und wieder zu Ausfällen der Gothaer, die für sie zumeist recht günstig verliefen und auf beiden Seiten kaum größeren Verluste verursachten, ansonsten gab es aber keine größeren Auseinandersetzungen.
August hatte eine andere Taktik gewählt, er vertraute, heute würde man sagen auf die ideologische Kriegführung. Aufwiegelnde und warnende Schriften wurden reichlich in die Stadt geschmuggelt und an die Verteidiger und die Bevölkerung verteilt. Nach relativ kurzer Zeit zeigten diese ihre Wirkung. Man verweigerte dem Herzog bei einem Generalappell auf dem Schlosshof den Gehorsam, wenn er sich nicht sofort von Grumbach trennen würde und holte den Ritter aus dem Bett eines Prinzen heraus.
[Bearbeiten] Der Tod Wilhelm von Grumbachs
Herzog Johann Friedrich versuchte Grumbach zu verteidigen, doch half dies wenig. Auch die Helfer Grumbachs, Kanzler Christian Brück, der Engelseher, Wilhelm von Stein und noch einige andere wurden gefangen gesetzt.
Die Stadttore wurden dem Kurfürsten August geöffnet und dieser zog in Gotha ein, ohne dass nennenswerte Schäden entstanden waren. Auf Grund dieser Kapitulation verlangte August von der Stadt lediglich seine Huldigung. Den Ächtern aber wurde sofort der strengste Prozess gemacht.
Grumbach, Kanzler Brück und Stein wurden auf dem Marktplatz von Gotha gevierteilt (die Stelle ihrer Hinrichtung markiert noch heute ein Platte im Pflaster an der Nordseite des Rathauses von Gotha). Grumbach und Brück wurde vorher noch die Brust geöffnet, das Herz aus dem Körper gerissen und ins Gesicht geschlagen, wobei der Scharfrichter Grumbach die Worte zurief: "Sieh Grumbach, dein falsches Herz". Stein erhielt die "Gnade" vor der Vierteilung mit dem Schwert gerichtet zu werden. Der Engelseher Hans Tausendschön wurde gehängt. Der Rest der Ächter wurde mit dem Schwert gerichtet. Die Körperteile der Gevierteilten wurden auf zwölf Stangen vor den Toren Gothas ausgehangen.
Burg Grimmenstein wurde geschleift. Der Herzog kam zuerst nach Dresden, später nach Wien, wo er in einem offenen Wagen bei strömendem Regen zur Belustigung der gaffenden Menge herumgefahren wurde. Danach war er 22 Jahre in kaiserlicher Haft in Wiener Neustadt. Bis zu ihrem Tode im Jahre 1594 stand ihm dabei seine Ehefrau Elisabeth treu zur Seite. Danach kam er nach Steyer, wo er am 9. Mai 1595 völlig vereinsamt starb. An der Stelle in Gotha, wo sich einst die Burg Grimmenstein erhob steht heute Schloss Friedenstein.
[Bearbeiten] Weblinks
- Homepage des Freundeskreis Schloß Grumbach zu Rimpar e.V., in dessen archäologischem Museum das Richtschwert von Wilhelm von Grumbach ausgestellt werden wird
- Eintrag in der ADB
- Bildnis des Wilhelm von Grumbach
- Fundstück auf Franken
Personendaten | |
---|---|
NAME | Grumbach, Wilhelm von |
KURZBESCHREIBUNG | Ritter und Abenteurer |
GEBURTSDATUM | 1. Juni 1503 |
GEBURTSORT | Rimpar bei Würzburg |
STERBEDATUM | 18. April 1567 |
STERBEORT | Gotha |
Kategorien: Ritter | Deutscher | Mann | Geboren 1503 | Gestorben 1567