Geschichte der Stadt Frankfurt (Oder)
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Geschichte der Stadt Frankfurt (Oder)
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] 13. Jahrhundert
Nach 1200 stieg der Wasserspiegel der Ostsee und damit auch der Oder. Der von Wasserläufen und Sümpfen durchzogene, 6 km breite Lebuser Bruch wurde schwerer passierbar. Bei der späteren Stadt Frankfurt verengte sich das Odertal auf 2 km. Dieser Übergang war leichter zu passieren und verkürzte den Weg zur Spree und damit über Havel und Elbe nach Magdeburg. Hier entwickelte sich eine Kaufmannssiedlung.
Herzog Heinrich I. der Bärtige von Glogau förderte die Marktsiedlung. Er stammte aus der schlesischen Linie der Piasten und war mit der Hl. Hedwig verheiratet. Die Marktsiedlung lag an der Kreuzung der Fernhandelsstraßen Paris-Aachen-Berlin-Warschau-Moskau und Prag-Meißen-Krakau. Herzog Heinrich I. verlieh ihr 1225 das Markt- und Niederlagsrecht. Um 1226 wurde die erste Kirche errichtet.
Sie ist dem Hl. Nikolaus gewidmet. Auf diese Kirche geht die heutige Friedenskirche zurück. 1249 wurden die Askanier Wilbrand von Käfernburg – Erzbischof von Magdeburg, Markgraf Johann I. und Markgraf Otto III. der Fromme, Urenkel Albrechts des Bären, Besitzer des Landes Lebus. Der Zuzug reicher Fernhändler aus Nordwestdeutschland und Flandern verstärkte sich.
[Bearbeiten] Verleihung des Stadtrechtes 1253
Der Schultheiß Gottfried von Herzberg verhandelte mit Markgraf Johann I. auf der Burg Spandau. Markgraf Johann I. stellte am Samstag, den 12. Juli 1253 die Urkunde zur Stadtgründung aus. Es sollte das Berliner Stadtrecht gelten, das vom Magdeburger Stadtrecht abgeleitet war. Am Montag darauf wurde eine ergänzende Urkunde ausgefertigt.
Diese Urkunde sicherte der zukünftigen Stadt „Vrankenvorde“ das alleinige Niederlagsrecht in ihrem Umkreis und mehr Land auch rechts der Oder zu. Der Ursprung des Namens Vrankenforde (an anderer Stelle auch: Frankenforde, Francfurd, Franckfurde usw.) ist nicht sicher. Deutsche Kaufleute wurden in dieser Zeit gemeinhin „Franken“ genannt. Das könnte die Erklärung für den ersten Teil des Namens der Marktsiedlung sein.
Eine Furt ist eine flache Stelle im Fluss, an der man den Fluss überqueren kann. Eine flache Stelle in der Oder gibt es bei Frankfurt jedoch nicht. Aus dem Jahre 1294 stammt das älteste überlieferte Stadtsiegel. Von diesem Stadtsiegel leitet sich das bis heute gültige Stadtwappen ab. Das Original-Siegel ist seit 1945 verschollen.
[Bearbeiten] Machtspiele 1326–1354
1326 hob der Wittelsbacher Kaiser Ludwig aus persönlichen Motiven die Ehe der Markgräfin Margarethe von Tirol auf. Er gab sie daraufhin seinem Sohn Markgraf Ludwig zur Frau, wodurch Tirol bayerischer Besitz wurde.
Durch diese Vorgänge fühlte sich der spätere Kaiser Karl IV. herausgefordert. Er war der Bruder des geschiedenen Mannes von Margarethe. Papst Johannes XXII. fühlte sich durch die Ehetrennung in seinen Rechten verletzt. Er nahm gegen Kaiser Ludwig Partei und belegte ihn und seinen Sohn mit dem Bann. Die Untertanen waren damit vom Eid der Treue gegen ihren Markgrafen losgesprochen. Auch Frankfurt war von dem Bannstrahl betroffen, hielt aber zu Markgraf Ludwig.
Der Bischof von Lebus, Stephan II. verhandelte im Namen des Papstes mit König Wladyslaw I. von Polen (Lokietek (der Ellenlange)). Wladislaw verbündete sich mit den Litauern und fiel mit ihnen in die Mark Brandenburg ein. Das polnisch-litauische Heer belagerte auch Frankfurt, hatte jedoch keinen Erfolg. 1328 zog noch immer das polnisch-litauische Heer durch die Mark. Die Frankfurter wagten Ausfälle aus der Stadt und überfielen die sorglosen Feinde in der Nähe von Tzschetzschnow (heute Güldendorf).
Sie brachten dem polnisch-litauischen Heer eine empfindliche Niederlage bei. 200 Dörfer waren schon zerstört, als Kaiser Ludwig endlich erschien und Polen und Litauer vertrieb. Der Hass der Frankfurter wandte sich 1334 gegen den Lebuser Bischof Stephan II. Er hatte Polen und Litauer ins Land geholt. Außerdem hatte er schon früher mit Frankfurt Streit, weil er von ihm ungerechter Weise den Zehnten verlangte. Unter Führung des Hauptmann Erich von Wulkow überfielen die Frankfurter die Bischofsresidenz Göritz und brannten die Domkirche und das bischöfliche Schloss nieder.
Nach dieser Niederlage verhielt sich der Bischof freundlich gegen Frankfurt. Er wollte sogar die Frankfurter Marienkirche zur Domkirche (Kathedrale) erheben. Dem widersetzte sich jedoch Kaiser Ludwig. Trotzdem kam es zwischen der Stadt und dem Bischof zu einem Vertrag, in dem Frankfurt wieder das Abhalten von Gottesdiensten gestattet wurde. Gleichzeitig wurde der Bann aufgehoben. 1338 entstanden neue Zerwürfnisse zwischen Bischof Stephan II. und Frankfurt.
Stephan beklagte sich bei Papst Benedikt XII., und Frankfurt wurde wieder mit dem Bann belegt. Die Bannbulle datierte vom 24. Dezember aus Avignon. 1348 tauchte in der Mark ein Mann auf, der sich fälschlicherweise als der verstorbene Askanier Woldemar ausgab. Der spätere Kaiser Karl IV. bediente sich dieses Mannes, um die den Wittelsbachern zugefallene Mark zu beherrschen.
Frankfurt hielt in dieser ausweglos erscheinenden Situation zu dem Wittelsbacher Markgraf Ludwig dem Älteren, weil es um seine Vorrechte fürchtete. Kaiser Karl IV. ließ Anfang Oktober die Stadt belagern, konnte sie aber nicht einnehmen. Frankfurt ließ sich seinen Beistand von Markgraf Ludwig gut entlohnen und erhielt das Recht, Mühlen zu errichten, ihm wurde das ihm bislang nur verpfändete Geleit überlassen und der Stadt wird die Urbede, eine landesherrliche Steuer, erlassen. 1354 wurde der päpstliche Bann durch Vermittlung des neuen Lebuser Bischofs Heinrich von Bantsch aufgehoben, worauf Handel und Reichtum anwuchsen.
[Bearbeiten] Hanse, Hussiten, Universität
Frankfurt wurde 1430 in den Akten der Lübecker Tagfahrt als Teilnehmer genannt. Nur Mitglieder der Hanse durften an den Tagfahrten teilnehmen – folglich war Frankfurt spätestens seit diesem Jahr Mitglied der Hanse.
Die Hussiten brannten 1432 die Gubener Vorstadt ab. Auch das Kartäuserkloster wurde in Schutt und Asche gelegt. Der Angriff auf die Stadt selbst am 13. April 1432 misslang.
Auf das Jahr 1454 ist der Fisch über dem südlichen Schmuckgiebel des Rathauses datiert, der wohl das Recht der „Höhung“ in den Heringsfässer symbolisiert. Frankfurt verlor 1496 im Rahmen der Stärkung der Zentralgewalt in Gestalt des Kurfürsten, der seine Residenz in Berlin eingerichtet hatte, die Freiheit der Ratswahl und das Oberste Gericht und musste die Urbede wieder zahlen.
Ende des 15. Jahrhunderts wurden die 36 ha Stadtfläche von einer 2,5 km langen Stadtmauer mit drei Toren und 50 Wachhäusern und -türmen eingeschlossen.
1506 wurde das Gebäude der Universität vollendet, die Stadt hatte 1.100 Schock Groschen in das prachtvolle Hauptgebäude verbaut. Dank des kurfürstlichen Rates Eitelwolf von Stein und Dietrich von Bülow, Bischof von Lebus und dann erster Kanzler der Universität Viadrina, begann Ende Januar mit der humanistischen Vorlesung des ersten „berufenen“ Lehrers Axungia der Lehrbetrieb an der Universität. Am 26. April fand in Anwesenheit des Kurfürsten Joachim I. und dessen Bruder Albrecht die feierliche Eröffnung statt. 950 Akademiker, unter ihnen der junge Ulrich von Hutten, fanden sich im ersten Jahr ein, mehr als an jeder anderen deutschen Universität bis dahin. Erster Rektor wird der Leipziger Theologe Wimpina (Konrad Koch aus Wimpfen). Ebenfalls im Jahr der Eröffnung der Universität wurde den Einwohnern verboten, weiter ihr Vieh in der Stadt frei umher laufen zu lassen. Der Grund war aber nicht die Sorge um Hygiene, sondern die Befürchtung, dass die Studenten Unfug mit den Tieren treiben könnten.
Martin Luther schlug 1517 in Wittenberg seine Thesen an, die sich auch gegen Albrecht, inzwischen Erzbischof von Magdeburg und Mainz, richteten. Die brandenburgische Universität reagierte mit einer Disputation am 20. Januar 1518 vor 300 Mönchen. Die dafür von dem Dominikanermönch und späteren Ablassprediger Johannes Tetzel eingereichten Antwort-Thesen hatte jedoch der Rektor der Universität Viadrina Konrad Wimpina geschrieben. Sie wurden von der Versammlung gebilligt, und Luther galt damit als widerlegt. Im folgenden wandten sich viele Studenten von Frankfurt ab und zogen nach Wittenberg.
Im gleichen Jahr schied auf Wunsch des Kurfürsten Joachim I. Frankfurt förmlich aus der Hanse aus. 1535 wurde in Frankfurt die erste bürgerliche Musiziergemeinschaft Deutschlands convivium musicum durch Jodocus Willich gegründet. In ihr beschäftigten sich zwölf Personen mit weltlicher Musik und diskutierten dabei musikalische Fragen.
1599 wurde in Frankfurt die Fischerinnung gegründet[1].
1548 erschien die älteste Stadtansicht von Frankfurt (Oder) in Sebastian Münsters „Cosmographey“.
[Bearbeiten] Dreißigjähriger Krieg
Der dreißigjährige Krieg erreichte 1626 die Stadt, als das von Wallenstein bei Dessau geschlagene Heer Peter Ernst II. von Mansfeld durch die Stadt in Richtung Osten flüchtete. Kurfürst Georg Wilhelm forderte die märkischen Stände auf, ein stehendes Heer aufzustellen. Mit der Aufstellung von 3000 Mann Fußvolk wurde Oberst Hillebrand von Kracht beauftragt.
Am 1. Mai wurden hierfür „an den Vogelstangen nahe dem Carthaus“ (dem heutigen Anger) neun Kompanien zu Fuß gemustert. Dieses Ereignis galt als Gründung der 4. Grenadiere und wird als Gründung des preußischen Heeres überhaupt angesehen. In Frankfurt verblieben zwei Kompanien zu Fuß, eine Kompanie zu Pferd wurde noch hierher verlegt.
1627 verbündete sich der Kurfürst mit dem Kaiser, Frankfurt bekam eine kaiserliche Besatzung. Die erst im Vorjahr hier aufgestellten 4. Grenadiere verließen die Stadt. Zeitweise weilte Wallenstein in der Stadt. 1631 kam der kaiserliche General Tilly nach Frankfurt, wich jedoch mit der Hauptmacht des kaiserlichen Heeres vor den Schweden nach Westen aus.
Der Befehlshaber der zurückbleibenden 5.000 Mann ließ die Vorstädte abbrennen, damit sich die aus Lebus anrückenden Truppen dort nicht festsetzen konnten. Der Rauch bewirkte jedoch das Gegenteil: in seinem Schutz traf Gustav II. Adolf von Schweden Vorbereitungen für die Eroberung der Stadt. Am 3. April erfolgte der Angriff, die Kaiserlichen flüchteten über die Oderbrücke, viele stürzten in den Fluss und ertranken. Nach der Erstürmung der Stadt folgte eine Schreckensnacht, in der die siegreichen Truppen die Stadt plünderten. Bald darauf brach die Pest aus, der fast 4.000 Frankfurter zum Opfer fielen.
[Bearbeiten] Frieden und Krieg
Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges 1648 gewann die Universität wieder an Bedeutung, 250 Studenten waren in jenem Jahr immatrikuliert. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges verringerte sich die Einwohnerschaft von ca. 12.000 auf 2.366. Wirtschaftlich konnte sich die Stadt von den erpressten Kriegskontributionen nicht mehr erholen. Mattheus Gottfried Purmann führte 1668 in Frankfurt die erste erfolgreiche Bluttransfusion vom Lamm auf einen Menschen auf deutschem Boden durch. Ein Herr Welslein wurde durch Blutaustausch vom Aussatz (Lepra) geheilt – 200 Jahre bevor der Wiener Pathologe Dr. Karl Landsteiner geboren wurde, der das AB0- Blutgruppensystem entdeckte.
Das erste Postamt der Stadt öffnete am 1. April 1661 im Bischofshaus auf Grund der Einrichtung einer Poststrecke von Berlin nach Breslau durch Kurfürst Friedrich Wilhelm. Zuvor waren Stadtboten seit mindestens 1516 für die Aufgaben der Post zuständig. Bereits zehn Jahre später musste das Postamt verlegt werden, da die Ritterakademie den Platz beanspruchte. Neues Postgebäude wurde das Haus in der Oderstraße 29, wo es für die nächsten 150 Jahre bleiben sollte.
Bereits rund 23 Jahre vor der Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurde am 1. Juli 1694 in Frankfurt die erste Schule Brandenburgs eingeweiht. Sie erhielt den Namen Friedrichsgymnasium – zurückzuführen auf Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg und späteren Friedrich I., König von Preußen („der schiefe Fritz“).
Das preußische Regiment Nr. 24 „von Schwendy“ erhielt 1720 in Frankfurt sein Standquartier. In diesem Regiment diente auch Hans Joachim von Zieten als Fähnrich, der von seinem Regimentskommandeur wegen geringer soldatischer Eigenschaften viermal bei der Beförderung übergangen wurde, es später jedoch bis zum General brachte. Erster Regimentskommandeur war Generalmajor Kurt Christoph Graf von Schwerin.
Am 20. Januar 1723 kam es in der Lebuser Vorstadt zu einem Großbrand, bei dem 84 Häuser zerstört und acht Menschen getötet wurden. Als Brandstifter wurden fünf Menschen auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. [2]
Am 20. Mai 1757 traf der über Dresden kommende Leichenzug des am 6. Mai bei Prag gefallenen Generalfeldmarschalls Kurt Christoph Graf von Schwerin auf der Weiterreise nach Schwerinsburg (Pommern) ein. Von Schwerin wohnte von 1723 an lange Jahre als Regimentskommandeur und Inhaber des Infanterieregiments „von Schwendy“ in Frankfurt. Auf dem Anger wurde am 22. Mai die Feier des Sieges in der Prager Schlacht gleichzeitig zur Trauerfeier für von Schwerin. Am 23. Mai verließ der Leichenzug Frankfurt.
Ende Juli 1759 besetzte eine russische Vorhut unter General de Villebois die Dammvorstadt. Die kleine Garnison unter Major von Arnim zog nach kurzer Beschießung ab. General de Villebois forderte der Stadt 600.000 Thaler Kontributionen ab. Die später eintreffenden Österreicher stellten die gleiche Forderung. Dank des Verhandlungsgeschicks des Oberbürgermeisters Ungnad wurde die Gesamtforderung auf 100.000 Thaler reduziert.
Am 12. August erlebt Friedrich II. seine schwerste Niederlage in der Schlacht bei Kunersdorf: die preußische Armee unterlag den vereinigten Russen und Österreichern. Ihn selbst rettete eine Tabakdose, die eine elf Millimeter große Kugel abhielt. 19.000 Mann fanden den Tod; unter ihnen Ewald Christian von Kleist. Kunersdorf liegt auf der östlichen Oderseite unweit von Frankfurt.
Am 28. April 1785 brach während des Frühjahrshochwassers der Damm, die gesamte Dammvorstadt wurde überschwemmt. Einziges Todesopfer war Garnisonskommandant Leopold von Braunschweig, dessen Kahn auf dem Weg zu den Rettungsarbeiten umschlug.
1791 wurde Georg Michael Rehfeldt, ein ehemaliger preußischer Offizier, Postmeister. Sechs Jahre später trug er den Titel Post-Director und war mit 1.200 Talern im Jahr der bestverdienende Beamte der Stadt. Der Bürgermeister erhielt 200 Taler weniger.
[Bearbeiten] Napoleonische Kriege und Auszug der Universität
Ab Oktober 1806 war die Stadt Garnisons- und Etappenort der Napoleonischen Armee.
Anfang Februar 1811 erreichte die Frankfurter die endgültige Nachricht von der Verlegung der Universität nach Breslau. Grund war die im Vorjahr von Wilhelm von Humboldt in Berlin eröffnete Universität. Am 10. August fand das Abschiedsfest der Studenten statt.
Nach ihrer Niederlage strömten im Januar 1813 die Reste der Napoleonischen Armee durch Frankfurt und brannten Ende Februar aus Angst vor den nachrückenden Russen die Oderbrücke ab. Anfang März verließ die letzte französische Besatzung die Stadt. Nach einer Verordnung vom 17. März bildete sich eine Landwehr aus Freiwilligen. Am 31. Juli 1814 kehrte die 3. Kurmärkische Landwehr, ein Infanterieregiment, in die Stadt zurück.
[Bearbeiten] Entwicklung zum regionalen Verwaltungszentrum
Als Ersatz für die Verlegung der Universität nach Breslau wurde Frankfurt zum 1. Januar 1816 Sitz der Regierung der Neumark und des Oberlandesgerichtes.
Der 1816 gebildete Stadtkreis umfasste neben der Stadt Frankfurt auch die Vororte Carthaus, Cliestow (Kliestow), Boosen (Booßen), Buschmühle, Lossow, Rosengarten, Schiffersruh, Güldendorf (damals Tschetschnow) und Ziegelei. In Frankfurt befand sich auch das Landratsamt für den Kreis Lebus.
Bereits 1827 wurde der Stadtkreis Frankfurt aufgelöst. Die Stadt und die Vororte gehörten nun zum Kreis Lebus.
1842 fand die Einweihung der Bahnlinie Berlin–Frankfurt (Oder) statt. 1850 wurde die Oberpostdirektion im Kommandantenhaus in der Oderstraße 27 eingerichtet.
1895 wurde die erste steinerne Oderbrücke eingeweiht.
1877 wurde der Stadtkreis Frankfurt der jetzt allein die Stadtgemeinde umfasste, neu begründet. 1886 wurde vom Telegrafisten der Stadt das Telefon als neue Erfindung auf seine Eignung geprüft, aber erst 1891 war das Telefonnetz der Stadt betriebsbereit, allerdings waren Polizei und Feuerwehr nicht angeschlossen, da sie kein Interesse gezeigt hatten. 1899 wurde mit dem Neubau der Hauptpost am Wilhelmsplatz begonnen, der 1902 abgeschlossen werden konnte.
[Bearbeiten] Die Zeit von 1900-1939
Das erste Flugzeug landete in Frankfurt am 19. August 1911 auf dem seit Anfang des Jahrhunderts ungenutzten Exerzierplatz Kunersdorf[3]. Am 25. Juni 1913 gründete sich ein Frankfurter Luftflottenverein. Am 1. Juli 1913 genehmigten die Stadtverordneten dann 20.000 Reichsmark für den Bau eines Flugstützpunktes, weitere 6.000 kamen aus Spenden hinzu [4]. Der Bau begann noch am 25. September des gleichen Jahres und ein Jahr später, am 28. Juni 1914, wurde der Stützpunkt dann eingeweiht.
Aus den an Polen gefallenen Gebieten Deutschlands sind zwischen 1919 und 1926 8.254 Flüchtlinge nach Frankfurt gekommen.
Der Verlust der Ostgebiete durch die Bildung Polens bedeutete für die Wirtschaft Frankfurts wegen des Wegfalls von Absatzmärkten eine enorme Einbuße. Beispielsweise hatten die Kartoffelmehlfabriken Absatzverluste von 57,5%, der Getreide- und Viehhandel von über 60%. Auch die Bezugsmärkte brachen weg; vor dem Krieg waren beispielsweise 60%-70% der Kartoffeln für die Industrie aus den nun polnischen Gebieten bezogen worden. [5]. Auch der Verkehr wurde beeinflusst. Im Vergleich von 1913 zu 1928 waren 40% weniger Personentransporte und über ein Drittel weniger Gütertransporte auf der Bahnstrecke Frankfurt - Posen zu verzeichnen.
Der Fliegerhorst bestand am Ende des Ersten Weltkrieges aus einer Flugzeugwerft, zehn Flugzeughallen, einem Fahrzeigschuppen und einem Kriegsdepot, zusammen ein Wert von 4,8 Millionen Reichsmark. Hinzu kamen 180 Militärflugzeuge, 100 Fahrzeuge und weiteres Material mit einem Gesamtwert von 5,5 Millionen Reichsmark. Am 3. Februar 1920 besuchte eine Entente-Kommission den Flugplatz und verfügte über diesen den Abbau der Gebäude und die Auslieferung der Flug- und Fahrzeuge. Ein Jahr später begann der Abriss.[6] Danach dauerte es bis zum 22. Juli 1929 bis wieder ein Flugzeug dort landete.
Vom 16. bis 24. Juni 1924 fand in Frankfurt die Ogela (Ostmarkschau für Gewerbe und Landwirtschaft) statt, die von fast 100.000 Menschen besucht wurde. Die Stadt erhoffte sich dadurch Impulse für die Ansiedlung von Industrie und gründete daher eine GmbH für das Projekt. Diese bereitete 250.000 m² Fläche in der Dammvorstadt vor, auf welcher die vier Hauptbereich Gewerbeschau, Landmaschinenschau, Kleintierschau und Tierschau stattfinden sollten. Die Veranstalter waren mit der Veranstaltung trotz eines Verlustes von 100.000 Reichsmark zufrieden. Industriebetriebe wurden dadurch aber nicht angelockt. [7]
1920 hatte die Stadt Frankfurt (Oder) 1.500 Fernsprechanschlüsse, die alle über oberirdische Leitungen mit dem Hauptpostgebäude verbunden waren. Im Frühjahr 1924 wurde mit dem Bau eines Gebäudes für die Deutsche Reichsbahn als Sitz der Direktion Ost in der damaligen Logenstraße 12 (Ecke Logenstraße / Große Scharrnstraße) begonnen und am 18. Juli 1925 fand die offizielle Einweihung statt. Das Gebäude bestand aber nur bis zum Zweiten Weltkrieg: es wurde zerstört und danach nicht wieder aufgebaut.
Am 10. April 1927 wurde ein Wählamt eingerichtet, die Zahl der Telefonanschlüsse stieg auf 3.000 und es wurde begonnen, die Leitungen unterirdisch zu verlegen. Am 1. April 1930 wurde eine Baugewerkschule eingeweiht. 1936 wurde von der Reichswehr der Fliegerhorst wieder belebt und umfangreiche Arbeiten wie die Anlage von Depots, Hallen und betonierten Straßen und die Instandsetzung des Anschlussgleises und weiteres begonnen. Stationiert war hier ein Flieger-Ausbildungs-Regiment. Der Platz wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht von Kampfverbänden genutzt und wurde während des Russlandfeldzuges als Landeplatz für Verwundetentransporte genutzt. [8]
1937 wurde die Autobahn nach Berlin eingeweiht. 1939 verfügte die Stadt über etwa 7.500 Telefonanschlüsse.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Vom Zweiten Weltkrieg blieb die Stadt bis 1945 weitgehend verschont, da es kaum wichtige Industrie- oder Militäranlagen gab. In der Nacht vom 25. zum 26. August 1940 warf ein britischer Flieger vier Bomben ab, traf allerdings nur den Nordzipfel des Ziegenwerders und verursachte dementsprechend nur geringen Schaden; ein paar Scheiben umliegender Gebäude wurden beschädigt. Vom 15. zum 16. Februar 1944 erfolgte ein geplanter Angriff der britischen Luftwaffe. 24 Avro Lancaster Bomber flogen die Stadt an, allerdings warfen nur fünf ihre Bomben über der Stadt ab. Ziel war eine vermutete Daimler-Benz-Fabrik und der heute stillgelegte Rangierbahnhof. Dabei starben 58 Menschen und einige Häuser wurden zerstört. Industrieunternehmen erlitten keine oder nur sehr geringe Beschädigungen.[9]. Da die Stadt kaum Ziel von Bombern war, wurden viele Ausgebombte in die Stadt evakuiert. Am 5. Oktober 1944 gab es 5.936 davon in der Stadt, am 1. Dezember 6.468 und am 30. Dezember 6.625, wovon 4.404 aus Berlin stammten. Im Herbst 1944 wurden im Rahmen des Volkssturms Männer zwischen 16 und 60 erfasst und am 12. November 1944 wurden sie auf dem Marktplatz vereidigt. In den nachfolgenden Wochen wurden diese Männer dann theoretisch und praktisch mit der Kriegsführung vertraut gemacht.
Im März 1944 wurden Flugzeuge vom Typ Messerschmitt ME 109 einer Staffel des Jagdgeschwaders 51 „Mölders“ auf den Fliegerhorst verlegt[10].
In der Wochenendausgabe vom 6./7. Januar 1945 der Frankfurter Oder-Zeitung wurden die Einwohner zu einem „Volksopfer“ in Form von Kleidungsstücken aufgerufen. Ein vom Gauleiter Emil Stürtz am nachfolgenden Montag präzisierter Aufruf verlangte, dass jeder Haushalt 5 kg „Spinnstoffe“ abzugeben hätte. Die Luftangriffe auf Berlin lösten auch in Frankfurt öfter Luftalarm aus, ohne dass die Stadt angegriffen wurde. Mit dem Beginn der Weichsel-Oder-Operation der Russen setzte eine große Flüchtlingswelle der Deutschen ein, welche auch nach Frankfurt (Oder) zog. Daher wurde am 21. Januar 1945 durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), das Deutsche Rote Kreuz, die Hitlerjugend und andere begonnen, sich auf die Flüchtlingsströme vorzubereiten. Dazu wurden Kranken- und Verpflegungsstellen sowie Unterkünfte eingerichtet. Notunterkünfte waren im Allgemeinen Schulen, welche zu diesem Zweck geräumt wurden. Der Schulunterricht war bereits zuvor unregelmäßig erfolgt, da es den Schulen unter anderem an Kohle zum Heizen mangelte. An diesem Tag erreichte auch die erste Welle von Flüchtlingen die Stadt. Einer der ersten Flüchtlinge, Gauleiter Arthur Greiser, der erst am Mittag des Tages die Evakuierung der Deutschen aus Posen befohlen hatte, kam am Abend des 20. Januar in der Stadt an. Seine Ankunft feierte er mit einem größeren Essen, welches von mitgebrachten Vorräten ausgestattet wurde. Die anderen Flüchtlinge kamen mit Zügen oder auch diversen anderen Fahrzeugen. So waren beispielsweise auch Linienbusse aus Łódź (damals Litzmannstadt) in die Stadt gekommen.
Die Zahl der insgesamt durchziehenden Flüchtlinge belief sich auf 264.000 bis 300.000 Menschen. Die Stadt wurde am 26. Januar 1945 zur Festung erklärt. Bereits im „Erkundungsbefehl für die Nibelungen-Stellung“ des Oberkommandos des Heeres (OKH) vom 28. November 1944 wurde geplant, die Stadt für die Rundumverteidigung vorzubereiten und als Deckung für Berlin zu nutzen. Die Dammvorstadt (heute Słubice) sollte dabei als Brückenkopf dienen. Der dementsprechende Ausbau begann Mitte Januar. Am 29. Januar 1945 wurde Generalleutnant Herrmann Meyer-Rabingen zum Festungskommandanten ernannt, ihm zur Seite stand der fronterfahrene Oberst Biehler.
Am 4. Februar musste die Dammvorstadt geräumt werden, einen Tag später wurden weitere Teile der Stadt geräumt. Die vielen Toten, durch direkte Kriegseinwirkung, Suizid und sonstiges, wurden in Massengräbern ohne Särge beerdigt. Die täglichen Beerdigungen nahmen abwechselnd die katholische und die evangelische Kirche vor.
Am 15. Februar kam Joseph Goebbels in die Stadt, um sich über die Lage zu informieren und den Kampfgeist der Soldaten zu erhöhen.
Am selben Tag erfolgte wieder ein Luftangriff, diesmal gezielt auf Frankfurt. Um 20:35 Uhr wurde für Frankfurt Vorwarnung gegeben. Die Stadt verfügte über keinerleit Luftabwehranlagen, so dass die Flugzeuge der britischen Royal Airforce ungehindert ihre Bomben abwerfen konnten. Beim Angriff starben 58 Menschen, darunter ein zwei Monate altes Kind[11]. Betroffen waren der jüdische Friedhof, die Straße Langer Grund, die Leipziger , die Güldendorfer sowie die Gubener Straße. Ziel des Angriffes der 24 Avro Lancaster Bomber war der Rangierbahnhof. Dafür führten die Flugzeuge 24 Luftminen, mit je 1.815 kg, 84 Sprengbomben, mit je 114 kg und 9,4 Tonnen Brandbomben mit sich. Allerdings wurde ein großer Teil der Bomben auf andere Orte im Raum Frankfurt bzw. Kreis Guben abgeworfen. Auch wurden 13 Scheinanlagen mit 75 Sprengbomben und zahlreichen Brandbomben angegriffen. Bahnanlagen wurde keine beschädigt, auch in Rüstungsbetrieben gab es nur unwesentliche Beschädigungen.
Ab dem 22. Februar waren Fahrten nach Frankfurt verboten. Am selben Tag erschien die erste Ausgabe des Nachrichtenblattes Oderfestung Frankfurt der Propagandakompanie Eichkater. Um der Zwangsevakuierung zu entgehen, mussten verbliebene Zivilisten ab dem 1. März einen Arbeitsausweis vorweisen.
Durch die Soldaten der Wehrmacht kam es in der evakuierten Stadt zu Plünderungen. Nach einem Bericht von Oberst Biehler vom 9. März wurden vier Soldaten und acht Zivilisten standrechtlich zum Tode verurteilt und das Urteil vollstreckt. Weiterhin wurden zwei Tschechen und ein Pole bei Plünderungen ertappt und sofort erschossen.
Am 6. April bat der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Weichsel Generaloberst Gotthard Heinrici Hitler um die Aufhebung des Festungscharakters Frankfurts, um so Beweglichkeit für die Truppen gewinnen zu können. Hitler beorderte den Festungskommandanten Oberst Biehler noch am selben Tag zu sich. Biehler kehrte am 7. April früh in die Festungsstadt zurück. Statt einer Aufhebung der Festung wurde er seines Amtes enthoben, nach Bitte von Heinrici wurde diese Entscheidung noch am gleichen Tag wieder rückgängig gemacht.
Am Morgen des 16. April begann mit dem Trommelfeuer der Roten Armee auf Frankfurt die Großoffensive gegen Berlin. Zwei Tage später wurde die Dammvorstadt gegen 21:00 Uhr geräumt. Am 19. April um 5:29 Uhr morgens wurde die Oderbrücke von der Wehrmacht gesprengt. Russische Fliegerangriffe fanden vom 20. bis 23. April statt. Am Nachmittag des 21. April wurde der Festungsstatus aufgehoben und einen Tag später begann der Rückzug der Festungstruppen. Am 22. und 23. April flog das 3. Bomberfliegerkorps auf Frankfurt und Beeskow 343 Einsätze und warf dabei insgesamt 260 t Bomben des Typs FAB 500 und FAB 250ab. Dadurch kam es vor allem im Zentrum Frankfurts zu zahlreichen Bränden. Die ersten sowjetischen Soldaten der 370. Schützendivision der 69. Armee und der 89. Schützendivision der 33. Armee der 1. Weißrussischen Front erreichten am Morgen des 23. Aprils Frankfurt. Oberst Alexejew wurde Stadtkommandant. Durch Bomben und Brandstiftungen, welche in den folgenden Tagen einsetzten, wurde die Innenstadt zu 93 % zerstört. Am Abend des 24. April brannte der Turm der Marienkirche, stürzte aber erst Monate später ein.
[Bearbeiten] Entwicklung seit Ende des Zweiten Weltkrieges
Schon im Mai 1945 wurde durch eine provisorische Brücke die Verbindung zur Dammvorstadt wieder hergestellt. Entsprechend dem Potsdamer Abkommen wurde Frankfurt (Oder) Grenzstadt. Die Dammvorstadt wurde abgetrennt, innerhalb von zwei Tagen vollständig geräumt und zur heutigen polnischen Nachbarstadt Frankfurts, Słubice. Im selben Jahr wurde das Heimkehrerlager Gronenfelde eingerichtet durch welches im Lauf der folgenden Jahre über eine Millionen Kriegsgefangene aus den östlichen Kriegsgebieten zurück nach Deutschland geführt wurden.
1952 fand in Frankfurt die Unterzeichnung der Urkunde über die Markierung der Staatsgrenze zu Polen statt. Frankfurt (Oder) wurde Bezirksstadt, das heißt Verwaltungszentrum eines der fünfzehn Bezirke der DDR, die nach ihren Bezirksstädten benannt wurden. Das Lichtspieltheater der Jugend in der Wilhelm-Pieck-Straße 328 wurde am 1. Mai 1955 eingeweiht[12]. Die Reste des am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten Kasernenkomplexes wurden 1957 abgerissen[13]. Am 1. September 1976 wurde der erste Teil des späteren Hotel Stadt Frankfurt als Wohnheim für das Halbleiterwerk eröffnet. In diesem Hotel wohnten später im Jahr bis zu 73.000 Gäste aus 72 Ländern. In der Stadt gab es 1980 465 konspirative Wohnungen des Ministerium für Staatssicherheit. Am 15. Juli 1991 wurde die offizielle (Neu-)Gründung der Europa-Universität Viadrina per Rechtsakt vollzogen. Ende 1992 wurde das Hotel Stadt Frankfurt geschlossen und im Juni 1993 wurde mit dem Abriss begonnen. 1994 verließ der letzte Soldat der Sowjetarmee die Stadt[14].
2001 wurde mit einem groß angelegten Abriss von Häusern, hauptsächlich Plattenbauten aus der DDR, begonnen. Bis einschließlich 2005 verlor die Stadt so 3.500 Wohnungen [15].
[Bearbeiten] Religionen
[Bearbeiten] Judentum
Ab spätestens 1294 lebten Juden in der Stadt. Der Judenfriedhof der Stadt wurde erstmals 1399 erwähnt. Bei einem Pogrom 1491/1492 wurden alle Juden getötet, aber es zogen bald darauf wieder Juden in die Stadt. 1561 gab es eine neu errichtete Synagoge in der Stadt und 1697-1699 wurde erstmals in Deutschland das bedeutendste Schriftwerk des Judentums, der Talmud, gedruckt. 1933 lebten etwa 800 Juden in der Stadt, welche bis 1934 in zwei Gemeinden geteilt waren. Die große reformierte Gemeinde saß in der so genannten Orgel-Synagoge. Ihre Rabbiner waren: um die Jahrhundertwende Bergmann, vor 1924 Salomonski, danach Grün, 1928-1936 Ignaz Maybaum und zuletzt bis 1939 Curtis Cassel. Eine weitere Gemeinde befand sich in der Spornmachergasse. Die Juden waren zu einem großen Teil nach dem Ersten Weltkrieg aus Posen und Westpreußen ausgewandert da sie sich als Deutsche fühlten und nicht in Polen leben wollten. Die Stellung der Juden in der Stadt wurde erst mit der Machtergreifung der NSDAP schwierig. Zuvor war beispielsweise der Zahnarzt der Militärgarnision der Jude Gumpert. Allerdings gab es auch nach 1933 freundschaftliche Verhältnisse zu Juden. So wurde der Synagogendiener Glass noch einen Tag vor der Reichskristallnacht von einem SA-Führer zu seinem 50. Geburtstag eingeladen. In der Reichskristallnacht 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt und jüdische Geschäfte geplündert und zerstört, jüdische Familienväter verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. [16]. Seit einigen Jahren gibt es in Frankfurt (Oder) auch wieder eine jüdische Gemeinde, die etwa 220 Mitglieder zählt, aber bis heute außer einem Gemeindezentrum im Stadtgebiet Halbe Stadt keine würdige Synagoge besitzt.
[Bearbeiten] Bauten der Stadt
Wichtige historische Bauten sind die Marienkirche und das Große Philosophische Collegium (großes Collegienhaus)
In der Leipziger Straße wurde 1878 eine, in der Folgezeit gut besuchte, Gaststätte eröffnet. An den Wochenenden fanden hier Tanzabende statt und im Kolonnadengarten gab es Konzerte. Weiterhin wurden die Räume für verschiedene Treffen genutzt. Unter anderem für den Bezirksverein Beresinchen von 1891. Im Januar 1941 erfolgte eine Modernisierung und im Saal des Hauses wurde ein Musikpodium eingebaut. Weiterhin gab es eine Sekt- und die Kakadubar, ein Blaues Zimmer als Kaffeeraum, einen Speiseraum und einen Thekenraum. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Gebäude und daher konnte im Januar 1949 die HO eine freie Gaststätte, den Leipziger Garten einrichten. In der zu dieser Zeit größten Gaststätte Frankfurts konnte man also ohne Lebensmittelkarten, und daher zu sehr hohen Preisen, essen. Später wurde das Gebäude umgebaut und am 29. März 1969 wurde das Restaurant Polonia eröffnet. Hier arbeiteten elf polnische Köche und 19 Kellner für maximal 120 Gäste. Das Ende der DDR bedeutete auch das Ende für das Lokal, es wurde im Sommer 1991 geschlossen. 1992 kaufte ein polnischer Brauereibesitzer das Gebäude von der Treuhand um ein Vier-Sterne-Hotel zu errichten, verwirklichte diese Pläne aber nicht. Heute ist das Gebäude ungenutzt und verfällt.[17]
Das Geschäftshaus im Buschmühlenweg wurde 1875 errichtet. Dort zog später das Lokal Eldorado ein. Als das Sozialistengesetz 1890 abgeschafft wurde, die Stadt aber trotzdem versuchte entsprechende Treffen zu unterbinden wurde das Eldorado als Treffpunkt genutzt. Durch ein Meldesystem wurde eintreffende Polizei rechtzeitig gemeldet und die Treffen konnten entsprechend rechtzeitig aufgelöst werden. Der Tanzsaal des Gebäudes war damals 21 Meter lang und fasste bis zu 530 Besuchern. Die Schuhfabrik Germania der Fa. Albert Schulz & Co wurde 1937 in dem Gebäude eingerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges produzierte das Unternehmen vorwiegend Militärstiefel, danach Holz- und Kinderschuhe für das Sozialamt Frankfurts und Wiederverkäufer. In den späten 1950er Jahren ging das Gebäude dann an die PGH Raumkunst und stand nach 1990 lange Zeit leer. Heute (2006) ist es Sitz der LZR-Baugruppe.[18]
In der Lindenstraße 8, Ecke Gubener Straße, steht ein Haus welches heute vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) genutzt wird. Das Baudenkmal wurde 1830/31 errichtet und als Pfarrhaus der St. Gertrauden-Gemeinde genutzt. 1932/33 wurde das Gebäude um den Seitenflügel an der heutigen Gubener Straße erweitert. In den 1970er Jahren gab es Überlegungen der Stadt das Gebäude abzureißen, was durch die Kirche verhindert werden konnte. Nach umfangreichen Bauarbeiten wurde das Gebäude 1991 als Jugendzentrum des CVJM eröffnet. Das Gebäude wurde im klassizistischen Stil errichtet und besitzt ein Krüppelwalmdach mit geschwungender Gaube.[19]
Die Unternehmervilla in der Puschkinstraße 53 war bis 1994 Sitz des Stadtkommandanten der sowjetischen Armee und seines Stabes und steht unter Denkmalschutz. Bis 1946 lautete die Anschrift Gelbe Presse 32. Das Haus hat ein Satteldach mit einer Neigung von 55°. Das Gebäude wurde im November 1925 vom Bauunternehmer Alfred Schröter nach Plänen des Architekten Peter fertiggestellt. Am Schlussstein über der Eingangstür befinden sich die Initialen AS des Baumeisters. 1996 wurde das Gebäude saniert und heute (2006) befindet sich dort eine Rechtsanwaltskanzlei.[20]
Die Jugendstil-Villa in der Rudolf-Breitscheid-Straße 13 wurde 1902/1903 nach Plänen des Breslauer Architekten Hermann Wahlich errichtet. Bauherr war der Frankfurter Stadtrat Richard Bauer. Neben den Privaträumen gab es ein Empfangs- und ein Fremdenzimmer. Die Allgemeine Ortskrankenkasse stellte 1927 den Antrag die Räume gewerblich zu nutzen, war also vermutlich im selben Jahr Eigentümer des Gebäudes geworden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen die sowjetischen Besatzer das Gebäude, später wurde es als Haus der Volkssolidarität für Rentner genutzt und heute befindet sich dort wieder die AOK.[21]
Das jüdische Krankenhaus befand sich in der Rosenstraße 36. Der erste Kostenvoranschlag für die Errichtung des Gebäudes wurde am 17. Juli 1834 gestellt und belief sich auf 2.119 Thaler, der zweite erfolgte erst am 28. Januar 1837 mit einer Summe von 3.835 Thalern. Der Bauantrag für das Gebäude wurde am 4. Mai 1837 gestellt. Finanziert wurde der Bau durch die Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Der eigentliche Bau dauerte acht Monate und am 13. Mai 1838 um 11:00 Uhr konnte die Einweihung stattfinden. Das unterkellerte zweistöckige Gebäude war etwa quadratisch mit einer Seitenlänge von etwa 12 Metern. Im Erdgeschoss befanden sich eine Küche, drei Stuben mit je zwei Fenstern und ein Zimmer welches etwa halb so groß war wie die Stuben. Die Aufteilung im ersten Stock war ähnlich, an der Stelle der Küche befand sich hier ein weiteres Zimmer. Im Dachgeschoß lagen zwei weitere Stuben welche wahrscheinlich für die Hausbediensteten vorgesehen waren. Das Erdgeschoß hatte an der Frontseite vier, die obere Etage fünf Fenster. Insgesamt hatte das Krankenhaus eine Kapazität von 15 Betten, je zwei in den Krankenstuben und je eins in den Krankenzimmern.[22]
Der Alte Wasserturm wurde 1872 bis 1874 errichtet. Die Planung unterlag der Leitung des Ingenieurs und Direktor des Wasserwerkes Friedrich Schmetzer (1842-1918). Die Kosten für die Errichtung beliefen sich auf 108.300 Reichsmark. Das Erdgeschoss enthielt einen Raum für einen kleinen Heizkessel, ein Vestibül und das Treppenhaus. Die Räume im ersten und zweiten Stock wurden als Wohnungen genutzt.[23]. Der Hochbehälter hatte ein Fassungsvermögen von 400 m³. 1970 erhielt der Physiklehrer Willi Geiseler den Auftrag den Wasserbehälter entfernen zu lassen und dort ein Planetarium einzurichten. Eingebaut wurde ein Kleinplanetarium ZKP 1 des Optischen Kombinats Carl Zeiss Jena. Genutzt wurde das Planetarium ab 1978 für den Astronomieunterricht. Direkt unter dem Planetarium wurde von der Pestalozzi-Schule ein Fotolabor eingerichtet. Das Planetarium und die Aussichtsplattform sind auch heute noch zu besuchen. Hauptnutzer ist aber der Kindertreff Hobpla des Kinderschutzbundes.[24]
Das Wasserhäuschen in der Leipziger Straße 151-153 sollte ursprünglich die im Bau befindlichen neuen Stadtteile Frankfurts mit Wasser versorgen. Das Gebäude war ursprünglich nur als Wohnhaus der Baugenossenschaft für kleinere Wohnungen konzipiert. Nachdem die anstehenden Probleme mit der Wasserversorgung erkannt wurden erhielt das neu gebaute Haus 1897 auf dem Dach einen Hochdruckbehälter und im Keller die benötigten Maschinen. Allerdings wurde schon kurz nach der Errichtung deutlich, dass diese Einrichtung der Aufgabe nur unzureichend Gewachsen war. Trotz allem wurde der Betrieb erst 1936 eingestellt. Bei der Errichtung war die Anschrift des Hauses Leipziger Straße 83/83a/84. Während der DDR-Zeit wurde diese in Wilhelm-Pieckstraße 258/259 geändert.[25]
An der Karl-Marx-Straße wurde am 4. August 1956 der Grundstein für den Bau von neuen Häusern in der, am Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten, Altstadt begonnen. Die Bebauungsplanung lag beim VEB Hochbauprojektierung Frankfurt. Der Abstand der Bordsteinkanten der Straße beträgt 19,20 Meter und in der Mitte verlaufen zwei Straßenbahnschienen. Die sich gegenüberliegenden Häuser an der Magistrale sind zwischen 42 und 58 Metern von einander entfernt. Die Fertigstellung erfolgte 1963/1964. Die sechs neu errichteten Wohnblöcke besaßen im Erdgeschoß jeweils Platz für Geschäfte. Heute steht der Straßenzug unter Denkmalschutz.[26]
Der Antrag zum Bau des Gebäudes des heutigen Lutherstifts wurde im März 1914 gestellt. Der zwischenzeitlich ausgebrochene Erste Weltkrieg sorgte für eine Beschleunigung des Baus, so dass dieser Ende September als Kaiser-Wilhelm-Stift übergeben wurde. Zu Beginn wurde der Stift als Lazarett genutzt bevor er nach Ende des Krieges, wie ursprünglich vorgesehen, für die Unterbringung von alten Menschen genutzt wurde. Diese Funktion behielt das Haus bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Anschließend war, nach kurzer Nutzung durch die Rote Armee, das Gebäude auf die Gynäkologie und Geburtshilfe ausgerichtet. Später kam eine Neugeborenenstation (Neonatologie) hinzu. Seit der Wende 1989 wird das Gebäude für die Innere Medizin genutzt.[27]
Die Villa Hahn ist ein denkmalgeschütztes Haus in der Heilbronner Straße 19. Das Grundstück wurde 1887 von Eugen Trowitsch, dem Besitzer der Königlichen Hofbuchdruckerei Trowitsch & Sohn, erworben. Das Grundstück, damals mit der Postanschrift Wilhelmsplatz 21, war bereits bebaut. Trowitsch ließ eine Villa, ein Redaktions- sowie ein Wirtschaftsgebäude errichten. Anfang der 1920er Jahre zog das Ehepaar Hahn ein. Die beiden Ärzte wandelten das Redaktionsgebäude in eine Arztpraxis um und praktizierten bis in die 1960 Jahre dort. Frau Dr. Hedwig Hahn, geborene Trowitsch, lebte bis zu ihrem Tod 1980 in dem Gebäude, ihr Mann war bereits 1972 verstorben. In den folgenden Jahren wurde das Gebäude für die Galerie Junge Kunst genutzt. Von 1983 bis 1985 erfolgte eine Umgestaltung und Erweiterung der Ausstellungsräume. Die Galerie zog 2003 um. Heute befindet sich in dem Gebäude die Kanzlei eines Rechtsanwaltes.[28]
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 7. Juli 2006, S. 15
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 13./14. August 2005, S. 17
- ↑ Schneider, Joachim „Vom Exerzierplatz zum Flugplatz“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1995 S. 17
- ↑ Schneider, Joachim „Vom Exerzierplatz zum Flugplatz“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1995 S. 18
- ↑ Schieck, Martin „Ogela“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“, 2. Heft 1994, S. 18
- ↑ Schneider, Joachim „Vom Exerzierplatz zum Flugplatz“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1995 S. 18
- ↑ Schieck, Martin „Ogela“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“, 2. Heft 1994, S. 20-23
- ↑ Schneider, Joachim „Vom Exerzierplatz zum Flugplatz“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1995 S. 20
- ↑ Schneider, Joachim „Eine Kostprobe vom Inferno“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1994 S. 8-11
- ↑ Schneider, Joachim „Vom Exerzierplatz zum Flugplatz“ in „Mitteilungen Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V.“ 1. Heft 1995 S. 20
- ↑ Schneider, Joachim, Eine Kostprobe vom Inferno, in Mitteilungen, 1. Heft 1994, Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V., S. 8-14
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 29./30. April/1. Mai 2006, S. 15
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 12. September 2005, S. 11
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 12. September 2005, S. 11
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 22. März 2006, S. 11
- ↑ Lotter, Friedrich, Entwurzelung und Selbstbehauptung. Schicksale der Frankfurter Juden unter der NS-Herrshaft in der neuen Heimat in Mitteilungen Frankfurt (Oder), Heft 2 1996, Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V. (Hrsg.), S. 3
- ↑ Klemm/Kotterba, Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 19. Oktober 2005, S. 15
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 21. Juni 2006, S. 17
- ↑ Klemm/Kotterba, Treffpunkt junger Menschen, Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 5. Juli 2006, S. 18
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 9. August 2006, S. 15
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 23. August 2006, S. 15
- ↑ Klaus Eichler, Zum Jüdischen Krankenhaus in Frankfurt (Oder), in Mitteilungen Frankfurt (Oder), Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V. (Hrsg.), 1999 Heft 1, S. 17-19
- ↑ Deutsche Bauzeitung, 3. Juni 1876, hier nach MOZ/Frankfurter Stadtbote, 18. Okt. 2006
- ↑ Klemm/Kotterbar, Wenn das der alte Schmetzer wüsste... in Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 18. Okt. 2006, S. 16
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 6. Nov. 2006, S. 16
- ↑ Märkische Oderzeitung, 22. Nov. 2006, S. 16
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 25./26. Nov. 2006, S. 19
- ↑ Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 29. Nov. 2006, S. 16