Justus-Liebig-Universität Gießen
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Justus-Liebig-Universität Gießen | |
---|---|
Gründungsjahr | 1607 |
Hochschultyp | staatliche Landesuniversität |
Ort | Gießen |
Rektor | Prof. Dr. Stefan Hormuth |
Studiengebühren | 205,55 (Beiträge) |
Studiengänge | ca. 150 |
Fachbereiche | 11 |
immatrikulierte Studenten | 21.449 |
Frauenquote | 63,5 % |
wissenschaftliche Mitarbeiter |
2.309 |
Die Universität in Gießen wurde 1607 von Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt als „Academia Gissena“ gegründet und hieß bis 1945 nach ihrem Gründer Ludwigsuniversität oder auch „Ludoviciana“. Bei der Neugründung nach dem zweiten Weltkrieg erhielt sie den Namen ihres berühmtesten Wissenschaftler und heißt seitdem Justus-Liebig-Universität. Die zweitgrößte hessische Hochschule ist die älteste Universität des heutigen Bundeslandes Hessen, die kontinuierlich hessische Landeshochschule war.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Gießener Universität verdankt ihre Entstehung dem Zeitalter der Glaubenswirren um die Reformation und Gegenreformation. Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt gründete die lutherische Landesuniversität, da die benachbarte Marburger Universität (gegründet 1527) mit der Teilung des Landes Hessen 1605 calvinistisch geworden war. Die protestantischen Theologen, die die Wende zum Calvinismus nicht vollziehen wollten, wurden entlassen und begaben sich nach Gießen. Noch 1605 gründete Ludwig V. ein „Gymnasium illustre“ mit angeschlossenem „Paedagogium“ als Überbrückung bis zur Erteilung des kaiserlichen Patents am 19. Mai 1607, durch Rudolf II.. Mit dem Wintersemester 1607/1608 begann der Lehrbetrieb der Academia gissena.
Vom 25. Mai 1625 bis zum 5. Mai 1650 zog die Universität wegen der Pest und des 30-jährigen Krieges nach Marburg, zwischendurch 1633 weilte sie für 12 Monate wieder in Gießen.
Von 1787 bis 1833 lehrte hier der Kameralist und Statistiker August Friedrich Wilhelm Crome, der als Rektor und Mitglied einer sogenannten Kriegskommission den Raub der Universitätsbibliothek durch die französischen Besatzer verhindern konnte. Ende des 18. Jahrhunderts litt die Universität unter den Koalitionskriegen. 1792 dienten einige Universitätsgebäude der Munitionsproduktion[1]. 1796 verzeichnete die Lehranstalt nur noch 36 Immatrikulationen, wobei gerade einmal fünf Studenten sich wirklich in Gießen aufhielten. Damit war der Lehrbetrieb der Universität zum Erliegen gekommen[2].
Im 19. Jahrhundert arbeiteten Wissenschaftler wie Wilhelm Conrad Röntgen und Justus von Liebig an der Universität. Vor allem Letzterem ist der Zuwachs an internationaler Bedeutung in dieser Zeit zu verdanken.
Durch die Veränderungen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Zweiten Weltkrieg wurde die Universität stark verkleinert.
Im Dezember 1944 während der Angriffe auf Gießen wurde ein großer Teil der Universität zerstört. Auch das Hauptgebäude der Universität brannte aus. Der Bereich der Universitätsklinik war besonders schwer betroffen, 42 Treffer gingen in diesem Bereich nieder. Etwa 90 % der Literaturbestände wurde vernichtet. Trotz allem ging der Hochschulbetrieb am 10. Januar 1945 weiter. Der erneute Bombenangriff am 14. März 1945 traf vor allem den Veterinärmedizinischen Bereich. Mit der Besetzung durch US-amerikanische Truppen am 14. März wurde die Universität wieder geschlossen. Am 26. Juni 1945 wurde Karl Bechert Rektor der Universität und trieb den Wiederaufbau der Universität voran. Leider waren die Kontakte zur neuen Großhessischen Regierung eher schlecht und der amerikanische Universitätsoffizier Hartshorne zeigte wenig Interesse am Erhalt der Universität in Gießen. Ende März 1946 wurden die Fachbereiche Philosophie, Theologie und Rechtswissenschaften geschlossen und die Bestände der Bibliotheken an umliegende Universitäten vergeben. Am 13. April 1946 trat Karl Bechert zurück und Cermark wurde sein Nachfolger. Am 27. Mai 1946 wurde die „Justus-Liebig-Hochschule für Bodenkultur und Veterinärmedizin“ eröffnet. 1957 erhielt die Hochschule den Universitätsstatus zurück.
Jahr | Studierende |
---|---|
1980 | 14.366 |
1985 | 17.088 |
1990 | 19.218 |
1995 | 21.298 |
2000 | 19.548 |
2005 | 21.204 |
[Bearbeiten] Gegenwart
Die Justus-Liebig-Universität hat seit ihrer Neustrukturierung 1999 elf Fachbereiche:
- Rechtswissenschaft
- Wirtschaftswissenschaften
- Sozial- und Kulturwissenschaften
- Geschichts- und Kulturwissenschaften
- Sprache, Literatur und Kultur
- Psychologie und Sportwissenschaft
- Mathematik und Informatik, Physik Geographie
- Biologie und Chemie
- Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement
- Veterinärmedizin
- Medizin
Nicht in einen Fachbereich integriert, existieren schwerpunktbildende Zentren, in denen Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche zusammen arbeiten. Das Zentrum für Philosophie und Grundlagen der Wissenschaft und das Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung existieren schon länger. Das Interdisziplinäres Forschungszentrum für Umweltsicherung wurde 1997 eingeweiht, das Zentrum für Medien und Interaktivität besteht seit 2000, das Gießener Graduiertenzentrum Kulturwissenschaften seit 2001. Durch eine hessenweite Schwerpunktbildung wurde 2006 das Gießener Zentrum Östliches Europa gegründet.
Die JLU bietet als Volluniversität über 150 Studiengänge an, die meisten davon werden derzeit modularisiert und auf gestufte Abschlüsse Bachelor/Master umgestellt. Im Wintersemester 2006/2007 studieren 21.449 Studenten an der Universität. Die beliebtesten Studiengänge sind die Betriebswirtschaftslehre, die Ökotrophologie sowie die Lehramtsstudiengänge und die zulassungsbeschränkten Medizinfächer.
[Bearbeiten] Partnerhochschulen
- Kansas State University in Manhattan/Kansas (USA)
- Universität Łódź in Łódź (Polen)
- Universität Wisconsin in Milwaukee/Wisconsin (USA)
- Staatliche Universität Kasan in Kasan/Russland
Mit weiteren Universitäten in unterschiedlichen Ländern bestehen Kooperationen.
[Bearbeiten] Studentische Initiativen
- AIESEC - größte internationale Studentenorganisation
- AKB - Arbeitskreis Börse
- Christen an der Hochschule - Onlineplattform verschiedener stud. Initiativen
- Contact & Cooperation - Studenten in Zusammenarbeit mit Unternehmen
- elsa
- Infotec Giessen - studentische Unternehmensberatung
- Marketing zwischen Theorie und Praxis e. V.
- AG EH.MED.eV - Bundesweite Studentische Initiative zur Verbesserung der Erste Hilfe Ausbildung
- Ethik AG - Studentische Arbeitsgemeinschaft Ethik in der Medizin]
- SMD - christliche Hochschulgruppe an der JLU
[Bearbeiten] Berühmte Persönlichkeiten (chronologisch)
- Ludwig Jungermann (1572-1653), Professor der Botanik und Medizin sowie Dekan der Medizinischen Fakultät und Rektor der Universität
- Johann Georg Liebknecht, Theologe und Mathematiker
- Theodorus Vietor - Theologe (Prof. 1625-1639)
- Johann Jacob Dillen, Botaniker
- Johann Konrad Dippel, pietistischer Theologe und Alchemist; Vorbild für Frankenstein?
- Philipp Ludwig Hanneken, (1637-1706), Theologe
- August Friedrich Wilhelm Crome, (1753-1833), Professor für Kameralistik
- Étienne Laspeyres, Nationalökonom und Statistiker
- Friedrich Ludwig Weidig, Protagonist des Vormärz
- Wilhelm Snell, Jurist und radikalliberaler Politiker
- Ludwig Börne (1786-1837), Dichter, studierte in Gießen
- Ferdinand von Ritgen (1787-1867), Professor der Medizin
- Philipp Friedrich Wilhelm Vogt, Professor der Medizin
- Justus von Liebig (1803-1873), Professor der Chemie
- Heinrich Buff (1805-1878), Schüler Liebigs und Professor für Physik
- Jacob Volhard, Schüler Liebigs und Professor für Chemie, Vater von Franz Volhard
- Carl Vogt, Professor für Zoologie, Reformator der Universität Genf
- Moritz Carriere, Philosoph und Schriftsteller
- Jacob Ludwig Theodor Reh, Präsident der Frankfurter Nationalversammlung
- Georg Büchner, Dichter
- Georg Gottfried Gervinus, Historiker
- Ludwig Büchner, Arzt und Philosoph
- Friedrich Gottlieb Welcker, Professor für griechische Literatur und Archäologie
- Carl Theodor Welcker, Staatsrechtler
- Samuel Adler, deutsch-amerikanischer Rabbiner
- Wilhelm Büchner, Liebigschüler und Fabrikant
- August Wilhelm von Hofmann, Chemiker
- Rudolf von Jhering (1818-1892), Professor des Rechts
- Hugo von Ritgen (1811-1889), Inhaber des Lehrstuhls für Architektur und Ingenieurwissenschaften sowie Präsident der Universität im 19. Jahrhundert
- Friedrich August Kekulé von Stradonitz (1829-1896)
- Alfred Clebsch (1833-1872), Mathematiker
- Eberhard Schrader (1836-1908), Orientalist
- Wilhelm Liebknecht (1826-1900), deutscher Politiker, Gründungsmitglied der SPD
- Moritz Pasch (1843-1930), Mathematiker
- Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923), Professor der Physik, Nobelpreisträger
- Otto Behaghel, Germanist
- Wilhelm Sievers (1860-1921), Professor der Geographie, Forschungsreisender
- Friedrich Engel (1861-1941), Professor der Mathematik
- Paul Drude (1863-1906), Professor der Physik
- Wilhelm Wien (1864-1928), Professor der Physik, Nobelpreisträger
- Paul Kahle (1875-1964), Orientalist
- Kurt Koffka (1886-1941), Psychologe
- Georg Haas (1886-1971), Erfinder der künstlichen Niere
- Willy Moog (1888-1935), deutscher Philosoph und Pädagoge
- Walther Bothe (1891-1957), Professor der Physik, Nobelpreisträger
- Christian Gerthsen (1894-1956), Professor der Physik
- Wilhelm Hanle (1901-1993), Professor für Physik
- Bernhard Grzimek (1909-1987), Tierarzt, Tierfilmer, Autor und Herausgeber von Tierbüchern
- Dietrich von Denffer, Botaniker, Lehrbuchautor, Dekan der Naturwissenschaftlichen und der Naturwissenschaftlich-Philosophischen Fakultät
- Konstantinos Simitis, Professor für Handels- und Bürgerliches Recht an der JLU, griechischer Ministerpräsident
- Horst-Eberhard Richter, Psychoanalytiker
- Dieter Beckmann, erster Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Psychologie
- Wangari Muta Maathai, Nobelpreisträgerin
- Gottfried Münzenberg, Physiker, Entdecker neuer Elemente
- Fritz Lampert, Medidziner (Professor für Pädiatrie), Gründer der Tour der Hoffnung
- Wolfgang Sandner, Erziehungswissenschaflter
- Hans-Gotthard Lasch, Professor für Innere Medizin
- Brun-Otto Bryde, Juraprofessor, Richter am Bundesverfassungsgericht
- Helmut Ridder, Verfassungsrechtler, Juraprofessor
- Brigitte Zypries, Bundesjustizministerin
- Frank Walter Steinmeier, Bundesaußenminister
- Albrecht Beutelspacher, Mathematikprofessor, Gründer des Mathematikums
- Rudolf Hoppe, Chemieprofessor (synthetisierte 1962 als erster die erste binäre Edelgasverbindung XeF2)
- Claus Leggewie, Politikprofessor
[Bearbeiten] Ehrendoktorwürden
- Der französische Revolutionsgeneral Jean-Baptiste Bernadotte erhielt am 17. Dezember 1798 die Ehrendoktorwürde der Philosophie[4]. 1818 bestieg er als Karl XIV. Johann den schwedischen Thron.
- Kaspar Elm erhielt 1997 die Ehrendoktorwürde.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Justus-Liebig-Universität Gießen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Homepage der Justus-Liebig-Universität
- Geschichte der Universität Gießen
- Werke zur Universitätsgeschichte (Digitalisate/E-Texte)
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Moraw: Kleine Geschichte der Universität Gießen. Ferber'sche Universitätsbuchhandlung, Gießen 1990, ISBN 3-927835-00-5
- Ludwig Brake, Heinrich Brinkmann (Herausgeber): 800 Jahre Gießener Geschichte, 1197-1997. Gießener Anzeiger, Gießen 1997, ISBN 3922300553
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ 800 Jahre Gießener Geschichte, S. 106
- ↑ 800 Jahre Gießener Geschichte, S. 105
- ↑ Der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen (Hrsg.): Bericht des Präsidiums, 02.Februar 2005
- ↑ 800 Jahre Gießener Geschichte, S. 107 und Bernadotte als Gießener Ehrendoktor
Koordinaten: 50,58° N, 8.67° O
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