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Nebelhöhle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Nebelhöhle ist eine Tropfsteinhöhle auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Sie liegt auf den Gemarkungen der Gemeinden Sonnenbühl (Ortsteil Genkingen) und Lichtenstein im Landkreis Reutlingen.

Die Nebelhöhle
Die Nebelhöhle

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geologie

Die Nebelhöhle liegt im Weißen Juradelta unter einer Kuppe in der Nähe des Albtraufs. Die derzeitig bekannte Gesamtlänge ist 830 Meter, wovon 480 m für Besucher erschlossen sind. Die Sohle der Höhle liegt in etwa 780 m ü. NN.

Die Nebelhöhle weist beeindruckend große Gangquerschnitte auf. Es handelt sich um eine sehr alte Höhle, was daran zu sehen ist, daß die Trockentäler der Umgebung tiefer als die Höhle liegen. In den niedrigen Höhlenteilen bemerkt man zahlreiche Deckenkolke. Weiter sind angewitterte Wände mit kreidiger Oberfläche (bis 1 cm tief) zu sehen. In einigen Hallen trifft man gewaltige Versturzblöcke an. Besonders eindrucksvoll ist ein riesiger Block über dem Gang. In der Hallenmitte reihen sich trichterartige Vertiefungen aneinander.

Die Nebelhöhle weist vor allem prächtige Bodentropfsteine auf. Besonders die zweite Halle, zu der man im Eingangsbereich durch einen regelrechten „Tropfsteinwald“ gelangt, wobei sogar ein mannshoher Tropfstein mitten im Weg steht, flößt dem Besucher die Ehrfurcht vor einer anderen und vor allem vor einer viel älteren und scheinbar zeitlosen Welt ein. Unterhalb von Kaminen findet man vereinzelt Sinterkaskaden.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Das Nebelloch

Das Nebelloch der Nebelhöhle (blauer Lichtpunkt), das ins Freie führt.
Das Nebelloch der Nebelhöhle (blauer Lichtpunkt), das ins Freie führt.

Im Jahr 1486 wurde erstmals das „Nebelloch“ erwähnt. Das „Nebelloch“ ist eine Felsspalte in der Höhlendecke, durch die Tageslicht in die Höhle fällt, und die sich heute in der letzten Halle der Höhle befindet. Weil die Menschen beobachteten, wie insbesondere im Winter Nebel aus diesem Loch aufstieg, wurde das Loch Nebelloch genannt. Die Benennung erfolgte in einer Zeit, als man Berge, Wälder und vor allem unbekannte Löcher, die in ungewisse Tiefen führten, mit allerlei Geistern und Dämonen besiedelte. Das Nebelloch war nun eines dieser Verbindungsportale der Unter- mit der Oberwelt und als solches nicht geheuer.

[Bearbeiten] Der Name der Höhle

Dabei lässt sich das Phänomen des Nebels, der aus dem Loch aufsteigt, einfach erklären: Die Höhlentemperatur beträgt das ganze Jahr über rund 8 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit rund 90 %. Ist es im Winter draußen recht kalt, so steigt die warme Luft aus dem Innern der Höhle nach oben auf - im Gegenzug fällt kalte Luft von draußen durch die Öffnung in der Decke. Beim Austritt an die kalte Umgebungsluft kondensiert das Wasser der feuchten Höhlenluft, es bildet sich Nebel. Als man nun die Höhle durch das Nebelloch entdeckt hatte, lag die Benennung als „Nebelhöhle“ auf der Hand.

[Bearbeiten] Entdeckung der „Alten Nebelhöhle“

Die Höhle entdeckte man jedoch erst im Jahr 1517. Angeblich soll ein Jäger ein Reh gejagt haben, das, getroffen von seinem Pfeil, durch das Nebelloch hinabfiel. Der Jäger kletterte, vermutlich nachdem er Freunde und Seile herbeigeholt hatte, hinunter und entdeckte so die Höhle. Vor dem Hintergrund der gläubischen und abergläubischen Zeit der Frühen Neuzeit, in die, anders als oft geschrieben und angenommen, das düstere Kapitel der Hexenverfolgung fällt (und nicht ins Mittelalter), muss man sich das Hinabsteigen in ein unbekanntes Loch, ins Erdinnere, ohne recht zu wissen, wie tief man steigt und was einen dort erwartet als mutige Entdeckertat vorstellen.

[Bearbeiten] Die Nebelhöhle gewinnt an Popularität

Da sie aber „ein mühsamer und beschwerlicher Schlupf“ war, wurde sie bis zum 19. Jahrhundert überwiegend nur von Gelehrten besucht. Das änderte sich 1803 nach der Besichtigung durch Kurfürst Friedrich I. von Württemberg, dem späteren König Friedrich I. für den ein bequemer Eingang, Treppen und Wege geschaffen wurden. In der Folge nahm der Andrang auf die Höhle zu, so dass 1804, für den zweiten Besuch des Kurfürsten, eine große Beleuchtung in der Höhle installiert wurde. Daraus entwickelte sich das auch heute noch am Pfingstmontag stattfindende Nebelhöhlenfest. Gesteigert wurde das Interesse an der Nebelhöhle noch durch Wilhelm Hauffs Roman Lichtenstein, in dem Hauff den landflüchtigen Herzog Ulrich in der Nebelhöhle Aufenthalt nehmen ließ.

[Bearbeiten] Herzog Ulrich in der Nebelhöhle

Herzog Ulrich von Württemberg war einer der großen Landesfürsten, die um das Jahr 1500 damit begannen, Territorialstaaten zu schaffen. Die Freie Reichsstadt Reutlingen war ihm dabei ein Dorn im Auge, lag sie doch mitten in seinem Gebiet, gehörte aber nicht seiner Herrschaft an. Diesen „Fremdkörper“ galt es zu beseitigen (zumal Reutlingen als Reichsstadt eine wohlhabende Handelsstadt war und der Herzog ständig mit Geldnöten zu kämpfen hatte - erst 1514 war aus der Einführung einer Verbrauchssteuer (ähnlich der heutigen Mehrwertsteuer) auf Fleisch und andere Güter der Aufstand des Armen Konrad, ein Vorläufer des Großen Bauernkriegs von 1525, ausgebrochen).

Nach dem Tod Kaiser Maximilians I. Ende Januar 1519, der als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation oberster - und einziger - Herr der Reichsstädte war, sah der Herzog seine Zeit gekommen, belagerte Reutlingen und nahm die Stadt nach 8 Tagen ein.

Jedoch trat nun der Schwäbische Bund in Aktion, eine Vereinigung kleinerer Fürstentümer und vor allem von Reichsstädten. Reutlingen, ein Mitglied, hatte um Bundeshilfe gebeten. Der Schwäbische Bund rüstete ein gewaltiges Heer an Landsknechten und fiel in den Besitzungen des Herzogs ein. Ulrich musste weichen und fliehen.

Im März des Jahres 1519 soll er sich an geheimem Ort versteckt gehalten haben. Viele nehmen die Nebelhöhle als diesen geheimen Ort an, wo er sich rund zwei Wochen tagsüber aufgehalten haben soll, nachts dagegen auf dem nur 4 km entfernten Schloss Lichtenstein.

Besonders durch den 1826 veröffentlichten Roman Lichtenstein von Wilhelm Hauff, der bald zum Bestseller wurde und noch Anfang des 20. Jahrhunderts sogar an norddeutschen Gymnasien gelesen wurde, erlangte der Aufenthalt des Herzogs in der Nebelhöhle Berühmtheit. Noch heute ist ein Teil der Höhle nach dem Herzog als "Ulrichshöhle" benannt.

[Bearbeiten] Die „Neue Nebelhöhle“

Die Entdeckung einer Fortsetzung der Höhle durch W. Kopp und K. Rau 1920 führte zum Bau des heutigen Höhleneingangs. Der bisher bekannte Teil der Höhle, jetzt als „Alte Nebelhöhle“ bezeichnet, lag nämlich größtenteils auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Lichtenstein, der neu entdeckte Teil dagegen auf der der Ortschaft Genkingen. Die Genkinger begannen also noch im Entdeckungsjahr 1920 ihren eigenen Teil der Höhle zu erschließen und rechtzeitig zum Nebelhöhlenfest 1921 war der Eingang fertiggestellt. Im Laufe der Zeit setzte sich der Genkinger Eingang wegen seiner besseren Lage und Erreichbarkeit durch. Heute begeht man „Alte“ und „Neue Höhle“ in einem Durchgang, zunächst den neuen, dann den alten Teil, so dass man chronologisch verkehrt durch die Höhle geht.

[Bearbeiten] Der abgesägte Tropfstein

In der letzten Halle befindet sich, ganz in der Nähe des „Großen Sees“ der sogenannte „Abgesägte Tropfstein“. Dieser Tropfstein war der größte der gesamten Höhle, über 4,50 m hoch, ein Stalagnat, der Höhlenboden und Decke verbindet. Man sägte ihn ab für die Restaurierung des Neuen Schlosses in Stuttgart, das durch den Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Experten hatten festgestellt, dass die großen Schmuckfelder im Treppenhaus des Neuen Schlosses mit Tropfsteinschmuck aus den Höhlen der Schwäbischen Alb gefüllt waren. Diese Schmuckfelder im Original wieder herzustellen, brauchte man einen großen Tropfstein, so dass sich die Restauratoren an die Nebelhöhlenvereinigung wandten - offensichtlich mit Erfolg. Im Jahr 1961 sägte man den Tropfstein ab und verwendete die Scheiben für Schmuckfelder der Wandverkleidung im Treppenhaus des Neuen Schlosses in Stuttgart.

[Bearbeiten] Höhle und Kunst

Im Jahr 2003 besuchte der Stuttgarter Künstler Michael Lesehr die Nebelhöhle und zeichnete in ihr in tagelanger Arbeit 4 Bilder einer Höhlenserie.

[Bearbeiten] Tourismus

[Bearbeiten] Besucher

Mit zwischen 50.000 und 60.000 Tagestouristen pro Saison zählt die Nebelhöhle etwa halb so viele Besucher wie die benachbarte Bärenhöhle. Diese beiden sind neben dem weit bekannten Schloss Lichtenstein beliebte Ziele für Tagesausflügler in der Region und gelten als die meistfrequentierten Schauhöhlen der Schwäbischen Alb.

Über 141 Stufen steigt man in die Nebelhöhle ein. Sie ist damit nicht geeignet für Rollstuhlfahrer oder Menschen, denen Treppensteigen schwer fällt. Dagegen ist die Bärenhöhle ebenerdig zugänglich und besitzt auch im Innern der Höhle erst ab der fünften Halle wenige Stufen.

[Bearbeiten] Informationsmaterial

Zur Nebelhöhle gibt es Erklärungsheftchen mit s/w-Bildern. Seit 2005 kann man auch eine CD zur Höhle kaufen, die in vielen Bildern und Texten einen virtuellen Rundgang durch die Höhle bietet (und Grundlage dieses Artikels ist, vom Autor genehmigt).

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 48° 25' 1" N, 9° 13' 15" O

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